1972 Jazz Bass: Entfrankensteinisierung

So, bevor der thread hier zur Leiche wird, hier Staffel zwei;-)

Zugegebenermaßen hatte ich im letzten halben Jahr nicht ganz die nötige Motivation, weiter zu machen. Das bestellte Binding aus England wollte einfach nicht ankommen, Selbstzweifel bezüglich der Hals-Krücke (im Nachhinein unbegründet) und zu viel anderer Kram um die Ohren haben das Projekt dann doch etwas gebremst. Zumindest bis vor drei Tagen…


Vor 4 Tagen war das Griffbrett noch nicht einmal Plan und mittlerweile sind Saiten drauf und Elektrik verdrahtet:-)

Hier die nötigen Updates:

- Der Hals wurde in einen ganz leichten backbow versetzt und das Griffbrett final auf Radius geschliffen (7,25 natürlich) um etwas Vorspannung zu erzeugen.

- Die Seiten des Griffbretts wurden mit der 90Grad Bundkantenfeile bündig zum Kanal des Bindings abgerichtet.

- anschließend wurden die Bünde eingehämmert und von den Seiten aus mit etwas Sekundenkleber gesichert. Dann durfte die Bundkantenfeile wieder ihr Werk verrichten. Hierbei wurden die Bünde beim Schräg feilen aber nicht ganz bis an die Griffbrettkante abgerichtet, sondern eine kleine senkrechte Stufe an der Schräge stehen gelassen, damit beim binding scrapen die kleinen „nibs“ enstehen.

- da das von einem britischen Shop bestellte Binding auch nach Monaten nicht ankam, griff ich auf cremefarbenes vom Rockinger zurück. Hätte zwar gerne 10x2mm gehabt, um mehr Reserven beim abschaben zu haben, aber kein Shop in Deutschland scheint solches zu führen…
Das cremefarbene hat aber farblich ziemlichgenau den Ton, den das ursprüngliche binding unter der vergilbten Lackschicht hatte.
Wer schon einmal sowas mit der Ziehklinge in Form gebracht hat, weiß was anschließend folgte…

- die Bünde wurden danach abgerichtet, ein Knochensattel gefertigt und der Bass probeweise zusammengebaut.

Meine anfängliche Sorge, dass der Hals sich nicht gleichmäßig krümmt, scheint unbegründet zu sein. Der Halsstab funktioniert einwandfrei, lediglich die originale Mutter greift nicht mehr ausreichend, daher muss eine andere derzeit herhalten. Unter Saitenspannung bleibt der Hals fast gerade und die Saitenlage ist recht flach, ganz leichtes Schnarren in den höheren Lagen, hier wird noch einmal nachgefeilt.

Ich habe die Elektrik probeweise eingebaut und verdrahtet, alles funktioniert, die Pickups sind über die Jahre nur leicht entmagnetisiert worden, haben ausreichenden Output und klingen schön „broken in“. Die Potis arbeiten sauber, nur die Höhenblende kratzt ein wenig. Was soll ich sagen, das Teil klingt fantastisch, trotz gebrauchter Saiten sustain for daaaaaaaaays….

In den nächsten Wochen folgt dann hoffentlich die Lackierung, hierzu vertraue ich wieder auf die Schwarmintelligenz in diesem netten Forum, aber alles weiter bald;-)

Danke schonmal an alle, die mir mit tips geholfen haben, hierhin zu gelangen ✌️
 

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Hallo in die Runde,

Es geht bald weiter:

Aktuell ist das gute Teil zusammengebaut, verlötet und spielbereit, wenn auch komplett nackt am Körper. In den nächsten Tagen möchte ich mich mit den Vorbereitungen für das Lackieren beschäftigen.

Folgender Plan:
Nachdem das ganze „Fullerplast“ - was auch immer dieser leicht braune, harte Versiegelungslack nun am Ende auch sein mag - abgeschliffen wurde, wird das Holz leicht nass gemacht, geschliffen und mit Beize entsprechend eingefärbt. Sinn des ganzen ist es, diese leicht gelblich und vor allem bräunliche Farbe zu erzielen, die zum Vorschein tritt, wenn der Lack sich abnutzt.

Das so gebeizte Holz wird dann mit einer oder zwei Schichten Klarlack versiegelt, darüber dann der farbgebende Lack in schwarz und anschließend der äußere Klarlack. Die bisherige Versiegelung war äußerst hart und beständig gegen Abbeizer, vermutlich Reaktivlack (Polyester, Polyurethan - man liest im Internet verschiedenes…). Meines Wissens nach hat CBS ihre Instrumente Ende der 60er und Anfang der 70er Nitro über Poly(welches auchimmer) lackiert, bevor man Mitte der 70er gar kein Nitro mehr verwendet hat. Wobei diverse Quellen davon sprechen, dass nicht alle Farblacke Nitrolacke waren.

Mir wäre hier eine möglichst authentische Nachbildung wichtig. Hat hier jemand bereits Erfahrungen damit? Oder gar einen tip, welchen Lack man als würdigen Ersatz für das mystische Fullerplast nehmen kann? Anschließend soll mit schwarzem Nitrolack und Nitroklarlack weiter gemacht werden. Dass es sich um verschiedene Lacksysteme handelt, ist mir bewusst, aber die American Original Serie warb bereits mit „Nitro over Poly“.

Der Bass soll am Ende ein leichtes aging bekommen um dem Zustand der Hardware zu entsprechen.

Freue mich auf euren Input!

Beste Grüße
JassBazz
 

Wow,

@rawlikefishrob Das gefällt mir echt gut!

Ich habe derweil noch etwas recherchiert und dabei diesen JB aus 1972 entdeckt, einen ähnlichen, etwas dezenteren Look strebe ich an.

Tatsächlich sieht es so aus, als wäre kein Klarlack drauf, der Lack wirkt einfach stumpfer, weniger Klavierlack-artig.
 

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Der rote ist doch (noch)dezent..
Alles steigt und fällt mit dem gesamten Eindruck und den grad des agens bestimmt jeder selbst. Mit viel Geduld und wenig Farbe, dünnen Schichten bekommt man schwarz aber schon schön hin...
 
Ich habe derweil noch etwas recherchiert und dabei diesen JB aus 1972 entdeckt, einen ähnlichen, etwas dezenteren Look strebe ich an.
Als weiteres Beispiel hier ein paar Bilder vom originalen '72er eines befreundeten Bassisten. Funfact: Dessen Vater hatte damals in den 90ern das Instrument inkl. des Bassman's im Hintergrund + der Box für sage und schreibe 600 DM (!) einem kleinen Musikladen hier in der Region abgekauft. Den Laden gibt's schon lange nicht mehr...warum wohl bloß? ;-)
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Dessen Vater hatte damals in den 90ern das Instrument inkl. des Bassman's im Hintergrund + der Box für sage und schreibe 600 DM (!) einem kleinen Musikladen hier in der Region abgekauft.
Echt fast nicht zu glauben.
Ich hatte mir in 1992 einen 66er JB in olympic white angeschaut der schlappe 6.000,- DM kosten sollte...
 
Echt fast nicht zu glauben.
Der sog. "Händler" war ein ganz kleiner Laden, verkaufte sonst nur neue Billigware und hatte wohl keine Ahnung von "Vintage", im Sinne von "alt und kaputt ist nicht mehr viel wert"...
Aber klar, kannst glauben oder nicht. Egal.
Mir ging es eigentlich mehr um die Bilder, damit der TE noch eine weitere Blaupause für sein Refin hat.
 

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