Demnächst im Knast ...

bass_ennyday

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... mit der gesamten Band.

Eigentlich liebe ich ja Gig-Anfragen in ungewöhnlichen Locations, aber nun wurden wir über unseren Booker angefragt ob wir als Support-Kapelle in einer Justiz-Vollzugs-Anstalt (JVA) spielen möchten. Zunächst hörte sich das für mich spannend bis lustig an, aber je mehr ich drüber nachdenke desto weniger bin ich begeistert.

Der Engel in meinem Ohr sagt:
"Ja, mach das, coole Sache, endlich mal etwas kulturelle Abwechslung für die Inhaftierten. Resozialisierung durch Rock!"

Der Teufel in meinem Ohr kontert:
"Eyyy Alter, das Publikum besteht aus kriminellen Mördern(?), Einbrechern(?), Kinderschändern(?), etc. ... da willst du doch nix mit zu tun haben, nicht dort spielen!!"

Nun ist es so dass die Gig-Anfrage während meinem Urlaub rein kam und der Booker und die anderen Bandmitglieder schon zugesagt haben, für mich quasi: mit gehangen, mit gefangen. ;-)

Nicht falsch verstehen, ich bezeichne mich als sozialen Menschen und spende z.B. Geld an kranke Kinder (Kinderhospiz) oder versorge bedürftige Obdachlose mit Essen oder anderen Sachspenden, zwar nicht super regelmäßig, aber immerhin.
Für Kriminalität habe ich leider wenig oder besser NULL Verständnis, denn hinter den kriminellen Straftaten stehen auch die vielen Opfer welche oft jahrelang oder für immer an den körperlichen und/oder seelischen Folgen krass zu leiden haben. Dann auf der anderen Seite die Häftlinge: sitzen (zu) kurz ein, kommen wieder raus und machen oft(?) weiter wie vorher (klar, das ist jetzt überspitzt formuliert, die Rückfall-Quoten kenne ich nicht). Wenn ich die Urteile mancher Richter in der Presse lese, dann muss ich oft kotzen, Stichwort: "Kuscheljustiz" ... ok, das ist eine komplett andere Diskussion aber so ist meine persönliche und inkompetente Sichtweise.

Mein Kompromiss:
Ich könnte den Gig ja (unter Vorwand) kurzfristig absagen, aber das wäre unehrlich und auch nicht fair. Da dieser Gig bezahlt wird ("Aufwandsentschädigung"), habe ich für mich beschlossen meinen Anteil an "Weisser Ring e.V." abzutreten und werde morgen mit den Bandkollegen diskutieren ob wir das mit der gesamten Gage machen wollen.

Liege ich mit meiner Sichtweise völlig daneben? Zu viele Vorurteile? Berührungsängste? Bin ja nicht 100% abgeneigt, aber auch nicht 100% begeistert, 50/50 ... s.o. Engel/Teufel ...
 
Ich hab früher mit meiner BluesRock Combo mehrfach in berschiedenen Knästen gespielt. Das Publikum ist sehr dankbar und es sitzen eigentlich auch nur Leute da, die sich benehmen können. Die anderen dürfen an solchen Veranstsltungen nicht teilnehmen.
Von daher macht es ruhig. Es ist eine tolle Erfahrung.
Aber ein paar dicke Nachteil gibt es schon.
Meisten s sind die Location in der Messe oder einer anderen nicht gut zu erreichenden Halle. Das heißt schleppen ohne Ende. Wir haben allerdings von den Knackies sogar Tragehilfe bekommen. Nehmt ruhig ein paar Saiten mehr mit. Die nehmen auch gebrauchte Saiten gerne für Ihre Knastband. Aber immer erst dem Personal zeigen. Die werden sonst sauer und dann wirds beim nächsten Punkt schwierig.
Ihr werdet natürlich gefilzt ohne Ende. Uns haben Sie sowohl beim Einfahren in die JVA den Wagen komplett zerlegt und das gleiche beim Rausfahren noch einmal.
Nehmt euch Zeit mit.
 
Bei dir klingt das so, als müsste jeder im Gefängnis bleiben wenn er einmal drin ist. Resozialisierung drauf geschissen.

Ins Gefängnis kommt man nicht wenn man mal nen Lutscher klaut. Aber gleich davon auszugehen Kinderschänder und Mörder vor sich zu haben? Und Einbrecher auf die gleiche Stufe stellen wie die?
Und was heißt hier Kuscheljustiz? Kennst du die Urteile aller derer dir dort einsitzen? Hab in Bekanntenkreis eine JVA Beamtin. Gerade kurz vor Weihnachten werden sich viele wieder das Leben nehmen. Ist es da nicht schöner als Band ein wenig Freude und Abwechslung zu verbreiten?

