Jeff Berlin gegen den Rest der Welt

Viele (ich sage ausdrücklich nicht alle) musikalischen „Innovationen“, kamen von theoretisch ungebildeten Musikern. Hätten die alten Bluesgitarristen alle eine fundierte Ausbildung in Harmonielehre gehabt, gäbe es dann die Blue Note? Ist der Blues, der fast ausschließlich durch musikalisch „ungebildete“ entstand, nicht sogar das Fundament der heutigen Rock- und Popmusik?

Wenn ich Musik heutzutage als „Dienstleister“ betreiben will, ist eine fundierte, umfassende, theoretische Ausbildung natürlich von Vorteil.
 

Viele (ich sage ausdrücklich nicht alle) musikalischen „Innovationen“, kamen von theoretisch ungebildeten Musikern. Hätten die alten Bluesgitarristen alle eine fundierte Ausbildung in Harmonielehre gehabt, gäbe es dann die Blue Note? Ist der Blues, der fast ausschließlich durch musikalisch „ungebildete“ entstand, nicht sogar das Fundament der heutigen Rock- und Popmusik?

Wenn ich Musik heutzutage als „Dienstleister“ betreiben will, ist eine fundierte, umfassende, theoretische Ausbildung natürlich von Vorteil.
Naja - du vergleichst Äpfel mit Birnen. Du kannst du Zeit von damals nicht mit der heuten vergleichen. Damals war es nicht so einfach - schnell und einfach - an "musikalische Bildung" zu gelangen. Das geht aber heute. Und du vergisst völlig, dass es noch viel mehr als Rock und Pop Musik gibt.
Es gibt halt wahnsinnig viele schlechte Bassisten, die gut genug für mittelmäßige Bands sein - gerade im Rock/Pop - da liegt der Anspruch an das können halt nicht sonderlich hoch. Aber wenn du mal über den Tellerrand rausschaust... dann wird's halt genauso anspruchsvoll wie in anderen Genre.
Und gerade dann ists gut, z.B. in einem Studium mal einen Quick Check in von 1930 bis jetzt zu bekommen.
Was du draus machst ist ja dein Ding.

Wenn du "Künstler" sein willst, dann brauchst du heute wie damals keine umfangende Ausbildung. Hau rein.
Aber die gibts halt nicht oft - gerade bei Bassisten - die sich ja auch gerne unter "Song dienlich" verstecken - kannst du die an einer Hand abzählen.

Aber ja, musikalische Innovation kann - Gott sei Dank . von jedem kommen. Das ist in anderen Gebiet schon lange nicht mehr möglich.

Hm...davon abgesehen, was haben den die Blues Gitarristen mit der Entstehung der Blue Notes zu tun? Die haben doch nur versucht diese Irgendwie auf ihrem Instrument halbwegs nach zu bilden. ;-)
 
Die Musiker die aus den Hochschulen kommen, müssen soweit sein, dass sie Samstags mit eine Absprache die in einem Rock Gig einspringen und am nächsten Tag vom Blatt im Westend ein Musical nageln.

Den Traum, dass man als Musiker - gerade Bassist - mit einer Band reich wirst… kann man träumen. Die Jobs der Realität als Musiker sind andere und da musst du dein Handwerkszeug können. Du hast nur einen Versuch. Anruf, kommen, spielen. Glänzen = wieder angerufen werden
Verkacken = nie wieder angerufen werden und weiter Getratsche was du für nen Mist gespielt hast.
Hmm, bin mir da nicht so sicher.

Ob das das Ziel oder das Ergebnis der Hochschulen ist, bin ich mir nicht so sicher.

Ich hab in letzter Zeit so einige Podcasts mit Musikern gehört, u. a. "Tourgespräche". Interessant da gerade wenn man die Schilderungen von Marius Goldhammer und Julia Hofer vergleicht.
Goldhammer schildert wie er als SUB für "Tanz der Vampire" hospitiert hat, dann gesehen/gehört hat was da am Kontrabass erwartet wird, und dann gesagt hat "Sorry da bin ich überfordert".
Hofer berichtet auch aus Musicals, ich meine aber "nur" CATS und nicht TdV.
Nichtsdestotrotz: beide sind super Musiker die grundsätzlich ihr Handwerkszeug beherrschen.

