Das alte Thema: Gage oder was ist die Musik wert?

Franzl

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Nach der Coronazeit war man froh, wenn es gewisse Lokole überhaupt noch gab und man spielen „durfte“. Man denkt sich was soll’s, und macht das Spiel der Wirte und Veranstalter mit. Man macht’s für das Bild in der Zeitung, auf Instagram oder Facebook, für Klicks u.s.w. Zwischenzeitlich kriege ich aber so innerlich ein bisschen Hals, wenn Veranstalter beim Booking wegen m.E. äußerst niedrigen Beträgen grundsätzliche Probleme machen.
Wir haben ein GEMAfreies Set aus ausschließlich eigenen Liedern, und halten mit den Acts, die bei den selben Lokalen oder Veranstaltungen bestimmt nicht kostenlos auf der Bühne stehen, musikalisch mindestens mit.
Nun also die Frage, was verlangt ihr? Oder was ist Musik wert?
 
Uns geht es so, wie du es beschrieben hast. Wir sind mittlerweile dazu übergegangen, selbst Veranstaltungen zu organisieren und dafür Fördermittel zu beantragen. Das ging eine kleine Weile auch ganz gut, da es einiges an Corona-Föerderung im Kulturbereich gab.
Jetzt spielen wir gelegentlich "für 'n Hut", was ich - je nach persönlicher Stimmung- tendenziell erniedrigend finde.....
 
Wir haben uns aufs "Hobby" zurückgezogen. Wir haben alle unser Einkommen außerhalb der Musik und keine großen Ambitionen mehr. Überwiegend spielen wir auf selbst organisierten Gigs in Metalkneipen, Bikertreffen, privaten Geburtstagen, oder geförderten Kulturfestivals. Ne Aufwandsentschädigung, frei Essen und Trinken und evtl. ne Folgeveranstaltung ist immer irgendwie drin. Ansonsten gehts gegen die Tür. Dafür haben wir eben auch Auftritte, die uns für das ganze Gedöns im Proberaum entschädigen und im Grunde auch Bandwerbung sind.
Am Jahresende wird vom übrig gebliebenen Geld ne große Party für unsere Familien und Freunde gefeiert, denn die haben oft auch auf uns verzichten müssen.
 
Um es richtig einzuordnen: wir betreiben absolutes Hobby und haben darüber hinaus keine Ambitionen. Wahrscheinlich brauche nur eine Bestätigung, dass wir nicht die einzigen sind, denen es so geht.
 
Nix. Oder: nix mehr. Früher, also damals, kurz nach'm Kriiiich, da war sowieso alles besser. Man muss aber auch mal festhalten: Mit dem Sound der Dorfkappelen von anno Dunnemals lockt man heute und zurecht niemanden mehr hinterm Gebüsch hervor. Das Mucker / Cover / whatever - Nachgespiele hat sich erledigt. Der DJ kann das besser und ganz umsonst kann es die eigene Playlist. Livemusiker dieser Bauart braucht niemand mehr.

Es gibt noch ein paar Nischen: Edelklassik für elitäre Veranstaltungen, das darf dann auch mal Jazz sein. Würde ich mich nicht drauf verlassen, die Geschmäcker ändern sich. Ich fand es mit 20 cool, auf dem Geburtstag eines 80jährigen reichen Alten einen Haufen Geld abgreifen zu können. Dass das seine letzte Party war, war mir egal.

Einem jungen Menschen muss man raten: Mach' dein eigenes Ding. Nur dann kann dein Publikum mit dir altern und dich durchfüttern. Oder übe ein schönes Hobby aus, auch das kann deine Lebensqualität enorm verbessern.

Der Rest betreibt Pseudoprofigetue mit all' seinem Equipmentwahn, den tollen Webseiten, der tollen Liveshow, ... Würde da mal jemand normal rechnen, käme raus, dass ohne die Quersubvention aus dem Erwerbsjob genau nichts klappen würde.

Normal rechnen: Anfahrt, Stunden, Material. So in etwa wie der Handwerker es tun muss, um über die Runden zu kommen. Was nimmt ein Elektriker so grob pro Stunde? 40 plus Märchen? Viel weniger nicht. Nehmen wir das mal. Material? Sagen wir mal: 1 Prozent pro Gig als Pauschale. Anfahrt? Wie der Handwerker: umsonst!!! Hahaha. Kleiner Scherz.

