ich stehe dem konzept musikfernsehen an sich schon eher kritisch gegenüber.
1. da landen wegen dem nötigen video nur die hitsingels.
2. popkultur haben die musiksender grandios neu für uns definiert. eine jugendliche zielgruppe, die man mit allem zukacken kann. ich will nicht wissen, wie groß die werbezeit da inzwischen ist, als ich vor sechs jahren das fernsehen abgeschafft habe, war viva und mtv schon seit jahren so schlimm, daß ich beim zappen immer und ausschließlich werbung erwischt habe. und dann noch der schlimmsten art. ich sag nur handyklingeltöne. dieses scheiß küken. und als irgendwelche geschmacksverwirrten uschis das gut fanden, gab es frösche und sonstigen zoo...
kommen wir nun zum absoluten grauen. die "shows". was jeder privatsender abgelehnt hätte, kam garantiert auf den musiksendern. echtes blut im fernsehen? kein problem. in einer stunde skateshow gab es definitiv ein mal einen offenen bruch zu sehen. mit erstklassigem pädagogischen input. kamera voll drauf, "ey, krass, da kann man den knochen sehen, mach noch mal so...". erste hilfe? fehlanzeige. immerhin lernen wir: sport ist mord. nächste steigerung: jackass. eine horde grenzdebiler idioten zelebriert im fernsehen den verlust sämtlicher zivilisatorischer errungenschaften der letzten zehntausend jahre. dagegen waren ja selbst schlingensiefs experimente mit behinderten in der berliner u-bahn noch erträglich. fazit: extreme amerikanisierung plus untergang des abendlandes. neros abflammen roms oder der hunnensturm hatten mehr von einer kulturleistung. get your gun.
oder die grandiosen liveberichte von großveranstaltungen wie der loveparade oder mayday:
reporter (schreit): "und, ist die stimmung geil hier? bist du gut drauf?"
wummwummwummwummwummwummwummwummwummwummwummwummwummwummwummwumm
völlig überraschter durcher technohonk mit pupillen wie eine sonnenfinsterniss, red-bull-dose und weißem rand an den nasenlöchern, ebenso schreiend: "yeah, schnief, vollgeiley, schniefschnief, geht voll ab..."
wummwummwummwummwummwummdidelidideliwummwummwummwummwummwummwummwummwumm
reporter: "dann schalten wir noch mal rüber..."
wummtschackwummtschackwummtschackwummtschackwummtschackwummtschackwummtschackwumm
anderer reporter: "dj schranzhonk, du legst jetzt gleich in der großen halle auf, wie ist die stimmung?"
dj schranzhonk, vogelnest auf dem kopf, grenzwertig verwirrter blick, nuckelt an einer fast leeren sektpulle: "boa, vollgeilier, schleggleischranzauf, krassesachealder."
anderer reporter: "da wünschen wir dir viel spaß und geh gut ab."
wrumptschick-wrumptschick-wrumptschick-wrumptschick-wrumptschick-wrumptschick-wrumptschick
das war noch investigativer journalismus. unvergessen die szene der ersten liveschaltung in eine mit realen hunderttausend watt beschallten halle (immerhin war die mayday mal das jährliche state of the art event, was beschallung und lichttechnik anging): das mikro überträgt infernalischen lärm, der "reporter" macht phantomime...
wenn ich musik will, will ich dann gleich auch ein bild dazu? nö. bei deezer oder diversen internetradios und dergleichen kann ich musik haben, personalisiert, ohne große leitung, weil gleich auch noch bild übertragen wird. und bei mtv kann man ab und an auch mal ein video sehen, wenns denn sein muß.
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