Jaco Pastorius richtig hören?!

flaT*eriK

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Ich habe gerade diesen Artikel von Marcus Miller gelesen, zu finden auf der Jaco Pastorius Seite.

http://www.jacopastorius.com/features/guestartists/marcusmiller.asp

Recht weit oben beschreibt Marcus seine Erfahrungen und sein empfinden beim hören von Donna Lee.

Nun ist es so, dass ich seit einiger zeit auch die frühen Sachen von Pastorius immer wieder mal höre, gerne auch im dunkeln vor´m einschlafen mit Kopfhörern. Das komische ist nur, mir erschließt sich die Musik und besonders der Song so gut wie gar nicht. Was ich dort höre oder auch im video zu Jaco Pastorius - Modern Electric Bass sehe, ist das "schnelle" rauf und runterspielen von Skalen. Natürlich in einer beeindruckenden Präzision.

Wie empfindet ihr solche Dinge bzw. versteht jemand was ich meine?
 
Ja, ich kann es absolut verstehen.
Für mich persönlich ist dort auch keine Musik dahinter sondern mehr ein darstellen der Fähigkeiten und ein umsetzen einer Idee die nur beweisen soll dass es möglich ist sowas auf einem Bass zu spielen.
Es gibt irgendwo eine Grenze... Victor Wooten z.B. überschreitet sie jedes mal und bei ihm klingt es immernoch bei Musik, jaco hatte diese Gabe leider nicht..
Musik ist musik und sollte dies auch bleiben.
Das ist genauso wie mit Free Jazz... Genial und kaum einer kann es richtig spielen, aber grausam wenn man es vom Klang beschreibt oder?
 
Zitat:Original erstellt von: DarkDemonSoul


Es gibt irgendwo eine Grenze... Victor Wooten z.B. überschreitet sie jedes mal und bei ihm klingt es immernoch bei Musik, jaco hatte diese Gabe leider nicht..
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ich glaube du bewegst dich gerade auf sehr dünnem eis [;-)]
 

Ob's einen nun anspricht oder nicht, bei Donna Lee steckt schon etwas mehr dahinter, als blosse Fingergymnastik. Ja, ich steh dazu: für mich ist das Musik!

 
Zitat:Original erstellt von: DarkDemonSoul


Es gibt irgendwo eine Grenze... Victor Wooten z.B. überschreitet sie jedes mal und bei ihm klingt es immernoch bei Musik, jaco hatte diese Gabe leider nicht..
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Wenn da einer wegen Blasphemie nicht in der Hölle schmoren wird... [:D]

Natürlich ist die Geschmacksfrage eine nicht ganz unwichtige... aber wenn mans mit dem Basse ernst meint, dann sollte man sich auf jeden Fall mal mit Jaco Pastorius beschäftigt haben... du merkst dann schon wie sehr musikalisch der Knilch war.

Zum Thema Lehrvideos im Allgemeinen: einen musikalischen Nutzen kann daraus selten wirklich ziehen. Meistens gehts da um die Darstellung von Technik und der speziellen Spielweise eines Bassers und da wird auch immer angegeben (die Leute wollen das ja auch sehen)... dann kommen noch Fragen wie "wie hast du denn das bloß gemacht?".
Schau dir mal noch ein paar andere Lehrvideos an... ist fast immer das gleiche.

Edit: hab gerade zum Spass eine Version von Charlie Parker und Jaco übereinandergelegt. Das klingt super gut. Leider musste ich immer anhören und schieben, weil das Tempo nicht das gleiche ist (es gibt ja auch sicher 100 Aufnahmen von Donne Lee... kann mir auch vorstellen dass der gute Jaco das aus dem Kopf heraus gespielt hat).

EditEdit: gefallen muss einem das ja nicht, was der Jaco gemacht hat...
 
Zuletzt bearbeitet:
Also um gefallen oder nicht geht es mir hier nicht, nicht dass das jemand falsch versteht. Ich möchte wissen, was für die Leute die es mögen und gar meinen zu verstehen, der Zauber dahinter ist.

@rabarvek
Warum ist es für mehr als Fingergymnastik? Und klar, Musik ist es für mich auch, das steht ausser Frage.

Und das Jaco einer der ganz Großen am Bass war/ist, ist auch völlig eindeutig. Nur um die Frage geht es mir nicht.

Zum Beispiel höre ich gerne Jazz, nur da eben viel viel lieber den melodiösen, langsamen als das schnelle "Gedudel".

Das Video zu "The Chicken" ist z.B. wirklich enorm cool, das ist auch ne Basslinie die ich "verstehe".
 
