Mein bizarrstes Erlebnis war ein Auftritt auf einem Straßenfest. Es fing an zu regnen, also haben wir fluchtartig alles in eine nahe Garage gepackt und in der Garage für die Unentwegten weiter gespielt.
Es hat stunden geregnet. Beim Spielen habe ich mir das Spektakel am Himmer angesehen, Blitze, Donner, die volle Lightshow - sehr eindrucksvoll!
Schliesslich alles zusammengepackt und in den Proberaum geschafft. Dort noch ein Bierchen gesüffelt zum Runterkommen. Da bekommt die Gitarristin einen Anruf ihres Freundes: es habe durch's Dachfenster reingeschifft und er sei voll am Putzen, wann sie käme und helfe. Und wir: kicher gacker...ha ha R. muss putzen!
Dann durch sintflutartigen Regen gefahren, es war so gegen 2 Uhr. Irgendwie war viel los auf der Straße, ziemlich viel Blaulichter, THW und so. Ich durchfahre die erste riesige Wasseransammlung - mein Diesel packt's, die Benziner ersaufen. Ich denke mir, nichts wie Heim, träume vom Bett.
Ich überfahre die nahe Autobahnbrücke und sehe unten viele viele Lichter und denke, huch, wohl ein Unfall. Und verlasse diese Brücke und komme die Hauptstraße meines Dorfes runter, als mich eine blanke Wasserfläche anstarrt, dort, wo eigentlich mal die Straße war. Oh, Wasser! Gut, die Wohnung ist ja nicht mehr weit. Auto in einer Seitenstraße geparkt, Regenschirm gepackt, Bass, Kabel und so, Hose hoch gekrempelt und auf geht's. Um die Ecke: die Tankstelle ist geflutet. Ich denke mir, oh weh, was ist mit den Benzintanks? Wate mit Regenschirm und Bass fröhlich meinem Bett entgegen - hundemüde, mittlerweile knietief im Wasser. Irgendwann fällt mir auf, dass kein einziges Licht mehr brennt im Dorf. Stockfinster und merkwürdige Gestalten herumspringen. Irgendwie ist highlife. Alle in Unterhosen. Komisch. Ich will heim. Bin müde. Wate weiter bis das Wasser hüfthoch ist, immer noch mit Bass und Regenschirm. Das Wasser wird reißend. Ich schwanke und beschließe mich vom Regenschirm zu trennen. Ich will immer noch heim. Mein Bett ist schlappe 20 Meter entfernt. Es gelingt mir nicht eine Straßenkreuzung zu überqueren. Das Wasser ist so reißend, dass ich drohe das Gleichgewicht zu verlieren. Den Bass halte ich hoch über dem Kopf.
Da endlich setzt der Verstand ein: das wird nichts, ich muss ja nicht in meinem Bett übernachten und ersaufen ist unschön. Also drehe ich um und registriere endlich, dass da unnatürlich viel Wasser ist, wo eigentlich keines sein dürfte, nicht in diesen Mengen.
Ich rufe eine Freundin an, die voll begeistert ist, nachts um 1/2 3 und melde mich zum Übernachten an.
Als ich aus dem Dorf raus will geht auch das nicht mehr, der Pegel ist mittlerweile so hoch, dass wir festsitzen, kein Entkommen.
Als ich die Freundin wieder anrufe um mich abzumelden, sehe ich hunderte von Ratten über die Straße flitzen. Spätestens da ist mir klar, dass da was ganz Außergewöhnliches passiert.
Die ganze Nacht fahre ich mit dem Auto an immer höher liegende Stellen. Beobachte die Leute beim Ausschöpfen ihrer Häuser, was aussichtslos ist, denn die Wassermassen sind endlos. Es klappert und scheppert im Stockdunklen. Man hört Pumpen. Das Radio bringt: nichts!
Auch ich bin mittlerweile in der Unterhose unterwegs, denn die Jeans ist klatschnaß. Schließlich parke ich an einer höher gelegenen Stelle und versuche krumm im Auto zu schlafen. Als ich wieder aufwache ist das Wasser um 7 Uhr so stark gesunken, dass ich das Dorf verlassen kann, mit Not - Benziner müssen weiterhin warten, mein Diesel packt's. Mittlerweile ist wegen undichter Gastanks auch noch Katatastrophenalarm ausgerufen - das bringen sie im Radio dann.
Noch Tage danach sind die Straßen übersäht mit kaputten Gefriertruhen, Waschmaschinen, Möbeln, Teppichen, zerstörten Autos - die Menschen in den Autos auf der Autobahn sind vom THW von den Dächern iher Autos mit Booten gerettet worden!
Ein blitzneuer SLK ist die Gasse heruntergeschwommen - und steht als Totalschaden am Ende der Straße. Löcher im Boden haben sich aufgetan, ausgehöhlt von den reißenden Fluten. Chaos pur, hohe Schäden.
Starkregen nannte sich das Ganze (=stundenlanger Dauerregen über einem Ort)
Das war mein denkwürdigster Auftritt.
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