Wie bring ichs ihnen nur bei?

[artbass]

Hm, ich hab da ein kleineres Problem mit meiner Zweitband (siehe Profil) was die Gestaltung des Zusammenspiels zwischen Bass und Drums angeht. Wir haben letztens mal nur in dieser (besten aller möglichen[]- nach Bass solo[]) Besetzung ein paar Stücke geprobt unter den kritischen Ohren unseres Eierschneiders und Tastenheinis. Soweit so schlimm.

Es trat denn bald folgendes Problem auf: während Freund Trommel und ich föhlich ein Stück anfingen winkten die beiden Zuhörer schon ab und meinten: "Bass und Bassdrum sind nicht synchron." Ach, dachte ich mir, gut zugehört. Sind sie tatsächlich nicht. "Das muss aber synchron sein." In diesem Moment brach etwas in mir aus. Nein muss es nicht, und überhaupt, dieses ewige Bass und Bassdrum müssen zusammenklingen geht mir auf den Keks. Unser Gitarrist versuchte meinen Ausbruch etwas zu dämpfen, in dem er darauf hinwies, dass das (also das gespielte) merkwürdig klänge und dem gemeinen Zuhörer vielleicht irritiren würde. Nun finde ich Irritation ja gut, muss aber zugeben, dass selbige nicht unbedingt in Popmusik ihren Platz zu haben scheint (meine progressiven Gene streben gradezu danach, diesen Missstand zu ändern).

So, langer Rede kurzer Sinn, wie bring ich denen bei, dass Zusammenspiel mit dem Schlagzeug nicht heißt, dass ich immer mit der Bassdrum gleichzeitig zu klingen habe?

 

[bassnerd]

... versuch, sie durch gute Arbeit zu überzeugen. Wenn der drummer ein Guter ist, geht das mit ihm bestimmt... in der Tat muss nicht jeder Akzent mit der Bassdrum auf einem gemeinsamen Punkt sitzen. Das mag ja in der Hitfabrikmusik erforderlich sein, aber es gibt genug Beispiele auch in der Popmusik, wo das nicht zwingend ist (fällt mir spontan Paula Cole ein beispielsweise... und da spielt Toni Levin.. und der ist da mit dem Drummer bewusst nicht immer zusammen - wir reden hier von Akzenten und nicht tightness, o.k.?) Oder Tower of Power, funkigster Soul, - wenn da Garibaldi alle die Akzente spielen müsste, die Rocco setzt, würde dem der Fuss abfallen... mein Drummer und ich (in der Rockband) gehen auch bewusst diesen Weg, wir feilen zusammen an grooves und die laufen oftmals bewusst gegeneinander und knacken trotzdem!
Ach ja... und zu Deiner Frage: einfach garnicht lange diskutieren, einfach machen... und den beiden mal ein paar CDs hinlegen, wo es bewusst gegen das gängige "Strickmuster" geht und trotzdem "poppig" ist...vielleicht brauchen die einfach einen mindopener?[][]

 

[MalteB]

Zeig ihnen Lieder, wo das nicht der Fall ist.

Am besten innerhalb des Genres dass ihr anstrebt.

Und dann groove ihnen den Hintern wund []

 

[artbass]

Ja, das Problem ist, dass die sehr stark im Deutsch-Pop ala Juli, Silbermond und Konsorten verwurzelt sind, ich hingegen tatsächlich mehr aus der Progrockecke komme und meinen Popbezug auch eher über Peter Gabriel/Tony Levin habe.

Ich kann denen ja mal meine Gabriel-Sammlung vorspielen...

Gute Arbeit versuch ich sowieso immer abzuliefern. Daran solls nicht scheitern. Unser Gitarrist hat ja auch brauchbare Vorschläge, aber in dem Punkt hab ich keinen Lust mehr Boden als nötig zu verlieren.

 

[Rhino]

Hi Kunstbasser []

Davon, dass du heimlich shuffelst und der Drummer aber straight spielt, gehe ich jetzt mal nicht aus. []

"Zusammenklingen" und "synchron sein" ist für mich nicht identisch, das erste sollte m.E. sein, das zweite muss nicht.

"Zusammenklingen": den Drive des Stückes gemeinsam vorantreiben, oder das vielzitierte "grooven"
"synchron sein": Bass und Kickdrum jede Note zeitsynchron, kann in der Tat tödlich werden, schafft meine Software auch.

Popmusik will in gewisser Weise "vorausschaubar" sein. Nach meinem persönlichem Empfinden braucht Pop immer dazu einen Ruhepol und ein Instrument, das irgendwie "führt". Heutzutage ist das in der Popmusik ganz oft das Schlagzeug. Wenn ihr mit Bass und Drums aber beide stark rhythmisch akzentuiert und führen wollt, dann wird das schnell sehr unruhig.

