Aguilar Tone Hammer 350 vs. EBS Reidmar

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Ich war auf der Suche nach einem Digi-Amp mit einem warmen, tragfähigen aber dennoch klaren Sound. Nicht zu Hi-Fi-mäßig (wie Glockenklang), durchaus mit (der „richtigen“) Färbung im Sound. Die Leistung war mir dabei nicht so wichtig, weil ich nicht die großen Gigs zu spielen habe. Übungsraum, Kneipen und kleine Clubs – mehr habe ich nicht zu beschallen. Also habe ich mit meinen beiden Bässen (Eyb Bassiq IV und Clover Avenger 4) insgesamt vier Zwerge getestet.

Dabei hatte ich die Marken Aguilar, EBS und TC Electronic im Visier. Interessanterweise hatte Marleaux bei der Musikmesse dieses Jahr zum Antesten gleich vier Verstärker-Boxen-Setups am Start: Glockenklang Blue Soul, Aguilar Tone Hammer (350 oder 500?), TC Electronic RH (450 oder 750?) und EBS Reidmar. Das sagt ja auch schon was aus. Soundmäßig war ich vorab ziemlich auf die Marke Aguilar fokussiert, wenn ich ehrlich bin auch wegen der langen Liste der großartigen User: John Patitucci, Yolanda Charles, Gary Willis, Paul Turner, Esperanza Spalding, Felix Pastorius usw. Bei EBS sind nach dem Abgang von Marcus Miller zu SWR bei meinem Musik-Geschmack eigentlich zurzeit nur noch die „Helden“ Tal Wilkenfeld, Étienne M'Bappé und Victor Bailey unterwegs. Sonst ist EBS (wenn man mal von den super guten Pedalen absieht) ja mehr die Marke der Metall-Arbeiter. Die Marketing-Strategen der Hersteller wissen schon, warum sie viel Geld für große Namen ausgeben. Das beeinflusst unterschwellig ganz schön. Das sollte man sich vor einer Kaufentscheidung auch mal bewusst machen.

Am Start waren bei mir: 1.) TC BH 250, 2.) TC RH 450, 3.) Aguilar Tone Hammer 500 (die hatten keinen 350er im Laden) und 4.) EBS Reidmar. Alle vier Zwerge im selben Raum über dieselbe 2x12-Box (eine günstige TC BC 212) mit meinen beiden eigenen 4-Saitern getestet.

Der beiden TCs fielen bei mir relativ schnell durch: Der BH250 hat einen ganz schönen, runden und warmen Grund-Sound, drückt ordentlich und für das Geld (rd. 300 Euro) ist das Teil wirklich beachtlich, eigentlich sogar unschlagbar. Wer wenig ausgeben möchte und wer den Sound mag und ihn nicht groß verändern möchte, dem empfehle ich den TC BH250 – unbedingt mal testen. Dass der Zwerg auf einem Boxen-Turm natürlich echt nichts hermacht und dass man ihm das „Low-Budget“ schon ansieht, darüber muss man einfach stehen. Mit persönlich war zu wenig Eingreifen ins Soundgeschehen geboten. Das eingebaute Stimmgerät des BH250 kann man übrigens voll vergessen. So ein nervöses Gezappel – das ist mehr die gute alte „Lichtorgel“ aus den 70ern als ein Stimmgerät. Der TC RH450 war mir einfach zu kompliziert zu bedienen. Ich bin kein Freund von Shift-Belegungen. Ich brauche etwas, was sich intuitiv bedienen lässt. Und dann finde ich den Preis mit rd. 800 Euro auch etwas zu hoch.

