Overdrive und Konsorten - YouTube vs. Realität

wenn ich das thema mal am big muff durchdekliniere:
das ist je nach evolutionsstufe ein mehr oder weniger für den bass passendes gerät. die russenversionen sind gut auf bass zugeschnitten, der heutige bass-muff ist rein von den bauteilwerten glaube ich der schwarze russe.
nicht desto trotz hat der ein bauproblem: den tone-regler. das ist ein gängiges feature vieler zerren, beim big muff ist seine funktion - oder anders gesagt seine dysfunktionalität für den bass - besonders krass. das ist nämlich nichts anderes als ein mittenloch. linksanschlag ist ok, nach rechts geht es in einen unglaublichen abgrund. und damit säuft der muff halt bei allem außer linksanschlag im mix ab.
tubescreamerabkömmlinge: gleiches "feature", weniger krass und je nach engineering des herstellers ist da der regler sogar zu gebrauchen (rodenberg funktioniert für mich).
dann kommt der punkt, der halbgebildete golems (und am bandmischpult rumfummelnde gitarristen) immer aufregt: zerren verändern das frequenzspektrum. und jede frequenz wird unterschiedlich laut wahrgenommen. es ist also logisch, daß eine zerre im bandkontext über alles lauter eingestellt ist als der cleansound. und was machen gitarristen, wenn sie per zerre oder booster ihre vorstufe heißer anfahren wollen für einen bluesig-cremigen solosound? richtig, sie machen lauter. also einfach mal gepflegt das mimimi über wie weinnachtsbäume blinkende gainanzeigen am mischpult ignorieren. ein zerrsound muss lauter.

also kenne deine eqs!!! es hilft ungemein, diese regelkurven mit modelliersoftware nachzustellen, da gehen einem die augen auf. eqs sind werkzeuge, die erst ab einem gewissen engineeringlevel irgendwo in der mittelstellung irgendwie "neutral" sind oder ansatzweise das tun, was wir uns nach ansicht der beschriftung vorstellen. dieses level wird bei effekten seltenst gefahren. so viele designs sind abkömmlinge der ersten schaltungen dieser art aus den 60er jahren.
und wenn es lautstärkethemen gibt - so what. blendregler helfen, weil sie das in der regel gut ortbare originalsignal, auf das alle eqs der kette (bass und amp im mindesten) abgestimmt sind mitschleifen.

ich hab drei arten von eq auf dem brett:
tone (muff und ts-klon)
baxandall (sft)
3-band (one control 360)
und die lautstärkethemen sind klar bei den toneregler-geräten am größten.
 
Ich sehe es so wie die werten Kollegen Mudskipper, Mr.Mingus o.ä.:
"Irgendwie" sind bei mir auch im Rockbereich immer "irgendwelche" Zerren an, mal mehr, mal weniger.

Solange ich zwei Regeln im Kopp behalte funktioniert das ganz gut:
- das verzerrte Signal möglichst immer mit dem Originalsignal mischen, dann bleibt das Fundament erhalten.
- halte dich gerade bei Zerren von Youtube-Videos fern.

Die Masterregel ist für mich aber: jeder Overdrive/Distortion/Fuzz passt genau genau zu einer Kombination in der ominösen Signalkette
Finger/Plek -- Bass -- Pedalgeraffel -- Amp -- Band.

Wie die Meisten hier habe ich im Laufe der Jahre etliche Varianten ausprobiert - auch viele Gittenzerren - die bei bestimmten Situationen passten wie Arsch auf Eimer, als "always-on" aber eher nervten, versackten oder sonstwie eher audiophiles Stirnrunzeln erzeugten.

Letztlich blieb immer nur eine kleine Submenge übrig die überall passt - und das waren eher die dezenten Vertreter, die die Funktion des Andreckens übernahmen.

Ich habe heute immer mehrere Zerren in Reihe bzw. parallel verschaltet und benutze immer das was zu Bass und Stück passt. Manchmal mische ich sie auch um den gewünschten Sound zu erhalten.