Wenn 5 Leute unterwegs sind, sind wir knapp kalkuliert bei 250,- pro Stunde. Abfahrt nachmittags um 4, zurück nachts um 2. Na, komm, wir berechnen nur einen Weg, wir wollen den Kunden nicht verprellen! Also eine Schicht, 8 Stunden zu 250,- pro Stunde. 2.000 Euro, richtig? Genau. Das sollte man ansetzen, wenn man der Meinung ist, die eigene künstlerische Leistung sei so viel Wert wie die durchschnittliche Leistung eines gewöhnlichen Handwerksgesellen. Finde ich angemessen.

NACHTRAG: Wären das übliche Gagen, ginge es den Musikanten ganz gut sofern das Auftragsbuch voll ist. Sie sind aber nicht so wichtig wie z.B. Elektriker. Und es gibt sehr viele davon, das drückt die Preise. Man kann das nicht aufhalten.
 
Ich glaube, man muss klar haben, was man will. Wenn man einigermaßen regelmäßig vor relativ vielen Leuten spielen möchte, sollte man sich auf 's covern verlegen (aber auch das will gekonnt sein). Das Volk will hören, was das Volk kennt!
Macht man sein eigenes Ding, interessiert das vielleicht nicht sehr viele Menschen und Geld ist damit selten zu verdienen. Das steht dann auch nicht mehr so im Fokus.
Wir haben mal als Neil-Young-Cover-Duo angefangen, damals haben wir ziemlich viele Gigs spielen können und ein paar Euro bekommen (nichts was wirtschaftlich vertretbar gewesen wäre). Heute spielen wir eigene Sachen, haben drei EPs veröffentlicht und keinen interessiert es. Aber egal, das ist unser Ding, fühlt sich gut und richtig an!
 
Wenn man einigermaßen regelmäßig vor relativ vielen Leuten spielen möchte, sollte man sich auf 's covern verlegen (aber auch das will gekonnt sein). Das Volk will hören, was das Volk kennt!
Wenn man gut ist, werden eigene Sachen schon noch besucht :D .
Ich habe „damals“ in den 90er bis Anfang. 2000er in Bands nur eigene Musik gemacht. Das war nichts lukrativ, hat aber Spaß und tolle Erlebnisse gebracht, eine gute und kreative Zeit. Wenn man dann alt und in seinen Dayjobs ist, wird das mit der Zeit für Band-Kreativität halt auch echt eng. Heute mache ich mir netten Menschen Covermucke auf ich denke mal angenehmen Niveau, nur mit Songs die wir mögen, haben ein paar Gigs im Jahr und lassen einen Hut rumgehen.
 


Ich denke es gab früher noch mehr Idealisten unter den Veranstaltern, die auch gerne mal Bands engagiert haben, die ihnen persönlich gefallen haben, auch wenn sie nicht die Hütte vollgemacht haben. In den heutigen Zeiten kann sich vermutlichlich kaum ein Veranstalter mehr leisten drauf zu zahlen. :nix:
 
Ja ein altes und bekanntes Thema... meine bescheidene Meinung mit "Pseudoprofigetue" @KammerMusik ... ;-)

Normal rechnen: Anfahrt, Stunden, Material. So in etwa wie der Handwerker es tun muss, um über die Runden zu kommen. Was nimmt ein Elektriker so grob pro Stunde? 40 plus Märchen? Viel weniger nicht. Nehmen wir das mal. Material? Sagen wir mal: 1 Prozent pro Gig als Pauschale. Anfahrt? Wie der Handwerker: umsonst!!! Hahaha. Kleiner Scherz.

Wenn 5 Leute unterwegs sind, sind wir knapp kalkuliert bei 250,- pro Stunde. Abfahrt nachmittags um 4, zurück nachts um 2. Na, komm, wir berechnen nur einen Weg, wir wollen den Kunden nicht verprellen! Also eine Schicht, 8 Stunden zu 250,- pro Stunde. 2.000 Euro, richtig? Genau. Das sollte man ansetzen, wenn man der Meinung ist, die eigene künstlerische Leistung sei so viel Wert wie die durchschnittliche Leistung eines gewöhnlichen Handwerksgesellen. Finde ich angemessen.