Übrig blieben der Reidmar und der Tone Hammer.
Preis:
Beim Aguilar hat man das gefühlt bessere Preis-/Leistungsverhältnis. Das Teil aus USA-Fertigung kostet rund 570 Euro. Dagegen erscheint der im Billiglohnland China hergestellte EBS mit rd. 480 Euro verhältnismäßig teurer.
Gewicht:
Der Gewichtsunterschied (1,5 kg beim Aguilar, bzw. 3,2 kg beim EBS) ist zwar relativ groß, aber praktisch unerheblich. Nach meinem Geschmack sind die 3,2 kg sogar besser, weil da nicht der nächste Windstoß den Verstärker gleich von der Box weht.
Ausstattung:
In der Ausstattung gibt es bei beiden– mir nicht verständliche – Abstriche. So werden beide Verstärker von ihren Herstellern in der Werbung mit 8 Ohm-1x12“-Boxen angepriesen (EBS Classic 112CL, bzw. Aguilar DB 112). Warum man dann nur jeweils einen Speakon-Ausgang spendiert, ist mir schleierhaft. Mit einem zweiten Ausgang gäbe es die Möglichkeit an 4 Ohm die volle Leistung abzurufen. Der kleine Amerikaner bietet erst in der wesentlich teureren 500er-Version einen Effektweg. EBS liefert das beim Reidmar mit. Außerdem hat der Reidmar einen Kopfhörerausgang, was bei Leichtgewichten schon mal einen Sinn ergibt. Diese Verstärker nimmt man gerne auch mal mit nach Hause. Völlig unterirdisch: der Reidmar hat weder einen Mute-Taster noch einen Tuner-Ausgang (ja, so was gibt es heute noch!). Das sind doch Pfennig-Beträge, wie kann man das weglassen? DI-Ausgänge haben beide. Bei der Ausstattung kommt es auf die persönlichen Bedürfnisse an. Wer unbedingt einen Effektweg braucht, für den ist der Aguilar nicht geeignet. Wer nicht auf den Ausgang fürs Stimmgerät verzichten will, der kann den Reidmar vergessen.
Sound:
Beide Verstärker bringen einen schön warmen und dennoch klaren Grundsound - Tragfähig und druckvoll, keinerlei Matsch. Für mich war überraschend, wie ähnlich die beiden Verstärker zunächst mal klingen. Ich hatte mir den Unterschied viel größer vorgestellt. Der Chinese war aber doch etwas offener und klarer. Der Tone Hammer hingegen klang im direkten Vergleich ein bisschen wie durch einen Vorhang gespielt – eben mehr „vintage“. Bei der Klangregelung bietet der Reidmar deutlich mehr an. Der Character-Taster bringt eine (nicht zu brachiale) Badewanne zum Einsatz (+7dB bei 40 Hz, -2 dB bei 800 Hz und +3 dB bei 10 kHz). Auch die Klangregelung (Bass, Mid, Treble, Bright) ist mit einem Schalter zu- und abschaltbar. Besonders effektvoll ist nach meinem Geschmack der Bright-Regler. Der arbeite bei 10 kHz und bringt tolle, crispe Höhen, die überhaupt nicht störend wirken. Die geben dem Ton ein schönes „Schmatzen“. Der Aguilar hat eine Klangregelung, die – um es positiv auszudrücken – den schönen Grundsound des Verstärkers nie unmusikalisch verbiegt. Man kann aber auch sagen, die Klangregelung ist nicht besonders effektiv. Die Bandbreite der Klangmöglichkeiten ist relativ begrenzt.

Eine Besonderheit des EBS muss ich noch erwähnen: Der Reidmar hat gleich ein ziemlich lautes Lüftergeräusch. Man ist erst mal irritiert. Das Teil fängt sofort nach dem Anschalten an, gut vernehmlich zu surren. Erst mal nicht so toll, in der Nutzung aber dann doch unerheblich. Selbst bei Balladen ist das nicht zu hören, nur zuhause, bevor man den Kopfhörer aufsetzt.

Meine Entscheidung fiel dann letztlich auf den EBS Reidmar. Im Proberaum, also in der Band, hat sich die Entscheidung dann bestätigt. Kommentar der anderen Musiker: sehr schöne Wiedergabe, vor allem sehr gleichmäßig über alle Saiten und Lagen hinweg.
 
Also ein zweiter Boxen-Ausgang wäre schon nicht schlecht, aber überhaupt nicht zwingend notwendig. Praktisch jede Box hat einen parallel verdrahteten Ausgang, wie auch die beiden von dir genannten. Ich hab übrigens einen TH350 und bin nachwievor restlos begeistert! Und ich kenne den Reidmar auch, fand ihn aber im Vergleich viel zu spitz in den Höhen und zu künstlich in der Wiedergabe (schwer zu beschreiben). Und natürlich im Vergleich mit dem TH350 einfach viel zu groß! Der TH passt in jedes meiner Gigbags mit rein...
 
