Testbericht TINO TEDESCO im Bassprofessor

Wir haben im deutschsprachigem Raum einige "Bassdesigner" wie Bert Gerecht, Andy Kristall oder Tino Tedesco und Leute, die neben dem Design auch die handwerkliche Fertigung übernehmen. Ich finde es unfair, dass diese in ihrer Berufsbezeichnung nicht geschützt werden und in einem Atemzug mit Leuten genannt werden, die nur zusammenschrauben und mit dem Schleifpapier drüber gehen.

Naja," Bassdesigner" maschen ja auch was, vor allem TT und Andi Kristall schrauben und schleifen ja nicht nur ein bisschen sondern stecken ja schon tierisch Grips und ihre Erfahrungen in die Produkte. Ich weiß ehrlich gesagt nicht was daran soo verwerflich ist wenn man auf Zulieferer zurückgreift die genau nach den Vorgaben des Designers liefern. Die Jungs kloppen ja keine Rockinger-Parts zusammen die in Korea gefertigt werden(was ja auch nix Schlechtes sein muss).
Duesenberg, also letztendlich Rockinger/Göldo lässt quasi das komplette Woodwork in Korea und Italien machen.
Letztendlich sind TT, Kristall, Hotwire, Maruzszyk halt Marken. Wenn man ums schützen redet müsste man ja auch glatt so weit gehen und sagen das Bassbauer gar keine qualifizierten Bassbauer sind, wenn sie nicht wenn sie nicht Zupfinstrumentenbauer sind.

Aber vielleicht bin ich da zu pragmatisch: wenn es mir optisch als auch vom Sound her gefällt und ich den Preis zahlen kann/will bin ich zufrieden.
 
Naja," Bassdesigner" maschen ja auch was, vor allem TT und Andi Kristall schrauben und schleifen ja nicht nur ein bisschen sondern stecken ja schon tierisch Grips und ihre Erfahrungen in die Produkte. Ich weiß ehrlich gesagt nicht was daran soo verwerflich ist wenn man auf Zulieferer zurückgreift die genau nach den Vorgaben des Designers liefern. Die Jungs kloppen ja keine Rockinger-Parts zusammen die in Korea gefertigt werden(was ja auch nix Schlechtes sein muss).
Duesenberg, also letztendlich Rockinger/Göldo lässt quasi das komplette Woodwork in Korea und Italien machen.
Letztendlich sind TT, Kristall, Hotwire, Maruzszyk halt Marken. Wenn man ums schützen redet müsste man ja auch glatt so weit gehen und sagen das Bassbauer gar keine qualifizierten Bassbauer sind, wenn sie nicht wenn sie nicht Zupfinstrumentenbauer sind.

Aber vielleicht bin ich da zu pragmatisch: wenn es mir optisch als auch vom Sound her gefällt und ich den Preis zahlen kann/will bin ich zufrieden.

Ich sehe das grundsätzlich ja auch pragmatisch. So habe ich zu Hause ein Instrument aus einer Massenfertigung, eines von einem 2-Mann-Gitarrenbauerteam aus Chicago und eines von einem gelerntem Orgelbauer. Entscheidend ist das ich es mag und das Instrument funktioniert. Wo es am Ende herkommt, ist beim Musik machen völlig zweitrangig und interessiert mich als Musiker nicht.

Als Käufer möchte ich jedoch etwas genauer über ein Produkt informiert werden denn immerhin gebe ich dafür ja auch (oftmals kein geringes) Geld aus. Profis und interessierte Amateure wissen um diese Dinge ja aber nur durch aufwendige Recherchen. Es gibt aber auch einen großen Anteil an Leuten die nicht so informiert sind und auf Berufsbezeichnungen vertrauen. Gerade Anfänger die nicht vom Fach sind werden hier schnell aufs Glatteis geführt wenn eben nicht genau deklariert wird, was wer wie tut. Man vertraut der Person weil da eben "Bassbauer" auf dem Türschild steht, dabei handelt es sich aber um einen "Bassdesigner" oder "Konstrukteur". Solange es kein Problem gibt ist alles gut aber wenn was nicht passt, man hinfährt und derjenige das dann nicht beheben kann... tja dann ist guter Rat teue denn ein externer Gitarrenbauer nimmt auch extra Geld, ist ja nicht sein Instrument. Das alles mag im Instrumentenbau nicht so schlimm sein, aber in anderen Bereichen kann sowas Schaden in weitaus größeren Dimensionen anrichten. Man stelle sich vor jeder Heilpraktiker, der ein Zertifikat von einer privaten 'Akademie' und dieses in einem Wochenendseminar erworben hat, dürfte sich sofort "Arzt" nennen...

