Songwriting in der Band - Bin ich zu ungeduldig?

[Flobert]

Hallo Partypeople!

ich spiele seit März/April diese Jahres wieder mal in einer Band. Wir machen "Modern Rock" im Stil von Tool/Karnivool mit verschiedensten Einflüssen. Durch die einzelnen Hörgewohnheiten der verschiedenen Instrumentalisen entsteht ein Stil-Mix der mir persöhnlich sehr gut gefällt. Für ne "Git/Bass/Drums/Voc-Besetzung" haben wir, meiner Meinung nach, einen sehr guten Bandsound.

Ich habe das Gefühl, dass die Jungs sich ein bischen schwer tun mit dem gemeinsamen Songwriting. In der vorherigen Konstellation wurden die Songs meist von einer Person geschrieben und "fertig" mitgebracht. Der Gitarrist hat mir nach ner Jam erzählt, wie begeistert er davon ist, dass der Basser sich endlich auch mal am Songwriting beteiligt. "So kenn ich das garnicht. Der alte hat immer nur das gespielt was wir von ihm wollten."

Unser Proberaum ist super verkabelt und wir nehmen wirklich alles jedes mal auf (Mischpult, voll mikrofonisiertes Drumset, Rechner mit Recording-Software). Die Sachen liegen dann alle auf einem "Band-Server" zur freien Verfügung.

Was mich aber persönlich ein bischen nervt ist die Tatsache, dass momentan einfach nicht wirklich was geht. Wir proben einmal die Woche und versuchen verschiedene "erjammte" Licks/Riffs/Ideen miteinander zu verknüpfen, kommen aber auf keinen grünen Zweig. In knapp 6 Monaten haben wir jetzt etliche Ideen/Fragmente (>25) gesammelt und 3 fertige Songs geschrieben. Meist entstehen bei jeder Probe jedoch nur noch mehr Fragmente.

Was könnte man also tun um hier voran zu kommen? (Selbstverständlich ist das "Problem" schon bei der Probe bequatscht worden - Es geht hierbei nur um Input von außen)

Als Basser mal daheim nen eigenen Song schreiben, aufnehmen und mitbringen?

Zum alten Muster zurückgehen?

 

[cellkirk74]

Ne eigene Idee mitbringen schadet sicherlich nicht.

Außerdem gibt es eben Phasen, in denen man mal nicht wirklich weiter kommt. In der Regel muss bei aller Basisdemokratie einfach mal einer die Initiative ergreifen und auch den anderen "Anregungen" mitteilen.

Das Gefühl kenne ich im Übrigen gut. Bei uns in der Soulband ist es manchmal ähnlich. Manchmal hilft auch eine textliche Vorgabe, z.B. ein guter Refraintext, um eine Struktur vorzugeben.

 

[pitsieben]

Zum alten Muster zurückgehen?

Aus meiner Erfahrung ein klares Ja.

Wenn ein Song "fertig" in den Raum kommt, bedeutet das ja nicht zwingend, dass der Komponist allen genau sagt, was sie zu tun und zu lassen haben und niemand mehr Einfluss ausüben soll.
Bei uns kommen auch fertige Songs in den Raum, ohne dass mir einer in meine Linien reinquatscht...im Gegenteil...wenn man einen Song nicht selbst gemacht hat, hat man auch genügend Abstand um Veränderungen vorzunehmen, auf die der Komponist nicht mehr unbedingt kommen kann (Solo zu lang oder zu kurz, Bridge fehlt, Tonart kacke, Song zu lang...was auch immer). Frische Ohren helfen und gute Komponisten wissen das.

Ich habe die besten Erfahrungen damit...teilweise stricken wir drei neue Nummern in einer Probe...da fehlt dann noch jede Menge Schliff, aber die Gerüste stehen und es ist meist klar, ob wir die Nummer überhaupt nehmen.

 

[Necrogoat]

Bei uns schreibt der Leadgitarrist mal alles am Guitar Pro und schickt es allen. Und dann kann ma immer noch herumbasteln, verändern oder sonstwas, aber ma hat shco mal a ordentliches Muster und nen Überblick wo es ungefähr hingehen soll in der Nummer.

Kommt auch vor dass alle schon so dermassen damit zufrieden sind dass auch gar nichts mehr geändert wird oder nur noch details

 

[Oli Wan]

mit einem grundgerüst an song in die probe kommen halte ich für notwendig, es mag sich mal ergeben, dass aus einem jam ein ganzer song herauskommt, die regel ist das aber nicht. am schönsten ist halt, einen unfertigen song mit viel spielraum für alle mitzubringen und den dann gemeinsam zu erarbeiten.

 

[Masl]

Moin!