Viel Spass mit dem neuen Teil.
Ich persönlich hätte ja Markbass noch probiert.
Hattest die generell ausgeschlossen ?
 
Ja, irgendwie war MarkBass bei mir nicht auf dem Schirm.

Ich fand die eigentlich immer etwas überteuert und in der Wiedergabe nicht so toll. Ist aber vielleicht auch ein Vorurteil..
 
was ich nicht verstehe, wenn der TC BH250 einen schönen, runden und warmen Sound hat, warum muss man ihn dann noch groß verändern? Wem der Klang gefällt, der will doch nur den Klang haben und der EQ mit den automatisch verschiebbaren Frequenzen ist einfach genial. 3 Knöbbes und fertig. Und bei mir erkennt der Tuner sogar ein tiefes A. Gut die Lichtorgel ist in der Tat etwas gewöhnungsbedürftig. Und was mich am meisten stört, ist die fehlende Leistung, 200W mehr und das Teil würde sicherlich eine "Der" Amps werden können. Meine Meinung. [;-)]
 
Hallo,

Habe neulich den Little Mark Tube anpielen können. Soundmässig hat der mir sehr gut gefallen, da man sehr viel unterschiedliche Charakteristiken herausarbeiten kann. Leider ist das Preis-Leistungsverhältnis für mich immer noch nicht o.k., da ein zweiter Speakon, KH-Ausgang und AUX-Eingang bei einem Leicht-Amp für mich zum Pflichtprogramm (vor allem letztere beide Features, 2 Speakons sollte jeder moderne Amp >300W haben) dazugehören.

Beim Aguilar TH500 gebe ich EADG124 auch recht: sehr gediegenener, warmer Grundsound, aber die Klangregelung ist eher unwichtig. Die Wirkung des Drive-Reglers hat mir persönlich eher missfallen, besonders über 12 Uhr. Unter den gegebenen Testbedingungen klang der Einflusse des Reglers da eher gar nicht gut, der Sound wurde unbrauchbar. Nur eine echte Röhrenzerre klingt auch wie eine solche, trotz aller Bemühungen, sie mit solid-state Elementen nachzubilden...
 
.. hm, ich verstehe diesen Speakon-Hype nicht. Habe seit Jahrzenten nur Klinke und es ist noch NIE etwas vorgefallen ...
 
Zitat:Original erstellt von: Papa

.. hm, ich verstehe diesen Speakon-Hype nicht. Habe seit Jahrzenten nur Klinke und es ist noch NIE etwas vorgefallen ...

Klar, Klinke funzt auch, wenn der Anwender damit gut umzugehen weiss. Aber vom technischen Konzept her ist Speakon halt schon über der Klinke anzusiedeln. Elektrische- (also Schutz gegen Schläge etc.) und Kontaktsicherheit sind schon höher anzusiedeln und Verwechslungen mit Instrumentenkabeln sind ausgeschlossen. Ausserdem sind vierpolige Verbindungen für Freunde des Bi-Amping (z.b. mit Gallien-Krueger RB 700, 1001 und 2001-Amps) sehr elegant zu realisieren.
Es ist wie bei allem technischen Gerät: alt heisst nicht unbedingt unbrauchbar, aber das Bessere ist halt der Feind des Guten.
Dampfzüge haben auch nachweislich über 200 km/h erreicht in den 1930ern und trotzdem fahren ICE's und Konsorten heute alle elektrisch....
 
Naja, ich empfinde das als "Bewertungsmerkmal" für einen Amp, den man dann doch eher als gut bewertet, als völlig nebensächliche Kleinigkeit. Auf den Sound kommt es an, evtl. (so auch für mich als Purist) auf die Bedienbarkeit -> KIS !
Aber da legt wohl jeder seine eigenen Schwerpunkte...

Allerdings sollte man schon als Bassmann ein Instrumentenkabel vom Boxenkabel unterscheiden können. Ich schraube ja auch nicht mit nem Kreutzschlitz ne Torx in eine Spanplatte.
 
