Ich habe mal 3 "echte Höfners", also einen 63 Violin Bass für ca. 1500 €, einen 500/VINTAGE 65 für ca. 1300) und einen Club Bass (ca. 1300) sowie den HCT im Musikladen in Dresden verglichen, da vorrätig.
Besonderheiten abseits vom Sustainblock: nur den HTC kann man sich im Laden umhängen, weil die Originale natürlich nicht mit Beatles-Gurt dahängen und keinen oberen/vorderen Gurtpin haben. Der HTC hat einen. Nur der HCT und der Club Bass haben an der oberen Halsseite (also da, wo der Spieler hinguckt) Dots zur Orientierung, beide hatten dazu auch ein Griffbrettbinding. Der HTC steht, wie gesagt, mit merkwürdigen, vom Greifgefühl eher unangenehmen Rounds da.
Fazit 1:
Das machte alles Lust auf mehr. Ich war völlig überrascht und von den Socken, welchen Druck die Dinger erzeugen, abseits aller "Holzigkeit"(die natürlich immer da ist und eben das Klangbild erzeugen, das wir alle so lieben). Das geht ordentlich in die Magengrube. Am überzeugensten war der teuerste, der hatte solchen Wumms dahinter, daß ich aus dem Staunen gar nicht wieder raus gekommen bin. Die kleine Geige...
Die beiden anderen Originale waren aber auch nicht direkt schlechter, vielleicht habe ich spontan auch nicht die richtige Einstellung bei den merkwürdigen Reglern gefunden.
Fazit 2:
HTC: Eher "Mexico" als "Squier":
Die eigentliche Überraschung des Tages: Natürlich fällt der HTC gegen die anderen irgendwie ab. Aber: Nicht so viel, wie ich wegen des Preisunterschiedes und Made in China erwartet hätte. Ganz und gar nicht. Wenn man sich beim Test die aufgezogenen Saiten wegdenkt, die den Ton irgendwie agressiv und (zu) drahtig machten, dann weiß man instinktiv: Das Ding steht nun nicht völlig abseits (oder besser jenseits) vom Original, wie etwa ein Harley Benton (ich gestehe es
).
Ich würde sagen, es reiht sich durchaus ein und hat mit den Originalen eher mehr als weniger zu tun. Vor allem die Tonabnehmer, die ja original Höfner sein sollen, wirken von der Gesamtleistung nahezu ebenbürtig. Natürlich nimmt man den Unterschied zur Akustik-Note der "Echten" irgendwie zur Kenntnis, der Ton ist nicht so voluminös in allen Facetten.
Aber mit dieser kleinen Einschränkung auch wieder völlig "korrekt". Auch sonst spielt er sich wunderbar und hängt zudem noch ausgewogen am Gurt, d.h. er hat zwar auch einen leichten Zug in die Waagerechte, stabilisiert sich (losgelassen) spätestens da aber dann gut, anders als die diversen Kopien, wo der Hals i.d.R. ohne Festhalten ganz zu Boden geht. Also Kopflastigkeit zwar in Maßen vorhanden, aber bei entsprechender Anpassung der Spielposition (Brett eher waagerecht als 45 Grad) kein Problem mehr. Wer den Baß ohnehin höher hängt, so daß irgendein Kontakt des rechten Arms mit dem Body zustande kommt, sollte überhaupt keine Probleme kriegen.
Wie ihr dem Vorstehenden vielleicht entnehmen konntet: Der Test liegt schon ein paar Wochen zurück, und das Ergebnis war irgendwie im Hirn abgespeichert. Letzte Woche wurde mir bei einer öffentlichen Probe schlagartig klar, daß ich für unseren ersten Auftrit, der demnächst droht, einen (für mich) leichter beherrschbaren Bass brauche, weil ich den Precie in der Aufregung relativ schlecht unter Kontrolle hatte.
Dann noch die Erinnerung an den HTC, eine Fahrt zum Bankomat und danach zum Musikladen, und gestern abend erste Probe mit dem HTC (natürlich mit Flats, in meinem Falle von Pyramid).
Und: Alles i.O., Bespielbarkeit (mit Original-Gurt) kinderleicht, Sound prima (bei so CCR-Covern u.ä. Mugge kann man das ja durchaus bringen), Zufriedenheit da, da weniger verspielt wegen besserer und schmerzärmerer Erreichbarkeit der für mich "heiklen" Töne bei einigen Stücken. Spielt sich ja fast wie ne Gitarre. Am Verstärker sind natürlich noch Anpassungen nötig.
Ansonsten: Gestern, als ich ihn holte, testete ich gleich noch folgende Bässe mit:
https://www.thomann.de/de/ibanez_agb200tbr.htm
https://www.thomann.de/de/ibanez_artb100_bk.htm
Also der ARTB100 hat mir irgendwie nichts gesagt. Der Ton war nicht irgendwie speziell, da es wohl ein Massivholzbass ist. Zwar ganz gut bespielbar, aber kopflastigkeit klar ein Thema.
Hingegen hat mich der AGB völlig überzeugt und fast in meiner Entscheidung zum HTC schwankend gemacht. Hängt gut am Gurt. Kopflastigkeit nein. Der Voluminöse (für den schönen vollen Ton wohl nicht unverantwortliche) Hals spielt sich wunderbar, der Ton geht schön ins Retro-Holzige, allerdings in einer sahnig-weichen Art, ohne jede Agressivität.
Das machte dann wieder den Unterschied zum HTC augenfällig: Der bringt zwar auch Holz ins Spiel, aber auch und vor allem ordentlichen Punch für schnellere, druckvollere Sachen.
So jetzt noch einen schönen Sonnabend an Euch alle!