Donna Lee ist ein Bebop-Stück, Musik, die schwer verständlich ist und nicht jedem zugänglich ist; ich gehöre auch zu den Verständnislosen. Zu schnelle Harmoniewechsel, denen ich einfach nicht folgen kann.

Ich habe manchmal den Verdacht, dass Bebop gespielt wurde, um zu zeigen: Wir können etwas, wozu ihr nicht mal ansatzweise im Stande seid.

Jaco hat zwei Alben veröffentlicht, und die sollte als Massstab nehmen. Auch die Weather Report Alben, auf denen er mitwirkte, können als Referenz gelten. Das ist grosse Musik, die, im Gegensatz zu Wootens Geschraddel, Bestand haben wird.

Es gibt viele Bootlegs aus der Zeit, als Jaco schon sehr krank war und seinen Zenith längst überschritten hatte. Da zitiert er nur noch sich selbst. Beim Dreh seines Videos war er bereits so hinüber, dass er nicht einmal einen Bass mitbrachte und deshalb auf dem Instrument spielte, das im Studio herumstand. Der Videodreh wurde organisiert, um Jaco wieder auf die Beine zu helfen. Zu jener Zeit hatte er nicht einmal einen festen Wohnsitz.

Alles was Patorius damals spielte war neu, bei Wooten ist höchsten das Tempo noch etwas höher. Noch höher als die istrumentalen Fertigkeiten schätze ich die Kompositionen ein. "Three Views of a Secret" und andere Kompositionen haben bereits einen festen Platz im Jazzkanon.

Gruss Jogurt
 
Das Verständnis und die Bewertung, ob etwas einem gefällt, ob es nachvollziehbar ist, ob man etwas dabei fühlt etc. ist doch von der eigenen Erfahrung und den Hörgewohnheiten abhängig. Bei mir bewegt sich das Thema von Donna Lee etwa an der Grenze dessen, was ich begreifen kann (ich kann's nicht mitsummen, es gefällt mir aber und ich verstehe es irgendwie). Und obwohl ich es nicht komplett verstehe, spüre ich etwas dabei. (Das hat noch nix mit Jaco zu tun.)

Jemand anderes findet keinen Bezug. OK. Muss man nicht. Das ganze ist bis hier für mich noch keine Frage der Schwierigkeit eines Stückes oder der Virtuosität des Interpreten.

Man sollte sich aber bewusst sein, dass jeder hier eine andere Grenze hat! Manche Leute können bei Schönberg tiefe Empfindungen bekommen, was mir komplett unverständlich ist. Andererseits wird z.B. mein Bruder nervös und agressiv, wenn er das "Gedudel & Gefrickel" anhören muss, was ich höre (dabei hatte ich schon extra Pat Metheny Group aufgelegt...) Und dieser Rahmen aus Hörgewohnheiten ändert sich im Laufe des Lebens (bei manchen). Genau das beschreibt Marcus Miller ja, nur, dass er etwas systematischer vorgegangen ist, weil er Jaco "begreifen" wollte. Er lernt die Harmonien "hinter" Jacos Solo zu hören und kann es so geniessen.

Übrigens meine ich natürlich nicht, dass es keinen Virtuosität-Zurschaustell-Jazz gibt. Klar. Gibt's in den anderen Bereichen auch, gerade bei Rock-Gitarren-Soli. Aber nur weil etwas virtuos oder für MICH nicht fassbar ist, muss es noch keine reine Fingerübung sein.

@ flaT*eriK: Ich empfehle Dir: Wenn Dir der Bezug zu Jaco fehlt, Pech! Es gibt ja noch genügend andere Musik und Bassisten. Mir z.B. erschliesst sich die von vielen gepriesene Kunst mancher Heavy-Bassisten nicht...

"Three views of a secret" ist auf "Word of Mouth". (Und z.B. auf der WordofMouth-Big Band Live-Scheibe)
 
Zitat:Original erstellt von: flaT*eriK

@rabarvek
Warum ist es für mehr als Fingergymnastik?
Zum Vergrößern anklicken....

Besorg dir eine Software, mit der du Musik bei vernünftiger Qualität langsamer abspielen kannst oder die Noten des Stücks und spiel es bei einem für dich konfortablem Tempo.
Dann wird hörbar, dass es eben nicht einfach nur toll ist, weil der Jaco es so schnell spielen konnte, sondern dass kompositorische Qualität darin steckt, die auch im Zeitlupentempo erhalten bleibt.

