Komposition - Emotion

[Tiefton]

Mich interessiert das Thema "Wie erzeuge ich mit welcher Akkordverbindung welche Emotion"
Das ist sichlich eine sehr komplexe Geschichte, besonders wenn es darum geht den Zustand des Betrachters (bei Filmmusik z zu manipulieren.
Zu diesem Thema hat sicher jeder seine eigenen Erfahrungen (Werbung, Computerspiele, Filme etc).
Also, wer etwas zu diesem Thema beitragen kann sollte es tun - sei es das wissen um bestimmte Songstrukturen und deren Auswirkung aufs Gemüt oder nur eine einfache Akkordverbindung mit einer kleinen Melodie, die ein besonderes Gefühl in einen hochkommen lässt.
(Gemeint ist jetzt nicht die direkte Verbindung
Song -> Erlebnis...so nach dem Motto: <Mädel geknutscht bei .... oder auf der Beerdigung meines Kanarienvogls hörte ich ....) - sondern das was bei Moll - Dur anfängt und bei komplexen stimmungsvollen Film oder Computerspielkompositionen aufhört......
Gibt es in dieser Hinsicht irgendwelche Literatur oder "Regelwerke"?
Ich hoffe ich konnte mich halbwegs verständlich machen.
Tiefton

 

[förb]

meine mich dunkel zu erinnern sowas mal im Musikunterricht gemacht zu haben:

da gibt#180;s glaub ich die mood-technik: die lässt den zuschauer wie du schon gesagt hast in einen bestimmten Gemütszustand verfallen (generell neige ich aber dazu zu sagen daß jeder die musik und deren stimmungen die sie zu vermitteln versuchen unterschiedlich wahrnehmen...ich finde jedenfalls das teiweise dur sich trauriger anhört als moll...wenn ihr versteht was ich meine)
wir haben das so notiert:
akkord - stimmung
moll - generell traurig aber auch spannend (vorallem als m7 akkord wegen des starken aufflösungsbestrebens der septim)
dur - eher fröhlich/beschwingt/lustig
vermindert - Horror aufgrund der dissonanzen; klingt oft unangenehm

du kannst aber auch durch einzelne intervalle stimmungen unterstützen/erzeugen:


Bezeichnung Wirkung
Prime klingt wie ein Ton
Kleine Sekunde starke Spannung
Große Sekunde mäßige Spannung
Kleine Terz schön/traurig, ruhig, Moll-Klang
Grosse Terz schön/fröhlich/"schleimig, Dur-Klang
Quarte leer, schwebend, neutral
Verminderte Quinte seltsam, unbefriedigend
Quinte leer, schwebend, neutral
Kleine Sexte klingt schön, ruhig/getragen, Moll-Klang
Große Sexte klingt schön, Dur-Klang
Kleine Septime schwache Spannung
Große Septime starke Spannung
Oktave klingt fast wie ein Ton


ähnliches gibt es auch noch für die Kirchentonleitern...bin ich aber kein spezialist für...evtl. kann dir jemand anderes weiterhelfen!

gruß
f.

 

[Erbse]

Also da gibt es tolle Harmonielehren, die dir Möglichkeiten für bestimmte Dinge aufzeigen. Zum Beispiel die von Arnold Schönberg, übel umfangreich, total heftig und da beschreibt er genau Effekte und Akkrodverbindungen. Das ist ja sonst echt eine übel kompelxe Geschichte...
...Beispiele: Medianten (also Terzverwandtschaften) : z.B. E C A7 D9 oder so, klingen sehr poppig.
z.B. Cm Ebm Dm Fm oder so, klingen sehr "schaurig"
...usw.

 

[Ahasver]

Und um die Komplexität noch mehr zu vergrößen, möchte ich beisteuern, dass ein Lied von C-Dur in Cis-Dur transponiert eine ganz andere Charakteristik bekommt. Es sind also nicht nur die Akkordverbindungen sondern auch die Tonhöhen, die entscheidend sind. Ich hab mal gelernt, dass aus diesem Grund Modern Talking Lieder alle in Cis-Dur sind, weil es da irgendwie besonders klingt. Ich hab des jetzt zu meiner Ehrenrettung aber nie ausprobiert - also das mit der Tonart von Modern Talking. Das andere mit den verschiedenen Tonarten stimmt auf jeden Fall. Manche Lieder funktionieren transponiert nicht mehr richtig.

Auf der anderen Seite kann man sich natürlich durch Schönberg und Konsorten durchkämpfen, man kann aber auch mal seine eigenen Ohren spitzen und selbst probieren, denn oft wird man durch die vielen Theorien auch "verbildet". Mein Gitarrist schleppt oft Harmoniefolgen an, wo mir als besserem Kenner der Harmonierlehre die Haare zu Berge stehen. Ich wäre aufgrund der Kenntnis der "Gesetze" der Musik, nie darauf gekommen. Also bei all dieser Theorie sollte man am Ende immer noch das Spiel in den Vordergrund stellen.

 

[Rhino]

Zitat:Original erstellt von: Ahasver

Und um die Komplexität noch mehr zu vergrößen, möchte ich beisteuern, dass ein Lied von C-Dur in Cis-Dur transponiert eine ganz andere Charakteristik bekommt. ... Ich hab mal gelernt, dass aus diesem Grund Modern Talking Lieder alle in Cis-Dur sind, weil es da irgendwie besonders klingt.

Ich geh aber davon aus, dass dies eher zurückzuführen ist auf die Klang-Charaktersitik der Singstimme (wie auch bei anderen "akkustischen" Instrumenten, v.a. Bläsern).

Dem Drummer mag es ja egal sein; aber da die C#-Dur-Fertigkeit von z.B. Saxophonisten und Pianisten, locker und flüssig in über das Instrument zu flitzen, i.d.R. hinter C-Dur zurücksteht, habe ich meine eigene Interpretation, warum C# eine andere Klangcharaktersitik in sich birgt []

 

[förb]

Zitat:Und um die Komplexität noch mehr zu vergrößen, möchte ich beisteuern, dass ein Lied von C-Dur in Cis-Dur transponiert eine ganz andere Charakteristik bekommt. Es sind also nicht nur die Akkordverbindungen sondern auch die Tonhöhen, die entscheidend sind.

Das liegt aber an der wohltemperierten stimmung....du könntest dein instrument auch auf verschiedene Tonleitern stimmen, dann würde dieses Phänomen nciht auftreten....nichtsdestotrotz sehr interessant!
Hört man auch am Bass: Greif mal nen C-Dur Akkord auf 3 Saiten und schlag ihn wie auffer Klampfe...hört sich ziemlich vermatscht an, wohingegen es die Gitarre sauber bringt! Akkorde in tieferen LAgen/Frequenzen geben ein anders Feeling wieder als in höheren Lagen/Frequenzen...auch wenn sie den gleichen Grundton haben

Zitat:Und noch eins: Der Rhythmus ist (fast?) ebenso wichtig wie die Harmonien. Traurige Sachen können, mit einem treibenden 6/8tel Rhythmus versehen ganz aufrüttelde Wirkung zeigen, dieselben Harmonien mit einem langsamen 3/4tel hingegen todtraurig und melancholisch klingen.

Als Schöne Beispiel hier die Moldau von Wolf Hoffmann:
Ist irgendwéin berühmtes Kinderlied aber in moll und im 3/4 Takt statt in Dur und in 4/4! Interessantes Hörbeispiel!

So far!
Förb