Lefty Headless Shortscale Bass

Melkor

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Hallo,

ich will euch hier von meinem ersten fast komplett selber gebauten Bass erzählen.

Wie es schon im Titel zu erahnen ist, bin ich einerseits Linkshänder und andererseits habe ich mir keine weitere Preci-Kopie gebaut.

Für Linkshänder gibts ja immernoch leider recht wenig Auswahl. Selbst in den meisten größeren Läden gibt es meist nur sehr wenig anspielbare Linkshänder-Bässe.
Zwar gibt einem der Versandhandel mit dem 14-tägigem Rückgaberecht der Chance mehr anzuspielen, aber all zu häufig macht man das auch nicht.

Ich bin kein besonders vesierter aber dafür leidenschaftlicher Bastler.
Was den Bass- oder Intrumentenbau betrifft war ich bisher ein unbeschriebenes Blatt.
Weil ein Instrument für mich keine Baustelle sein soll, sondern zuverlässig funktionieren soll.

Trotzdem war ein selbst gebauter Bass für mich immer die "Königsklasse" des Bastelns. Da ja sowohl Haptik als auch Klang sehr subjektiv sind und einfach passen müssen.

Wenn ich mir einen Bass baue, dann sicherlich kein Preci oder JB, denn was es, selbst für Linkshänder, schon in min 20 verschiedenen Version zu kaufen gibt, ist für mich keine Herausforderung.

Da ich schon etwas vorgeschädigt bin, sowohl mit zu schweren Bässen (5-Saiter) als auch mit Kopflastigkeit entschloss ich mich beim Bau zu einem Headless Shortscale Bass.

Genug der vielen Worte, hier die harten Fakten:


Mensur: 78 cm (30.7")
Korpusdicke: 35 mm
Gewicht: 2,5 kg
Klangregelung: Vol-Poti und eine Art von C-Switch (Drehschalter mit Kondensatoren und Widerständen)
Tonabnehmer: Seymour Duncan SPB-2
Sidedots sind Lichtwellenleiter die mit einer LED illuminiert werden können
Selber gebaute Mechanik
Eigenes Design
Durchgehender Hals aus Ahorn
Korpusflügel aus Erle


Bilder:
http://www.flickr.com/photos/22696387@N00/sets/72157633787465432/

Dazu muss ich noch sagen, dass ich mit relativ wenig Werkzeug ausgekommen bin:
Bohrmaschine, Stichsäge, Feile, Raspel, Hammer, Ziehklinge und Schleifpapier.

Trotzdem habe ich ziemlich viel selber gemacht.
Ausgangspunkt war nur das Holz in Form der Korpusflügel und der Halskantel.
Nur die Halsstabfräsung, sowie den Halsstab wollte ich mir dann ohne eine Oberfräse nicht zutrauen.
Das Griffbrett habe ich schon geschlitzt und mit Radius versehen gekauft.

Und wie klingt er?
Ich bin da wohl etwas voreingenommen, da ich soviel Zeit reingesteckt habe, dass er garnicht schlecht klingen KANN. [:D]

Meiner Band gefällt der Klang, auch wenn für die die kopflose Optik noch etwas gewöhnungsbedürftig ist. [:o)]

Dadurch dass ich sowohl den Hals auch den Korpus selber geformt hat, passt der Bass natürlich wie ein Maßanzug.
Die kürzere Mensur zusammen mit dem geringen Gewicht ergibt ein sehr gutes Spielgefühl.

Ich habe garantiert einiges Vergessen.
Fragen dazu beantworte ich natürlich gerne.
 
Danke Dreizehn.
Von jemandem der selber Bässe baut, weiß ich das zu schätzen.

Zu meine Ausführung hab ich noch einen Nachtrag:
Das Hals-Finish habe ich mit Birchwood Casey Tru Oil und Gun Stock Wax gemacht. Das ist einerseits nicht so teuer und lässt sich andererseits sehr einfach auftragen. Letztendlich hat es auch eine sehr schöne Haptik.

Der Korpus wurde mit Molotow Sprühdosen "lackiert".
Ich habe den ersten warmen Tag diesen Jahres abgepasst und dann draußen angesprüht. Also noch bevor Insekten und Pollen unterwegs waren.
Dadurch ergab das ein schönes gleichmäßiges Ergebnis.

Leider hab ich die Schichten sehr dünn gemacht. Die Holz-Maserung schaut immernoch durch und es ist keine wirklich deckende Lackierung.

Aber um es mit den Worten von Bob Ross zu sagen "we don't make mistakes, we have just little happy accidents".

Hätte ich genau so ein Finish hinbekommen wollen hätte ich es nicht geschafft. Und inzwischen gefällt es mir so ganz gut.
Hochglanz hatte ich sowieso nicht angestrebt, da dies garnicht so einfach ist, und man noch mehr jede Unebenheit sieht.