Goldhammer sagt dazu sehr interessantes, sinngemäß: "keiner muss alles können, sei Dir dessen bewusst, kennen deine Stärken und Schwächen und hadere nicht mit den letzten".
Wichtig seien hingegen gute Vorbereitung - ein zwei Spielfehler können mal verziehen wenn sie passieren, aber der Grund ist entscheidend: wenn man nicht vorbereitet ist und damit zeigt dass man den Job nicht ernst immer, DANN wird man nicht wieder angerufen.
Und: der "Hang" ist enorm wichtig, also Sozialkompetenzen im weitesten Sinn. Besser der Bassist der Spielerisch 1- ist aber ein Mensch den man gerne um sich hat, als der 1+ Bassist der ein schwieriger Charakter ist.

Und bei dem Punkt könnte man in den Ausführungen schon Zweifel bekommen ob JB das gut vermitteln kann ;-)
 
Hmm, bin mir da nicht so sicher.

Ob das das Ziel oder das Ergebnis der Hochschulen ist, bin ich mir nicht so sicher.

Ich hab in letzter Zeit so einige Podcasts mit Musikern gehört, u. a. "Tourgespräche". Interessant da gerade wenn man die Schilderungen von Marius Goldhammer und Julia Hofer vergleicht.
Goldhammer schildert wie er als SUB für "Tanz der Vampire" hospitiert hat, dann gesehen/gehört hat was da am Kontrabass erwartet wird, und dann gesagt hat "Sorry da bin ich überfordert".
Hofer berichtet auch aus Musicals, ich meine aber "nur" CATS und nicht TdV.
Nichtsdestotrotz: beide sind super Musiker die grundsätzlich ihr Handwerkszeug beherrschen.

Goldhammer sagt dazu sehr interessantes, sinngemäß: "keiner muss alles können, sei Dir dessen bewusst, kennen deine Stärken und Schwächen und hadere nicht mit den letzten".
Wichtig seien hingegen gute Vorbereitung - ein zwei Spielfehler können mal verziehen wenn sie passieren, aber der Grund ist entscheidend: wenn man nicht vorbereitet ist und damit zeigt dass man den Job nicht ernst immer, DANN wird man nicht wieder angerufen.
Und: der "Hang" ist enorm wichtig, also Sozialkompetenzen im weitesten Sinn. Besser der Bassist der Spielerisch 1- ist aber ein Mensch den man gerne um sich hat, als der 1+ Bassist der ein schwieriger Charakter ist.

Und bei dem Punkt könnte man in den Ausführungen schon Zweifel bekommen ob JB das gut vermitteln kann ;-)
Unbedingt - ohne Sozialkompetenz kommst du nicht weit.

Klar musst du nicht alles können. Aber es gibt genug andere die es können und nett sind. ;-)
Aber diese beide können auch sehr viel. Und je mehr sie können, je mehr können sie abdecken und je besser können sie davon leben. Beide aber definitiv nicht die Zielgruppen von Victor Wooten.

Naja - also... er Berlin ist 72. Die wenigsten in dem Alter können das ;-)
 
Naja, und rein statistisch: wie viele "Rockstars" hat/verträgt die Welt? Und wie viele Musikschullehrer + Orchestermusiker? Da kann der Uni-Prof schon rein statistisch nicht in der Mehrzahl "Rockstars" ausbilden.
Mein Kommentar bezog sich mehr auf das, was man dort erwarten kann: die Ausbildung zum soliden, funktionierenden Musiker. Kreativ wird man dort aber nicht und einen eigenen Stil mit Wiedererkennungswert holt man sich nicht vom Prof. Da geht man besser zu Wooten.

Die Zahl der wirklich bedeutenden Musiker der letzten 60 Jahre, die keine musikalischen Analphabeten waren, ist überschaubar. Selbst wenn da ein paar Musiker vllt. klassischen Unterricht hatten, die komplette Band hatte es nicht. Einzig die großen Metal-Gitten kommen sehr oft aus der klassischen Schule. Schaden tuts ja nicht.
 