Zuletzt bearbeitet:

Aber warum haben die kein Speakon eingebaut? Das versteh ich dann eben auch nicht. Was haben die sonst noch ausgelassen?
Natürlich ist es kein K.O. Kriterium.

Hm... natürlich "sollte" man die beiden Kabel unterscheiden, aber manchmal ist's eben nicht wirklich klar. Stecker sind dieselben und ein 1.5mm2 Kabel wie für den Bass auf so kurze Strecken reichlich langt kann schon mal etwas wie ein dick geratenes Instrumentenkabel wirken. Als ich das erste mal diese sausteifen Planet Waves in den Fingern hatte ging ich auch von nem Monitorkabel aus...
 
Zitat:Original erstellt von: alex_de_luxe

Aber warum haben die kein Speakon eingebaut? Das versteh ich dann eben auch nicht. Was haben die sonst noch ausgelassen?
Natürlich ist es kein K.O. Kriterium.

Hm... natürlich "sollte" man die beiden Kabel unterscheiden, aber manchmal ist's eben nicht wirklich klar. Stecker sind dieselben und ein 1.5mm2 Kabel wie für den Bass auf so kurze Strecken reichlich langt kann schon mal etwas wie ein dick geratenes Instrumentenkabel wirken. Als ich das erste mal diese sausteifen Planet Waves in den Fingern hatte ging ich auch von nem Monitorkabel aus...

Der LM Tube hat ja einen Speakon (in Comboversion, der kann also auch Klinke) plus einem Einzelklinkenanschluss. Aber ein moderner, starker "Touramp" sollte schon zwei Speakon haben, weil halt relativ oft zwei kräftige Boxen befeuert werden wollen..;
 
Absolut niemand.
Diese Amps werden nur für Proberäume designed und für Leute, die nie mehr als zwei Gigs im Monat spielen. Jemand, der viel unterwegs ist, kann mit so einem Ding doch gar nichts anfangen.
 
Zitat:Original erstellt von: pitsieben

Absolut niemand.
Diese Amps werden nur für Proberäume designed und für Leute, die nie mehr als zwei Gigs im Monat spielen. Jemand, der viel unterwegs ist, kann mit so einem Ding doch gar nichts anfangen.
Na kommt noch aufs Design an.
Die Markbassdinger kann man alle mit Rackohren versehen und die stehen auch tatsächlich bei ihren Endorsern auf den großen Bühnen.Die großen MB Tops haben zwei Speakonanschlüsse für boxen(z.B. SD 1200)
Und Jazzer fahren schon lange gerne kompaktes Besteck, das fing schon früh mit den Kleinen Galliens an und ging mit Walter Woods Amps weiter.
Die Dinger sind aber auch, einschliesslich Markbass auf einen Tourbetrieb ausgerichtet.

Die Designdinger von EBS,Aguilar, Orange Terrorbass usw sind da eher nur auf Proberaum und "Hobbybedarf" designed.
 
ironie ist aber keine antwort auf meine frage. jetzt mal ganz ehrlich: ich keinne hier keinen bassisten der mit einem der teile unterwegs ist. auch überregional fällt mir keiner ein bzw. sehe ich auf bühnen sowas nicht.
daher die frage.
 
Zitat:Original erstellt von: Mudskipper
Hab ich nicht geschnallt[:I].

Hätte mir auch passieren können. Manchmal hat man ja den Eindruck, unter einem Zentner ist ein Rig nichts wert und ohne einen Prolaps ist man eh kein Mann...[:D]
Mit einem LM 2 oder 3 gehe ich lächelnd auf jede erdenkliche Bühne...auch wenn ich sie mittlerweile nicht mehr als erste Wahl habe.

Edit:
Zitat:ironie ist aber keine antwort auf meine frage. jetzt mal ganz ehrlich: ich keinne hier keinen bassisten der mit einem der teile unterwegs ist. auch überregional fällt mir keiner ein bzw. sehe ich auf bühnen sowas nicht.
daher die frage.

Dann sieh dir einfach die Endorserliste von Markbass an.
Im Rock sehe ich allerdings auch fast nur Ampeg...insofern hast du abhängig vom Genre nicht ganz unrecht.
 
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