In meiner momentanen Band läuft es wie folgt: Leadgitarrist und Drummer sind die Hauptsongwriter, aber jeder darf seine Tipps abliefern. Die beiden liefern in der Regel ein Grundgerüst als fast fertigen Song, welcher dann von allen (ok, nur von den beiden plus mir und manchmal noch dem Sänger) verfeinert und ausgearbeitet wird. GuitarPro ist auch bei uns eine riesige Hilfe, weil so jeder die Dateien hat und seine Wünsche oder Ideen dementsprechend tabben kann. Wenn der Song dann quasi fertig ist und gemeinsam immer wieder geprobt wird, ändern sich meisten noch viele Details oder es kommen Kleinigkeiten, wie z.B. andere Breaks, hinzu.

3 Songs in 6 Monaten finde ich ok, wenn man einen Anspruch an sich selbst und an die Songs hat. Gerade bei Musik im Stil von Tool schreibt man nicht mal eben bei jeder Probe einen Song...

Deshalb der Vorschlag von mir: bringt "fertige" Songs mit und schaut, was ihr damit machen könnt. Wenn du sagst, dass viele Fragmente vorhanden sind, dann muss man die vielleicht einfach mal zu hause in Ruhe zusammensetzen. Allerdings sollte Kritik der anderen Bandmitglieder immer erlaubt sein, denn wenn man auf seiner Idee beharrt, dann geht das meistens schief. Wieder ein Beispiel meiner Band: wenn einem ein Songteil nicht gefällt, darf er das gerne sagen. Aber es wird gemeinsam entschieden, ob der Teil rausfliegt, geändert wird oder so bleibt. Denn es sollte der Song im Mittelpunkt stehen und nicht das Ego eines einzelnen, der die Songs schreibt. Außer die Songs sind riiiiichtig gut

 

[Flobert]

Holla, das ging aber fix.

Danke für die Antworten.

Die bisherige Songs sind schon ganz gut geworden (durchschnittliche Länge ca.: 5min) und gefallen uns sehr gut.

Da wir jetzt erst mal ne Zeit nicht proben können (ca. 2Wochen) werd ich mich wohl mal wieder an´ Rechner setzen und versuchen einen Song mit Struktur zu erarbeiten, den wir dann nach der "Pause" mal anspielen können. 2 der 3 Songs sind auf ähnliche Art und Weise entstanden.

@Masl : Klar! Konstruktive Kritik ist immer erwünscht und notwendig. Das ist eine der Sachen, die bei uns von Anfang an gut funktioniert.

Mit den Jungs macht Musik machen wirklich Spaß, da man von "Bierdurscht-Blödelei" ohne Probleme auf sachliches Proben umschalten kann.

Übrigens:
Ich zieh meinen Hut vor den Leuten, die sich hinsetzen und die Songs bei GuitarPro reinklopfen. Als ich mal bei ner befreundeten Thrashmetalband aushelfen sollte, wurden mir auch die Tabs vorgelegt. Der Drummer, die arme Sau, hat wirklich alles picobello eingetabbt - genauso wie er´s auch live gespielt hat. Da bin ich zu faul für.

 

[W.A.S.P.chen]

Zusammen Songs schreiben hat bei mir noch nie geklappt. Zusammen Parts erjammen und Ideen sammeln schon, aber wenn dann ein Song draus werden soll, schauen sich alle an und sagen "tja, keine Ahnung, mir fällt so spontan nix ein, was nu?"
Ideen, Abfolgen und Struktur mache ich am besten alleine zuhause, programmiere Billgdrums und nehme was auf, dann hör ich's mir später nochmal an und irgendwann ist "mein" Song fertig, der wird dann rumgemailt und die anderen fummeln dran rum.
So die Idealvariante

 

[Gast68070]

Ich halte es sogar für wichtig das einer des Grundgerüst stellt, weil Musik eben eine Sache des Gefühls(Ausdruck) ist.
Es gibt ja immer Momente in denen mit seinen Bandmembern verschmilzt (bei mir jedenfalls) aber ganz genau dasselbe fühlen oder spürenwie die anderen ist wohl eher schwierig.
Wenn dann alle dran rumdoktern wirds wahrscheinlich so 15 Min. Nummer mit 28 verschiedenen
Teilen und Breaks und und und.......
kann auch Spass machen sehe des aber eher völlig sinnfrei

 

[Necrogoat]

So tragisch is des mim Guitar Pro ned. je mehr Übung ma damit hat desto schneller geht im Endeffekt auch alles

 

[Oli Wan]

hm,mir reicht eigentlich ein text und ein paar akkorde, einmal vorsingen und erklären, wie man sichs vorstellt, und der rest ergibt sich dann. muss nicht immer alles unnötig mit technik verkompliziert werden..

