Musik und Kleidung

bassfritsch

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Ich habe beim Lesen des neuen Bass-Professor in einem Interview folgende Aussage gefunden - siehe Bild - und die hat mich nachdenklich gemacht! Da ich mit und von Musik lebe, beschäftigt mich das Thema Akzeptanz beim Publikum, Optimierung eines Auftritts, Stellenwert von Live-Musik usw. schon von Berufs wegen! Ich mache mir sehr viele Gedanken, wie man das alles verbessern kann, was der Grund ist, weshalb eine Band oder ein Künstler ankommt oder nicht, was wir falsch machen und und und.
Das Thema Kleidung beim Auftritt gehört für mich definitiv dazu! Ich habe mir vorhin die Queen-Doku auf Vox angeschaut und da ist mir sofort ausgefallen, wie ausgefallen die Jungs gekleidet waren, manchmal bis zur Grenze zur Lächerlichkeit! Und doch, es handelt sich um Queen! Solche Beispiele könnte ich noch tausende aufzählen! Ich will nicht damit sagen, daß wir uns jetzt alle so kleiden sollten, aber ich bin der Meinung, daß ein Künstler, in unserem Fall Musiker, sich von der Kleidung her vom Publikum unterscheiden sollte!
Ende der 90-er bin ich bei einer Tanz- und Party-Band eingestiegen. Ich kam von einer guten, aber nicht sehr erfolgreichen Band, bei der die Kleidung relativ egal war. Bei der neuen Band wollte der Band-Leader (und Gründer und Manager der Band...) unbedingt, daß wir alle die gleiche Kleidung tragen, corporate-identity sozusagen! Ich fand die Forderung bescheuert, aber ich habe mich ihr gebeugt, da ich als Neuling keinen Streß verursachen wollte. Es stellte sich aber heraus, daß wir bei unserem Publikum sehr gut ankamen, diese Band wurde ein riesiger Erfolg und sicherte mir über 15 Jahre lang die Existenz! Unsere Band-T-Shirts haben sich tausendfach verkauft und wir haben auf Veranstaltungen Probleme bekommen, weil Gäste sich an der Kasse als Band-Mitglieder ausgegeben haben, weil sie unsere Bühnen-T-Shirts trugen. Ich habe sogar ein Band-Logo erfunden, daß später als Aufkleber auf hunderten von Autos zu finden war, das nur so nebenbei erzählt...
Zusätzlich zu der Kleidung hat bei der Band auch das Äussere allgemein eine große Rolle gespielt. Immer gepflegt, Haare ordentlich geschnitten (aber keine Schlager-Frisuren, soviel Hirn hatten wir dann doch...), aber auch gesittete Umgansgformen auf der Bühne und sogar beim Aufbau usw. Das hat uns sogar Gigs eingebracht, weil die Konkurrenz im Schlabberlook mit derbem Ton aufgebaut hat und der Veranstalter davon nicht angetan war...
Das ist jetzt ein sehr "bürgerliches" Beispiel für die Wirkung von Kleidung auf einer Bühne, aber ich bin mir sicher, daß auch bei Rock, Metal, Blues, Punk, Soul oder so die Kleidung eine wichtige Rolle spielt und oft das Zünglein an der Waage sein kann! Bei meiner jetztigen Schwabenrock-Band achten wir darauf, was wir anziehen, wenn wir auf einer Bühne stehen! Zwar jeder, wie er will, aber dann doch ein wenig "übertriebener" angezogen als ein normaler Bürger auf der Straße! Ich bin mir sicher, daß das Publikum das sogar von einem Musiker erwartet, bewußt oder unbewußt! Wir verkaufen da oben auf der Bühne eine andere Welt, es ist letzendlich eine Show und wir sollte uns auch danach richten.
Was meint ihr dazu? Hat der Mann im Bass-Professor (und ich als sein Befürworter!) recht mit seiner Aussage?
 

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moin,

lemmy hat dazu schlauerweise mal gesagt:

«Willst du ein verdammter Rockstar sein, dann geh da raus und sei gefälligst einer. Die Leute wollen nicht den netten Jungen von nebenan auf der Bühne sehen; die wollen ein Wesen von einem anderen Planeten. Man will jemand sehen, den man im Alltag niemals antrifft.»

und ich persönlich versuche auf der bühne klamottentechnisch auch noch ´ne schippe mehr drauf zu legen als sonst.:-)
aber ich hab´ eh meinen eigenen stil. 8D:gruebel: (ohne schlaghosen sieht man mich nie...:D:stolz:)

aaaber: es kommt halt auch immer auf die musikrichtung an was man da anzieht.
bei einigen bands funktionieren Jeans und t- Shirt, bei anderen müssen pailettenjacke, rüschenhemd und Haarspray her... oder, oder, oder...:D
 
Das alles würde ich definitiv unterschreiben.
Wobei es natürlich stark auf die Musik ankommt. Bei einer Punkband in den weißen Anzügen der Temptations wären sicherlich einige Therapeuten fürs Publikum nötig.
Ich war mal bei einem kleinen Konzert von T.M. Stevens in nem Jazzkeller mit entsprechendem Publikum.
Was soll ich sagen... Eine Erscheinung!
bass-guitar
Er kam rein, hat ne halbe Stunde noch nichts gespielt, aber hatte den Laden komplett im Griff. Alle Augen auf ihn.
Das er Bass spielen kann, war ja sowieso klar.
Hm, kann sein, das da noch andere Musiker waren :nix:
Im Jazz ist es, glaub ich total unwichtig.

