Gigs spielen ohne Material zu kennen?

[5Bässer]

Hallo Basser,
bin von ner entfernt bekannten Formation angesprochen worden, ob ich kurzfristig aufm Jugendfestival als Basser einspringen kann, es geht um 4 Auftritte über 2 Tage. Denen ist der Bassist ausgefallen. Der Drummer kennt mich.
Die Songs sind mir max, zu etwa 30% bekannt, zum Einüben des restlichen Materials besteht "wahrscheinlich" kaum noch bis keine Zeit, vielleicht kann man die Titel zumindest mal kurz anspielen, aber es ist unsicher. Es sind moderne Songs (mit Gesang) aus der christlichen US-Gospel, Rock- und Worshipszene. Ich tendiere dazu, das Risiko einzugehen, aber was meint Ihr - blind zusagen oder nicht?
[/quote]

 

[Herr K]

Das ist ganz alleine deine Entscheidung.
Dir wird der Mist später hinterhergetragen, wenn du es verbockst.
Kann schon passieren, dass dann mal jemand sagt, ist das nicht der Bassist, der...

Das ist eine Sache wie du dich verkaufen willst.
Wenn du natürlich denkst, du bekommst es hin, dann ist es super für deinen Ruf.
Ach das ist doch der, der so kurzfristig da eingesprungen ist und das wirklich super hinbekommen hat, besser als der richtige Basser von der Band.

Wenn du dich natürlich überhaupt nicht um deinen Ruf scherst, dann mach es und sahn ordentlich Kohle ab.

 

[hawak]

Als Bassist bist du bei solchen Dingen vermutlich der unauffälligste (leider). Von dem her, ich würds machen, wenn du Bock hast und das Risiko böse negativ aufzufallen gering ist. Wenn du als Bassist allerdings bei den Songs im Vordergrund stehst, würd ichs mir überlegen.
Wir hatten mal einen Gig wo unser Sänger die eigenen Texte net mehr kannte und nur noch "lalala" sang oder das Publikum, das saß, singen ließ, weil der Auftritt davor schon eine Ewigkeit her war und wir nicht mehr geprobt hatten. War zwar alles im privaten Rahmen, trotzdem sehr peinlich für die ganze Band.

 

[rabarvek]

Meist sind die Dinge, die man später bereut, die die man nicht gemacht hat.
Das schlimmste, was dir passieren kann, ist, dass du dich voll zum Deppen machst. Das kann dir aber auch mit einer eingeübten Band passieren.
Auf der positiven Seite steht dem eine einmalige Erfahrung gegenüber, die Möglichkeit, dass es richtig gut herauskommt und in jedem Fall ein ausloten und erweitern deiner Grenzen.
Mein Rat: Go for it!

 

[Herr K]

Jo,
also falls du nicht vor hast sowas öfters für Geld zu machen, beziehungsweise regelmäßig und dein "Ruf" dir egal sein kann, dann würde ich es auch machen.
Im schlimmsten Fall, die Akkordfolgen der Lieder auf jeden Fall vorher aufschreiben und dir vor die Füße legen.
Dann kannst du immernoch versuchen zu improvisieren oder wenigstens Grundtöne drunter legen!
Dann merkt das vermutlich eh keiner außer der Band.
Wichtig ist, dass du immer weiter spielst (solange es kein völlige Humbuck ist).
Eine gute Erfahrung ist es allemal.
Vor allem wenn du rauskommst und mal improvisieren musst.
Dann lernst du unter Druck auszusehen als wäre das alles souverän von dir gespielt und gekonnt.

 

[Basscopalypse]

Ich kann ja mal meinen Senf "aus eigener Erfahrung" hier zum Besten geben, da ich in den letzten beiden Jahren einen Gospelchor begleiten durfte.

2006: das Angebot kam kurzfristig (ca. 2,5 Wochen vor dem Konzert) über ein Bekannte eines Bekannten [] und ich hab einfach mal zugesagt. Nach einigen Proben ohne und später mit Chor und viel stressigem, aber äußerst effektivem Üben (es müssen etwa 25 Stücke gewesen sein) kam das Konzert. Ich bin direkt von der Arbeit zur Kirche und hatte nur eine halbe Stunde, bis das Konzert begann. Mein Sound war dementsprechend zu laut, die Band fands aber cool. Bei einigen Sachen hab ich mich durchgequält, vieles ist ziemlich gut, einiges sogar spitze gelaufen.

