Dokumentation Abschirmung Fender Vintera II Preci - mit Audio vorher/nachher

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Ich bin seit kurzem stolzer Besitzer eines Fender Vintera II 60s Precision Basses, der mir unglaublich viel Freude beim Spielen macht! Er hat nur ein Problem: wenn man die Saiten loslässt, sirrt er deutlich vernehmbar. Die vorherige Analyse des Problems hat folgende Ausgangsbasis ergeben:

  • Der Bass sirrt/brummt, sobald man die Saiten oder ein anderes Metallteil des Basses loslässt.
  • Das Sirren wir lauter, wenn man sich mit der Hand der Diskanthälfte des PUs nähert und noch lauter, wenn man die Polepieces berührt, ohne die Saiten zu berühren. Bei der E-A-Spule des PUs sirrt es bei Annäherung oder Berühren nicht mehr als sonst.
  • Wenn man die Saiten berührt, ändert das Anfassen der Polepieces nichts - dann ist einfach Ruhe.
  • Der Widerstand zwischen Brücke/Saiten und Masse der Ausgangsbuchse beträgt null Ohm - die Erdung dort ist also intakt.

Bezüglich der Abschirmung findet sich ab Werk folgendens Bild:
  • Das Pickguard ist im Bereich der Elektronik (und nur dort) mit Alufolie beklebt, die über die Potis auch an Masse liegt.
  • Das Elektronikfach ist von der Holzseite her nicht abgeschirmt.
  • Die PU-Fräsung ist nicht abgeschirmt.
  • Das sonst bei Fender übliche Abschirmblech untern dem PU ist bei meinem Bass nicht vorhanden (wahrscheinlich eine Sparmaßnahme).
Siehe zum Werkszustand die folgenden Bilder:
20250918_134814_003_1024.jpg20250918_134820_004_1024.jpg20250918_135202_007_1024.jpg

Da mich das Sirren störte (ich bin da durch die Studioarbeit etwas übersensibel), war klar, dass der Bass abgeschirmt werden muss. Daher habe ich das originale Fender Abschirmblech und eine Rolle Kupferfolienband mit leitendem Kleber besorgt. Ich hatte erst überlegt, erstmal nur das Blech einzulegen und zu schauen, was das alleine bringt. Allerdings habe ich dann, als die Saiten und das Pickguard eh runter waren, gleich das ganze Fach und das Pickguard geschirmt.

Los ging es mit der Fräsung für den Pickup:

Hier liegt erstmal nur das Abschirmblech zur Probe, ob es denn überhaupt passt:
20250918_135131_005_1024.jpg

Dann habe ich die Seiten der PU-Fräsung mit der Kupferfolie beklebt - so überlappend, dass alle Teilstücke der Folie zueinander elektrisch leitend sind. Ein Teilstück musste ich wieder entfernen und ein neues etwas großzügigeres verkleben, weil es sonst keinen Kontakt mit den anderen Stücken hatte:
20250918_141940_009_1024.jpg
Die "Nase" an der einen Bohrung für die PG-Schraube ist dafür da, den Kontakt mit der Folie auf dem Pickguard herzustellen (über den Druck, den die Schraube auf PG/Folie-Folie/Korpus ausübt, sollte dieser sichergestellt sein).

In die seitlich verkleidete PU-Fräsung kam dann das Abschirmblech, dass über die unteren Ränder der Folie Kontakt aufnimmt. So konnte ich es vermeiden, die Unterseite des Faches (wo sich ein Barcode befindet) mit dem Kupferband verkleben zu müssen. Das Abschirmblech bekam eine Litze angelötet, die durch die Bohrung für die PU-Kabel zum Elektronikfach geführt und dort mit einem Potigehäuse verlötet wurde. So war die gesamte PU-Fräsung auf der Body-Seite umschließend geschirmt und alles hat Kontakt zur zentralen Masse im E-Fach.
20250918_150210_011_1024.jpg

Das Pickguard wurde im Bereich des Tonabnehmers auf der Rückseite ebenfalls mit dem Kupferband verkleidet - auch hier habe ich bei jedem Stück nachgemessen, dass es Kontakt zu den anderen Teilen hat:
20250918_143951_010_1024.jpg
Einfacher wäre dies mit einem großen Stück Folie gewesen, aber das hatte ich nicht - also musste ich stückeln.