Das hat mich hier jetzt tatsächlich dazu bewogen, über ein Bühnenoutfit nachzudenken... Was spezielles bleibt dem Publikum eben im Gedächtnis
 
Zuletzt bearbeitet:
über das thema gabs hier schon zig freds. aber noch mal in kürze: ja.
muddy waters hatte bühnenoutfit. ich hab bühnenoutfit. heftiges makeup, kopfschmuck, handschuhe, korsett... wenn ich so über die straße gehen würde, würden omas den krankenwagen rufen.
 
Ich find Bühnenoutfits meist affig und man sieht den Musikern viel zu häufig an, dass da eine Rolle gespielt wird.
Wenn ich auf 'nem Death Metal Konzert zb 'nen Sänger mit Pandaschminke sehe und man merkt ihm sofort an, dass er abseits der Bühne nicht "Boris Sohn des Cthulu Bringer der Weltzerstörung" genannt werden will sondern einfach nur Boris, dann kann ich die komplette Kapelle nicht mehr ernst nehmen.

Hat die Truppe Zeug an, was offensichtlich ihre Alltagsklamotten sind oder mit dem ich mich identifizieren kann, weil ich es evtl sogar selbst im Schrank liegen habe, ist die Bande sofort sympathisch und die Show wirkt persönlicher, weil das was auf der Bühne passiert den Menschen darstellt, der da musiziert und nicht irgendein Schauspiel, das mit Musik unterlegt wird.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Gute Musik und beeindruckende Musiker sind immer authentisch. Ihre Musik und ihr Auftreten erzählen von ihrer Weltsicht. Kunstfiguren wie David Bowie berühren mich durchaus auch mal peinlich. Geht es euch nicht auch so? :bier:
 
Kommt auch alle paar Jahre das Thema.
Das ist so derart unterschiedlich von total wichtig einen guten Look zu haben bis zu völlig unwichtig bzw ein gezielter aber gewünschter "Nicht-Look" wird auf der Bühne gelebt.
Mit einer Band mit eher "schicker Mucke" haben wir halt auch eher Abend-Gaderobe getragen, mit einer Indie-Radiohead-esquen-Progband, das was wir anhatten und wie man sich wohl fühlt usw.

Bei einer Punkband in den weißen Anzügen der Temptations wären sicherlich einige Therapeuten fürs Publikum nötig.
Sicher? Siehe the Hives:
the_hives-promo-01-2019.jpg

Lasst uns mal darüber nachdenken, warum die Jazzmusiker im Anzug spielen/spielten (?).
Ich hab bei mir beobachtet, dass ich in einem solchen Dress anders spiele (präsenter, bewusster...).
Find finde gerade im jazz ist das sehr divers vom Strickpulli Schluffilook bis Maßanzug, in Künstlern Snarky Puppy bis Herbie Hancock.
Aber wenn man sich in einem guten Dress gut fühlt macht das zumindest mit mir was. Soul Funk und Acidjazz im passenden Anzug gespielt hat sich schon gut angefühlt.

Das Wichtigste ist: Die Klamotte muss mit Haltung getragen werden, man muss sich zwingend darin wohl fühlen, es muss stimmig sein oder bewusst (aber dann auch gut) nicht passen.
 
Die Klamotten sind mit das überflüssigste über was man sich Gedanken machen kann....meine Meinung.
Authentisch zählt und dazu ein gewisses Können....der Rest ist Beiwerk und kann unterstützen....aber wie so vieles im Leben.....kann jeder machen und glauben wie er möchte
 

Wenn ich dürfte, wie ich wollte, würde ich nicht nur die Kleidung nicht dem Zufall überlassen.
Ich freue mich jedes Mal wieder, wenn Menschen sich entscheiden, ihre Zeit und ein bisschen von ihrem Geld zu opfern, um zu den Auftritten einer Band zu kommen, in er ich spiele.
Dafür verdienen sie ein rundum "gutes Erlebnis" und der Mensch hat eben mehr Sinne als nur Ohren.

Was mir vorschwebt, ist mehr so etwas wie eine Inszenierung. Nicht, um etwas vorzuspielen, was "einfach nur Show", billige Sensation ist.
Auch die Wahrheit, das Authentische kann durch eine Inszenierung gestärkt oder verstärkt werden.

