Die Handwerksmetzgerei! ....um´s Eck???

Hier im Südwesten kann man sich eigentlich nicht beklagen. Es gibt schon noch einige Metzger und Bäcker im Umkreis. Ist zwar auch nicht mehr so wie früher, aber geht noch. Ich arbeite sogar gegenüber von so einem Landmetzger, der selber das Vieh um die Ecke bringt. Jeden Montag morgen kommt der Traktor mit dem großen Schweineanhänger, der Tod wartet hinter der Pforte ... :evil::engel:
Aber woran liegt das?
Das Erbrecht isses eher nicht. Stimmt zwar, dass die Äcker im Norden aufgrund des Erbrechts und auch der Landschaft wesentlich größer sind als hier. Aber das ist es eher nicht.
Ich glaube es liegt am Limes.
Der ist doch bis heute eine Kulturgrenze.
Meine Eltern stammten aus Norddeutschland. Ich weiß noch (wenn wir Oma und Opa besucht haben), dass es da auf dem Dorf ein oder zwei Kneipen gab. Da gabs ein Bier und ein Korn, fertig. Wenn du Hunger hattest, musstest du Bier trinken, zum Essen gabs nix.
In dem Dorf dagegen, wo ich aufgewachsen bin (nicht mal 2000 Einwohner), gabs 5 Kneipen/Restaurants mit einer reichhaltigen Speisekarte. Da konnte man überall lecker essen. Eine ganz andere Lebenskultur.
Vielleicht wirkt sich das eben auch auf das Handwerk aus.
 
Is schon ein Unterschied, ob 100 Laster, a 300 Schweine, oder 10000 Bauern, a drei Schweine täglich anliefern
Da hast Du schon Recht. Der Großbetrieb würde die Großlieferung haben wollen.
Auf was ich eigentlich raus wollte war, daß es gar nicht soweit kommen würde, weil der vom Großschlachter bezahlte Preis für ein Schwein so lächerlich gering ist, daß ein Kleinbauer von vorneherein gar nicht dran denkt an den zu verkaufen. Da wird er das Schwein lieber selber essen.
Ein Großschlachterei, die möglichst billiges Fleisch und auch Wurst produzieren will, wird auch schon im Einkauf die billigst möglichen Tiere einkaufen. Das werden dann zwangsläufig Tiere aus Groszuchtbetrieben sein, weil die billiger züchten können. Man braucht letztlich eine durchgängige Kette von Großbetrieben, weil sich damit billiger produzieren lässt. Schließlich wollen viele Verbraucher ja möglichst wenig für die Produkte bezahlen.

Blöd ist halt, daß der Drang nach immer billiger irgendwann auch dazu geführt hat, daß die Qualität mancher Produkte und auch die Verhältnisse in manchen Betrieben den Bach runtergehen konnten. Das wird meines Erachtens einerseits verursacht durch gewissenlose Geschäftsführer, denen der eigene Profit über alles geht und andererseits auch getragen durch die Verbraucher, die bei Qualität und Herkunft zugunsten des günstigeren Preises lieber alle Hühneraugen zudrücken.
 
Das wird meines Erachtens einerseits verursacht durch gewissenlose Geschäftsführer, denen der eigene Profit über alles geht
Ich unterstelle den Geschäftsführern das nicht. Über alles geht denen, dass der Betrieb weiterläuft.
Hier im Südwesten kann man sich eigentlich nicht beklagen. Es gibt schon noch einige Metzger und Bäcker im Umkreis. Ist zwar auch nicht mehr so wie früher, aber geht noch.
In der Stadt Augsburg gab es früher bei ~150000 Einwohnern 120 Handwerksmetzgereien. Jetzt bei ~300000 Einwohnern gibt es noch acht.


Die ursprüngliche Absicht dieses Threads ist, ich möchte gern wissen, ob es hier Leute gibt, die eigentlich gar keine Chance haben, Fleisch und Wurst in einer Handwerksmetzgerei zu kaufen. Ob es für manche hier diese Waren tatsächlich ausschließlich im Supermarkt oder Discounter zu erwerben gibt.
Das wäre für mich ein Skandal!
 
:crutch:...der dann entweder auf dem Behindertenparkplatz oder Frauen/Mütterparkplatz über 2 Parkplätze hinweg abgestellt wird...

Hör bloß auf, ich beobachte das vor alle, bei Rentnern als auch bei den S-Klasse/AMG Proleten. Was mir noch zusätzlich auffällt: viele solcher Asiparker sind massiv übergewichtig.

