Nun, hier wie versprochen mal mein Eindruck, ohne Insert-Effekte, nur das reine Pedal.
Testen ist gut, macht aber mehr Spaß mit einer Testreferenz. So habe ich zum Vergleich eine Konfiguration mit dem EBS Multicomp und dahinter ein MXR M80 DI+ gewählt, im Prinzip ähnliche: Kompressor, Overdrive mit Klangregelung und Blendregler. Getestet mit 5 unterschiedlichen Bässen an einer Ibanez SWR60 Combo über die recht analytischen Monster Bass Kabel.
Compressor
Beim ersten Test war ich vom Comp sehr angetan. Viel vom Klangcharakter und vom Ansprechverhalten Ähnlichkeit mit dem EBS Multicomp, aber ohne das bekannte minimale Rauschen. Sehr gut, absolut brauchbar in beiden Einstellungen (Mid und High), ganz prima. Mir fehlt zwar die MultiSim-Funktion, aber sagen wir zunächst einmal, ein kleines Manko.
Der Clean Reagler ist nichts weiter als ein Lautstärke-Regler für den Clean-Kanal, der wichtig ist, weil er im Zusammenspiel mit dem Level-Regler (zuständig für Drive-Lautstärke) den Mix Clean/Drive regelt.
Drive
Hier war ich zunächst geschockt. Der Tone-Regler, der die Scoop-Frequenzbereich für den Drive einstellt, war am Linksanschlag und ich hatte einen Bass mit hohem Output angeschlossen (Vigier Passion II, 5-Saiter). Ein schrecklich sägige und hohl klingender Zerre, die sämtliche Bässe klaut, trotz 50% aufgedrehtem Clean-Regler (Drive auf 10 Uhr, Level auf 10 Uhr, Tone auf 7 Uhr, also links). Schlimmer gehts net für meine Ohren. Verschiedene Versuche, mit Drive und Level-Regler eine Verbesserung zu erreichen brachten kein zufriedenstellendes Ergebnis. Passive Bässe mit weniger Output verbesserten den Klang leicht, aber er war immer noch Säge, dünn und substanzlos. Frustration.
Eine drastische Verbesserung ergab sich dann beim Tonregler auf Rechtsanschlag und mehr Clean (14-15 Uhr), dann Drive und Level je nach Bass feinfühliger dosiert. Nun langsam nahm der Klang tatsächlich hörbare Gestalt an. Beim Rückdrehen des Tone-Reglers (also Frequenzbereich) waren bis etwa 12 Uhr noch recht gute Klänge (mittenbetont, für Solospiel) zu erreichen, unterhalb von 12 Uhr für meine Ohren eher grausam. Ganz großes Problem: beim runterdrehen des Tone-Reglers nahm der Ton stark an Höhen/Schärfe zu, so dass Störgeräusche vom Spielen sehr unangenehm hörbar wurden. Da keine Höhenblende bzw. andere Klangregelung an Bord war, konnte ich dieses Problem nur durch Nachregeln am Bass entschärfen, sozusagen.
Es gelang mir nach einer gewissen Einübungszeit, mit jedem Bass brauchbare Klänge zu erreichen. Die Zerre war, abgesehen von Bässen mit sehr hohem Output, gut dosierbar und war von leichter angezerrter Rauhigkeit bis zu heftigeren Distortions gut brauchbar, gefiel mir aber bei niedriger Dosierung besser, recht "rund" klingend - dies aber nur, bei hoher Dosierung des Clean-Signals. Wenn es eine Universaleinstellung gäbe, so wäre die für mich bei: Drive 9 Uhr, Ton 17 Uhr (voll), Level 10 Uhr, Clean 14-15 Uhr. Der Bassdruck bleibt nur bei hoher Clean-Zumischung erhalten.
Vorteile:
sehr guter Comp
guter Drive-Klang (je nach Bass und Einstellung)
interessantes Konzept durch die (nichtgetesteten) Insertmöglichkeiten
sehr solide, EBS-typische Verarbeitung, trotz China
Nachteile:
Je nach Bass (Input-Signal) muss das Gerät neu justiert werden, mag normal sein, ist aber aufgrund des Konzeptes ein Punkt, ebenso erfordert ein Solo-Spiel mit Distortion ein Bücken und sensibles Nachregeln der Einstellungen, und beim Drive-Fußschalter mit entsprechenden Voreinstellungen wäre viel besser). Diese Nachteile entfallen, wenn man das ganze Konzert den gleichen Bass mit dem gleichen Sound (Einstellungen) spielen will
Die Vorteil des kompakten All-In-One Gerätes entfällt wieder, wenn man über Y-Kabel weitere Effekte dranhängt, wenngleich sich die klanglichen Möglichkeiten dadurch multiplizieren (und die Komplexität des Effekt-Setup zunimmt).
Gerät produziert zwar keine eigenen Nebengeräusche, der Drive verstärkt jedoch je nach Tone-Einstellung die Nebengeräusche beim Basspielen ganz enorm und eine Höhenblende ist nicht da
der Preis ist EBS-gemäß nicht ohne
Persönliches Fazit
Es hängt wohl davon ab, welche Bedürfnisse man hat. Ein gutes Pedal? Ganz ohne Zweifel, mit Einschränkungen bzw. Praxistauglichkeit, insbesondere beim Live-Spielen. Bei einer separat schaltbaren OD-Funktion wäre der Praxisnutzen sicher deutlich besser. Wer aber ohnehin an den Kauf eines neuen EBS Multicomp denkt, bekommt hier gegen moderaten Mehrpreis einen Overdrive und Insertmöglichkeiten, bei fehlender Multisim-Einstellung und fehlendem Rauschen..., und sollte sich das überlegen.
Vergleich mit meiner "Referenz"-Kombi
Nach vielem Probieren, hin und herschalten, diversen Bässen, war das Ergebnis für mich klar. Der EBS kommt an die Kombi aus EBS Multicomp und MXR M80 DI+ nicht heran und zwar vor allem wegen der Praxistauglichkeit. Irgendwie hat mir die druckvolle Röhrensimulation des EBS in der Multisim-Einstellung dann auch noch etwas besser gefallen. Der Contourschalter beim MXR ist einfach unschlagbar, ein ganz entscheidendes Argument, dazukommen noch die klassischen Klangregler, und das alles in Verbindung mit einer brauchbaren gut dosierbaren Zerre, die per Fußschalter separat bedient werden kann, zusätzlicher Clean- und DI-Ausgang.
Zwar ist die Kombi von EBS Multicomp und MXR M80 DI+ im Neupreis deutlich teurer, hat mich aber gebraucht kaum mehr gekostet als das EBS Billy Sheehan.
Am Ende habe ich dann den Clean-Ausgang des MXR mit dem Effektausgang des MXR per ZCat-Blender zusammengemischt und hatte alles, was ich wollte - und noch per Fußschalter bedienbar (Fotos auf Wunsch), ein analoges Setup, dass meine Bedürfnisse komplett und Live-Gig-gerecht erfüllt.
Soweit mein persönlicher und wie immer subjektiver Eindruck.
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