War und ist aber ein arschlanger Weg (gewesen und anhaltend).
Aber macht doch auch Laune :stolz:;-)

Just my 5 cent
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich nutze einen Tubescreamer und einen GUMA Drive
Ich schrieb auch das es Gefummel ist. Einen Tubescreamer von Ibanez hatte ich auch schon. Hatt ich mir damals gezogen um mit meiner Iceman den Celtic Frost Sound zu simulieren. Hat auch funktioniert. Aber der alleine für Bass klang einfach nur grottig. Genauso wie der Blues Driver von Boss. In Kombi mit was anderem wäre es vlt. gegangen. :nix:
 
Ich bin mit den genannten Effekten unzufrieden.

Gewagte These: Vielen Effekte bringen über die Box und erst recht im Bondkontext wenig bis nix.

Meine Musikrichtung ist Rock, AMP --> GK mit Boost auf unter 8Uhr

Wie wahrscheinlich viele andere auch informiere ich mich auf YouTube was es an Möglichkeiten gibt den Sound zu erweiteren, verbessern und fetter zu gestalten. In den Videos klingt der vorgestellte Effekt immer wie der Gral. Wird dann de Effekt gekauft und die Einstellmöglichkeiten ausgeschöpft herrscht schnell Ernüchterung. Am besten klingt es in der Band wenn der Effekt aus ist. Geht das nur mir so? Bin ich nicht in der Lage das vernünftig einzustellen? Je mehr ich versuche eine raueren gesättigten Ton einzustellen um so weniger nehme ich den Bass wahr. Mache ich lauter um das auszugleichen kippt die Balance mit den Gitarren. Mit einem vernünftigen Grundsound komme ich tatsächlich am weitesten, versuche ich mehr rauszuholen wird es eigentlich schlechter --> straffer Ton = besser als fetter Ton. Vom Fuzz gar nicht zu reden, da muss ich entweder die Band erschlagen oder gehen unter.

Hand aufs Herz, wie zufrieden seit ihr mit dem Overdrive und der gleichen im Bandkontext?

Ich weiß genau, was du meinst.....ich hab mir mal auf der Messe ein Pedal gegönnt, das dort einfach göttlich klang....mit blend Regler ausgestattet machte ich mir auch keine Sorgen um den Druck.....zu Hause noch ein wenig rumgefriemelt u d einen wirkluchvgeulen Dound damit hinbekommen.....im Proberaum mit der Band wirkte das Ding dann eher wie ein On Iff Schalter.....Effekt on, Bass off....leider, da war nix zu machen.....ließ sich auch nicht anpassen.
Andererseits habe ich 2 Pedale, die genau das Gegenteil können.
Den BOD vom Willi beispielsweise.....den stell ich am liebsten so ein, das der Unterschied zwischen on und off fast gar nicht wahrnehmbar ist, aber wenn die Band dazu spielt ist das plötzlich ein megadruckverstärker.
Ganz ehrlich hat mich der Drummer mal gefragt, was ich da eigentlich mache man täte ja nix hören.....ich meinte nur, wart mal ab :-)
Das andere ist ein Fuzz aus Italien Gegè von Tefi Vintage Lab. Macht geschmeidige bis krasse Sounds und geht niemals unter.
Beide Pedale sind ohne Blend, also das komplette Signal geht durch und für mich ist das einfach gut so.....sicher ist das nicht bei allen Pedalen mit blend so aber ich denke mir, bei der Masse macht man sich keine Gedanken, was mit dem Signal passiert, kann man ja dann dazublenden. Kann funktionieren, bei mir tuts das nicht.
 
So ein bissel Dreck kann schon richtig geil sein:


Manchmal braucht es aber auch etwas mehr:


Wenn kein Gitarrist dabei ist auch noch mehr drin:


So ein Shag-Teppich aus Fuzz auf dem man einfach nur die Schuhe ausziehen und tanzen will:


Oder halt gleich eine Wand aus Zerre:


In allen Fällen ist der Kontext enorm wichtig, nur zusammen klingt man gut.
 
Was meiner Erfahrung nach noch dazu kommt:
bei vielen Aufnahmen ist das, was man im Bandmix als "angeraut" oder "leicht rotzig" empfindet isoliert als Solospur schon ziemlich heftig verzerrt, meistens in den oberen Frequenzen.

