Der Bass und die Bundesbahnen

Soulfinger

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Hab ich grade mit dem Newsletter des dem einen oder anderen sicher nicht unbekannten Herrn Georg Breinschmid - www.georgbreinschmid.com - bekommen und dachte mir, es könnte euch interessieren, wie die Österreichischen Bundesbahnen mit arbeitenden Kontrabassisten umgehen:

Zitat:Original erstellt von: Georg Breinschmid

Mitte Juni war ich auf einer Zugfahrt von Tirol nach Wien, mit meinem Kontrabass wie meistens in der Business Class (1. Klasse plus 15€ Aufpreis) reisend, und hatte das grosse Missvergnügen, zwei ÖBB-"Zugbegleiter" zu erleben, die mir auf sehr unfreundliche und bösartige (und dumme) Weise mitteilten, dass ich mit meinem Instrument nicht im Zug fahren dürfte - wohlgemerkt in der BUSINESS CLASS, deren Aufpreis ich extra bezahle, um niemandem mit dem Kontrabass Platz wegzunehmen. Darüber natürlich sehr erbost, schrieb ich gleich tags darauf einen Brief (Link dazu unten) an die ÖBB + eine Kopie desselben an das Verkehrsministerium - um einige Wochen später tatsächlich die Antwort zu erhalten, dass die Mitnahme meines Instruments im Zug nicht gestattet wäre. Als langjähriger Stammkunde - ich fahre seit mehr als 10 Jahren mehrmals monatlich verschiedene Zugstrecken mit Kontrabass, und die ÖBB haben schon sehr schön an mir verdient - wende ich mich nun mal an die Öffentlichkeit, um die Kundenfreundlichkeit, Flexibilität und Intelligenz der ÖBB aufzuzeigen ... Auch wenn ich natürlich schon freundlichere Erlebnisse in österreichischen Zügen hatte - es ist schlicht skandalös, wie z.B. die ÖBB, natürlich aber auch so gut wie alle aktuellen Fluglinien, mit Musikern, die aufgrund ihres Berufes zwangsläufig reisen MÜSSEN (und viel Geld dafür bezahlen), umspringen und permanent nur Missstimmung und Arroganz verbreiten. So nicht, Freunde!
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Nachdem ich auch wenig Verständnis für sowas habe - überhaupt bei den Preisen, die die ÖBB mittlerweile verlangen, dachte ich mir, ich verbreite ein bissl negative Publicity. [:D]
 
Breinschmid - den Blog lese ich ab und an...

Und die Fahrt mit der Bahn - wundert mich überhaupt nicht. Kundenfreundlichkeit ist ein Wort aus alten Zeiten. Mich wundert eher, dass überhaupt noch jemand Bahn fährt.

Die Bahn ist kurz davor Kilopreise x Volumen pro Passagier/Gepäckstück zu verlangen incl. Maulverbot.

Überhaupt bin ich der Meinung, dass die Menschen unter den Bedingungen der Arbeitswelt momentan dabei sind munter überzuschnappen und jedes Maß und Gefühl für Verhältnismäßigkeiten verloren haben. Da wird schamlos gelogen, beschuldigt und abgezockt, dass sich die Balken biegen. Gerade dass man sich noch nicht entschuldigen muss, dass man Bedürfnisse hat und auf dieser Erde wandelt.
Wenn man sich hin und wieder bewußt macht, wie sehr wir bereits zugerichtet sind auf das erlaubte Maß, dann kann einem Übel werden - ebenso, wenn man an Grenzen stößt...wie bei einer Bahnfahrt in der 1. Klasse um niemanden zu stören und gerade dann eine auf den Deckel bekommt. Unerwünscht...unerwünscht...

Kontrabassisten haben auch enorme Probleme beim Transport ihres Instruments im Flieger - siehe R.Garcia-Fons. Man muss schon ziemlich leidensfähig sein als Kontrabassist(in).
Wenn die Menschen aber die Musik hören, dann schmelzen sie dahin - davor aber bitte nicht stören, Krach machen oder Platz beanspruchen.
 
ich hab mich immer mit meinem kontrabass und hocker auf der strecke graz-wien vor das klo gesetzt *g* das waren noch zeiten gottseidank hab ich inzwischen ein auto
 

Ich werd's bei der nächsten Beanstandung mit einer Fremdsprache probieren - oder besteht sogar schon die Vorschrift Deutsch zu srechen?

 
echt eine frechheit!


da ich pendler bin, bin ich des öfters mit zugsbegleitern konfrontiert, die einfach sich einfach rotzfrech gegenüber fahrgästen benehmen.
auch wenn es meinem ansonsten wirklich ausgesprochen gelassenen und gutmütigen naturell widerstrebt, meine taktik ist von 0 auf 100 unter 0,2 millisekunden.

ist einer höflich zu mir und tut seinen job ganz normal, bin ich auch höflich und zuvorkommend.