Ich mach mir höchstens Sorgen, dass die Erle nun anfällig für Macken ist.
Aber Macken gehören zu einem Instrument dazu. Andere geben viel Geld fürs Ageing aus. Und bei mir hat dann jede Mecke eine Geschichte.

Ich habe noch schnell ein Soundbeispiel eingedudelt.
Da ich Soundbeispiele eigentlich eher Langweilig finde, da sie meist mehr vom Bassisten als vom Bass abhängen habe ich mir mal den Spaß gemacht, daraus ein Quiz zu machen.
Ich hab die Clips vermischt mit Aufnahmen von meinem Human Base BaseX5.

Noch immer glauben viele, dass ein Shortscale Bass grundsätzlich schlechter klingt als ein Longscale.
Auch glauben viele dass ein Headless Bass schlechter klingt als ein Bass mit Kopfplatte.

Sind also die Klangunterschiede zwischen den zwei völlig unterschiedlichen Bässen so anders wie mancher es erwarten sollte?

Hört rein, und ratet mal:
https://soundcloud.com/rockbass42/klangbeispiel

0:00 - 0:08 Klangbeispiel A
0:09 - 0:21 Klangbeispiel B
0:21 - 0:32 Klangbeispiel C
0:32 - 0:43 Klangbeispiel D
0:44 - 0:52 Klangbeispiel E
0:53 - 1:02 Klangbeispiel F
1:02 - 1:13 Klangbeispiel G
1:13 - 1:24 Klangbeispiel H
1:24 - 1:33 Klangbeispiel I

Shorty und BaseX Beispiele sind NICHT abwechselnd sondern durchmischt.
Und ich sage nicht wieviele BaseX darunter sind.

Bitte nicht das spielerische Talent bewerten.
Ich bin nicht der beste Bassist und habe das eher schnell eingeprügelt.

Aufgenommen wurde über ein Zoom B3 ohne jegliche Effekte oder Simulation. Variiert wurde nur in der Klangregelung der Bässe sowie in der Spielweise (Finger,Plek).

 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist natürlich wegen der kurzen und sehr verschiedenen Stücke sehr schwierig,
aber ich lasse mich mal dazu hinreisen zu sagen, das B, F und H der gleiche Bass ist.

Die Lackierung find ich übrigens gut wie sie ist!


OLI
 
sieht wirklich nett aus
werd morgen wenn ich mal Zeit haben, muss dir aber rein vom Optischen her schon mal gratulieren!

Soeinen darfst du mir gern auch mal bauen ^^


Edit:

Also Guten Morgen!
Was hat den der Human Base für Abnehmer?
So vom drüber hören würd ich jetzt mal sagen, dass C,E G & H der Shorty sind.

Die Hardware des Basse sagst du ist selbst gebastelt. Was hast du denn da verwendet?
 
Zuletzt bearbeitet:

Aaah! - das ist schon die halbe Miete von dem was ich suche - "unten" am Body wenig Fleisch - jetzt bräuchts nur oben noch mehr für die Handauflage als Sitzspieler ..und rechtsrum [;-)]
Bin zwar n "halber Linker" aber Gitte & Co war ich mit rechts von anfang an "zuhause" ...bei mir kommts blos bei kleinen Sachen durch, Ziggis drehen, Pinzette und Schaubenzieher und solche Sachen - immer links.

 
@orgeloli

Danke. Wie ich schon sagte, die Lackierung ist anders geworden als ich mir anfangs ausgedacht hatte. Aber so wie es jetzt ist, sieht es eigentlich noch besser aus als geplant.
Die Oberfläche ist nun Matt-Schwarz und trotzdem kann man die Holzstruktur noch erkennen.

@Lynn

Der Human Base hat zwei EMG 40DC.
Der Sinn von meinem Hör-Quiz sollte ja eigentlich sein, dass ein Shorty garnicht wirklich anders klingt as ein Longscale. [8D]

Die Hartware besteht zum größtenteil aus Messing und teilweise aus Stahl.
Messing ist ein tolles Material wenn man es von Hand bearbeiten will (Handsäge, Feile). Es ist stabil genug und man kann auch gut Gewinde reinschneiden.
Die Teile die ich aus Stahl gemacht habe, würde ich im Nachhinein auch aus Messing machen. Da Stahl im es von Hand zu bearbeiten einfach viel zu widerstandfähig ist. Weswegen ich an den Stahlteilen unzählige Stunden rumgefeilt habe, bis die in der richtigen Form waren.

Die "Saitenzug"-Mechanik am Korpusende ist komplett aus 8x10mm Messingprofil. Die Saitenreiter der Brücke auch. Der Saitenzug geht über M3 Gewindestangen (Stahl).
Nur die Unterlage der Saitenreiter sowie das Headpiece ist aus Flachstahl der Marke "Lag so rum und hat keiner vermisst".

Das was man vom Saitenzug-Mechanismus sieht ist eigentlich ein dünnes Messing-Blech. Der Optik wegen. Das habe ich dann auch zur E-Fach Abschirmung verwendet.