NACHTRAG: Wären das übliche Gagen, ginge es den Musikanten ganz gut sofern das Auftragsbuch voll ist. Sie sind aber nicht so wichtig wie z.B. Elektriker. Und es gibt sehr viele davon, das drückt die Preise. Man kann das nicht aufhalten.

Wenn man es so banal rechnen würde stimmt das, allerdings ist es eben nicht realistisch in der Praxis und das gilt nicht nur für Musiker. Ich kenne Physiotherapeuten, Masseuere oder private Pfleger aus dem sozialen Bereich die genau die gleichen Probleme haben. Würden sie alles aufrechnen wie ein Handwerker hätten sie keine Aufträge. Angebot und Nachfrage regelt es und die Gesellschaft legt fest was eine Leistung wert ist. In Deutschland leben wir nun mal in einem eher konservativen, materialistischen und kapitalistischen Land. Ich wohne als Künstler und Freigeist in einer netten Neubauwohngegend in einer Kleinstadt. Ich kenne meine Nachbarn ein wenig, wir begegnen uns freundschaftlich und respektvoll ohne was gemeinsam zu haben. Diese stecken jeden Cent in ihre Eigenheime, ständig wird hier gebaut und erweitert, ein neuer Carport, ein Zaun, neue Fenster, Reinigung des Daches... Keiner hier in der gesamten Straße geht auf ein Konzert oder ins Theater obwohl es mit weniger als 30 Minuten Anfahrt im PKW (den jeder hier hat) die Möglichkeit gebe in allen Sparten. Kultur interessiert die Menschen nicht, ich erfahre es täglich in Gesprächen auf der Straße. Das Radio läuft nebenbei, ja früher ist man mal auf ein Konzert seiner Schulkumpels gegangen, heute sind die Prioritäten woanders. Das schreibe ich ohne Wut oder Groll oder irgendeine negative Abwertung sondern einfach so wie ich es wahrnehme und wie es wohl auch ist. Entsprechend interessieren sich alle für Handwerker anstatt für Musiker und entsprechend liegen die Preise.

Ich glaube, man muss klar haben, was man will. Wenn man einigermaßen regelmäßig vor relativ vielen Leuten spielen möchte, sollte man sich auf 's covern verlegen (aber auch das will gekonnt sein). Das Volk will hören, was das Volk kennt!
Macht man sein eigenes Ding, interessiert das vielleicht nicht sehr viele Menschen und Geld ist damit selten zu verdienen. Das steht dann auch nicht mehr so im Fokus.
Wir haben mal als Neil-Young-Cover-Duo angefangen, damals haben wir ziemlich viele Gigs spielen können und ein paar Euro bekommen (nichts was wirtschaftlich vertretbar gewesen wäre). Heute spielen wir eigene Sachen, haben drei EPs veröffentlicht und keinen interessiert es. Aber egal, das ist unser Ding, fühlt sich gut und richtig an!

Die Musikbranche ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, entsprechend ist das Einkommen verteilt. Auf 999.999 Musiker die von Konzerten alleine ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können kommt eben ein Mulitmillionär der Star geworden ist. Wenn eine lokale Band 20 Euro Eintritt nimmt für einen Clubgig überlegen die Leute sich gut, ob sie das Geld investieren wollen denn mit Getränken und vielleicht etwas vom Merch lässt man da gut 60 Euro an einem Abend. Wenn Elton John 600 Euro für eine Karte nimmt ist es binnen Minuten ausverkauft. Angebot und Nachfrage führt eben auch zur ungleichen Verteilung. Auch das schreibe ich ohne Wut oder erhobenen Zeigefinger sondern eben so wie es ist. Wir Musiker machen weiter weil wir eben dann doch immer den Traum haben in andere Bereiche aufzusteigen. Ein Kollege von mir drückte es mal sehr poetisch aus: "Wir sind nur einen Anruf von der Millionen entfernt." Vielleicht ein bisschen übertrieben aber irgendwo auch richtig.

Der Rest betreibt Pseudoprofigetue mit all' seinem Equipmentwahn, den tollen Webseiten, der tollen Liveshow, ... Würde da mal jemand normal rechnen, käme raus, dass ohne die Quersubvention aus dem Erwerbsjob genau nichts klappen würde.