Also sollte entweder der Bass oder die Kickdrum führen, aber nicht beide zusammen. Wenn du mehr "zaubern" willst, sollte der Drummer bereit sein, mal unterbeschäftig zu werden. Würde der sich darauf einlassen, solche "stupiden" Rhythmen wie bei z.B. ABBA zu spielen, um dem Bass Freiraum zu geben?

 

[Oli Wan]

der knackpunkt ist glaube ich der, dass deinem mitstreiter annehmen, basser und drummer müssten sich nach ihren vorstellungen richten, was natürlich in einer "demokratischen" band unsinn ist, den zahn musst du ihnen, vielleicht erst mal auf die nette, ziehen.
wenn alle spass haben sollen, ist die musik die rauskommt eine art "amalgam", eine mischung aller vorlieben, eben immer irgendwie ein kompromiss mit dem alle leben können, sonst funkionierts nicht, macht keinen spass. schreibst du auch songs? das wär mal eine gute sache, oder wenn ihr covert sollte ein song von dir und deinem drummer eingebracht werden, natürlich mit eurem geschmack für groove..
das ganze ist doch wohl als band gemeint, oder seit ihr angestellt, wie bei den stones? dann müssen sie euch aber auch bezahlen..[]

 

[Bassertom]

Was hat denn der Drummer da überhaupt zu gesagt??

 

[chuckrainy]

Im Grunde ist es der einfachste Weg genau auf die Bassdrum zu spielen, aber muss nicht sein. Du kannst deinen Groove auch bei jedem Durchlauf um z.B. ein 16tel verschieben. Oder auch shuffelmäßig spielen und die nichtgespielte 2.Triole eben durch die Bassdrum spielen lassen. Im Grunde genommen geht alles, je nach Musikrichtung und Fähigkeiten.
Nur hier ist dann absolute perfektes Timing erforderlich.

 

[artbass]

Man könnte auch polirythmisch spielen...

Nein ernsthaft, unser Drummer fands auch nicht so schlimm. Aber mit dem hab ich da ja auch kein Problem. Mit dem demokratischen ist das so eine Sache. Grundsätzlich richtig, allerdings bin ich der Meinung, dass man in einer Band den Zweiflern mehr Gewicht beimisst. Es ist zugegeben manchmal eine Gradwanderung zwischen sich zurückhalten und Künstler sein, die bei mir dazu führt, dass ich eher mainstreamabwegige Ansätze verfolge. Ich versuche ja auch nicht, die Stücke kaputt zu machen, ich möchte halt einfach nur ein wenig anders klingen. Normalerweise entstehen ja aus den Reibungen, die unterschiedliche VOrerfahrungen mit sich bringen, sehr interessante Ansätze, aber ich lass mir nur ungern vorschreiben, wie ich was zu spielen habe (schließlich sind wir kein Orchester).

@ Oli Wan: Hm, ich sollte vielleicht mal auf Gehalt bestehen, wenn das so weiter geht[]

Das mit dem auf die nette Tour ist so ein Problem. Wir sind beides Pädgogikstudeten, wenn auch in unterschiedlichen Disziplinen. Da fruchten die gelernten Kommunikationsstrategien nischt, weil der andere sie eh durchschaut[...]

 

[Oli Wan]

manchmal ist das naheliegende das beste, sprich: direkt und ehrlich, ohne strategie, oder ehrlichkeit als strategie, wenn man so will.
mit anderen worten: ich möchte das mal so spielen, der drummer auch, wir sind eine band, keine diktatur und im job sind wir auch nicht, soll ja allen spass machen, also kommt mir entgegen, sonst machts mir keinen spass mehr und beim nächsten mal werd ich dann trotzig, das wär ja blöd für die musik, oder? lasst es uns versuchen, im schlimmsten falle versagen wir kläglich und alle lachen..[]

 

[rabarvek]

Deine Mitstreiter und du kommen ja aus unterschiedlichen musikalischen Ecken. Gibt es denn einen Konsens, wo ihr hin wollt? Wenn Pop/Rock wie er schon tausendfach gespielt wurde das erklärte Ziel der Band ist, ist dein Spiel vielleicht wirklich zu ungewöhnlich.
Wenn ihr aber den kreativen Anspruch an euch habt, als Band ein eigenes Gesicht zu haben, dann müsste es eigentlich für alle auf der Hand liegen, dass es dazu auch Experimentierfreude und Offenheit für Ungewohntes braucht.

