SG-Kopie Made in Japan

Separate Reality

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Hallo zusammen,

ich habe für einen schmalen Taler eine alte SG-Bass Kopie erstanden und möchte das hier ein wenig mit euch durchkauen. Inseriert war ein "Set-Angebot" bestehend aus einer Santander Strat-Kopie, einem Billigverstärker und eben dem Bass - den ich außerhalb des Set-Angebots für ein Drittel des ausgerufenen Preises geschossen habe. Das Teil ist mir gleich ins Aug gesprungen: Dings und Dongs, sah irgendwie ranzig aus, Kopfplatte am Foto halb abgeschnitten. Irgendwie ist er mir aber nicht aus dem Kopf gegangen, und jetzt steht er bei mir. War eher so ein Risikokauf, der Plan war ihn wieder zu verkaufen wenn er mir nicht gefällt - aber ich denke der wird bleiben.

30 Zoll Mensur, 22 Bünde plus Nullbund, 2 Humbucker, 3-Wege-Schalter und V/T, 2-Punkt-Brücke. Verbaut ist ein Schraubhals, das ganze Gerät ist in einem leicht metallic-artigen "Burgunderrot" lackiert, 3-lagiges Pickguard sowie 3-lagiges Binding am Hals. Und jede Menge Patina. Klingen tut er eigentlich ganz geil, die Elektronik dürfte aber auch schon älter sein: die Potis kratzen wie sau und der Schalter dürfte auch gut angegammelt sein. Der Hals ist aber gerade, die Saitenlage flach (auch wenn die E-Saite tot ist), und die Kopflastigkeit hält sich einigermaßen in Grenzen.

Abseits der Dings und Dongs hat jemand am 7. und 12. Bund einen weißen Farbklecks angebracht, Sidedots hat er nämlich keine. Und der Bridge-PU dürfte einmal herumgedreht worden sein, bei sämtlichen Bildern die ich dazu gefunden habe waren die Schrauben der Polepieces an der bridgeseitig und nicht wie bei mir halsseitig. Ansonsten scheint er in Originalzustand zu sein.

Bezüglich der Identifikation lässt sich nichts eindeutiges feststellen, auch wenn es sich doch gut eingrenzen lässt. Der Aufkleber an der Kopfplatte ist vom Musikhaus Placht in Wien, die gabs bis ungefähr 2010, da lässt sich also nicht viel ausmachen. An der Neckplate ist "Made in Japan" eingraviert, Seriennummer gibt's keine. Das E-Fach hatte ich allerdings noch nicht offen. Die Google Bildersuche hat dann ergeben, dass es sich vermutlich entweder um einen Jedson SG-Bass oder um einen VOX SG200 handeln könnte - meiner sieht jedenfalls genau so aus, das Pickguard und die Pickups sind da eigentlich eindeutig. Beide wären in den späten 60ern oder frühen 70ern angesiedelt. Den Vox gabs exakt so im Katalog von 1971.

Für Vox spricht, dass der laut voxshowroom.com ohne Logo an der Kopfplatte ausgeliefert wurde. Für Jedson spricht, dass an der Stelle wo das Logo wäre zwei kleine Löcher in der Kopfplatte sind, so als wäre da mal was angebracht gewesen. Den Recherchen zufolge dürften aber beide Versionen aus dem selben Werk in Japan kommen. Im UK dürfte das auch ein durchaus gängiges Modell gewesen sein.

Nachdem ich das Teil wohl behalten werde, möchte ich ihn schon ein wenig restaurieren. Ich werde das hier in den nächsten Tagen bis Wochen gerne posten!

Zum Abschluss nun die Frage an die Schwarmintelligenz, kennt jemand entweder den Jedson SG-Bass oder den VOX SG200?

Und natürlich: kein Bild, kein Bass.

DSC_1872.JPGDSC_1873.JPGDSC_1874.JPG
 
Höllisch schmaler Hals, oder? Sieht nach 15 oder 16 mm Stringspacing aus. Und vemutlich etwas kopflastig..
Ansonsten sehr schickes Moped!
Gibt er schon Töne von sich, oder muss erst die Elektronik überholt werden?
 
String Spacing müsste ich abmessen, der Hals ist aber tatsächlich eher schlank. Nachdem ich sonst aber eigentlich nur 5-Saiter spiele hab ich mit damit keine Probleme. Kopflastigkeit geht so, ist aber definitiv vorhanden.

Klingen tut er geil und nach vintätsch. Die Saiten sind halt wie erwähnt absolut durch, da sind neue im Zulauf. Ich muss definitiv auch an der PU-Höhe arbeiten, und ggf. den Bridge-PU wieder umdrehen. Die Potis mach ich sicher neu, den Schalter möchte ich versuchen zu retten, nicht zuletzt wegen der Abmessungen. Hatte den Bass aber noch nicht offen.