Ich habe mir schon viele in meinen Ohren klasse klingende Bassounds meiner Heroes akribisch angehört um herauszufinden, was den einzelnen Bassound dort so angezerrt-klasse und ortbar macht - wenn ich dann wie eine Nadel im Heuhaufen ein Fragment gefunden hatte, wo der Bass fast alleine war hat es mich meistens überrascht, wie oft sehr der isolierte Sound nach Boss ODB3 und ähnlich klang.

Das macht wohl einen guten Produzenten aus.

Mein letztes Aha-Erlebnis war diesbezüglich das "13" Album von Black Sabbath.
 
Moin,
ich checke mittlerweile als erstes ob der Effekt - egal welcher- mit verschiedenen PU Kombis auch tatsächlich unterschiedlich klingt. Wenn nicht - weg damit. Ich nutze tatsächlich auch mindestens 3 Sounds auf der Bühne.
Es muss immer zum Song passen und meine Option ist tatsächlich mit dem Zerrsound auch noch ein bischen die Frequenzen zu ändern.
Meine Lösung zur Zeit GUMA Drive mit NE04 davor oder einen Tabassco von EXAR, der hat einen 3-Band EQ drauf.
Wenn es nur Richtung Crunch gehen soll Übertrieber von Palmer, der macht eine schöne angezerrte Endstufe, ist aber mit Fingerspitzen zu bedienen. Da ist der Himmel 0,5° weg von Kernschrott.

Die YT Vids sind eine nette Idee und tatsächlich zu Hause oder in der Band nicht oder selten reproduzierbar. Letztendlich ist das nur eine Marktübersicht weil dein Musikladen m die Ecke schon seit drei Jahren zu hat und die großen Versender nur das haben was Gewinn verspricht.
Vielleicht muss man mal was einstellen was man gar nicht wollte um das zu bekommen was im Kopf rumschwirrte. Vielleicht ist es auch eben wie schon gesagt eine Kombi aus mehreren Pedalen und eins reicht nicht. Der Übertreiber vor dem Tabassco war auch schön bass-guitar

Die Summe aller Teile ist also wichtig, incl. Kabel, aktiv/passiv, Amp Gain, was alles schon gesagt wurde.
Meine wichtigste Empfehlung wäre in der Band die Zeit zu bekommen mal ein bischen rumprobieren zu können, sonst ist es eh verloren.
Alsdenne
 
Ja, manchmal ist gerade die Wirkung von zwei Zerren zusammen klasse. :bier:

Wenn man Steptanz beherrscht wird's auch noch einfacher merke ich bisweilen... :evil:
 
Der hat's jetzt mal "untenrum" was dicker - aber genau das meinte ich im Prinzip.

Danke Jogi! :bier:
 

Man weiß ja nie, ob das so stimmt...aber wenn ich das jetzt mal als Original setze, dann wäre das der Klassiker für das Zusammenspiel mit nur einem Gitarrero.
Queen, Rush, Top...die Liste der Bratheringe am Bass ist lang.

Am meisten überrascht hat mich mal Deacon (und das waren wirklich Originaltracks)...ein Remix-Contest.
The Game oder Don‘t Stop Me Now...weiß nicht mehr. Das war der Knaller, was das für ein HiGain Sound war. Hätte ich anhand des Album-Mixes nie erwartet.
 

Es gibt ja auch einige Harris Tracks oder auch Motown Spuren, das zerrt und mumpft ohne Ende. Im Mix dann aber super.

Ich habe vor allem die Erfahrung gemacht, dass Mitten und Höhen der Freund des Bassisten sind. Auch ein gesundes Maß an Griffbrettgeräusch (durch niedrige Saitenlage) gibt durch Anschlag und etwas Perkussivität Durchsetzungsfähigkeit.
Mein Oha-Erlebnis war da der GUMA-Antique, den ich beim ersten verwenden auch zum Aus-Schalter umfunktioniert hab. Wohlgemerkt mit nur einer Gitarre. Als ich dann etwas damit rumgespielt hab wurde das viel angenehmer und hat diese
warme Fläche erzeugt, die ich wollte.

Oft reicht es aber die Zerre so einzustellen, dass sie mit zulangen in die Sättigung kommt.

Zum Topic:
Meine Darkglass+Dingwall Kombo klingt tatsächlich genauso wie in den YT Demos :D
 

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