Mich ärgert ganz allgemein das in vielen Bereichen Ausbildung und Qualifikation nicht mehr gewürdigt wird. Beim aktiven Musik machen kann ich als Profi ja noch verstehen, dass ein Amateur genauso gut für einen bestimmten Job in einer Band geeignet sein kann, aber beim Unterrichten ist das schon anders. Ich habe 7 Jahre Studium hinter mir an einer staatlichen Hochschule, habe mit einem pädagogischem Diplom abgeschlossen und eine wissenschaftliche Facharbeit über 80 Seiten geschrieben die mich jetzt dazu berechtigt den Titel "Diplom-Musikpädagoge" zu tragen. Ich habe etliche Prüfungen machen müssen und wurde von Professoren dabei auseinander genommen,. Mein wissenschaftlicher Abschluss im Fachbereich Pädagogik ermöglicht es mir sogar zu promovieren, was ich gerade auch neben dem Berufsleben tue In den Jahren des Studiums habe ich hart gearbeitet und kaum was verdient, musste also einiges an Entbehrung aufnehmen, um mir diesen Titel, diese Qualifikation zu erwerben. Natürlich darf aber jeder sich "Lehrer" oder "Pädagoge" bezeichnen und Unterricht geben, auch wenn nie ein Buch über dieses Thema gelesen noch irgendwo eine Qualifikation erworben hat. Wie häufig lese ich auf Visitenkarten Sachen wie "fachlich fundierter Musikunterricht" oder "qualifizierter pädagogischer Unterricht". Als Fachmann weis ich sofort, das diese Person das nie irgendwie gelernt hat und sich da eine Art Titel selbst verleihen will. Aber wie will den die Famillienmutter, welche sein Kind zum Gitarrenunterricht anmelden will, das denn wissen? Da hängt man ein Schild an die Tür mit der Aufschrift "Musikschule XYZ" und hält Unterricht im Wohnzimmer ab... Darf jeder machen, ob er ein Instrument halten kann oder nicht. Klar kann man jetzt wieder damit anfangen nach dem Motto: "Wenn er das nicht kann wird auch niemand Unterricht nehmen, etc..." aber wie sollen unbedarfte Eltern, welche selber keine Musik machen das einschätzen? Dann kommt nach 6 Jahren das schlimme erwachen wenn man bemerkt, dass das eigene Kind nicht mal die Hälfte von dem kann, was andere in dem Alter drauf haben. Klar geht davon die Welt nicht unter und es gibt haufenweise schlechte studierte Lehrer aber die Grenze zwischen 'ist ok' und einfach Betrug ist hier meiner Meinung nach sehr dünn.

Genauso sehe ich das auch beim Thema Bassbau. Und ja, eigentlich müsste man auch so weit gehen das sich die Bezeichnung "Bassbauer" nur ein gelernter Zupfinstrumentenbauer führen darf der mit einer Meisterprüfung abgeschlossen hat. Hier kümmert sich aber keiner, dabei wäre der Verwaltungsaufwand nicht so extrem. Noch einfacher wäre es ein Gesetz einzuführen, welche nicht-gelernte Bassbauer dazu verpflichtet, dies immer mit anzugeben, ähnlich wie den Heilpraktikern die bei jeder Behandlung ansagen müssen, dass sie keine ärztliche Behandlung ersetzen können und so. Natürlich kann ein guter Heilpraktiker dich wieder gesund machen, genauso wie ein guter Bassdesigner dir einen Bass in die Hand drücken kann der fantastisch klingt. Der Verbraucher muss aber informiert und geschützt werden!

Wir leben hier aber in einer traurigen Welt, denn nicht immer ist nur das Ziel entscheidend, auch er Weg hat seine Bedeutung. Dies ist aber ein allgemeines gesellschaftliches Problem denn bei uns zählt nur das Ergebnis. Wie du es erreichst, ob mit fairen oder betrügerischen Mitteln, ist eigentlich egal geworden. Solange du nicht erwischt wirst ist alles ok. Man sieht es ja wunderbar beim Sport, welcher in der Zwischenzeit ein viel aussagekräftigerer Spiegel unserer Gesellschaft geworden ist als die Kunst: Nicht diejenigen die dopen sind die Dummen sondern allein der, der sich erwischen lässt...

In diesem Sinne
Grüße Hen
 
Natürlich kann ein guter Heilpraktiker dich wieder gesund machen, genauso wie ein guter Bassdesigner dir einen Bass in die Hand drücken kann der fantastisch klingt. Der Verbraucher muss aber informiert und geschützt werden!
Ich finde es extrem schwierig Arbeit am und mit Menschen mit Arbeit an Dingen zu vergleichen.
Mit schlechter pädagogischer Arbeit(bin selbst Einer, ich hoffe kein Schlechter:D) kann ich viel nachhaltig falsch machen. Als "schlechter" Bassbauer kann ich maximal ein nicht gutes Instrument bauen und verkaufen. das kann man imo nicht mal mit einem Handwerker vergleichen der im Haus shyce baut und einen großen Schaden verursacht, weil er nicht qualifiziert war diese Arbeit zu tun. Kleinere ich nenne es jetzt mal extra Bass-Schmieden bedienen ja auch einen Markt von Leuten, die sich bewusst für ein Instrument entscheiden und auch entsprechend informieren.Spätestens dann sagen die Designer ja auch wie und wo ihre Instumente entstehen. Adrian erzählt Dir gerne, das Mensinger in Polen nur unter guten Bedingungen zu fairen Löhnen arbeiten lässt und sein bester Mann nach wie vor die CNC beim Bodyfräsen schlägt:D.
Ich kann da echt nicht das Problem erkennen.
Und wenn nur Bassbauer mit Zupfinstrumentenbau-Meisterprüfung seit jeher Bässe bauen dürften, ich glaube viele Konzepte wären uns da entgangen, Angefangen bei Leo Fender der ganz frech als Radio-Elektriker die Brettinstrumente revolutioniert hat.
 
Ich finde es extrem schwierig Arbeit am und mit Menschen mit Arbeit an Dingen zu vergleichen.
Mit schlechter pädagogischer Arbeit(bin selbst Einer, ich hoffe kein Schlechter:D) kann ich viel nachhaltig falsch machen. Als "schlechter" Bassbauer kann ich maximal ein nicht gutes Instrument bauen und verkaufen. das kann man imo nicht mal mit einem Handwerker vergleichen der im Haus shyce baut und einen großen Schaden verursacht, weil er nicht qualifiziert war diese Arbeit zu tun. Kleinere ich nenne es jetzt mal extra Bass-Schmieden bedienen ja auch einen Markt von Leuten, die sich bewusst für ein Instrument entscheiden und auch entsprechend informieren.Spätestens dann sagen die Designer ja auch wie und wo ihre Instumente entstehen. Adrian erzählt Dir gerne, das Mensinger in Polen nur unter guten Bedingungen zu fairen Löhnen arbeiten lässt und sein bester Mann nach wie vor die CNC beim Bodyfräsen schlägt:D.
Ich kann da echt nicht das Problem erkennen.
Und wenn nur Bassbauer mit Zupfinstrumentenbau-Meisterprüfung seit jeher Bässe bauen dürften, ich glaube viele Konzepte wären uns da entgangen, Angefangen bei Leo Fender der ganz frech als Radio-Elektriker die Brettinstrumente revolutioniert hat.