 
Naja, Improvisation ist doch spontanes Komponieren! [;-)]

Und er wäre nicht der erste, der sich eine Improvisation zurechtlegt, dann ist es erst recht "komponiert".
 

als ich in den frühen 80ern jaco zum ersten mal hörte, war ich sofort fasziniert von seinem spiel, und seinem ausdruck.
ich habe zu dieser zeit angefangen mit bass und hatte keinen blassen schimmer von jazz (ist bis heute so geblieben)...aber es gefiel mir trotzdem.

das war er spielte war für mich sofort schlüssig.....vom gefühl und hörempfinden her...nicht vom analytischen aspekt...da ja keine ahnung.

ich hörte jaco recht viel..vor allem mit weather report....aber ich beschäftigte mich nicht! weiter und explizit mit seinem spiel, und versuchte auch nie, dies zu emulieren....zu gross war und ist der respekt bzw. gab und gibt es zuviele, die auf dieser schiene reiten.....

bauschi[^]


 
Zuletzt bearbeitet:
Ne, bist Du nicht. Im Bassist (leider nicht mehr erscheinende GB Magazin) gab es vor Jahren mal eine Umfrage nach den Lieblingsplatten, Jaco und Flea kloppten sich da um die ersten Plätze. Jaco hatte dann schlußendlich den ersten Platz erobert.
In einer der darauffolgenden Ausgaben wurde zur Diskussion gestellt, warum Jaco so ''beliebt'' sei. Oder ob es so ein, den kennen alle, den muß man gut finden, namedropping usw. ist. Der Kerl hat sicherlich einiges für die Bassisten im allgemeinen getan, hat Stanley aber auch, und zwar schon vorher. Passt auch gut, daß er so eine üble Geschichte hatte. Aber der Größte ist er in meinen Ohren eher durch sein kompositorisches Talent geworden, nicht so durch sein Spiel. Ich empfinde es sehr viel schwieriger, auf einem bundierten Bass einen ähnlich aussagekräftigen Ton zu erzeugen als auf dem fretless. Es steht außer Frage, daß er spielen konnte, das er der Erste war, der, der diese Art des Spiels bekannt gemacht hat, er selber beschwerte sich aber darüber, daß viele nun damit mehr Geld machten als er selber. Man muß Jaco, so gut er war, nicht zum Maß aller Dinge machen.
Gruß
C.
 
Ich kann mit dem ganzen Jazz-Solo-Ding halt absolut nichts anfangen.

Klar sind Jaco und Wooten unglaubliche Bassisten.
Aber ich mag ihre Musik nicht...bei allem Respekt vor ihnen.

Mich haben andere tolle Bassisten beeinflusst, geprägt oder begeistert: Mike Watt, Les Claypool, Andrew Weiss oder sehr stark sogar Andy Rourke von den Smiths.
 
Zitat:Original erstellt von: RobRock

Zitat:... aber wenn mans mit dem Basse ernst meint, dann sollte man sich auf jeden Fall mal mit Jaco Pastorius beschäftigt haben...
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Oh je... ich bin seit gut 20 Jahren auf der falschen Spur!
Zum Vergrößern anklicken....

Shame on you! [:-)]

Pauschalaussagen sind natürlich immer nicht ganz richtig. Aber ich meine, man sollte sich auch mal mit Rocco oder Stanley auseinandergesetzt haben, um mal beispielhaft andere zu nennen. Je mehr unterschiedlichen Input man bekommt, desto vielseitiger wird man.

 
... wie gut, dass es verschieden Geschmäcker gibt... es ist aber bestimmt unbestritten, dass Jaco wegweisend war. Und bei einigen seiner Nummern muss man sich eben sehr weit in den Jazz reinhängen... und nichts anderes beschreibt Miller als Vorgang (u.a.) eigentlich. Und wenn man das tut, erschliesst sich einem evtl. auch z.B. Donna Lee - oder auch nicht [;-)]. Bei den ganzen Joni-Sachen z.B. spielte er einige der schönsten Bassmelodien, die ich je (damals jedenfalls!) gehört hatte, ohne technik-verliebt zu rödeln... klar gab es neben ihm auch hervorragende andere Gute (habe ich in einem anderen threat schonmal gesagt: ständig unter Wert gesehen und ein wirklich Grossartiger: Alphonso Johnson!!!)... aber dieses tiefe Verständnis für solche Lines -damit war er, zum damaligen Zeitpunkt (und es wird ständig vergessen, das Ganze auch mal vor dem Hintergrund Zeit zu sehen...) jedenfalls seiner Zeit um einiges vorraus. Das kann man auch bei vielen Bassern nachlesen, die ihn noch erlebt haben und in vielerlei Hinsicht mit ihm sicherlich auf "Augenhöhe" waren... das er manchmal auch ein übler, lustloser Pfuscher war, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt. ich selbst habe damals zwei W.R. Konzerte gesehen, total jung und begeistert, hatte noch nicht so die Ahnung und habe einen musikalischen Rausch (ohne Hilfsmittel!) erlebt und ein Sch...-Konzert... tja...[8D]
 
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