 

[BassDie]

ich versuche mich aktuell mit simpler Technik. EIn Notenschreibprogramm auf dem PC, damit eine Melodie erst einmal festhalten, oder sie auf einem anderen Aufnahmemedium konservieren (Smartphone z.B. Gitarrenpart einspielen) und dann die gesammelten Werke mit zur Probe bringen. Wir haben in meiner Band gemerkt, dass es hilfreich sein kann, gelegentlich mal so etwas wie einen Klausurtag einzuplanen, wo wir neue Ideen miteinander bearbeiten. Manchmal kommt ja wirklich was Brauchbares dabei herum (je weniger Rotwein, desto besser die Ausbeute )

 

[Masl]

hm,mir reicht eigentlich ein text und ein paar akkorde, einmal vorsingen und erklären, wie man sichs vorstellt, und der rest ergibt sich dann. muss nicht immer alles unnötig mit technik verkompliziert werden..

Kommt aber ganz auf die Musik und das Niveau der (Mit-) Musiker an! Ich könnte es mir nicht vorstellen, ohne GP zu arbeiten, denn unsere Songs sind einfach zu lang und haben zu viele unterschiedliche Songteile, als dass man das mal eben erklären kann. Gerade wenn man mit vielen unterschiedlichen Breaks arbeitet und sich wiederholende Songteile dezent ändert, steht man da schnell vor Problemen. Bei manchen Songs reichen Leadsheets oder eine einfach aufgeschriebene Struktur. Aber andere müssen ausnotiert werden.

 

[Flobert]

Hab ja jetzt erstmal ein langes Wochenende vor mir. Da werd ich wohl a bissl was aufnehmen.
Es fliege auch noch einige brauchbare Texte ´rum und Bier ist auch da. Yeah!

 

[jam_bass]

Zusammenarbeiten ist gut. Wenn's aber zum Zerfleddern führt und nur noch zusätzliche Ideen sich ansammeln wie bei euch, dann ist es besser, wenn einer, der es sich zutraut, das Heft ein wenig in die Hand nimmt und Konzepte entwickelt, bzw. arrangiert.
Ausserdem darf man sich nicht wundern, dass eigene Stücke gemeinsam erarbeiten heftig Zeit kostet.

Wir notieren nix aus, wir haben Leadsheets, die immer von der einen oder anderen Einzelperson kommen und gemeinsam ergänzt, verändert, verfeinert werden. Ich persönlich habe dazu meist eine Hörprobe mit Bass und Schlagzeug (Loops) gebastelt, die die Struktur schonmal verdeutlicht.

 

[Necrogoat]

Kommt aber ganz auf die Musik und das Niveau der (Mit-) Musiker an! Ich könnte es mir nicht vorstellen, ohne GP zu arbeiten, denn unsere Songs sind einfach zu lang und haben zu viele unterschiedliche Songteile, als dass man das mal eben erklären kann. Gerade wenn man mit vielen unterschiedlichen Breaks arbeitet und sich wiederholende Songteile dezent ändert, steht man da schnell vor Problemen. Bei manchen Songs reichen Leadsheets oder eine einfach aufgeschriebene Struktur. Aber andere müssen ausnotiert werden.

Genau. Bei uns is zb so, dass fast keine Nummer unter 6-8 Minuten ist, bzw die neuen scho wiederum alle an der 10 Minuten Marke kratzen und selten ein Riff sich in nem Song wiederholt. Von daher könnten wir es uns ohne GP auch ned vorstellen.
Zudem hat es noch den Vorteil dass man (wenn ma so wie zb wir nur ca 1x/Monat proben - ausser vor Gigs) in Ruhe die Nummer daheim üben kann bis zur Vergasung und bis alles perfekt sitzt, dann dauert es im Proberaum meist auch nru noch 2 oder 3 Durchgänge und dann sitzt die NUmmer in der Regel bis auf eventuell a paar Kleinigkeiten die nachträglich noch geändert werden.

 

[Oli Wan]

kommt also offensichtlich auf die musikrichtung an. mit niveau hat das aber nichts zu tun, weder der musiker und schon gar nicht der musik!

 

[Necrogoat]

Was hat nichts mit Niveau zu tun? Die eigenen Nummern mit einem Programm zu schreiben in das man seine Tabulaturen eingeben kann wie Guitar Pro?
Dann erklär mir doch mal warum

 

[Oli Wan]

du zäumst gerade das pferd von hinten auf..

 

[Masl]

kommt also offensichtlich auf die musikrichtung an. mit niveau hat das aber nichts zu tun, weder der musiker und schon gar nicht der musik!

Beim Niveau wollte ich eigentlich nur witzig sein und meine es genau umgekehrt: je schlechter die Musiker, desto besser ist es, wenn man komplett ausnotierte Songs hat. Sonst steigen die gar nicht mehr durch... Das ist zumindest meine Erfahrung.

Was die Musikrichtig angeht... Doch, ich denke schon, dass es auf die Musik ankommt. Einen straighten Rocksong kann man locker als Leadsheet notieren, aber ein kompliziertes Metalstück könnte ich nicht spielen, wenn ich nur die Struktur mit den Akkorden hätte. Aber auch hier zählt wieder das eigene Niveau und das der Mitmusiker. Das gleiche lässt sicherlich auch auf andere Musikrichtungen anwenden.