Und siehe es mal so, du wurdest dann in einer Reihe mit vielen anderen Größen der Musikgeschichte stehen. Zum Beispiel dieser Herr hier


Gibt im Film Walk the Line ne schöne Szene wo der Musikverlag Johnny Cash ermahnt nicht im Knast zu spielen. Seine Zuhörer wären ja schließlich Christen. Er erwidert daraufhin nur das es dann aber keine guten Christen wären wenn sie es verurteilen.
Nur so als Gedanke
 
moin,

keine angst. spiel da ruhig. die inhaftierten freuen sich.
ist doch schön für die leute und zeigt ihnen , dass sie nicht komplett aus der
gesellschaft ausgestoßen sind und dass man an sie denkt.
ich finde schon, dass es ein guter beitrag zur resozialisierung ist.
(wer sich vorher schlecht benommen hat darf bestimmt nicht zu eurem gig...;-))

ich war während meines studiums selber mal im knast: 6 wochen sozialpraktikum.
das war hochinteressant, ich habe die verschiedensten menschen kennengelernt
und viel zeit in der malgruppe verbracht, die von einem psychologen angeleitet wurde.
war 'ne tolle erfahrung.:stolz:

also: jeder verdient eine zweite chance. :-)
 
Und so tun man könnte nicht und die Band alleine lassen? Guck mal in den Thread vorbei
https://www.bassic.de/threads/saenger-schmeisst-2wochen-vor-gig.14864742/
da kann man ungefähr lesen was die Leute über solche Musiker halten. Sei nicht dieser Typ Musiker.

Je länger ich darüber nachdenke um so beschissener finde ich schon alleine die Gedanken die du teilweise hast. Junge, du hast ne Band die Gigs bekommt. Sogar nen Booker. Ich würde nach über zwei Jahren Suche meine beiden Hoden für ne Band hergeben mit Leuten die zuverlässig sind.
 
Ich war auch schon ein paarmal im Knast - während meiner Rettungsdienstzeit ;-) Die Leute waren um einiges netter und dankbarer als viele "draußen". Von daher:

keine angst. spiel da ruhig. die inhaftierten freuen sich.
ist doch schön für die leute und zeigt ihnen , dass sie nicht komplett aus der
gesellschaft ausgestoßen sind und dass man an sie denkt.
ich finde schon, dass es ein guter beitrag zur resozialisierung ist.

+1
 
Ich hatte schon JVA Köln...sie hatten gesagt, wir bekommen die Jungs.
Wir hatten aber die Mädels und unser Gitarrist/Sänger startete mit den Worten:" Ne Schande, sowas einzusperren!"
Dann ging's ab.

:D

Geiler Gig!
Oh Frauenknast klingt interessant. Auch wenn ich aktuell eher Orange is the New Black als die RTL Serie im Kopf habe bei der Thematik...
 
Wir haben auch schon in JVAs gespielt. Es war zwar etwas umständlich und mit Schlepperei verbunden und zeitlich war es auch strikt begrenzt. Die Akustik war nicht ganz sooooo toll. Aber es hat Spaß gemacht und - wie hier schon mehrfach geschrieben wurde - sind die Leute echt dankbar und honorieren auch total, dass man für sie dort auftritt. Mach' das ruhig...
 

Ist es für dich eine moralische aussage, Im knast ein konzert zu geben? Du unterstützt oder billigst doch damit nicht die taten der häftlinge.

In jedem fall ist der gig eine erfahrung wert, würd ich meinen ...
 
"Eyyy Alter, das Publikum besteht aus kriminellen Mördern(?), Einbrechern(?), Kinderschändern(?),

Och... geht auch in lieb... ein paarmal beim Beförderungsentgelt sparen erwischt werden
und das Bußgeld nicht bezahlen... schon kann man euch kostenlos beim Konzert erleben.:D
Oder Menschen wie Uli, aber es sind nicht sind Alle im Knast so böse und gefährlich wie er.
 
Och... geht auch in lieb... ein paarmal beim Beförderungsentgelt sparen erwischt werden
und das Bußgeld nicht bezahlen... schon kann man euch kostenlos beim Konzert erleben.:D
Oder Menschen wie Uli, aber es sind nicht sind Alle im Knast so böse und gefährlich wie er.
Der Legende nach hat ein Toten Hosen Fan mal ne Scheibe eingeworfen um deren Knast Konzert beizuwohnen. Nur blöd das er nach Köln und nicht nach Düsseldorf gebracht wurde :D
 
die legendären knastkonzerte von cash und king kann man nicht mit einem knastkonzert in deutschland vergleichen. da ging es um andere soziale untertöne. aber macht es ruhig. scheut euch nicht davor, einen song mit kontext zu bringen, "murder in my heart for the judge" jetzt vielleicht nicht, aber "folsom prison blues" ist ne nummer mit der die knackies sicher was anfangen können. aber macht es smooth, beruhigt die meute am ende mit ein paar ruhigen nummern. die beiden cash-konzerte finde ich vom spannungsbogen und der frage "welche songs werden da für welches publikum gesungen" sehr gut.

kurz gesagt: ich würds ohne mit der wimper zu zucken machen. aber ich würde diesem publikum in der vorbereitung des gigs mehr arbeit und aufmerksamkeit widmen.
 

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