Ein Thema wurde hier noch garnicht angesprochen. In vielen Familien wird vermittelt Fleisch sei "ihhh". Am Ende wird dann die Bärchen-Streichwurst aus der Dose gekauft, weil das ja nicht nach Wurst aussieht aber lecker ist. Ich würde behaupten, dass das bei mindestens 50% aller Kinder so läuft. Die finden Tiere töten blöd und Fleisch eigentlich ihh, schreien aber rum, wenn sie nicht ihr industriell verklärtes Folterfleisch in Form von feiner Wurst-Streichpampe oder Fast Food bekommen. Bigotter geht es kaum.
 
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Wir kaufen Fleisch in der Regel beim Biohof vor Ort. Der schlachtet jede Woche ein Schwein. Die Tiere (alte Haustierrasse) rennen draußen rum. Die Ware liegt in Kühltruhen in einem Holzhäuschen zur Selbstbedienung. Das kostet dann auch mal schnell 30 - 32 Euro für ein kg Hähnbrustfilet oder Hüftsteak....

Aber seit dem wir das machen fühle ich mich deutlich wohler dabei.
 
Die ursprüngliche Absicht dieses Threads ist, ich möchte gern wissen, ob es hier Leute gibt, die eigentlich gar keine Chance haben, Fleisch und Wurst in einer Handwerksmetzgerei zu kaufen.
Da kann ich für mich nur sagen, daß ich in der komfortablen Position bin frei entscheiden zu können zwischen großem Lebensmittelhändler mit großer Auswahl unterschiedlicher Qualitäten, einfachem Billig-Discounter, Metzgereifilialen die dann von der Metzgereimutter beliefert werden und tatsächlich auch handwerklich geführter Kleinmetzgerei mit Herstellung im eigenen Hause. Da ist alles dabei.
Ich habe es selber in der Hand was ich mir leisten will. Allerdings muss ich dann halt dementsprechende Umwege in der Einkaufstour einplanen, weil die bekannten Lebensmittelhändler und Discounter den einfacheren Weg bedeuten.
 
In vielen Familien wird vermittelt Fleisch sei "ihhh". Am Ende wird dann die Bärchen-Streichwurst aus der Dose gekauft, ...Bigotter geht es kaum.
Solche Fälle kenne ich nicht aus meinem Umfeld.
Eltern, die so etwas praktizieren haben wohl irgendwas nicht verstanden, oder sollten nochmals tief in sich gehen. Hast Du die schon mal gefragt, was die sich dabei denken?
 

Ich unterstelle den Geschäftsführern das nicht. Über alles geht denen, dass der Betrieb weiterläuft.

In der Stadt Augsburg gab es früher bei ~150000 Einwohnern 120 Handwerksmetzgereien. Jetzt bei ~300000 Einwohnern gibt es noch acht.


Die ursprüngliche Absicht dieses Threads ist, ich möchte gern wissen, ob es hier Leute gibt, die eigentlich gar keine Chance haben, Fleisch und Wurst in einer Handwerksmetzgerei zu kaufen. Ob es für manche hier diese Waren tatsächlich ausschließlich im Supermarkt oder Discounter zu erwerben gibt.
Das wäre für mich ein Skandal!
Platte Antwort, in Hamburg kein Problem, und soweit ich das aus meiner beschränkten Erfahrung für das Umland sagen kann, wenn das Dorf so klein wird, dass der letzte Metzger zumacht, ist bald auch alles andere weg. Da fährst du zwangsläufig zum Einkaufen weiter. Ob Du dann das nächste größere Dorf ansteuerst, wo es noch einen gibt, oder den Supermarkt auf dem Acker....Deine Entscheidung. Und hier in der Gegend gibt es zunehmend Biobauern mit Hofladen. Nix für die Fusslahme Omi ohne Führerschein aber, S.o. Die ist eh gekniffen.
 
Hast Du die schon mal gefragt, was die sich dabei denken?

Ich habe es hier und dort versucht anzusprechen. Einmal in der entfernten Verwandtschaft und auch im Job( hat was mit Pädagogik zu tun). In beiden Fällen kommt man könne ja kein Geld scheißen und die Kinder würden es halt verlangen. Es darf dann halt nur etwas stark verarbeites wie Mortadella, Hack oder Fleischwurst sein. Denn da sieht man ja nicht, dass es mal ein Tier war. Spricht man an, wie billige Mortadella (aka Querschnitt eines Dackels) oder Chicken Nuggets (essen grade Jugendliche in Massen) hergestellt werden ist es eh vorbei. Erziehung ist out, auch im Bereich Ernährung.