Aber die meisten Bands scheitern ja schon an der angemessenen verbalen Kommunikation mit dem Publikum, der Conference, Moderation, den Stage-anouncements
 
Wenn du im Fernsehgarten mit ner ollen Joggingbux aufschlägst

wenn du mit der joggingbuxe irgendwo anders als beim sport aufschlägst, hast du die kontrolle über dein leben verloren. da bin ich mit dem originator des spruches völlig auf einer wellenlänge. männer kleiden sich eh gerne mal wie die letzten hinterwäldler...

aber am ende ist kleidung ja nur ein baustein der gesamtperformance. wenn die band spielerisch schon nur das album notengetreu in laut runternudelt, kann ich mir den scheiß auch daheim antun. so laut wie ich will, das bier ist billiger, ich kann währenddessen all das machen, wofür ich im club blöd angeschaut werde.
entertain me!
bring das fünf-minuten-solo. die nummer, die es nicht auf die platte geschafft hat. raste auf der bühne komplett aus. biete mit show. mit gogogirls und was anderem als dem üblichen schlabberlook.

was rockmusik getötet haben mag, war vielleicht einerseits das völlig abgehobene - aber nicht ne gute show. heute stirbt rockmusik an beliebigkeit und belanglosigkeit.
 
wenn du mit der joggingbuxe irgendwo anders als beim sport aufschlägst, hast du die kontrolle über dein leben verloren. da bin ich mit dem originator des spruches völlig auf einer wellenlänge.
No way. Jogginghose geht neben Sport in jedem gemütlichen Kontext. Dazu zählen Sofa, Gassi gehen und vor allem auch Probe. Nach der Arbeit in die Jogging-Bux, dann ab in den Proberaum, rumhängen, was rauchen, Musik machen... das ist der beste Ausgleich, den es gibt... und damit sehr viel Kontrolle über mein Leben.

Auf der Bühne würde ich das jetzt nicht machen. Da bin ich aber trotzdem klamottentechnisch eher bei alltagsorientiert, weil "authentisch". Wenn ich mich verkleidet fühle, mag ich das nicht. Insofern kommen meine Bühnenklamotten aus meinem normalen Kleiderschrank, und dort auch eher aus der legèren Abteilung, die ich z.B. auf der Arbeit teilweise nicht trage. Mein einziges Bühnen-only-Acessoir ist mein Schweißband, aber das hat einen hohen zweckorientierten Anteil, und ist nur in zweiter Linie Statement.

Generell kommt's aber sicher auch auf die Musik und das Setting an. Bei nettem 90er-Punk oder Indie kannst du das halt auch so machen, weil da "egal" halt auch Attitüde sein kann (voll paradox). In der Glamrock-Band sollte es schon glitzern und auf dem Metal-Festival würde ich jetzt erstmal eher nicht im gelb-grün-gestreiften T-Shirt mit Flipflops auflaufen. Und wenn ich Weihnachten meinen Sohn zusammen mit anderen Gitarren-Schülern im Altenheim beim Wiehnachtslieder-Schrammeln auf dem Bass begleite, zieh ich mir auch mal ein Hemd an.

Also: Kontextbewusstsein wäre mein Schlagwort. Dann ist vieles bis alles akzeptabel.
 
moin,

lemmy hat dazu schlauerweise mal gesagt:

«Willst du ein verdammter Rockstar sein, dann geh da raus und sei gefälligst einer. Die Leute wollen nicht den netten Jungen von nebenan auf der Bühne sehen; die wollen ein Wesen von einem anderen Planeten. Man will jemand sehen, den man im Alltag niemals antrifft.»

Glaub da geht's nicht um Kleidung. Mercury war Rockstar egal ob im karrierten Strampler oder mit Jean und Ruderleibchen.

Die Ausstrahlung ist wichtig und vor allem Unnahbarkeit beim gleichzeitigen Gefühl der Typ da oben sei ein Freund.

Bei einer 10 köpfigen Clubfunkband macht's natürlich was aus, wenn alle den gleichen Anzug anhaben.

Rockstars hatten allerdings über die Jahre soviele Outfits, die Mode wurden, dass man zur Abgrenzung schon extrem in den Kitsch abdriften müsste.
 
Da ich meine letzte Jeans vor >10 Jahren verschenkt habe und nicht gerade in der Arbeitshose auf die Bühne will, ist zumindest "untenrum" schon mal klar: Lederhose und barfuß.
Dazu entweder ein Hemd oder ein T-Shirt mit Aussage.
"Obenrum" fänd ich's schon mal cool, den Gummi weg zu lassen - es wäre aber wohl etwas lächerlich, hinten im Eck zu stehen, als würde man sich nicht zum Headbangen trauen, und Grundtöne zu vierteln... :ugly:
 
Ich habe nur grauschwarze Jeans und ebensolche T-Shirts.
Da halt ich es mit Einstein, der sich nicht von profanen Gedanken über die Klamottenauswahl, von wichtigerem abhalten lassen wollte. ;-);-);-)
 

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