Ja da hast du recht, viele Innovationen kommen gerade von ungelernten Leuten die nicht auf die Tradition fixiert waren und ihre eigene Wege gegangen sind. Bin da voll auf deiner Seite!

Das "Problem" ist natürlich immer nur eines in Relation. Klar kann ein Pädagoge mehr Schaden anrichten als ein Instrumentenbauer. Darum geht es mir aber nicht. Ich möchte auch nicht Arbeit am und mit Menschen in den gleichen Topf werfen wie die Arbeit an einem Ding wie einem Instrument. Mir geht es einmal um Verbraucherschutz, einfach darum das der Käufer von Anfang an mitbekommt was er da kauft. In dem Bericht von Bonedo wird die Tatsache, das TT die Bässe nicht komplett selbst macht verschwiegen, im Gegenteil sogar, er wird der Eindruck erweckt als sei hier ein einzelner Bauer am Werk der Instrumente nach seinen Vorstellungen fertigt. Das stimmt aber nicht, es ist jemand am Werk der sich Konzepte überlegt, Teile nach seinen Vorstellungen anfertigen lässt und dann im Baukastensystem zusammenschraubt. Das ist, handwerklich betrachtet, einfach ein Unterschied und damit hängt mein zweiter Punkt zusammen, warum mich das schon ärgert. Das so jemand die gleiche Berufsbezeichnung führen darf wie ein gelernter Handwerker, finde ich nicht richtig. Natürlich darf es solche Leute geben die auf diese Art und Weise arbeiten und Instrumente nur entwerfen und zusammenbauen lassen. Wenn diese ihre Abnehmer finden ist das wunderbar, dagegen spricht überhaupt nichts. Es müssen dabei aber die Leute geschützt werden, die wirklich ihre Instrumente selber bauen - und das passiert hier einfach nicht. Wie schon gesagt, jeder darf sich Bassbauer nennen ohne auch nur eine Schraube gerade in ein Loch drehen zu können. Auch wenn ich damit nichts zu tun habe weil ich keine Bässe baue kann ich mir gut vorstellen, wie sich ein gelernter Zupfinstrumentenbauer fühlen muss wenn er in einem Atemzug mit jemanden verglichen wird, der diese hart erworbene Fähigkeit nicht hat. Und egal wie lebenswichtig ein Bereich ist, Respekt und Schutz einer Berufsgruppe sollte für jeden zugänglich sein. Ich denke das jeder Instrumentenbauer von sich auch weiß das ein Arzt den verantwortungsvolleren Beruf hat. Das sollte aber nicht dazu führen, dass er weniger Rechte hat.

Grüße Hen
 
Hallo zusammen, ich bin selbst Besitzer eines Tino Tedesco Basses. Diese Tatsache ist viel weniger spektakulär als sie für einige Kollegen die TT nur aus dem Bassprof. "kennen"vielleicht erscheinen mag. Ich lernte TT auf einen Tip hin eines Bassisten, der sich seinerzeit ( 10 Jahre oder sogar länger her) einen TT Bass-nicht billiig, um die 4ooo.- SFr.- gekauft hatte Ich kam also in die Werkstatt von TT um an meinem Bass den Hals etwas schmaler schleifen zu lassen und hab mich mit ihm festgequatscht. Er zeigte mir einige seiner Kreationen sagte von sich selbst aus, dass er seine Kreationen aus fertigen Parts zusammenstellt und diese nur veredelt oder anpasst-,die Lackierung aber von ihm stammt. Er machte damals den Bass service für den seinerzeit noch existierenden schweizer MusikProduktiv ablegers, nahm auch private Aufträge an und gab Unterricht. Im laufe des Gesprächs zeigte er mir einen von ihm "gebauten" Jazz-Basses, der von einem Kunden zurückgegeben wurde,der sich "verbessert" hatte. Dieser JB ist ein hochwertiges Instrument, keine Billig kopie! (z.B. aktive S.Duncan Pickups) Für diesen Bass habe ich damals 400.-SFr. bezahlt, das entsprach zu der Zeit etwa 350.-Euro Was ich damit ausdrücken will ist, dass ich TT für einen korrekten Geschäftsmann und seriösen Handwerker halte, der zumindest mir gegenüber nie als Instrumenten/ Bassbauer bezeichnet hat.
 
Ob TT seine Bässe selbst baut oder Bausätze zusammenschraubt, juckt mich nicht. Wer bei - offensichtlich gewollten - Kopien altbekannter Klassiker freiwillig 5.000 Euro auf den Tisch legt, hat den Schuss ohnehin nicht gehört. Da gönne ich dem einen seinen Umsatz und dem anderen seine Illusion. Über die Qualität der Exponate sagt das nichts aus, die kann ich nicht beurteilen, ich hatte noch keins in den Fingern.

Das soll jetzt aber kein Beitrag zum Thema "ab wann ist ein E-Bass überteuert" sein. Ich habe dazu eine ganz persönliche Haltung, und überteuert ist letztlich nur, was im Laden vergammelt, weil es niemand kaufen will. Alles andere ist oder war zumindest für einen Spieler offensichtlich o.k..