Im Falle der Verwandten wurden mehrere Pakete 60 Cent Wurst Kat(z)enrauchwurst die Woche gefressen (schreibe ich jetzt einfach mal, weil das mit essen nichts zu tun hat). Eins der Kinder massiv übergewichtig schon im Grundschulalter. Es kam dann man hätte eben keine Zeit und er würde die Wurst halt verlangen. Heute ist er Erwachsen, hat Nierenprobleme und wiegt 130 Kilo. Ich bin mir relativ sicher, dass das in D absolut kein Einzelfall ist.

Ich selbst bin weit davon entfernt Fleisch zu verteufeln. Wir versuchen es auf 1-2 Mal die Woche in Hauptgerichten zu reduzieren und essen dann mit Genuss. Zugegebener Maßen klappt es nicht jede Woche, aber es ist das Richtmaß. Aufs Brot gibts meistens Käse. Wurst nur ganz selten mal und dann die regionale Salami oder geräucherter Schinken vom Stück. Massenschlachthöfe mit billigen Arbeitskräften braucht kein Mensch. Fair geht anders!
 
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Ich habe im Dortmunder Süden eine Metzgerei die sich noch halten kann weil eben hier mehr Menschen mit höheren Einkommen wohnen die sich das leisten können oder wollen. Die meisten Bäcker sind wie fast alle anderen Kleinläden in Ketten aufgegangen.
Als ich vor einigen Jahren das letzte Mal Fleisch gegessen habe kostete 1 Kilo Schweinerücken im Supermarkt im Angebot 4,50 Euro. :D
Bei dem Metzger, der zudem zertifiziert ist eben 20 Euro. Wenn man will kann man in einem der Biomärkte auch ein Huhn für 25 Euro kaufen.
Ich glaube das kostet so etwa 4 Euro wenn man die Tiefgekühlten nimmt, die völlig legal mit Reserve Antibiotika vollgestopft sind.
Es gibt hier halt auch noch Menschen denen ein Döner für 3 Euro zu teuer erscheint. Diese ganzen Preiskämpfe beim Fleisch gehen halt auf Kosten der Tiere, der Kleinbetriebe und am Ende auch auf Kosten der Gesundheit der Konsumenten.
 
Ich habe es hier und dort versucht anzusprechen. Einmal in der entfernten Verwandtschaft und auch im Job( hat was mit Pädagogik zu tun). In beiden Fällen kommt man könne ja kein Geld scheißen und die Kinder würden es halt verlangen. Es darf dann halt nur etwas stark verarbeites wie Mortadella, Hack oder Fleischwurst sein. Denn da sieht man ja nicht, dass es mal ein Tier war. Spricht man an, wie billige Mortadella (aka Querschnitt eines Dackels) oder Chicken Nuggets (essen grade Jugendliche in Massen) hergestellt werden ist es eh vorbei. Erziehung ist out, auch im Bereich Ernährung.
Moment mal! Verstehe ich das richtig?
Die Kinder verlangen diese stark verarbeiteten Fleischprodukte (kann ich bei der maßgeschneiderten Werbung durchaus verstehen) wohingegen die Eltern eigentlich weniger oder gar kein Fleisch propagieren?
Aber was hat das dann mit zuwenig Geld zu tun? Würden die Eltern denn lieber das freilaufende Bio-Huhn für ab 25 € auf den Tisch bringen und können sich das nicht leisten? Oder wäre das sowieso sinnlos, weil die die Kinder nur die Herzbärchenwurst essen wollen?
Sorry, aber das ist mir gerade zu hoch.
Mir ist jetzt nicht klar, wer da nicht sehen will, daß Fleisch aus totem Tier besteht.

Im Falle der Verwandten wurden mehrere Pakete 60 Cent Wurst Kat(z)enrauchwurst die Woche gefressen (schreibe ich jetzt einfach mal, weil das mit essen nichts zu tun hat). Eins der Kinder massiv übergewichtig schon im Grundschulalter. Es kam dann man hätte eben keine Zeit und er würde die Wurst halt verlangen. Heute ist er Erwachsen, hat Nierenprobleme und wiegt 130 Kilo. Ich bin mir relativ sicher, dass das in D absolut kein Einzelfall ist.
Okay, das verstehe ich.
Das ist einfach ein Mensch mit Adipositas, weil über all die Jahre zu viel und auch sonst eher verkehrt gegessen wurde. Das hat aber mit unserer Handwerksmetzgerei und der Frage nach Billigfleisch eher weniger zu tun. Der Junge Mann braucht eine grundlegende Ernährungsumstellung, am besten von einem Arzt begleitet. Wobei das natürlich ausschließlich davon abhängt, wie er selber seine Situation sieht.
 