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Mein Kommentar bezog sich mehr auf das, was man dort erwarten kann: die Ausbildung zum soliden, funktionierenden Musiker. Kreativ wird man dort aber nicht und einen eigenen Stil mit Wiedererkennungswert holt man sich nicht vom Prof. Da geht man besser zu Wooten.
Nach meiner Erfahrung (jedenfalls im Zeitraum 90-2000) mit dem Aufnahmeprozedere an Musikhochschulen + Kunsthochschulen kann ich sagen: es werden die jungen Menschen als Studierende aufgenommen, die Kreativität, eigenen Stil und Durchsetzungswillen mitbringen. Der Grad der Spielfertigkeiten ist sogar weniger interessant - denn das Handwerk kann man ihnen beibringen. Das trotzdem schon viele am Anfang des Studiums unglaublich gut ihr Instrument beherrschen liegt einfach auch an der Masse der Bewerber. Da bleiben dann in allen oben genannten Kategorien nur "die Besten" übrig.
So langsam entgleist der Thread wie ich finde auch ein bisschen - was ja durchaus interessant ist. Aber wir waren bei Jeff Berlin gestartet, der v.a. ja auch Berklee kritisiert. Und da werden üblicherweise - so lange Platz ist - alle angenommen, die das Geld dafür auf den Tisch legen können. Das ist eine andere Personengruppe, als die, die ich weiter oben beschrieben habe. Und dann wird über die Zeit ausgedünnt. Aber für das viele Geld darf man auch erwarten etwas ordentliches zu lernen - und das kritisiert JB.
Solider, funktionierender Musiker gegen kreativ mit eigenem Stil + Wiedererkennungswert? Das ist für mich kein Widerspruch sondern geht Hand in Hand. Ich finde, da wird vielen, die ein Musikstudium ergreifen um später damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, unrecht getan. So startet keiner.
Viele (ich sage ausdrücklich nicht alle) musikalischen „Innovationen“, kamen von theoretisch ungebildeten Musikern.
Lässt sich das in Zahlen festlegen? Ich würde vermuten, dass die Anzahl musikalischer Innovationen in der Musik von theoretisch gebildeten Musikern immer noch um Größenordnungen größer ist. Das ist für den Blues als Ursprung der Rockmusik (und viele andere Innovationen) aber so, wie Du beschreibst.
Die Zahl der wirklich bedeutenden Musiker der letzten 60 Jahre, die keine musikalischen Analphabeten waren, ist überschaubar. Selbst wenn da ein paar Musiker vllt. klassischen Unterricht hatten, die komplette Band hatte es nicht.
Versteh ich nicht. Auf welchen kleinen Kreis beschränkst Du dich hier? Eine Stilrichtung? 5-Personen Bands (voc, git, key, bs, dr?), die Chart-kompatible Rockmusik machen?
 
Versteh ich nicht. Auf welchen kleinen Kreis beschränkst Du dich hier? Eine Stilrichtung? 5-Personen Bands (voc, git, key, bs, dr?), die Chart-kompatible Rockmusik machen?
Ich meine Acts wie die Beatles, Hendrix, Pink Floyd, Stones, James Brown, Level 42, Rush, The Who, AC/DC, Amy Winehouse - also Leute deren Kram man Jahrzehnte später immer noch hören will. Ich rede hier von genialer Unterhaltungsmusik.
Außer Paul McCartney hat von den genannten aber keiner mehr als vielleicht ein Musikunterricht als Kind erhalten. Die haben sich alle ihren einzigartigen Stil und ihr technisches Können selbst erarbeitet.

Im Jazz sieht es natürlich anders aus. Da hat nahezu jeder mal in einer Big Band sein Geld verdienen müssen und dazu braucht man eine Ausbildung. Nur im Jazz passierte in den letzten Jahrzehnten vergleichsweise wenig, wenn du das mit der Entwicklung von 1920 - 1970 vergleichts. Das letzte was mich aus diesen Breiten jazzmäßig vom Hocker gerissen hat, war Humanimal Talk (DeWinkel/Hattler) und sonst gefällt mir noch Sagmeister, der Autodidakt ist. Aber das was da in letzter Zeit an Jazzmusikern von den Unis herausgelassen wurde, macht virtuoses Minderheitenprogramm - und es ist nichts wirklich Geniales mehr dabei, verglichen mit dem, was da im 20 Jhd. abging. Entsprechend gering ist mittlerweile auch das Interesse am Jazz. Perfektion ist halt nicht spannend.
 

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