Der Satz hier klingt sehr hart, weswegen ich ausführlich darauf eingehen möchte. Grundsätzlich ist er richtig, allerdings erwähnt er nicht was viel wichtiger ist als alles Geld der Welt:

Persönliches Lebensglück

Obwohl ich zu den gut gebuchten Leuten meiner Branche/Szene gehöre, einen gewissen Namen habe (nicht 1. Liga aber solide 2.) und viel Spielen kann (wenn ich das will), wäre es schwer allein von Konzerten zu leben. Ich habe keine Probleme offen über Geld zu sprechen, hier also mal ein paar Zahlen:

Die aktuellen Standardgagen von Dienstleistungsmuggen, also Cover/Tribute/Top40 bewegen sich im Schnitt bei etwas zwischen 300 und 400 Euro. Es gibt immer gute Jobs bei Firmen oder Hochzeiten wo mehr übrig bleibt, da kommen auch mal 500, 600 oder 700 Euro pro Nase rum und jeder Mugger hat seine Story von dem einen Abend wo es 1000 gab, auch in der Regel einmal pro Jahr... Aber dann gibt es eben auch das Schützenfest das man eben doch mal spielt da man den Kalender voll machen will, ein Kollege einen um einen Gefallen bittet oder man einfach das Geld braucht wo dann nur 200 oder 250 Euro gezahlt werden. Wer viel spielen will, kann sich die Gagen nicht wirklich aussuchen. Manchmal spiele ich Tourneen wo es nur 150 Euro pro Gig gibt. Dafür habe ich dann 20 Gigs in 25 Tagen, also mache ich es. Alternativ mache ich 3 Gigs in 20 Tagen für 350 Euro. Wo verdiene ich am Ende des Monats mehr? Nicht schwer zu rechnen...

Für Jazz gibt es in der Regel weniger. Viele Musiker machen es aber weil sie Lust drauf haben. Wenn die Jamsession einen Bassisten sucht der spielt solange keiner da ist, dann macht man das an einem Mittwoch Abend für 50 Euro. Man trifft Kollegen, netzwerkt beim Bierchen und ist eben bei nem Gig und nicht zu Hause auf der Couch wo es kein Geld gibt. Sonntags morgens ist selten nen fetter Gig zu spielen (der Südbahnhof in Ffm hat ja zu). Da macht man eben ne Kirchenmugge mit ner Messe für 100 Euro oder nen Jazzfrühshoppen für den selben Preis, vielleicht ein bisschen mehr. Die selben Kollegen die dort Muggen vermitteln dir aber auch nen Job bei ner Firmenfeier wo es 500 Euro gibt für ne Stunde Sektempfang oder eine Konzertreise mit dem Orchester auf einer Chinatour. Auch hier gilt die gesamte Kalkulation.

Ich kann hier natürlich nur für mich sprechen aber aus Erfahrung weis ich, dass 99,9% der professionellen Musiker mehr oder weniger so arbeiten. Es gibt einen kleinen Teil der sich die Gigs aussuchen kann, der immer tolle und hohe Gagen aufruft. Das sind aber lediglich 0,1% und auch hier spreche ich ohne Neid, die allermeisten haben sehr hart gearbeitet um dahin zu kommen und sind auch jahrelang durch die Sche*** gegangen. Der Rest hat keine Möglichkeit Gagen zu verhandeln, du nimmst was dir angeboten wird oder lässt es. Bei einer kurzfristigen Aushilfe ist vielleicht ein bisschen Spielraum drinne wobei auch das meistens nur großzügigere Fahrtkosten sind.

Ich entscheiden schon lange nicht mehr nach der Gage ob ich einen Gig spiele sondern einzig allein ob ich darauf Lust habe oder nicht. Gagen sind zweitrangig denn am Ende geht es mir um den Spaß an der Musik, ansonsten lohnt es sich sowieso nicht. Ich habe aber auch einen langen Leidensweg hinter mich gebracht um dieses Mindset bekommen zu haben. Früher habe ich gemeckert über zu wenig Geld, sich beschwert, lamentiert und schlechte Laune gehabt. Was hat es mir gebracht? Nichts, außer mich unbeliebt bei Kollegen zu machen. Wenn ich heute zu einem Gig fahre bin ich 100% motiviert (na gut, manchmal auch bisschen weniger) und dahinter und mache es, weil ich Lust drauf habe. Geld kommt rum, mal mehr mal weniger aber davon alleine kann ich mir kein Glück kaufen.