Wie schon gesagt, jeder darf sich Bassbauer nennen ohne auch nur eine Schraube gerade in ein Loch drehen zu können. Auch wenn ich damit nichts zu tun habe weil ich keine Bässe baue kann ich mir gut vorstellen, wie sich ein gelernter Zupfinstrumentenbauer fühlen muss wenn er in einem Atemzug mit jemanden verglichen wird, der diese hart erworbene Fähigkeit nicht hat. Und egal wie lebenswichtig ein Bereich ist, Respekt und Schutz einer Berufsgruppe sollte für jeden zugänglich sein. Ich denke das jeder Instrumentenbauer von sich auch weiß das ein Arzt den verantwortungsvolleren Beruf hat. Das sollte aber nicht dazu führen, dass er weniger Rechte hat.

Ja, es darf sich auch jeder Musiker nennen oder sogar eine Bassakademie aufmachen. Du machst da ein sehr großes Fass auf. Wir hatten vor einer Weile mal einen Gig auf einem Ärztekongress. In der ersten Pause kam dann so ein verhinderter RocknRoller zum Bandstand, begrüße uns mit "Hi, Kollegen" und gab sich als Musiker zu erkennen, Gitarrist sei er eigentlich, das mit der Arztpraxis sei mehr so den Widrigkeiten des Erwerbsdaseins geschuldet. "Interessant", sagte mein Bandchef, "ich bin auch Arzt!" Oha, da staunte unser "Kollege" nicht schlecht. Er erkundigte sich nach der Fachrichtung und bekam vom Chef zu hören: "Hobby - Gynäkologe!" Er verschwand für den Rest des Abends in der anonymen Masse und hat auch nicht gelacht.

Ein kleiner Moment der Genugtuung war das, der das Problem dennoch nicht aus der Welt schafft. Musik hat eine völlige Entwertung erfahren, und das ging nicht erst mit den DJs los: spottify für noch nicht mal nen 10er im Monat und Zugriff auf 10 Millionen Titel, was ist da der einzelne Titel noch wert? Nix. Und dann kommt so ein Studierter und sagt: hey, ich will aber nicht für 8,74 Euro die Stunde arbeiten! Kein Problem, wir haben da einen, der macht das mit viel Gefühl und Leidenschaft für umsonst. Da kann man schon mal auf die Idee kommen, einen Basshandel aufzumachen oder eine Lotto - Toto - Annahmestelle. Und, so ganz nebenbei und unter uns Pastorentöchtern: wie kompliziert ist der Bau eines solidbody - Basses im Vergleich zur passgenauen Biegung der Zarge eines akustischen Instrumentes? Richtig.

Da hilft so ganz pragmatisch nur ein gescheiter Plan B: zweites Standbein, reich heiraten oder erben oder beides. Umkehren lässt sich das nicht mehr, dafür sorgt die Bologna-Reform schon ausreichend. Schön alle Berufsbilder in klitzekleine Kompetenzfelder zerhacken, dann geht die Ausbildung ruckzuck über die Bühne und man hat eine Horde Idioten, die über keinen Tellerrand mehr kucken können, aber auch keine Ansprüche mehr stellen. Wenn mein Beruf eigentlich nicht existiert und drumherum nur angelernte Amateure arbeiten, kann ich auch keine tarifliche Eingruppierung fordern. Insofern kann man den Musikmarkt, und das betrifft Musikalien und Musiker gleichermaßen, als Ausblick auf das hernehmen, was auf die anderen Branchen noch zukommt. Scheiße ist das, sagt aber keiner und hören will es auch keiner.
 
der ersten Pause kam dann so ein verhinderter RocknRoller zum Bandstand, begrüße uns mit "Hi, Kollegen" und gab sich als Musiker zu erkennen, Gitarrist sei er eigentlich, das mit der Arztpraxis sei mehr so den Widrigkeiten des Erwerbsdaseins geschuldet. "Interessant", sagte mein Bandchef, "ich bin auch Arzt!" Oha, da staunte unser "Kollege" nicht schlecht. Er erkundigte sich nach der Fachrichtung und bekam vom Chef zu hören: "Hobby - Gynäkologe!" Er verschwand für den Rest des Abends in der anonymen Masse und hat auch nicht gelacht.
Das ist ein bisschen witzig, der arme Arzt wollte bestimmt einfach mal mit normalen Menschen reden. Ärzte reden NUR über ihren Job. Da kommen wir zu:
Ja, es darf sich auch jeder Musiker nennen
Naja, ist man erst berechtigt sich Musiker zu nennen wenn man akademisch ausgebildet ist? Darf ich mich nur Hobby-Musiker nennen, muss sich der Berufsmusiker zum Abheben Berufsmusiker nennen?
Klar, der Arzt hat sich unglücklich ausgedrückt; ich würde mich Anderen auch nicht als Musiker vorstellen, aber Musik ist für Hobbyisten auch Leidenschaft und das kann auch in ein hohes Spielniveau gehen. Und dann gibt es fast zwangsläufig die Konkurrenz zwischen Dem, der davon Leben muss und (absolut zu Recht) vernünftig bezahlt werden will und dem Hobbyisten, der für weniger Kohle spielt weil er einfach Spaß haben will.
Wenn ich mir so meine Platten, CDs und Festplatten durchhöre, sind von den dort spielenden und singenden Musiker garantiert die wenigsten als Solche ausgebildet; das bisschen Jazz und Klassik was ich höre reisst das nicht mehr raus.

Wenn mein Beruf eigentlich nicht existiert und drumherum nur angelernte Amateure arbeiten, kann ich auch keine tarifliche Eingruppierung fordern.

