Der gemeine Bassist und das Ehrenamt…

Nächstes oder übernächstes Jahr feiere ich 20-jähriges Jubiläum in der Freiwilligen Feuerwehr. Lange Zeit. Aber seitdem der Storch mir vor einem Jahr Nachwuchs gebracht hat, bin ich keine Einsätze mehr gefahren. Ich bin aber jetzt auch durch damit, denke ich. Über die letzten 10 Jahre 4 Bandscheibenvorfälle oder -protrusionen angehäuft, und auch wenn ich mich sehr gerne daran erinnere, dass ein Mal bei uns im Keller einer Pizzeria Rohrbruch war und wir das Ganze entwässert haben, woraufhin es viel sehr dankbare Pizza für uns gab - was definitiv der beste Einsatz war, den ich je hatte - habe ich auch einfach so viel Grauen und Elend mitgenommen, dass ich das jetzt nicht mehr machen will. Ich will jetzt auch mal ungestört glücklich sein und keine Albträume mehr haben und einfach Freude an den Kindern. Ich denke, ich habe mir verdient das alles guten Gewissens an die Jüngeren weitergeben zu können. Das ist ja auch ein sehr zeitintensives Hobby. Und fick dich, du dreckiges Arschlochfinanzamt, dass ich nicht mal meine Feuerwehrschuhe und -Handschuhe in die Steuererklärung einrechnen konnte, weil das, Zitat, "mein Hobby" sei und ich ja vor allem von der Stadt Kleidung gestellt bekomme. Ja, den billigstmöglichen Knobelbecher-Mist, der mir nicht passt und beim Tragen wehtut und Handschuhe halten auch nicht zehn Jahre. Arschlöcher, miese, gemeine Arschlöcher. Ich hasse Behörden und das Finanzamt im Besonderen. Und worauf ich auch keine Lust mehr habe, ist zu Silvester angegriffen zu werden und jedesmal von Idioten, die neu in die Wohnungen neben unserer (tatsächlich) riesigen Feuerwache ziehen, angekackt zu werden, was uns einfällt so laut und hell zu sein, wenn wir mit gesetzlich vorgeschriebener Partybeleuchtung und Diskomusik in eine der größten Kreuzungen der Stadt ausrücken, besonders nachts, wenn die Kinder schlafen. Vor allem, direkt gegenüber ist ein großes Heim für Menschen mit Behinderungen, seit ewig, und die sind große Fans von uns (und wir von ihnen), aber die Neuzugänge... pffft... Wobei das mit den Angriffen auf Rettungskräfte, das geht uns allen wirklich hart an die Nieren. Die Politik redet jedes Jahr darüber, passieren tut aber nie etwas, besonders keine Verurteilungen, die es wert wären sie so zu nennen, wenn überhaupt verurteilt wird. Letztes Silvester hatten wir einen wirklich furchtbaren Vorfall, wo zwei Polizisten durch eine Gruppe angegriffen wurden und ihnen Sprengkörper unter die Einsatzwesten gesteckt wurden. Schwerste Verletzungen des Rückens und natürlich Trauma. Wirklich jetzt, wie kann man nur? Aber mir wurde auch schon ins Bein geschossen und Raketen vors Gesicht geschossen, das ist IRRE laut unterm Helm. Da habe ich auch komplett keinen Bock mehr drauf. Wenn der Staat mich nicht schützt und ich das Gefühl habe, dass der auch keinen Bock hat mich zu schützen oder zumindest für Gerechtigkeit zu sorgen, dann verabschiede ich mich da mental davon. Zumal alles unbezahlt. Ich könnte noch, aber ich will wirklich nicht mehr, mir macht das keine Freude mehr und es ärgert mich im Gegenzug viel zu viel.

Aber trotz dass ich eigentlich keine Zeit mehr habe, juckt es mir in den Fingern zum THW zu gehen. Weit weniger Zeitaufwand als Feuerwehr, Ingenieur bin ich auch, das würde passen. Na vielleicht. Warum nicht.

Aber derzeit bringe ich Nichtschwimmern Schwimmen bei, jetzt gerade 80 internationalen Studenten für die nächsten 14 Wochen. Das wird auch ein wilder Ritt.
Ich bin nebenher auch in der Feuerwehr, allerdings Werkfeuerwehr.
Hab schon davon gehört, aber bei dir hört man die Wut sowas von krass raus... alter Schwede.

Da kommt einem doch der Gedanke, das alle Freiwilligen den Scheiß hinschmeissen sollen und dann wird zwangsverpflichtet (ist tatsächlich so)... Mal gucken, ob dann immer noch so über die Freiwillige Feuerwehr hergezogen wird und ob das immer noch "nur deren Hobby" ist...

Ich bin jedenfalls sehr dankbar für jeden, der das bei mir in der Stadt freiwillig macht und weiß das zu schätzen...
 
Ich bin im Vorstand von unserem Golfclub für die Jugendthemen /Training etc. verantwortlich. Wir sind eine kleine, feine 9-Lochanlage, die komplett in Vereinsregie betrieben wird mit einigen festangestellten Mitarbeitern. So gibt’s im sechsköpfigen Vorstand auch neben dem Stamm-Ressort genug aufgaben. Zuletzt war ich maßgeblich für das Projekt “neue Webseite“ verantwortlich.
 
Ich weiß nicht, ob das ein Ehrenamt ist?
Nach 2 Jahren in einem Wohnhaus der größten Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Deutschland hatte ich die Schnauze voll.
Verkrustete Hierarchien und mittelalte Frauen in Machtpositionen.
Darüber könnte ich ein Buch schreiben....egal, vorbei.