@Mainzel
Die Design-Idee des Basses war eigentlich auch möglichst klein, leicht udn transportabel. Ich hatte beim Planen nicht erwartet dass er so gut wird, dass er nun zu meinem Main-Bass wird.

Die Handauflage oben reicht für mich gerade so um beim Plek-Spiel den Handballen abzulegen.
Die "Bein-Auflage" ist so, dass der Bass auf im Sitzen gespielt nicht komplastig wird.

Das Design muss auch nicht jedem gefallen.
Am Design selber habe ich Ewigkeiten rumgezeichnet.
Gezeichnet, ein paar Tage gewartet, angeschaut, geändert, gewartet, verworfen, neu gezeichnet, gewartet, geändert....

Dass mir das Finale Design gefällt wusste ich erst, als ich die eigentlich fertige Zeichnung weglegte und nach 2 Wochen nochmal anschaute und ich es immernoch toll fand, und nichts dran ändern wollte.

Das obere Korpushorn soll ja bis zum 12. Bund gehen.
Das untere Korpushorn soll ja möglichst weit zurück liegen aber die Beinauflage nicht zu weit hinten liegen.
Dabei soll das ganze ja auch noch sexy Kurven haben.
Der Knick oder Haken am Arsch hat gleicht nicht nur die unterschiedlichen Kurven der Oberseite und Unterseite aneinander an, sondern bietet zusammen mit dem Gurtpin einen Schutz für die Stimmmechaniken.

Man sieht, ich hab ziemlich viel Zeit in die Planung gesteckt.

Vielleicht ist das Beispiel dass ich das alles ohne besonderes Werkzeug und auch ohne Oberfräse hingekriegt habe, selbst die Mechanik selber zu bauen, für manch einen auch eine Inspiration selber den Schritt zu wagen.

Man sollte nur nichts überstürzen oder übereilen und sich genug Zeit nehmen.
Inklusive Planung hab ich knapp über ein Jahr gebraucht.
Denn ich hab den Bass nur nebenher gebaut.
Und immer wenn ich gerade keine Muse hatte, die arbeit lieber für 1-2 Wochen liegen gelassen, als "schnell schnell" was fertig gemacht.
Immer wenn ich was schnell fertig machen will, dann lässt die Konzentration nach und dann macht man Fehler.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gratulation!!!

Also, ich muß schon sagen RESPEKT!, ist ja wirklich ein super Teil geworden.
Vor allem, das du die Mechaniken selbst aus Stahl und Messing ohne spez. Werzeug hergestellt hast ist wirklich bemerkenswert!
Ich halte mich für handwerklich sehr begabt (schon berufswegen), aber da hätt ich mich nicht rangetraut,
das macht Mut, etwas derartiges auch mal zu versuchen..
bässte Grüße !
 
Nur Mut, mit der nötigen Geduld geht das alles.
Motivierend war für mich eigentlich, dass so eine Headless-Mechanik von der mechanischen Sicht ziemlich einfach aufgebaut ist.
Da hier eigentlich nur Zug-Kräfte auftreten und das Stimmen über den Gewindestab geht.
Eine normale Mechanik mit Schneckentrieb wäre für mein vorhandenes Werkzeug unmöglich.
Zudem kostet eine kommerzielle Headless-Mechanik locker über 200 euro.[ooo]

Da hier offensichtlich interesse an meine Mechanik besteht, hier mal ein Bild davon im unfertigen Zustand:
http://img812.imageshack.us/img812/3522/img8911l.jpg

Am Ende hab ich nur zusätzlich zwischen den Teile wo die Saite dann eingehängt wird, noch zusätzliche Messingklötze angebracht. Aus dem selben Messing-Vierkant-Profil. Einerseits als Führung, andererseits um die Abdeckeung anzuschrauben und wiederum weil ich mir nicht mehr ganz so 100% sicher war, dass die 3 kleinen Schrauben den vollen Zugkräften von über 80kg standhalten. [:o)]

Schwarz angesprüht sieht das ganze natürlich noch wesentlich besser aus. [8D]

Und da ich euch nicht zu lange auf die Folter spannen will, hier die Auflösung des Sound-Quiz welcher Bass nun zu welchem Sound gehört:
Klangbeispiel C, E und I sind der Human BaseX5, der Rest ist mein Shortscale Bass
[ooo]
 
Zuletzt bearbeitet:

Als ich es in einem anderen Thread gerade erwähnt habe, möchte ich mich hier noch ausdrücklich bei Cadfael für seine Schaltplan-Sammlung bedanken.

Ich habe ziemlich lang darin geschmöckert und mir mit dessen Hilfe dann meinen persönlichen C-Switch gebaut.
Ein passive Bass-Elektronik scheint auf den ersten Blick sehr simpel zu sein. Aber gerade die Kleinigkeiten wie inv-log-Potis für Linkshänder oder "welches Ende löte in an den Schleifes des Potis?" sind dann doch schon sehr wichtig. Und ich habe dieses Thema so sonst niergends so gut aufgearbeitet gesehen.
 
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