Jetzt mal von der "Entwertung der Musik" im Allgemeinen abgesehen: Kann es nicht auch sein, dass der Berufsmusiker der keine Jobs mehr findet zum Teil auch ein selbstgemachtes Leiden der Zunft ist?

Einmal wurde Popularmusik akademisiert, das diente doch in Wirklichkeit nur dazu einen neuen Markt aufzubauen, shyce egal ob der für Absolventen nachhaltig ist oder nicht.
Dann werden zumindest gefühlt, ich habe da keinen direkten Einblick kenne aber ein paar studierte Musiker, egal ob in der U oder E Musik viel zu viele Musiker ausgebildet. Die Läden müssen ja laufen damit die ausbildenden Akademiker was zu Essen haben - denken die darüber nach ob die ausgebildeten jungen Musiker was zu Essen bekommen?
Und der "doofe angelernte Amateur" ist ja auch immerhin derjenige der nicht selten zum Unterricht beim Akademiker geht um sich anlernen zu lassen.
Das ist um mal eine plumpe Metapher zu bemühen so, als ob Maurermeister Menschen so weit ausbilden das sie passabel mauern können und diese tun das für viel weniger Geld bei für den Verbraucher ausreichender Qualität - und die Maurerzunft steht doof da. Klar, jetzt kannst Du sagen, das der Beruf Maurer auch entsprechend geschützt ist, hier geht es ja auch noch mal um nötige Professionalität wegen des Arbeitsschutzes und Schutz des Verbrauchers vor Murks.
Aber das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, das nur gelernte Musiker bezahlte Auftritte machen dürften und die Hobbyisten nur im Keller oder beim Terrassengeburtstag von Olaf und Uschi mucken sollen.

Die Umstände sind mist und ich sage bestimmt nicht "Ihr Musiker seit selbst schuld" um Jottes willen. Aber trotzdem habe ich den starken Eindruck das es zu einem nicht geringen Teil auch ein selbstgemachtes Leiden ist.
 
Ich sagte ja, da wird ein großes Fass aufgemacht, und einen gescheiten Weg da raus habe ich nicht.

Naja, ist man erst berechtigt sich Musiker zu nennen wenn man akademisch ausgebildet ist? Darf ich mich nur Hobby-Musiker nennen, muss sich der Berufsmusiker zum Abheben Berufsmusiker nennen?

Nein, du darfst dich nennen, wie du willst, und abheben muss ich mich nicht. Ich lebe ohne Standesdünkel und tappe auch nicht in die Falle, mich mit Dünkel anstatt des Geldes zu trösten.

Und dann gibt es fast zwangsläufig die Konkurrenz zwischen Dem, der davon Leben muss und (absolut zu Recht) vernünftig bezahlt werden will und dem Hobbyisten, der für weniger Kohle spielt weil er einfach Spaß haben will.

Richtig. Und das Problem hat der Arzt nicht, weil er (zurecht!) nicht ohne Zulassung arbeiten darf. Ich könnte auch sagen: der (gar nicht mal schlechte) Amateur hat vielerorts die Preise an die Wand geklattscht. Zum Glück gibt es Bereiche, zu denen er keinen Zugang hat, sonst müsste unsereins aufgeben.

Kann es nicht auch sein, dass der Berufsmusiker der keine Jobs mehr findet zum Teil auch ein selbstgemachtes Leiden der Zunft ist?
Einmal wurde Popularmusik akademisiert, das diente doch in Wirklichkeit nur dazu einen neuen Markt aufzubauen, shyce egal ob der für Absolventen nachhaltig ist oder nicht.

Treffer! Lächerlich, in welchen Mengen auch noch die letzte Dorfhochschule Musiker auf den Markt schickt, alle vollkommen perspektivlos und ausgebildet von Leuten, die außer Unterricht zu geben auch schon keine Perspektive hatten. Die einzige Nachhaltigkeit der Popakademien ist die nachhaltige Existenz von Dozentenjobs. Glaubst du, dass das funktioniert: jeder unterrichtet jeden? Ist in etwa so schlau wie jeder verkauft jedem Aktien, dann haben alle welche.

Die Läden müssen ja laufen damit die ausbildenden Akademiker was zu Essen haben - denken die darüber nach ob die ausgebildeten jungen Musiker was zu Essen bekommen?

Nein. Sie sagen: jeder kann es schaffen, auch wenn nur einer von tausend jeder ist.

Aber das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, das nur gelernte Musiker bezahlte Auftritte machen dürften und die Hobbyisten nur im Keller oder beim Terrassengeburtstag von Olaf und Uschi mucken sollen.

Scheinbar kennst du meine Nachbarn, die tatsächlich so heißen! Sachen gibt´s! Klar, das würde es im Umkehrschluss bedeuten, und genau so klar: das lässt sich nicht durchsetzen. Aber der Maurervergleich gefällt mir trotzdem:

Wenn du hinten in deinem Garten einen kleinen Hühnerstall bauen willst, fragst du den Horst von gegenüber, der zwar kein Maurer ist, das aber sehr gut kann. Er hat alle Hühnerställe in deinem Viertel gebaut, ein Spezialist sozusagen. Hühnerställe sind unterhalb einer gewissen Größe nicht genehmigungspflichtig, der Horst kennt sich aus, alle sind sich einig: das hätte kein Profi besser gemacht. Sogar Maurermeister Pillemann ist voll des Lobes ob der schönen Hühnerställe.
An der Schule muss ein Klo außen angebaut werden. Aus diversen Gründen gibt es dafür Regeln, die unser Horsti nicht einhalten kann. Der Auftrag geht an Meister Pillemann, der Steuern und Sozialabgaben zahlt, Gehälter sowieso, und deshalb teurer ist als Horst, er kann es aber auch, Horst kann nur Hühnerstall.