 

[Soulfinger]

Zitat:Original erstellt von: artbass

Ja, das Problem ist, dass die sehr stark im Deutsch-Pop ala Juli, Silbermond und Konsorten verwurzelt sind, ich hingegen tatsächlich mehr aus der Progrockecke komme und meinen Popbezug auch eher über Peter Gabriel/Tony Levin habe.

Ui, knifflige Frage. Was würde Tony Levin bei Silbermond spielen? []

Mein Zugang ist: Wenn der Zeugler einen Akzent auf der Bassdrum setzt, dann is der ja sowieso da - da muss ja nicht auch der Bass dann noch drauf rumreiten. Genausowenig, wie er die Leadgitarren-Stimme mitdudeln muss. Es gibt tausende Songs, die grooven wie die Sau, obwohl Schlagzeug und Bass in zwei völlig verschiedenen Universen unterwegs sind.

Dieses Dogma, dass Bass und Bassdrum dasselbe spielen müssen, ist kompletter Holler und mutmaßlich von Gitarristen erfunden worden, um uns zu unterjochen. [):] Sag ihnen einfach, das machen nur mehr Tokio Hotel. Wenn das nicht wirkt... [^]

 

[artbass]

Zitat:
Ui, knifflige Frage. Was würde Tony Levin bei Silbermond spielen? []

Mein Zugang ist: Wenn der Zeugler einen Akzent auf der Bassdrum setzt, dann is der ja sowieso da - da muss ja nicht auch der Bass dann noch drauf rumreiten. Genausowenig, wie er die Leadgitarren-Stimme mitdudeln muss. Es gibt tausende Songs, die grooven wie die Sau, obwohl Schlagzeug und Bass in zwei völlig verschiedenen Universen unterwegs sind.

Dieses Dogma, dass Bass und Bassdrum dasselbe spielen müssen, ist kompletter Holler und mutmaßlich von Gitarristen erfunden worden, um uns zu unterjochen. [):] Sag ihnen einfach, das machen nur mehr Tokio Hotel. Wenn das nicht wirkt... [^]

[]

Nein im Ernst, irgendwo in unserer Bandinfo steht etwas von wegen "ehrliche, alternative Popmusik". Manchmal ist sogar experimenteller Krach (genau so) drin. Und manchmal denk ich mir dann wiederum, wo ist das jetzt alternativ. Nagut, das ist dann mein Problem, aber in den letzten Tagen wurde das nicht besser. Meine Meinung hab ich jedenfalls mehrfach geäußert.

Vielleicht sollte ich unseren Gitarristen mal darauf hinweisen, dass meiner Meinung nach eine der Stärken unserer Band ist, dass wir aus unterschiedlichen Richtungen kommen (ich hab noch garnet erwähnt, dass unser Drummer mehr so aus der Jazz-Schiene kommt). Und das ich gerne bereit bin, mir seine Vorschläge anzuhören, mir aber nicht vorschreiben lasse, was ich zu spielen hab. Über Stil kann man nicht demokratisch entscheiden. Vielleicht sollte ich ihm das morgen direkt mal ins Gesicht sagen. Ganz ohne kommunikative/persuasive Strategie.[] Auf das wir wieder gemeinsam Musik machen können, ohne dauernd drüber zu reden.

 

[Oli Wan]

meine erfahrung: ehrlichkeit bringt einen weiter in der band (und anderswo) es verkürzt auch ungemein die zeit komunikation..[]
bevor man zu ergebnissen kommt.
deine kollegen können es sich ja aussuchen, entweder ihr macht das zusammen oder bass&drums machen es halt ohne vorherige absprache.
vorschreiben,was man zu spielen hat, das geht ja gar nicht!

 

[Wickerman]

Ich wundere mich gerade darueber, dass Eierschneider und Tastenheini ueberhaupt was zu melden haben

 

[Axel]

hi artbass

grundsätzlich kenne ich dein Problem. Bin ProgRocker der sich langsam zu einem handfesten Zapparianer gewandelt hat . . . und spiele in einer Indie-Band [ooo] ist spannend aber manchmal auch sehr nervenaufreibend

mit der Ehrlichkeit hat Oli Wan sicher recht. Ist ja wohl auch für dich angenehmer, wenn du die anderen in der Band nicht beeinflußen und "manipulieren" mußt um zu deinem Willen zu kommen.
ein grundsätzliches klärendes Gespräch kann da Wunder wirken.
versuch ihnen klar zu machen, dass "Das muss aber synchron sein" im Grunde genommen, kein Argument ist (zumindest nicht mehr als "ein Auto muss aber schwarz sein").
ich könnte super damit leben, wenn mir ein Bandkollege sagt "den Teil hätte ich mir so richtig wuchtig vorgestellt und das kriegen wir wohl am besten hin, wenn ihr synchron spielt" aber bei "das muss aber synchron sein" würde sicher auch bald der Kragen platzen....


wenn du noch ein Hörbeispiel brauchst, dass dir den Rücken stärkt (Argumentieren durch Zitieren []): The Police - Reggatta de Blanc
auf der Platte muss sich Sting mit Stewart Copelands rechtem Fuß zerstritten haben []
bei "Message in a Bottle" oder "Bring on the Night" kommt das besonders stark durch.
und bei der Band/Platte kann keiner behaupten, dass die besonders kompliziert/abgehoben wäre oder dass das nicht drückt....