Die letzte Aktion hat leider kein Bild bekommen: ich habe die Polepieces von unten mit einem Streifen der Kupferfolie auf dem Schaumstoffstück verbunden - dieses Stück Folie geht um den Schaum herum und findet dann auf der Unterseite Kontakt zu dem Abschirmblech. So sind jetzt auch die Polepieces elektrisch leitend mit Masse verbunden.

Für mehr reichte das bestellte Kupfertape nicht - ggf. werde ich in einem weiteren Step noch das E-Fach auf der Holzseite verkleiden - das geht mit dem Kupfertape wirklich schnell und einfach (wenn denn genug da ist).

Was hat es bis jetzt gebracht?

Ich habe zur Dokumentation vorher und hinterher unter gleichen Bedingungen Aufnahmen des Ruhegeräusches gemacht: gleicher (unveränderter) Gain am Interface, gleiche Position im Raum, die gleichen Elektrogeräte an. Der folgende Audioschnippsel zeigt den Unterschied von vorher zu nachher:



Es klingt erstmal gefährlich, aber beide Auschnitte des Sirrens/Brummens ohne Hände an den Saiten sind um 60 dB hochgezogen, damit man überhaupt etwas hören kann. Und siehe da: der Pegel des Sirrens/Brummens ist nach der Abschirmaktion um 5 dB gesunken! Das ist ein guter Teilerfolg, denn damit liegt das Sirren schon in einem Bereich, wo es mich nicht mehr so massiv stört. Vielleicht ist später noch mehr drin, wenn ich mich auch um das E-Fach kümmere. Ggf. werde ich auch noch die PU-Kappen von innen abschirmen, aber dafür müsste ich speziellen Lack kaufen - das werd ich wohl nur dann machen, wenn das E-Fach nichts mehr bringt.

Bisher jedenfalls hat sich für mich die Arbeit gelohnt!
 
Zuletzt bearbeitet:

ggf. werde ich in einem weiteren Step noch das E-Fach auf der Holzseite verkleiden

Gut gemacht die die abschirmung des PU-faches !
Die abschirmung des E-faches ist mindestens
ebenso wichtig.
Ich verwende immer graphit abschirmlack -
der kupferne wäre eigentlich noch besser,
ist aber teurer.
 
Die abschirmung des E-faches ist mindestens
ebenso wichtig.
Ja, ich werde das bei diesem Bass vollständig machen. Für das E-Fach und das Pickguard werde ich mit dem Kupfertape weitermachen, auch wenn ich mittlerweile Kupferlack hier hätte. Mir ist der Aufwand für das Entkernen und Abkleben des Korpus zu hoch. Der Lack ist in Sprayform da - da müsste ich die alles säuberlich abkleben und dann mehrere Schichten aufsprühen.

Ich werde mit dem Kupferlack die PU-Kappen von innen lackieren. Und ich werde versuchen, die Bohrung von der PU-Fräsung zum E-Fach von innen mit einem Pfeifenputzer oder Q-Tip so gut es geht mit dem Lack abzuschirmen. Da ich dafür eh die PU-Drähte ablöten muss, werde ich sie danach verdrillt wieder einziehen. Ich hoffe, sie sind lang genug dafür…
Ich verwende immer graphit abschirmlack -
der kupferne wäre eigentlich noch besser,
ist aber teurer.
Allerdings! Die 200 ml Spraydose mit dem EMI 35 Lack von Kontakt-Chemie hat 45,- gekostet, das ist echt heftig. Vielleicht mache ich ja doch das ganze E-Fach damit statt mit dem Tape. Ich sehe die Dose sonst schon eintrocknen nach dem Lackieren der PU-Kappen. Ist nur irgendwie komisch, wenn die PU-Fräsung mit Folie und das E-Fach mit Lack geschirmt wurde. Aber am Ende zählt ja nur das Ergebnis, und da soll der Kupferabschirmlack ja gleich gut wie die Folie sein.
 