Das führt uns aber zur Gesamtkalkulation. Der Begriff "Quersubvention" ist hierfür zwar richtig, jedoch lässt er Aspekte der persönlich-künstlerischen Selbstverwirklichung außen vor. Kann man in Deutschland alleine von Gigs leben? Theoretisch ja aber praktisch nahezu unmöglich. Ich kenne ganz ganz wenige Profis die das tun und wenn ich mir das Leben der Leute anschaue, würde ich es für mich nicht wollen. Die tanzen nämlich wirklich auf jeder Hochzeit, nehmen alles mit, egal ob gut oder schlecht und leben in ständiger Angst vor dem Zusammenbruch des Kartenhaus. Das geht auch ohne Corona gut, man muss nur mal krank werden oder einen Unfall haben. Bis auf die auserwählten 0,1% die mit sehr guten Gagen bei tollen Gigs ein solides Jahreseinkommen bestreiten ist das Gesamtvolumen was ein Leben kostet kaum zu stemmen. Also führen wir Profis eine musikverwandte Tätigkeit aus, um das Gig-Geschäft zu entzerren.

Wie viel das jemand macht hat dabei absolut null mit seiner Qualität als Musiker zu tun sondern allein mit der persönlichen Einstellung. Ich kenne wahnsinnig tolle Jazzmusiker die eben in die Schule gegangen sind um sich ihrer Kunst frei von finanziellen Zwängen widmen zu können. Die Leute hätten locker auf dem freiberuflichen Markt mit Gigs überleben können, hätten dann aber Kommerz machen müssen was sie nicht wollten. Sind sie deswegen schlechter oder weniger Profis als ihre Kollegen die 5 mal die Woche im Musical sitzen? Auf keinen Fall, ich nehme sie sogar als glücklicher und musikalisch befreiter war. Aktuell bereite ich gerade einen Gig mir genau in so einer Jazzband vor. Zwei sind Lehrer an Musikschulen, einer am Gymnasium. Das Niveau ist extrem gut, natürlich nicht auf dem einer Radio-Bigband (aber wer hat das schon) aber gut genug im mit 98% aller Jazzmusiker mitzuhalten. Was jedoch viel entscheidender ist: Eine unglaubliche Spielfreude! Da wenige Gigs im Jahr gespielt werden ist jeder einzelne ein Fest mit bester Vorbereitung, alle künstlerische Kraft wird kanalisiert in den einen Moment gesteckt, das Ergebnis ist überragend. Mit Muggern die 5 mal die Woche spielen ist das anders hier wird "abgeliefert" oder "abgedrückt", zwar auf hohem Niveau aber oft auch seelenlos und langweilig, selbst im Jazz....

Kommen wir zurück zum wichtigsten Punkt: Persönliches Lebensglück!

Jeder muss seinen Weg finden, allgemein im Leben und auch als professioneller Musiker. Meiner ist es z.B. mit ein klein wenig Unterricht (2 Tage die Woche) die Grundkosten zu decken und dann viele Gigs zu spielen. Ich habe es eine Zeit lang ohne Unterricht probiert und das ging, ich konnte alleine von der Musik leben. Das Ergebnis waren 2 Jahre mit 250 Gigs in über 15 Ländern auf 3 Kontinenten. War cool, das Traum des Muggers, heute hier, Anruf und morgen da - aber auch sau anstrengend. Private Kontakte gingen flöten, mein anderes Hobby konnte ich nicht mehr ausführen und irgendwann wurde das Reisen nur noch langweilig, man stumpft innerlich ab. Auch habe ich gemerkt das die Angst vor Ausfällen nie ganz weg geht um das brachte mir innere Unruhe. Zuletzt ging auch die musikalische Qualität flöten, das klingt komisch aber passiert schnell. Da man nur unterwegs ist kommt man nicht mehr zum Üben, also wird man schlechter und liefert nur ab. Das hat mich richtig genervt, anstatt wie früher in Ruhe im Übezimmer sich mit einer Sache auseinanderzusetzen musste ich auf Hotelzimmer die Stunde vor dem Aufbau nutzen um ein paar Tonleiter zu machen. Klingt erst mal cool auf dem Hotelzimmer Bass zu üben, kommt auf Insta ganz toll, ist in der Praxis aber extrem unbefriedigend.