 

[artbass]

Danke für den Tipp.

Ja, ich glaub, mit einer Formulierung wie "Probiert mal, ob das besser klingt, wenn ihr das synchron spielt" könnt ich auch besser leben. Der Ton macht die Musik, aber wem sag ich das? Unser Gitarrist hats zumindest mitlerweile wohl verstanden.

 

[Axel]

naja wir (das heißt ProgRocker in 4/4-Takt Bands) müssen halt zusammenhalten []

meine Jungs sind da eh recht cool. Mit schiefen Takten brauch zwar nicht kommen und beim 5ten Akkord in einem Lied werden sie mißtrauisch aber sonst lassen sie mir ziemlich viel durchgehen. Und in diesem Fall macht halt die Limitierung für mich den Reiz der Band aus ("Wie kann ich meine Vorstellungen einbringen, ohne die Band von Grundauf umzukrempeln")

 

[PacoCasanovas]

Zitat:Original erstellt von: Wickerman

Ich wundere mich gerade darueber, dass Eierschneider und Tastenheini ueberhaupt was zu melden haben

[]......auch wenn sie heimlich Bass spielen? LOL!

Ne, ganz im ernst!
Ich finde Bass und BD zusammen klingt recht öde und ist nicht unbedingt ein Garant für Groove!
Das Problem ist mir bekannt, ich (Gitarrist) habe vor zehn Jahren in einer FusionRock-Band gespielt und wir waren alle irgendwie Anfänger was Interaktion betrifft, jeder wollte sich selber möglichst featuren anstatt den andern Luft zu lassen. Dann habe ich angefangen mit den anderen Musikanten sogenannte Groove-Parts zu üben, 8 bis 16 Takt-Phrasen, keine Songs, nur Phrasen wo es darum ging dass jeder die anderen Instrumente hören und spüren lernte (mit mässigem Erfolg, einem Gitarristen hört man ja ungern zu wenn er etwas erklärt[] )Einmal bleibt das Schlagzeug der fundamentale Punkt und der Bass zieht, ein andermal zieht das Schlagzeug und der Bass bleibt das Fundament! Es ist wirklich spannend damit zu experimentieren. Und es ist auch erstaunlich was man alles weglassen kann und dabei nach "mehr" klingt!

Ich nenne jetzt mal als Beispiel eine aktuelle CD von Donald Fagen, dem Co-Leader von Steely Dan (die in der modernen Musik wohl eine Sonderstellung einnehmen dürfen..). Da wird oftmal ein straighter 4/4-Beat mit BD auf 1 und 3 durchgeklopft...und was macht dabei der Bass? Er spielt zwar auch 1 und 3 an, aber auch jeweils den 16tel davor! Und was geschieht? Diese scheinbar simplen Grooves fangen an zu leben, gerade auch desswegen weil der Gitarrist nur akzentuiert und sehr sparsam spielt! Fazit: Es reisst einem einfach mit! Hörtipp: Brite Nitetown, Stück 4 auf der neuen Scheibe (Morph the Cat) von Donald Fagen!

Ich hoffe ihr seit mir nicht allzu böse weil ich halt hauptsächlich ein Eierschneider bin und hier meinen Senf dazu gebe!

[P]

Gruss
Paco

 

[Axel]

Zitat:Original erstellt von: PacoCasanovas

Und es ist auch erstaunlich was man alles weglassen kann und dabei nach "mehr" klingt!

Aaaaaamen.
dazu hab ich mal was ganz nettes von Jean-Paul Bourelly gehört. Der meinte, dass er und seine Band oft einige Takte mal nur ganz stur auf E rumreiten ud dann gehen sie langsam weg davon . . . und die Zuhörer hören das E trotzdem weiter. Man kann also auch sehr viel damit spielen was wirklich zu hören ist und was man GLAUBT zu hören (eben weil es jetzt recht lange da war oder weil es normaler Weise da ist)

Zitatch hoffe ihr seit mir nicht allzu böse weil ich halt hauptsächlich ein Eierschneider bin und hier meinen Senf dazu gebe!

Aber geh. Wenn ich das so lese, denke ich, dass du ganz tief drinnen in Wirklichkeit Bassist bist []