Aaalso ich hab's gewagt und den HBZ-2005 Fretless gepimpt. Eingebaut habe ich einen Satz Bartolini 78X55J1 (Es gibt je eine Bridge- und eine Neck-Version). Dazu eine Noll 2-Band Push-Pull.
Grund der Auswahl bei den Pickups offensichtlich: Formfaktor. Mit ca. 100€ pro Stück preislich nicht günstig, aber im normalen Bereich. Jedenfalls wohl weniger teuer, als was maßfertigen lassen. Die Noll-Elektronik habe ich gewählt, da ich in meinem Hauptbass, dem Maruszczyk
The Frog die Dreiband-Version davon habe und gut finde. Ursprünglich dachte ich an die Glockenklang, aber die Grenzfrequenz deren Höhenreglers ist so absurd hoch, dass sie beim Bass eigentlich nicht so sinnvoll ist. (Ein Freund von mir hatte die auch mal in einem Bass und da war das nicht nur auf dem Datenblatt, sondern auch in der Praxis zutreffend.)
Beim Auseinandernehmen merkt man dann eben doch, dass man ein Instrument der 300€-Klasse vor sich hat. Eine der Schrauben der Pickups brach ab. Das Material der Schrauben ist schwach. Die ging mit der Zange vollends raus. Die eingebauten Pickups sind von recht simpler Machart, die Spulen mit oben herausschauendem Eisenkern und rückseitigem Magnet liegen in den Pickup-Deckeln einfach so drin, das Ganze wird durch den Schaumstoff, der unter dem Pickup klassisch als Gegenfeder dient, zusammengehalten, wenn die Dinger eingeschraubt sind. Pro Pickup ist nur große eine Wicklung drin. Auch im Elektronikfach merkt man den niedrigen Preis: Der Graphitlack ist dünn aufgepinselt. Die Potis haben innen doppelte Unterlegscheiben… man hätte die Fräsung des gesamten Fachs 3mm weniger tief machen können. Die Elektronik ist der Noll nachempfunden; auch so eine winzige vergossene Plastikschüssel. Alles ansonsten sauber gemacht aber halt nix besonderes.
Beim Montieren der Bartolinis, die etwas kleiner sind und daher einen gewissen "Rand" offen lassen, bricht dann eine weitere Pickup-Schraube… dieses Mal ist Rausbohren angesagt und das wüste Loch mit schnelltrocknendem Holzleim füllen und mit etlichen Zahnstochern, die dann nach Trockung des Leims abgezwickt werden. Noch zwei Schrauben übrig. Die müssen nun sitzen! Vorbohren… immer wieder schön, im Instrument zu bohren.
Die Brücke lässt sich leider nicht wie oben mal erwähnt durchpimpen. Die von mir umgekehrt eingebauten Reiter haben das Schraubgewinde auf der anderen Seite, also bohre ich mehr Löcher in die Brücke für die Schrauben, aber man müsste noch großflächig abfräsen, um die Schraubenköpfe unterzubringen. Also lasse ich vorerst mal meinen Pfusch wie er ist. Dafür werden mit dem Dremel die Auflageflächen der Ball-Ends blank gemacht, ebenso an der Unterseite ein Stück Lack abgetragen und die Erdung neu gemacht. Der Lack ist überall so dick, dass nichts geerdet sein kann, das nur Lack berührt. Mit dem Abschleifen des Lacks an den richtigen Stellen ist jedenfalls das Erdungs-Brumm-Problem behoben. Das, so muss man leider sagen, ist auch bei einem Billigbass eigentlich ein nicht zu vertretender Mangel.
Wer Löt- und Schalterfahrung hat, kommt mit der mitgelieferten Anleitung der Noll sofort klar. Neue Knöpfe sind auch von Nöten, die alten sind für geriffelte Potis, die Noll hat glatte Poti-Achsen.
Gut ist das Batteriefach von Harley Benton, in das sich die Batterie nicht falschrum einlegen lässt.
Obwohl der Thomann-Support davon abgeraten hat, weil der Bass porenversiegelnd lackiert ist, nehme ich das Ölen des Griffbretts mit Dunlop Griffbrettöl zum Anlass, mit dem öligen Lappen auch dem Rest vom Bass eine kleine "Politur" zu verpassen und obwohl das Zeug natürlich nicht einzieht, sieht das Instrument doch irgendwie besser aus insgesamt.
Naja und natürlich die zentrale Frage: Wie klingt's? Erstmal: Nur wenig anders. Der Output ist eher noch weniger geworden. Da ist natürlich auch die Saitenwahl mit beteiligt, ich hab ja die DR Flatwounds drauf, nicht die original Noname. Sind beide Pickups aktiv, so ist die Mittenauslöschung der Bartolinis drastischer als bei der Original-Besetzung. Geht man nur auf einen Pickup, kommen die Details. Wie erwartet, klingen die mittleren und höheren Frequenzen präziser und auch artikulierter als beim Original. Mit dem Höhenregler lassen die sich etwas zurücknehmen. Die Original-Pickups sind hier zaghafter, was aber nicht schlecht ist. Besser weniger Höhen als China-Genuschel. Insgesamt hat der Bass nun mehr Diversität im Klang abrufbar, je nach Stellung des Pickup-Reglers.
Hat es sich gelohnt? Jein. Ich denke, ich werde mich mit dem Bass wohlfühlen. Noch wohler als vorher. Von dem her: Ja. Auch, weil meine Eitelkeit befriedigt ist, einer wie ich spielt doch keine Billiggurke aus dem T-Regal.
Höhö. Dazu kommt, dass es im Fretless-Bereich nicht so viel Auswahl gibt und ich die Axt für schlappe 255€ als Versandrückläufer abgreifen konnte. Der Ausbau hat nun etwas über 300€ Aufpreis ausgemacht und ich hatte Bastelspaß. Etwa 30€ werden irgendwann noch für Kluson-Mechaniken dazukommen. Die laufen besser und haben eine feinere Übersetzung. Auch festzustellen ist, dass die präzisere Abbildung in den Obertönen zumindest bei mir und meinen Ohren dazu führt, dass ich besser höre, dass meine Intonation am Fretless doch noch etwas… erm… Potenzial hat.
Wer aber zum Beispiel als Einsteiger als seinen ersten Bass den HBZ-2005 mit Bünden spielt, wird sicher doch eher zum edleren und teureren Modell greifen, wenn er längerfristig aktiv dabei bleiben möchte.