Man könnte, ganz simpel, einen Nachweis über die Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse einfordern, sobald öffentliche Mittel im Einsatz sind. Das wäre schon mal ein Anfang. Jeder Amateur könnte Mitglied werden und Beiträge zahlen und dadurch eine solidarische Haltung denen gegenüber zeigen, die davon leben müssen. Und wer nicht in der KSK ist, bekommt keine öffentlichen Aufträge. Fertig ist die Laube.
 
Es ist ein Fass aber es wird auch nicht besser wenn man es immer ignoriert!

Stimme dir zu 100% zu!

Grüße Hen

Ich sagte ja, da wird ein großes Fass aufgemacht, und einen gescheiten Weg da raus habe ich nicht.



Nein, du darfst dich nennen, wie du willst, und abheben muss ich mich nicht. Ich lebe ohne Standesdünkel und tappe auch nicht in die Falle, mich mit Dünkel anstatt des Geldes zu trösten.



Richtig. Und das Problem hat der Arzt nicht, weil er (zurecht!) nicht ohne Zulassung arbeiten darf. Ich könnte auch sagen: der (gar nicht mal schlechte) Amateur hat vielerorts die Preise an die Wand geklattscht. Zum Glück gibt es Bereiche, zu denen er keinen Zugang hat, sonst müsste unsereins aufgeben.



Treffer! Lächerlich, in welchen Mengen auch noch die letzte Dorfhochschule Musiker auf den Markt schickt, alle vollkommen perspektivlos und ausgebildet von Leuten, die außer Unterricht zu geben auch schon keine Perspektive hatten. Die einzige Nachhaltigkeit der Popakademien ist die nachhaltige Existenz von Dozentenjobs. Glaubst du, dass das funktioniert: jeder unterrichtet jeden? Ist in etwa so schlau wie jeder verkauft jedem Aktien, dann haben alle welche.



Nein. Sie sagen: jeder kann es schaffen, auch wenn nur einer von tausend jeder ist.



Scheinbar kennst du meine Nachbarn, die tatsächlich so heißen! Sachen gibt´s! Klar, das würde es im Umkehrschluss bedeuten, und genau so klar: das lässt sich nicht durchsetzen. Aber der Maurervergleich gefällt mir trotzdem:

Wenn du hinten in deinem Garten einen kleinen Hühnerstall bauen willst, fragst du den Horst von gegenüber, der zwar kein Maurer ist, das aber sehr gut kann. Er hat alle Hühnerställe in deinem Viertel gebaut, ein Spezialist sozusagen. Hühnerställe sind unterhalb einer gewissen Größe nicht genehmigungspflichtig, der Horst kennt sich aus, alle sind sich einig: das hätte kein Profi besser gemacht. Sogar Maurermeister Pillemann ist voll des Lobes ob der schönen Hühnerställe.
An der Schule muss ein Klo außen angebaut werden. Aus diversen Gründen gibt es dafür Regeln, die unser Horsti nicht einhalten kann. Der Auftrag geht an Meister Pillemann, der Steuern und Sozialabgaben zahlt, Gehälter sowieso, und deshalb teurer ist als Horst, er kann es aber auch, Horst kann nur Hühnerstall.

Man könnte, ganz simpel, einen Nachweis über die Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse einfordern, sobald öffentliche Mittel im Einsatz sind. Das wäre schon mal ein Anfang. Jeder Amateur könnte Mitglied werden und Beiträge zahlen und dadurch eine solidarische Haltung denen gegenüber zeigen, die davon leben müssen. Und wer nicht in der KSK ist, bekommt keine öffentlichen Aufträge. Fertig ist die Laube.
 
Nein, du darfst dich nennen, wie du willst, und abheben muss ich mich nicht. Ich lebe ohne Standesdünkel und tappe auch nicht in die Falle, mich mit Dünkel anstatt des Geldes zu trösten.
Das ist gut, habe auch schon echt abgehobene Deiner Kolleginnen und Kollegen getroffen wo ich nur dachte: naja, wenn Du so unterwegs bist, beschwere Dich nicht.

Richtig. Und das Problem hat der Arzt nicht, weil er (zurecht!) nicht ohne Zulassung arbeiten darf. Ich könnte auch sagen: der (gar nicht mal schlechte) Amateur hat vielerorts die Preise an die Wand geklattscht. Zum Glück gibt es Bereiche, zu denen er keinen Zugang hat, sonst müsste unsereins aufgeben.
Ich glaube hier muss man auch Bereiche unterscheiden:

Bei Musik als Dienstleistung mag das so sein, dass der Amateur evtl mit Schuld an für Profis inakzeptablen Preisen hat.
Bei vielen ambitionierten Bands ging das ja in den 90ern los mit Pay to Play; die haben seit jeher eher mit den Veranstaltern zu kämpfen, kommen also genau von der anderen Seite. Aber ich denke dem Berufsmusiker geht es eher um die Dinge E Musik und Dienstleistungs-Musik(was ich durchaus nicht negativ meine).

Treffer! Lächerlich, in welchen Mengen auch noch die letzte Dorfhochschule Musiker auf den Markt schickt, alle vollkommen perspektivlos und ausgebildet von Leuten, die außer Unterricht zu geben auch schon keine Perspektive hatten. Die einzige Nachhaltigkeit der Popakademien ist die nachhaltige Existenz von Dozentenjobs. Glaubst du, dass das funktioniert: jeder unterrichtet jeden? Ist in etwa so schlau wie jeder verkauft jedem Aktien, dann haben alle welche.

