Viersaiter in Kleinanzeigen

Sub Four

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Berlin
Bassix
ß183.457
Nur neugierig, keine konkreten Kaufabsichten. Kann jemand was zu dem Kontrabass in der Anzeige sagen, was ist das für ein Typ von der Form und dem Holz? Der Korpus sieht eher älter aus und nach Massivholz, die Mechaniken und Schrauben aber eher nach was günstigem modernen? Finde den grundsätzlich ganz schön und wollte irgendwann mal mit Kontrabass anfangen, hatte aber auch die Hinweise wg. günstigem Fünfsaiter und so im Forum gelesen und wenn wird es eh ein Viersaiter.

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/kontrabass/976337086-74-9638
 
Zuletzt bearbeitet:
Hab auf Rückfrage was das Ding kosten soll, einen Preis von 1600 genannt bekommen.
 
Moin, die Kiste in deinem Link ist ein Viersaiter. Da steht auch nichts von wegen 5er oder so. Und das heißt: Der osteuropäische Anbieter kann bis 4 zählen, das ist durchaus positiv zu bewerten!

Ansonsten hast du das Entscheidende schon selbst herausgefunden: Nichts Genaues weiß man nicht. Die Fotos sind, wenn man sie hochzieht, zu verpixelt, da erkennst du keine Details. Ganz grob würde ich sagen: Die Form ist nicht soooo ungewöhnlich, die alten Amatis sehen ähnlich aus mit diesen sehr breiten Schultern. Die Decke wurde aus mehreren Streifen zusammengebastelt, das ist in der Regel KEIN gutes Zeichen, der Boden wiederum wurde mit einer gewissen Sorgfalt gebaut, sieht nach Pappel aus, und das wiederum heißt, dass der Erbauer weiß, worauf die nach alten Bässen Suchenden achten. Der erkennbar geflammte Ahornhals deutet auch eher eine gute Arbeit an, die Mechaniken sind so genannte Holzwirbelmechaniken, besonders alt sehen die nicht aus, ob die gut oder schlecht sind, muss man probieren. Massivholz ist das alles, das ist in dieser Preisklasse aber kein Qualitätskriterium.

Er hat, zumindest so weit man das erkennen kann, ein paar Abnutzungsspuren, allerdings zu wenige, um zu sagen: Das ist ein altes Instrument. Das sieht mir sehr nach (möglicherweise) gut auf Alt gemachter Arbeit aus Osteuropa an, und das heißt quasi immer: Da muss ordentlich nachgeschmückt werden. Es sei denn, er klingt großartig, dann wäre das ein Schnapper. Man hört aber nix auf den Bildern.

So weit so vage. Ich empfehle grundsätzlich, beim Kontrabasskauf das Gehirn einzuschalten. 1.600 Euro wegschmeißen oder mit einem Einsatz von 2.400 Euro in ein spielbares Instrument verwandeln, ist nicht besonders schlau. Ich schicke meine Kandidaten meistens zu Jonas Lohse, der hat aus meiner Sicht die einzig spielbaren Billigbässe in Deutschland auf Lager, oder gleich zum Geigenbauer, da kenne ich ein paar sehr gute. Bei der Wahl des Geigenbauers solltest du dich einfach mal erkundigen, wo die Profis hingehen, ich mache hier keine Werbung für oder gegen egal wen, die zahlen mir ja nichts. Gehirn einschalten: Wer zahlt die Miete für ein üppiges Ladenlokal mitten in einer angesagten deutschen Großstadt? Da gebe ich einen Tipp, den alle E-Basser sofort kapieren: Sadowsky.

Mehr erkennt man nicht. Und lasst euch nicht bekloppt machen: Die wenigsten Geigen, in denen ein Stradivarizettel klebt, sind von Stradivari, und trotzdem gibt es auch Stradivaris von Stradivari! Und kauf´ dir mal ein billiges Fahrrad im Versandhandel und versuche, damit zu fahren, ohne einen einzigen handwerklichen Eingriff vorgenommen zu haben, also Pappkiste auf und los. Mit Versandbässen ist es ähnlich, man sieht nur nicht sofort, dass die Pedale falsch rum montiert wurden.
 
Fünfsaiter ist Unsinn, da war ich gerade in Gedanken woanders als ich das eingegeben hab. Vielen Dank für die ausführliche Antwort :bier: Keine Sorge, ich geh nicht ohne Fachkraft was gebrauchtes kaufen.
 
Ich will mal anfangen mich mit dem Thema mehr zu beschäftigen und Erfahrung sammeln worauf man achten muss. Fachkraft wär dann z.b. emand von den 2-3 Bassbauern die es hier gibt, die muss ich dann nicht alarmieren wenn die Angebote so erstmal keinen Sinn machen. Der Beitrag von Bassprofessor war schon mal super an Details, hat mir einiges gebracht, und für sowas ist ein Forum ja auch da :bier:
 
Also so ganz gewöhnlich sieht das Gerät ja auch nicht aus, ich würde auch auf Osteuropa tippen (Ungarn?). Massenproduktion wird es wohl kaum sein, was die Hölzer angeht bin ich aber auch überfragt. Mehrstreifige Decken sind gerade bei sehr alten Instrumenten auch nicht ungewöhnlich, muss auch nicht unbedingt schlecht klingen. Da ist ja auch ein Brandstempel auf dem Boden, steht da tatsächlich "Mega"? Interessant wäre, ob es eine passende Hülle dazu gibt, könnte mir vorstellen dass man sich da anderenfalls was schneidern lassen muss..
 
also wenn er wirklich alt wäre... dann würde ich mir den flachen Boden noch viel genauer als sonst anschauen. Das ist oft eine Schwachstelle, da sie (je nach Bauqualität) nicht selten dazu neigen, irgendwann einzufallen und das Reparieren eines solchen eingefallenen Bodens durchaus "aufwändig werden" kann. Also die Kante begutachten.. nur mal so als Hinweis ;-)
 
Generell würde ich immer einen Experten zu Rate ziehen wenn man noch nicht so im Thema drin ist. Ich habe selbst 2 mal Glück gehabt als ich noch nicht so ein Auge für Details hatte: einmal wurde mir ein Bass mit einem kleinen, kaum erkennbaren Stimmriss (kommt bei einem niedrigpreisigen Instrument einem wirtschaftlichen Totalschaden gleich) angeboten, ich habe das Instrument zum testen mitgenommen und dann glücklicherweise erstmal einem Geigenbauer gezeigt, der mich dann drauf aufmerksam gemacht hat. Ein anderes Mal wurde mir ein Instrument mit einer stark eingefallenen Decke angeboten, was auch sehr problematisch sein kann. Gerade Stimmrisse habe ich oft bei Instrumenten aus osteuropäischer Massenproduktion gesehen, ist ja auch klar: wer viel und schnell produziert, hat keine Zeit, seine Hölzer Jahre oder Jahrzehnte zu lagern - die dort verarbeiteten Hölzer kommen ein paar Wochen in die Trockenkammer und werden dann verarbeitet. Kein Wunder wenn da nach wenigen Jahren was reißt.
Ich würde nach gesunden älteren Instrumenten schauen, da ist die Gefahr dass man Ärger mit Rissen bekommt, wesentlich geringer!
 

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