Mit meiner "Quersubvention" kann ich entspannt meine Kosten decken und muss weniger Gigs spielen, dafür kann ich diese dann besser genießen. Ich kann mich unter der Woche vorbereiten und befreiter aufspielen, dazu mache ich mir weniger Sorgen wenn mal was ausfällt. Und nicht falsch verstehen, ich spiele trotzdem 50-80 Jobs im Jahr, also auch nicht gerade wenig. Zusätzlich schreibe ich noch für Amazona was auch noch ein bisschen was einbringt und zeit- wie ortsunabhängig getan werden kann. Und ich habe den Podcast hier der mir zwar finanziell nichts bringt aber große Freude bereitet und Energie gibt, die ich woanders einsetzen kann.

Trotzdem ist mein Leben ein finanzieller Totalschaden! Wenn ich schaue was andere nach Studium verdiene.. da komme ich nicht ran. Ist mir aber egal, ich bin glücklich. Ich habe mein Hobby als Jugendlicher zum Beruf gemacht und stehe jeden Tag auf und freue mich Bass zu spielen (ok fast jeden...). Das kann mir keiner bezahlen, dafür gibt es kein Preisschild.

In diesem Sinne,
Grüße in die Runde vom Hen
 

Ja ein altes und bekanntes Thema... meine bescheidene Meinung mit "Pseudoprofigetue" @KammerMusik ... ;-)





Mit meiner "Quersubvention" kann ich entspannt meine Kosten decken und muss weniger Gigs spielen, dafür kann ich diese dann besser genießen. Ich kann mich unter der Woche vorbereiten und befreiter aufspielen, dazu mache ich mir weniger Sorgen wenn mal was ausfällt. Und nicht falsch verstehen, ich spiele trotzdem 50-80 Jobs im Jahr, also auch nicht gerade wenig. Zusätzlich schreibe ich noch für Amazona was auch noch ein bisschen was einbringt und zeit- wie ortsunabhängig getan werden kann. Und ich habe den Podcast hier der mir zwar finanziell nichts bringt aber große Freude bereitet und Energie gibt, die ich woanders einsetzen kann.

Trotzdem ist mein Leben ein finanzieller Totalschaden! Wenn ich schaue was andere nach Studium verdiene.. da komme ich nicht ran. Ist mir aber egal, ich bin glücklich. Ich habe mein Hobby als Jugendlicher zum Beruf gemacht und stehe jeden Tag auf und freue mich Bass zu spielen (ok fast jeden...). Das kann mir keiner bezahlen, dafür gibt es kein Preisschild.

In diesem Sinne,
Grüße in die Runde vom Hen
Denke mal, dass der Großteil der "Pseudoprofis" das so macht, und wenn man dabei glücklich is, wat will man mehr? Ok ausser reich werden :D
 
Der Satz hier klingt sehr hart, weswegen ich ausführlich darauf eingehen möchte. Grundsätzlich ist er richtig, allerdings erwähnt er nicht was viel wichtiger ist als alles Geld der Welt:

Danke für deinen umfangreichen Widerspruch, der eigentlich keiner ist und möglicherweise auch nicht so gemeint war. Ich muss da aber was klarstellen: Der Titel des Freds fragt nach dem Wert von Musik heutzutage. Genau den habe ich zu beschreiben versucht. Den emotionalen benefit habe ich ganz bewusst außen vor gelassen. Es ging mir nur ums nackte Rechnen. Und da sind wir uns, glaube ich, einig.

Trotzdem ist mein Leben ein finanzieller Totalschaden!

Glaube ich noch nicht mal. Wer von dem, was er hat, auch noch was nach Ghana abgeben kann, hat auf jeden Fall mehr, als er braucht. Und das sollte man mit der gleichen Attitüde vortragen, mit der früher RollsRoyce die Leistung seiner Limousinen angegeben hat: ausreichend.