Die Kinder verlangen diese stark verarbeiteten Fleischprodukte (kann ich bei der maßgeschneiderten Werbung durchaus verstehen) wohingegen die Eltern eigentlich weniger oder gar kein Fleisch propagieren?

Du hast gefragt und ich gebe nur die Argumentation einiger Eltern wieder....die natürlich eher eine Ausrede darstellt. Wie ich schon drunter schreib: man hat oft kein Bock sich auseinanderzusetzen und kauft dann einfach die Bärchenmortadella, aber der gute Räucherschinken oder ein Stück Wildwurst ist "ihh". Chicken Nuggets und die "cleane" Wurst die nicht nach Fleisch ausschauen soll, ist natürlich vom Tier, wird aber nicht so wahrgenommen. Wirds das jetzt klarer? Setz doch mal 12 Jährigen Kids (am besten aus der Großstadt und viele ohne Bildungshintergrund) A) ein Stück Tafelspitz vom Biorind vor und B ein 9er Chicken Nuggets oder auch Nuggets aus dem Suermarkt. Die sind so auf den Quatsch konditioniert, dass das Stück Rindebraten "ihh" und die Nuggets "lecker" sind.

Das hat aber mit unserer Handwerksmetzgerei und der Frage nach Billigfleisch eher weniger zu tun

Doch, sicherlich. Da wurde über Jahre einfach die billigst verfügbare Wurst von "JA" und Konsorten gekauft, damit das Kind ruhig ist und satt wird. Auch hier einfach kein Bock gehabt. Durch genau sowas entsteht die Massennachfrage nach billigem Industriefleisch. Wie ich oben schon schrieb: es ist immernoch zu vielen Leuten scheißegal.
 
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Bei uns in Nordhessen nimmt die Zahl der "echten" Metzgereien mit Tradition auch allmählich ab, aber es gibt sie noch. Wir versuchen die stets zu unterstützen. Der Qualitätsunterschied zum Supermarkt ist enorm, die Verpackungen ohne Plastik!
Wochenmärkte gibt es auch noch einige. Dort sind die Metzger der Umgebung präsent. Wir decken uns oft auf diesen Märkten ein, so dass wir für die Woche genug haben. Auch Gemüse etc.
Unsere berühmte "Ahle Wurscht" wird wohl nicht aussterben. Die gehört hier einfach dazu.
Achso: Auch Direktvermarktung von Bauern gibt es einige hier, Hofläden.

Es gibt Alternativen! Man muss sie nur finden und natürlich nutzen!
 
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Unsere berühmte "Ahle Wurscht" wird wohl nicht aussterben. Die gehört hier einfach dazu.
Achso: Auch Direktvermarktung von Bauern gibt es einige hier, Hofläden.

Die Frage ist aber wie lange sich die Qualität hält.
Wenn die Wurst erst mal Gewinnoptimiert als Einheitswurst aus den Fabriken kommt ist Schluss mit der Tradition.

Ich kenne die ja noch von früher aus den Hausschlachtungen und die sorgten eben auch für die Vielfalt dieser Wurst.
Die schmeckte im Kreis Gilserberg schon etwas anders als im Schwalm Eder Kreis. Manchmal gab es schon von Dorf zu Dorf Unterschiede.
 
Du hast gefragt und ich gebe nur die Argumentation einiger Eltern wieder....die natürlich eher eine Ausrede darstellt. Wie ich schon drunter schreib: man hat oft kein Bock sich auseinanderzusetzen und kauft dann einfach die Bärchenmortadella, aber der gute Räucherschinken oder ein Stück Wildwurst ist "ihh". Chicken Nuggets und die "cleane" Wurst die nicht nach Fleisch ausschauen soll, ist natürlich vom Tier, wird aber nicht so wahrgenommen. Wirds das jetzt klarer? Setz doch mal 12 Jährigen Kids (am besten aus der Großstadt und viele ohne Bildungshintergrund) A) ein Stück Tafelspitz vom Biorind vor und B ein 9er Chicken Nuggets oder auch Nuggets aus dem Suermarkt. Die sind so auf den Quatsch konditioniert, dass das Stück Rindebraten "ihh" und die Nuggets "lecker" sind.
Ich glaube ich raff es immer noch nicht.
Habe ich das richtig verstanden: Die Eltern würden lieber gar kein Fleisch servieren, kaufen aber aus Bequemlichkeit dann die billgsten, hochverarbeiteten Pürierfleischknödel für ihre Kinder, weil die genau nur dieses Zeug essen wollen?
Die sind echt schräg drauf.
 

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