Die nächsten Schritte sind jetzt das Putzen, die Elektronik und ich will wissen welche Schrauben noch funktionieren, insbesondere den Trussrod und die PU-Höhe betreffend.
 
Ein paar Tage sind vergangen, ich habe den Bass jetzt mal von den Saiten befreit und einigermaßen zerlegt. Die Teile haben alle jede Menge Patina und vertragen ruhig einmal eine Katzenwäsche. Erfreulicherweise waren alle Schrauben gut gängig, die Mutter vom Trussrod ging auch ganz leicht ab und der Hals ist trotzdem noch gut in Form. Die Mechaniken drehen wie es den Anschein hat auch sauber.

Arbeitsbedarf gibt es unter Umständen bei der Brücke, siehe Fotos. Im Korpus ist eine Bodenplatte verschraubt, die Studs für die obere Platte sind darin verschraubt. Oben drauf ist der Steg lediglich gelegt, der bleibt dann durch den Saitendruck in Position. Jetzt neigt sich die ganze Fuhre aber doch ganz gut Richtung Hals, was einen sehr geringen Auflagedruck am Steg verursacht. Die obere Platte wird zusätzlich noch durch die Saiteneinhängung etwas geneigt (ich hoffe, das ist verständlich formuliert, ist anhand der Fotos vielleicht besser erkennbar). Jetzt überlege ich, ob ich die Saiteneinhängung etwas nach unten biegen soll damit die die obere Platte nicht so stark Richtung Hals neigt.

Auf der Rückseite hatte ich noch nichts offen, ich halte euch aber gern auf dem Laufenden. Anbei noch ein paar Detailaufnahmen!

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Cooles Teil, das wird bestimmt schön wenn fertig! Ich bin was den echten SG von Gibson angeht völlig desillusioniert: was die da für 1400,- für mäßige Qualität raushauen, ist schon bemerkenswert. Mein Wacken-Buddy hat so ein Ding und das ist echt gruselig, wie Spielzeug. Aber der hier: coole Variation am Body und irgendwie mit Mojo… Bin gespannt wie er nachher klingt!
 
Hast du den Vergleich zu nem Original Gibson bzw. nem exakten Nachbau?

Ich schleiche auch immer mal wieder um diese Trile herum, bin aber aufgrund des Schraubhalses skeptisch, ob die den typischen Sound auch bringen.
 
Kann es sein, dass es gar keine Einstellung für die Oktavreinheit gibt? Das wäre für mich ein Grund, die Brücke zu tauschen, Originalzustand hin oder her. Obwohl ich die Konstruktion mit dem Saitenhalter-Blech ganz schick finde, das nimmt den Saitenzug von den Stegbolzen.
 
Richtig beobachtet, der Steg (bzw. Reiter?) liegt in einer kleinen Versenkung auf dem Brückenblech und kann nicht verstellt werden. Ich werds für den Anfang mal so lassen, die Sache mit dem Anpressdruck stört mich aktuell mehr :bier:
 

Lässt sich evtl. das Saitenhalterblech noch etwas nach unten biegen, damit die Brücke hinten etwas näher zum Korpus kommt und damit etwas mehr Anpressdruck erzeugt?
 
Jetzt ist mal alles geputzt, unter dem ganzen Schmodder war tatsächlich noch eine gewisse Portion Glanz vorhanden - dennoch ist alles schön authentisch abgerockt. Fotos gibts aber vermutlich erst wenn ich alles wieder zusammengebaut habe. Glücklicherweise konnte ich auch den 3-Wege-Schalter retten, die Kontakte waren ziemlich vergammelt. Ich hätte zwar einen neuen als Ersatz hier gehabt, aber der wäre halt neu gewesen..

Ein Foto hab ich jedenfalls vom Griffbrett das nach einer Putzbehandlung mit Lemon Oil nun wieder fein aussieht :-)

IMG_20230601_220816.jpg
 
bin aber aufgrund des Schraubhalses skeptisch, ob die den typischen Sound auch bringen.
Keine Sorge. Ein gut eingepasster Schraubhals kann ganz hervorragend Mumpfbucken. Wenn der Hals als solcher stabil ist - aber das ist von der Halsbefestigung unabhängig. Der Bass sollte halt schon Sustain können.
Dazu braucht es nicht mal einen Mumpfbucker; klassische Humbucker können ds genauso gut, wenn sie es sollen (richtige Einbauposition und Höhenresonanz angepasst...)

Spannender finde ich immer die Frage, was auf dem jeweiligen Bass sonst noch so geht.
 

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