Und ich werde versuchen, die Bohrung von der PU-Fräsung zum E-Fach von innen mit einem Pfeifenputzer oder Q-Tip so gut es geht mit dem Lack abzuschirmen.

Das ist freilich eine sehr gute idee.
Zusätzlich könnte man die verdrillten
kabel auch noch einsprühen.
Ich sehe die Dose sonst schon eintrocknen nach dem Lackieren der PU-Kappen.

Diese graphit-dosen troknen auch nach jahren
nicht ein.
Ich verschließe immer den ventil-knopf
mit einem isolierband damit der nicht eintroknet.
Und im fall könnte man die dose ja aufschlitzen
und den lack umfüllen und dann mit einem pinsel
auftragen.
 
Hier nun der zweite Teil der Abschirmung meines Precis:

Mir war das Kupferband ausgegangen nach dem Schirmen der Tonabnehmerfräsung - deshalb hatte ich das Elektronikfach noch nicht mitgemacht. Mittlerweile war sowohl Kupferband als auch Kupfer-Abschirmlack wieder hier und heute habe ich dann das Elektronikfach sowie das Pickguard komplett abgeschirmt.

Zunächst war das Pickguard dran - dort habe ich die kleine Abschirmung mit Alufolie unter den Potis und der Buchse entfernt und dann das Pickguard komplett mit der Kupferfolie beklebt:
20251004_214119_002_1024.jpg

Danach war das Elektronikfach dran:
20251004_214102_000_1024.jpg20251004_214108_001_1024.jpg

Der Streifen vom auf dem Body in Richtung PU ist dafür da, sicher den Kontakt von der Auskleidung des Elektronikfaches zum Pickguard herzustellen. Es sind jetzt alle Kupferflächen mit der Masse des Instruments an der Ausgangsbuchse verbunden.
Kniffelig war die Schirmung im Bereich der Ausgangsbuchse - da ist sehr wenig Platz und die Buchse berührt schnell die Schirmfolie, was zum Totalausfall führen kann. Daher habe ich die Schirmfolie in dem Bereich der Buchse mit Klebeband isoliert.

Nachdem alles wieder zusammengebaut war, kam der Test, was es denn jetzt gebracht hat. Ich hatte vor der heutigen Aktion nochmal eine "Nullmessung" gemacht, indem ich die Störgeräusche mit dem selben Gain wie letztes mal aufgenommen habe. Dann das gleich nach der Schirmaktion nochmal.

Hier die Ergebnisse:

Vor Schirmung des Elektronikfaches / nach Schirmung Elektronikfach


Die heutige Aktion hat nochmal satte 9 dB weniger Störgeräusche gebracht - der Unterschied zwischen Saiten berührt und nicht berührt ist jetzt fast nicht mehr hörbar!

Hier nochmal der Vergleich von Werkszustand zu jetzt komplett geschirmt:


Hier sind es satte 15,7 dB weniger Störungen im Vergleich zum Werkszustand mit der minimalen Schirmung mit der Alufolie an den Potis.

Ich hatte eigentlich noch vor, die PU-Kappen von innen mit dem Schirmlack zu versehen - das werde ich nicht mehr machen, da mir das jetzt erreichte Ergebnis völlig ausreicht. Mein Fazit: Wer vom Sirren und Brummen seines Splitcoils im Preci genervt ist, sollte sich an das Abschirmen heranwagen - es ist nicht sehr schwer (höchsten manchmal etwas fummelig) und bringt enorme Verbesserung des Störpegels. Ich würde es jederzeit wieder machen!
 

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