2007: die Chorleiterin hat mich direkt gefragt, diesmal waren aber noch nicht mal zwei Wochen zum Proben über. Nach einigem hin und her und verschiedenen fehlgeschlagenen Anläufen, solo mit der Band zu proben, hat es dann doch noch einige Male geklappt, bevor es zum Proben mit dme Chor in die Kirche ging. Die Chemie zwischen (anders besetztre) Band, Chor UND Leiterin stimmte diesmal dermaßen, dass es uns alle sowas von mitgerissen hat. Insgesamt musste ich noch mehr Stücke spielen, von denen mir nur wenige aus dem vorhergehenden Jahr noch bekannt waren. Insgesamt müssen das damals (gefühlt) über 30 Stücke gewesen sein. Ich bin nach 17 Uhr direkt von der Uni zur Stellprobe und hatte diesmal etwas mehr Zeit, z.B. auch zum Essen und Chorleiterin mit eben diesem versorgen...[]
Fazit: Wir haben so einen riesigen Applaus bekommen, dass man mein viertaktiges Basssolo (jepp!) nicht mehr hören konnte. Das Konzert lief dermaßen rund, dass wir sogar vom Chor gutes Feedback bekommen haben und ich dieses Jahr wieder gefragt wurde. Leider musste ich aber absagen, da ich keine Zeit hatte. [][V]
Nächstes Jahr dann hoffentlich wieder! []

Ich persönlich möchte genau diese stressigen Momente nicht missen! [][^][]

Gruß

 

[SirusP]

Ich hab ebenfalls schon so eine kurzfristige Veranstaltung gespielt, die ging allerdings mehr in die Hose! Bin für einen ausgefallenen Basser eingesprungen, einmal proben, grober Ablauf war bekannt, Live hab ich mich teilweise gut verzettelt --> Fazit: muss nicht nochmal sein...

 

[bassatuba]

Falls ich mich durchwursteln müsste, könnte ich nicht annehmen.
Ausschlaggebend wäre, welches Noten- und welches Soundmaterial sie mir umgehend zur Verfügung stellen. Und wenn ich dieses als genügend beurteile könnte dann würde ich "Tag und Nacht" einstudieren.

 

[JimmyZee]

Ich glaube, bei Kirchen-Gospel kann nicht soviel Unvorhergesehenes passieren. Das folgt relativ engen Schemata. Wenn du mit diesen - speziell mit dem Blues-Schema - vertraut bist, sag zu. Viel kann nicht schief gehen - meist kommt es bei dieser Musik eh' auf die Attitüde und den Spiritus an . . .
Wenn du Noten lesen (und spielen - ein gewaltiger Unterschied) kannst, mach dir keinen Kopf, das Notenblatt auch vor dich hin zu legen. Ich hab neulich Monitorsound für Matze Reim gemacht, da sind beide Gitarristen auch kurzfristig für die Originalbesetzung eingesprungen. Und haben beide gerockt (naja - zumindest halbwegs) obwohl sie beide "am Blatt gehangen" haben . . .

 

[Jimmy_neu_5745]

Joerg bringt es auf den Punkt. Das Beten hilft, ich spreche aus Erfahrung.
Und du wirst in jeden Fall Positives erfahren. Vielleicht sofort, vielleicht erst in 20 Jahren.

 

[0dB]

auf jeden fall eine hochinteressante erfahrung, soetwas.
ich war anfang des jahres auf einem konzert als besucher. ich kannte einige mitglieder der band und wollte mal hören, was die so machen. als ich ankam sah ich lauter lange gesichter - der basser hatte 1 stunde vorher gerade abgesagt. da wurde ich gefragt, ob ich mitspielen möchte. im ersten augenblick dachte ich, das geht nicht. dann siegte aber die neugierde, ob ich da durch komme. der keyboarder hat mir dann schnell die changes zu den einzelnen stücken aufgeschrieben und los ging´s.
und es war ein total geiles erlebnis. während des gigs war ich natürlich hoch konzentriert. dafür klappten die meisten stücke wirklich sehr gut. mein persönliches fazit. mach ich sofort wieder. das ist eine verdammt gute schule und fühlt sich absolut geil an. und was passiert schon, wenn man mal daneben liegt? den bass kann doch eh kaum ein zuhörer differenziert heraushören

aber erzähl mal wie´s gelaufen ist.