Noch was: ausgerechnet dir, @Hen , habe ich gar kein Pseudoprofigetue unterstellt. Das war adressiert an all' die Amateurkapellen, die dauernd ihre Professionalität meinen zur Schau stellen zu müssen. Diese Leute haben eine bestimmte Vorstellung davon, was einen richtigen Profimusiker auszumachen hat, und dieser Vorstellung eifern sie nach. Das ist weder verboten noch böse noch verwerflich, funktioniert aber nur quersubventioniert. Der Mukker mit halber Musikschulstelle ist das ganz bestimmt nicht, der kann sich das garnicht leisten.

Und nochwas: hier muss sich niemand rechtfertigen. Für garnix!! Alles, was keinem (bewusst) schadet, ist erlaubt.
 
Vom Profitum, was immer man darunter auch verstehen mag, sind wir weit entfernt.
Die Veranstalter können scheinbar aus einem unerschöpflichen Reservoir an kostenlosen Bands, die einigermaßen abliefern, schöpfen. Mit diesem Weltschmerz werden Enthusiasten wie ich leben müssen.
 
Vom Profitum, was immer man darunter auch verstehen mag, sind wir weit entfernt.
Die Veranstalter können scheinbar aus einem unerschöpflichen Reservoir an kostenlosen Bands, die einigermaßen abliefern, schöpfen. Mit diesem Weltschmerz werden Enthusiasten wie ich leben müssen.
...eben deshalb:
Im allgemeinen halt soviel, wie ihr Leute zieht.

Vor Corona war ich in einer Band, die in meiner Stadt zuverlässig eine Kneipe einen Abend lang gefüllt hat.
Das wussten die Betreiber, weshalb wir gerne gebucht, und auch OK bezahlt wurden...
 
Macht Euch mal klar, daß "wert" weder ein Fakt noch eine Einbahnstrasse ist. Wert ist eine Vereinbarung zwischen mindestens zwei Parteien. Und da gilt immer noch, daß es jeder der Parteien wert sein muss, sich auf den "Wert" zu einigen.

Die mehr oder weniger verhohlene Missbilligung der Profis, daß ihnen die Amateure das Geschäft kaputt machen, ist so alt wie die Klagen über die ungezogene Jugend.

P.S.: @Franzl zu Deiner Eingangsfrage, ich habe mal für mich entschieden nur noch Sachen zu spielen, bei denen die Bezahlung ein Mindestmaß an Respekt ausdrückt, oder die ich privat bewusst schenke. Letzteres halt entsprechend restriktiv.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei der Gage sind immer die Künstler in der Bringschuld: bist du gut, strengst du dich an, machst du auf allen Kanälen Werbung für dich, hast du viele Fans und - vor allem - ziehst du viele Besucher an, dann kannst du auch hohe Gagen verlangen! Alleine die Präsenz auf der Bühne und das Herunterspielen von Liedern, vor fast leerem Raum rechtfertigt keine Gage.
Es gibt Bands, deren Mitglieder sehr viel von sich halten, die sich als besonders musikalisch und talentiert und einzigartig sehen und alleine aufgrund dessen hohe Gagen-Erwartungen haben und nicht für eine Appel und ein Ei spielen, schon gar nicht auf Hut. Das betrifft übrigens den ambitionierten Halb-Amateur-Cover Bereich...
Die Realität sieht dann so aus: eine äußerst unordentliche und unaufgeräumte, sehr schlecht beleuchtete Bühne, obwohl das eingesetzte Equipment meistens überdurchschnittlich teuer und "professionell" ist! Die Setliste ist katastrophal aufgebaut, mit drei Balladen am Stück usw. Die Darbietung ist statisch, oft mit schlechtem Sound, trotz des ambintionierten Tontechnikers, der in der kleinsten Klitsche zwingend dabei sein muß, möglichst mit einer überdimensionierten Anlage, einem Digitalpult und wichtigem Aussehen. In-Ear ist übrigens bei solchen Bands Pflicht, man macht es wie die Großen, selbst im kleinsten Loch... Die Band hat im Vorfeld keine oder fast keine Werbung auf sozialen Medien gemacht, das ist ja die Pflicht des Veranstalters. Es gibt zwar ein Facebook-Profil der Band, mit so 50-60 Freunden, aber das wird fast nie aktualisiert, aus Zeitmangel oder weil sich keiner zuständig fühlt. Auf dem eigenen Facebook- oder anderweitigem Profil mit meistens sehr viel mehr Freunden als auf dem Band-Profil wird keine Werbung gemacht, aus Datenschutzgründen und weil man das nicht vermischen will (obwohl jeder weiß, daß der Bertreffende eine Band hat...)! Noch besser dran sind die Musiker, die gar keine sozialen Medien benutzen, weil böse und Datenschutz usw.!
Mit diesem Voraussetzungen und Leistungen geht die Band nun zu einem meistens ausschließlich wirtschaftlich orientierten Veranstalter und stellt hohe Gagen-Forderungen, auf welche der raffgierige, böse Ausbeuter nicht eingehen will. Jetzt, nach Corona. ist die Lage der Veranstalter noch schwieriger, aber darauf wird nicht eingegangen...
Live-Musik (und Musik allgemein...) ist, war und wird immer ein Geschäft sein, mit wenig Platz für Idealismus und echter Kunst. Sowas muß man sich leisten können! Deswegen sollte man in erster Linie an sich selber arbeiten, um als Gesamtpaket so viel Qualität abliefern zu können, daß sich die geforderte Gage auch rechtfertigt!
 