Genau, das sind dann genau die popakademisch ausgebildeten "Popper" die auf den ich nenne es jetzt mal Bandmarkt gehen, was eh völlig anderen Gesetzen unterliegt und noch viel mehr mit Glück haben zu tun hat, leider weniger mit wirklichem Talent. Und die werden dann halt wiederum Dozenten usw, Du schreibst es ja treffend selbst wie es ist.

Nein. Sie sagen: jeder kann es schaffen, auch wenn nur einer von tausend jeder ist.
Quasi die Verballhornung des "American Dream" der an sich ja schon eine Illusion ist der er eben doch mit viel Glück zu tun hat.

Scheinbar kennst du meine Nachbarn, die tatsächlich so heißen! Sachen gibt´s! Klar, das würde es im Umkehrschluss bedeuten, und genau so klar: das lässt sich nicht durchsetzen. Aber der Maurervergleich gefällt mir trotzdem:

Wenn du hinten in deinem Garten einen kleinen Hühnerstall bauen willst, fragst du den Horst von gegenüber, der zwar kein Maurer ist, das aber sehr gut kann.
Siehse und ich überlege mir tatsächlich ob ich mir nicht mal ein paar Hühner anschaffen soll:ugly:.

An der Schule muss ein Klo außen angebaut werden. Aus diversen Gründen gibt es dafür Regeln, die unser Horsti nicht einhalten kann. Der Auftrag geht an Meister Pillemann, der Steuern und Sozialabgaben zahlt, Gehälter sowieso, und deshalb teurer ist als Horst, er kann es aber auch, Horst kann nur Hühnerstall.
Und da ist es halt bei Musikern, finde ich zumindest, sehr schwer die Grenze zu ziehen. Wer "darf" was wann und mit welchen Vorrausetzungen?

Man könnte, ganz simpel, einen Nachweis über die Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse einfordern, sobald öffentliche Mittel im Einsatz sind. Das wäre schon mal ein Anfang. Jeder Amateur könnte Mitglied werden und Beiträge zahlen und dadurch eine solidarische Haltung denen gegenüber zeigen, die davon leben müssen. Und wer nicht in der KSK ist, bekommt keine öffentlichen Aufträge. Fertig ist die Laube.
Im Prinzip eine gute Idee, ich bin ein großer Freund der Solidargemeinschaft.
Aber wer nicht in der KSK ist bekommt keine öffentlichen Aufträge - wäre das schon der Bringer? Ganz ehrliche Frage ich kenne mich da ja nicht aus.

Wirklich ein großes aber interessantes Fass. Das scheint aus mehreren Zwickmühlen zu bestehen wo Ihr Profis drinsteckt.
 
auf der homepage von herrn tedesco konnt ich keinerlei verweis darauf finden, dass er sich als bassbauer bezeichnet: dort steht lediglich instrumentdesign, tuning, repairs... das finde ich für meinen teil völlig in ordnung und wie viersaitling ja auch geschrieben hat, scheint er auch nichts zu verschwiegen... da finde ich die aussagen auf der homepage von kristall z.b. irreführender und auch da habe ich persönlich nicht wirklich ein problem mit... ob da jetzt ein angestellter die bodys und hälse zuschneidet oder ein ghostbuilder ist mir eigentlich latte, hauptsache die qualität stimmt... und wenn diese durch mangelde erfahrung oder mangelndes können leiden würde, finde ich es föllig legitim wenn prozesse im sinne des endprodukts ausgelagert werden... hersteller die z.b. die produktion von bodys und hälsen outsourcen gibt es ja einige und die setzen eben ihre schwerpunkte dafür woanders: z.b. nashguitars beim aging... jeder was er am besten kann... bedenklich wird es für mich erst wenn jemand von sich behauptet ohne ausbildung zupfinstrumentenbauer zu sein, irgendwo ein gefaktes diplom hängen hat oder billigst parts zu mondpreisen verkauft...
 
Zuletzt bearbeitet:

Aber wer nicht in der KSK ist bekommt keine öffentlichen Aufträge - wäre das schon der Bringer? Ganz ehrliche Frage ich kenne mich da ja nicht aus.

Es wäre eine Möglichkeit und zumindest mal ein Anfang. So ein bischen wie auf dem Bau: Schwarzarbeit - und damit ist nicht nur Steuer-, sondern auch Sozialversicherungsbetrug gemeint - ist verboten, findet aber trotzdem statt. Beim kleinen Privatanbau unter Nachbarn juckt das niemanden, auf großen Baustellen wird kontrolliert. Anbieter bei öffentlichen Bauten müssen Tarifverträge einhalten. Und kommt mir nicht mit der Grauzone: ich weiß, dass es die gibt. Man muss halt irgendwann irgendwo anfangen.

Die KSK knappst am unteren Ende der Finanzierung vor sich hin, das geht jetzt aber zu sehr ins Detail. Eine Verbesserung der Einnahmesituation durch mehr Mitglieder würde da schon helfen. Und ohne die KSK können Leute wie ich einpacken.

Langfristig würde das helfen, das grassierende Lohndumping zumindest ein wenig auszubremsem, weil die Amateure gezwungen wären, Abgaben einzupreisen. Und nochmal zur Klarstellung: das ist KEINE Debatte über künstlerisches Niveau oder gar Freiheit der Kunst! Wir alle kennen gute Amateure und schlechte Profis, in allen Branchen. Es geht um gerechte Bezahlung und faire Bedingungen am Markt.
 
Werden die nicht von Krempel gebaut - als die ganzen Bässe? Ich glaube Löwenherz ist auch "nur" eine Marke von Kaschube.
glaube du hast recht - hatte das, so meine ich, mal gehört, dass die elektronik aus dem eigenen hause wäre... aber steht ja auch auf der homepage:

Electronics parametric 3-Band-EQ by Noll
Pickups Bassculture by Christoph Dol

obigen beitrag hab ich mal editiert...
 