leider sind aber in letzter zeit extrem viele neue zugsbegleiter aufgenommen worden, von denen viele den grossen zampano spielen.
bedauerlicherweise dürften die neuaufnahmen schon so dringend gewesen sein, dann man dabei verabsäumt hat, kommunikation mit den kunden zu lehren.
wenn mir jedoch einer ungut kommt, dann hänge ich ihm schneller eine goschn an (heisst soviel wie jemanden eine verbale retour-kutsche geben), als er schauen kann.
z.B. vergangene woche: ich sitze mit überschlagenen beinen, lesend im fast leeren zug. meine schuhe berühren die gegenüberliegende sitzbank NICHT und es ist auch noch ausreichend platz dazwischen. eine zugbegleiterin kontrolliert die fahrscheine und ermahnt mich "passen sie auf mit ihren schuhen".
"stimmt, sie haben vollkommen recht, sonst mache ich mir noch selbst die schuhe schmutzig. ich danke ihnen"
sie ist daraufhin sehr schnell verschwunden.

ich bin aber immer ausgesprochen höflich, aber sehr bestimmt, damit kein zweifel aufkommt. ich würde mich auch nicht zu irgendwelchen derben kraftausdrücken hinreissen lassen, auch wenn es teils sehr schwer fällt.
die taktik funktioniert bei mir sehr gut.
 
Je entmachteter sich die Menschen fühlen, desto verrücktere Reaktionen bringen sie. Bei Hunden nennt man das Ersatzhandlung.
Leider funktioniert das bei Menschen nicht anders.
Anstatt dass sie sich gegen üble Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne, hohe Mieten etc. wehren, blaffen sie Leute in "ihrem" Machtbereich an: Zugbegleiter (früher richtiger Kontrolleties genannt) durch prophyllaktisches Zurechtweise (die Schuhe könnten ja die noblen Sitze berühren, der Bass der niemand stört, könnte ja jemand stören und jeder könnte sowieso ein potentieller Schwarzfahrer sein etc.).

Mir geht gerade ziemlich der Deckel hoch, weil die Post (auch ein prima Thema) die Briefe schon gar nicht mehr in die Kästen wirft (dauert wohl zu lange), sondern vor die Haustüre in eine Ecke, wo die Hunde ihr P.... machen. Danke liebe Post! Trari trara, die Pippipost ist da!
Und von wegen pünktlich: Briefe aus den USA kommen dank vereinter, nationalitätenübergreifenden Sparmaßnahmen zum Teil erst nach 14 Tagen, yeah!
 
Die ganze Klasse meiner Kontrabasslehrerin war mal mit den Bässen auf dem Zug. Hat funktioniert ohne Murren seitens der Angestellten. Es warem immerhin 32 Bässe und Personen...
 
wahrscheinlich hatten sie nur angst, dass sie von einer horde aufgebrachter kontrabasser mit bögen gepeitscht und mit stacheln aufgespiesst zu werden.
... und mit einem hartschalenkoffen "etwas verschwinden zu lassen" klingt ja auch nicht so abwegig...
[;-)]


PS:
gestern hat ich wieder meine lieblingszugbegleiterin (die vorher erwähnte) getroffen. ich bin wieder mit überschlagenen beinen im zug gesessen, aber diesmal hat sie mich nur angeschaut und ist wieder schnell verschwunden.[:D]
 
Zuletzt bearbeitet:
erstaunlich, diverse handelsübliche rollkoffer haben inzwischen doch schon k-bass-ausmaße. darf man mit denen auch nicht zug fahren? einfache gegenantwort: "mit diesem gesicht dürfen sie mich auch nicht kontrollieren" das ist zwar persönlich, aber letztendlich die gleiche schiene. und wenn man sich wegen dem gesicht geniert, kann man immer noch über die schuhe herziehen...
frechheit. ich glaube, ich wäre sehr unfreundlich und persönlich geworden. sehr.
 
Gibt's kein Photo von den 32 Bässen mit Personen? Das war bestimmt ein lustige Prozession!
Kein Wunder, dass da niemand einzuschreiten sich traute - Kontrabassiten stehen ja im Verdacht Kraft ohne Ende zu haben und mächtig Kondition!
 

Nein, ein Foto gibts nicht, aber noch erstaunlicher war, dass auch sehr viele kleine Kontrabassisten und -innen dabei waren, welche ihr Instrument nie im Leben selber transportieren konnten. Das war wirklich eine logistische Anforderung.
In der Schweiz ist das Personal meist sehr kundendienlich.
 
Da könnte einem doch glatt einfallen, mal eine Art Kontrabassdemo in der Bahn zu machen - gemeinsam von A nach B fahren, das hätte doch was, oder? So frei nach dem Motto, wenn ihr uns nicht reisen laßt, dann kommen viele.
Schön wär's...träum...
 
Zitat:Original erstellt von: alex_de_luxe

Nein, ein Foto gibts nicht, aber noch erstaunlicher war, dass auch sehr viele kleine Kontrabassisten und -innen dabei waren, welche ihr Instrument nie im Leben selber transportieren konnten. Das war wirklich eine logistische Anforderung.
In der Schweiz ist das Personal meist sehr kundendienlich.
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Wow. Normalerweise fangen doe Kontrolleureraugen doch gerade bei Kindern an zu leuchten.
Letztes oder vorletztes Jahr wurde ein kleine Mädchen mit Cello aus dem Zug geworfen - mitten in der Nacht und abseits von den Haltestellen, weil sie vergessen hatte ihr Monatsticket zu wechseln.
 
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