Nun also die Frage, was verlangt ihr? Oder was ist Musik wert?
Du stellst aber auch intime Fragen ;-). Okay, ich lass mal die Hosen runter: Wenn mich jemand fragt, sind das bei mir 200,-€ für ein bis zwei Stunden mit Vorbereitung plus Fahrtgeld, wenn es weit ist.

Deine Frage ist aber eigentlich, was man bekommt, wenn man fragt, ob man irgendwo spielen kann. Da ist man dann in einer wesentlich schlechteren Verhandlungsposition.

Wenn ich es richtig interessant finde und für mich eine Menge Lust- oder Erkenntnisgewinn rausspringt, spiele ich auch ohne Gage. Ich bin Amateur, möchte meinen Aufwand aber finanziert sehen und mich nicht zu billig verkaufen. Mein eigentlicher Gewinn dabei ist, dass ich schöne Erlebnisse habe und interessante Leute kennen lerne.
Die mehr oder weniger verhohlene Missbilligung der Profis, daß ihnen die Amateure das Geschäft kaputt machen
Das halte ich für Unfug. Und wenn es so wäre, müssten sich diese Profis fragen lassen, welchen Mehrwert es hätte, Profis zu engagieren.
:bier:
 
Zu dem Thema Profis...
Musik ist immer noch eine Kunst und unter bestimmten Voraussetzungen auch nur ein Handwerk.
Studio, klassische Musik, Bigband, Top40 Bands ohne Zeit zum Proben, Begleitmusiker für bekanntere Künstler, das ist Handwerk. Man muss notenfest sein, sein Instrument technisch sehr gut beherrschen, man übt sein gelerntes Handwerk aus, bis hin zum Posing und zu einstudierten Showeinlagen. Sozusagen gelerntes Cool-sein... Da sind Charisma, Leidenschaft, optische Bühnentauglichkeit usw. nicht so gefragt. Musikalisch ist das Niveau meistens hoch bis sehr hoch und es gib ein Publikum, welches das braucht, genießt, schätzt und auch zahlt.
Im halb-Amateur-Cover-Bereich, der vom Stadtfest über private Feiern, Hochzeiten bis zur Kneipe an der Ecke oder dem Biergarten reicht, sind andere Eigenschaften wichtig. Da muss man einfach gut ankommen und Publikum ziehen, nur das wird auch bezahlt! Ist der Saal voll, stimmt meistens auch die Gage und man darf öfters kommen. Wenn ein Profi, der sich in diesen Gefielden verirrt, das nicht schaft, liegt es an ihm. Es nimmt ihm keiner was weg, er hat es nur mit der Marktwirtschaft zu tun...
Ähnlich verhält es sich bei selber komponierter Musik. Wenn es keiner hören will, die Konzertsäle leer bleiben und keiner die Musik kauft, liegt es nicht am Hörer, sondern am Erzeuger. Dann muss man alles überdenken, mehr in Werbung und Außendarstellung investieren und sich selber vielleicht hinterfragen.
 
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