Noch was und back to OT: Boxenbauer machen auch nichts anderes. Ein Schreiner mit CNC macht die Gehäuse (-komponenten), Lautsprecher schnitzt da auch keiner selbst, der Chef macht Weiche und Feintuning, der Teppichverleger am Schluss das Rattenfell drumrum. In der Industrie heißt das Endmontage. Und der Endmonteur macht auch sein Typenschild drauf.

Wenn dann jemand einem Kunden, der ein wenig Esoterik dazuhaben möchte, eine schöne Geschichte mitverkauft, wird fast schon wieder Kunst draus ..... Ich muss mal meine Geschäftsmodelle durchdenken ...
 
Nach Lesen des Ganzen habe ich jetzt einige Gedanken:

1. Ich kenne Herrn Tedesco nicht, einen seiner Bässe hatte ich auch noch nicht in der Hand. Er scheint sich ja nicht explizit "Bassbauer" zu nennen und weist wohl auch darauf hin, dass er die Holzarbeiten nicht selber macht.
Ich wiederum habe schon mindestens einen Bassbody selbst designt (in Anlehnung und als Verbeugung vor einem quasi "klassischen" Design) und sogar komplett selbst gebaut, mit allem, was an Holzarbeit so dazu gehört (nein, den Baum habe ich nicht selbst gefällt).
Bin ich jetzt mehr "Bassbauer" als Herr Tedesco? Bin ich am Ende gar mehr Bassdesigner als er, weil ich nicht bloß einen Jazzbasskorpus als Grundlage genommen und mit Hardware und Pickups erweitert habe, sondern einen Iceman gespiegelt und noch etwas verändert und mit einem Thunderbird-Hals versehen habe? Ich glaube nicht, und das will ich auch gar nicht sein. Obwohl es ja nach Definition einiger der hier schreibenden dann so wäre.

2. In Anlehnung an den Thread über "Heiligkeit"-Bässe: TT macht im Prinzip ja nichts anderes. Nur macht er das sauber und seinen Kunden gegenüber transparent. Und höchstwahrscheinlich auf einem qualitativ deutlich höheren Niveau...

3. Ist man Musiker, wenn man keine entsprechende Ausbildung/kein entsprechendes Studium hat und nicht in der Künstlersozialkasse ist, bzw. darf man in diesem Fall als Musiker auftreten und womöglich Geld dabei verdienen?
Ich weiß nicht, was die aktuell so angesagten Musiker (und damit meine ich nicht die, die bei Betriebsfeiern und bei Baumarktgrillfesten spielen) so für einen musikalisch-beruflichen Werdegang haben, ist mir auch nicht wichtig. Von der Band "Wir sind Helden" meine ich mal gelesen zu haben, dass die sich beim Popmusikstudium kennen gelernt haben. Damit dürften sie also als Musiker auftreten. Bei Silbermond meine ich mich zu erinnern, dass die irgendwie als Schülerband angefangen haben (korrigiert mich, wenn ich falsch liege). Damit wären sie also keine Musiker im engeren Sinne? In die KSK zahlen sie wahrscheinlich beide ein, aber das ist für die Frage wohl unerheblich.

Und noch weiter gedacht: Wäre es Lastwagenfahrern, Friedhofsgärtnern und (vor allem) abgebrochenen Kunststudenten untersagt gewesen, als Musiker aufzutreten, wäre die Geschichte der Populärmusik eine deutlich andere gewesen...
 
Warum flennt dann keiner bei "designed by apple in california assembled in china" rum? Hauptsache der Apfel leuchtet? Ich möchte nicht wissen zu welchem Stundensatz und Arbeitsbedingungen dieses "Premiumprodukt" gefertigt wird. Globalisierung machts möglich.

Mittlerweile ist das doch der Regelfall: Halsrohlinge werden z.B. vorgearbeitet geliefert und und bekommen dann nur noch den Feinschliff (so läuft es z.B. bei einigen Kontrabassbauern). Die wenigsten Produkte werden komplett in Eigenregie gefertigt, wenn sich Arbeitsschritte ohne Qualitätseinbussen günstig auslagern lassen.
 
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Warum flennt dann keiner bei "designed by apple in california assembled in china" rum? Hauptsache der Apfel leuchtet? Ich möchte nicht wissen zu welchem Stundensatz und Arbeitsbedingungen dieses "Premiumprodukt" gefertigt wird. Globalisierung machts möglich.

weil es keine alternative gibt. also natürlich gibt es auch andere firmen die vernünftige rechner herstellen, keine frage, aber es gibt eben keine "fair trade" rechner. das fairphone ist ja zumindest mal ein anfang, scheint aber auch schwierig zu beschaffen zu sein (nicht wirklich ahnung muss ich zugeben, benutze immer noch ein altes nokia).

der vergleich hinkt aber gleich nochmal, weil es bei einem rechner halt unmöglich ist das einer in seiner werkstatt rechner zusammenbaut und die vertickt. und wenn dann wär es auch nur eine zusammenstellung von teilen made in china...
 
der vergleich hinkt aber gleich nochmal, weil es bei einem rechner halt unmöglich ist das einer in seiner werkstatt rechner zusammenbaut und die vertickt. und wenn dann wär es auch nur eine zusammenstellung von teilen made in china...

Der Vergleich hinkt an mancher Stelle, das stimmt.
Für Apple wäre es jedoch finanziell kein Problem in eigenen Werken die nicht in China stehen zu produzieren.
Aber das wird Off-Topic. Zurück zu Tino Tedesco.
 

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