Während dieser Zeit habe ich die Bezugsbetreuung eines leicht körper und geistig behinderten Menschen übernommen, dem 61 jährigen Jürgen.
Als ich da anfing sah der aus wie ein verwahrloster Penner.
Ganz Schlimm!
Während meiner Zeit dort habe ich ihm erstmal coole Klamotten besorgt.
Neue Schuhe und einen vernünftigen Haarschnitt.
Er war nicht mehr wiederzuerkennen!
Seit mein Arbeitsvertrag beendet ist, besuche ich Jürgen alle 2 Wochen.
Mit schriftlicher Genehmigung seines Vormundes begleite ich ihn mit dem E Rolli ins Städtchen, Eis oder Pizza essen.
Bei schlechtem Wetter spielen wir mit der Märklin H0, die ich ihm auf ein Brett gebaut habe.
Wir sind große Eisenbahnfans.
Und mittlerweile dicke Freunde.
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Meine Frau ist mit ihrer Schwester in der Gemeinde tätig.
Sie kümmern sich rührend um den Blumenschmuck in der Kirche.
 
Was sind deine Aufgaben dort?
Vornehmlich bearbeite ich sämtliche Interessen meiner schwerbehinderten Mitarbeiter und deren Gleichgestellten, analog zu einem Betriebsrat.

Das geht los vom ausfüllen von Festellungsanträgen nach SGB IX bzw auch Gleichstellungsanträgen beim großen roten A.

Ferner beantrage ich Arbeitshilfen (z.b. höhenverstellbarer Schreibtisch) und begleite meine Klienten auch bei BEM-Verfahren.

Oft passiert es aber auch, das die SBV gerne mit Betriebsrat verwechselt wird und besonders dann auch MA ohne GdB an mich rantreten und meine ehrenamtliche Funktion als eine Art Wunschkonzert sehen.

Auf jeden Fall eine sehr umfangreiche Aufgabe, auch wenn ich wegen einer eher geringen Anzahl an schwerbehinderten Mitarbeiter an unserem Standort NICHT freigestellt bin, und ansonsten ganz normal zb Nudeln, Chips, Bananen und Milch kommissionieren muss.
 
Ich hatte hier neulich so 'ne Horde Sargträger, das reicht mir als Ehrenamt für eine Weile. Smiley.
Sargträger hatte ich aushilfsweise auch ein paarmal gemacht. Eigentlich garnicht so "merkwürdig", wie man denkt...
Dabei habe ich gelernt, daß man am besten unten "bei den Füßen" trägt, da ist leichter....
 

Habe gerade erst den Absprung aus der Pflege geschafft und bin nun froh, keinen Schichtdienst mit endlos langen Turns mehr zu haben. Die letzten 3 Jahre ging es bei mir Privat nicht gut und im Augenblick bin ich zufrieden den Boden (oder Abgrund?) erreicht zu haben und nicht mehr bergab sondern immerhin geradeaus zu gehen.

Nach dem Abitur und vor der Pflege war ich im lokalen Jugendhaus aktiv und habe dort Veranstaltungen unterstützt, was durch meine Arbeit im Schichtdienst dann leider unmöglich wurde. Das Projekt gibt es dank Corono, dem Tod eines guten Freundes und der Politik des Trägervereins leider nicht mehr.
 
Habe gerade erst den Absprung aus der Pflege geschafft und bin nun froh, keinen Schichtdienst mit endlos langen Turns mehr zu haben. Die letzten 3 Jahre ging es bei mir Privat nicht gut und im Augenblick bin ich zufrieden den Boden (oder Abgrund?) erreicht zu haben und nicht mehr bergab sondern immerhin geradeaus zu gehen.

Nach dem Abitur und vor der Pflege war ich im lokalen Jugendhaus aktiv und habe dort Veranstaltungen unterstützt, was durch meine Arbeit im Schichtdienst dann leider unmöglich wurde. Das Projekt gibt es dank Corono, dem Tod eines guten Freundes und der Politik des Trägervereins leider nicht mehr.
Ich wünsche dir alles Gute bei deiner neuen beruflichen Ausrichtung. Es ist jammerschade, dass so Viele wegen miserabler Arbeitsbedingungen dem Pflegereich den Rücken kehren. Dabei gäbe es da soviel zu tun. Wann bekommen wir als Gesellschaft hier endlich die Kurve und behandeln die Arbeitskräfte dort mit Respekt? Persönlich und auch in punkto Arbeitsbedingungen.
 
Ich weiß nicht, ob das ein Ehrenamt ist?

Leute mit so einem Engagement wie du sind vor allen Dingen mal ein Grund, am Leben zu bleiben und das gerne und mit Optimismus. Was für eine geile Aktion! Chapeau. UND ES IST EBEN NICHT ALLES SCHEISSE IN SCHLAND. Danke dafür. Man hätte in der Zeit auch einen schwachsinnigen Blog schreiben können. Meine Verneigung.
 
Und worauf ich auch keine Lust mehr habe, ist zu Silvester angegriffen zu werden
Leute, die sowas machen sollen sich ficken und nach ihrem Sylvester Aggro Vollrausch mal ihre Kotze und die Böllerreste wegfegen. Aber die Leute halten halt viel zu oft ihr Maul, ich finde gut, dass du es nicht tust!

Ich hasse Sylvester so sehr!
 

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