Handwerkliche Fähigkeiten

Das ist auch noch eine andere Hausnummer als Pickups löten, Bässe komplett auseinandernehmen usw. da wird das schon suggeriert das man das zwingend können muss. Und ich mag die herablassende Art einfach nicht.
Ich erlebe das auch gar nicht so, dass das "immer schlimmer" wird. Vor 25 jahren gab es auch schon genug Leute, die das alles nicht konnten und da ist die Welt auch noch nicht geschmolzen.
Im Gegenteil finde ich sogar, das heute sich viel mehr Leute darum einen Kopf machen, wie man das Optimum aus seinem Instrument herausholt als "damals". Diese Jammerei "Mehh, niemand kann mehr was, alles ist verloren" ist einfach überheblicher und nerviger Kulturpessimismus. Diesen kann man heute ja gerne mal anwenden wenn man schlecht geschlafen hat, aber fast alle jüngeren Musiker die ich heute so kennenlerne machen ganz entspannt ihre Justage an ihrem Instrumenten selbst und können sie meistens bässer als alte Säcke, die das zwar ewig machen, aber manchmal auch einfach ewig falsch.
Na na... Diesen "Kulturpessimismus" erlebe ich tagtäglich, in vielen Bereichen des Alltags, angefangen beim Auto über Haushaltsgeräte und vieles andere mehr. Es ist unbestreitbar, das in der breiten Masse die handwerklichen Fähigkeiten arg nachgelassen haben, weil sie auch nicht mehr notwendig sind - auf den ersten Blick... Ich kenne Leute, die zum Glühbirnen-Wechsel (na gut, LED...) den Elektriker holen. Ich könnte jetzt zig Beispiele dafür aufzählen. Ich gehe mit ziemlich offenen Augen durch die Welt und merke mir solche Geschichten.
Ich habe immer ein Leatherman bei mir, welchen ich tagtäglich einsetze, in den unmöglichsten Situationen, angefangen vom Bier öffnen (können viele nicht mehr, wenn kein Öffner da ist) bis Auto/Haushaltsgerät/Tür und und und reparieren (oft spontan im Alltag für andere), Bass auf der Bühne bei laufendem Betrieb einstellen usw. Interessanterweise betrachte ich mich nicht unbedingt als versierten Handwerker, ich mache nur Sachen, die meiner Meinung nach jeder Mann draufhaben sollte.
Pickups tauschen und an der Elektrik rumlöten muss man nicht können, aber es bereichert, wenn man es angeht, weil man einiges übers sein Instrument lernt, auch wenn es nur die Erkenntnis ist, dass man gerade einen 2.500 € Bass mit einer 25 € Eletrik gekauft hat.
Ja, man kann einen Bass immer optimieren, weil leider, leider nicht alle perfekt auf die Bedürfnisse und Vorstellungen des Besitzers hergestellt werden. Bei mir ist es so, daß ich manche Bässe deswegen gar nicht in Betracht ziehe (MusicMan, Rickenbacker), weil mir bei denen gar nix zusagt und ein Umbau zu kompliziert und wertmindernd wäre, auch wenn er den Bass viel besser machen würde. Genau so Edel-Bässe mit durchgehendem Hals und komplizierter Elektronik, die mag ich von vornerein nicht, also werden auch keine gekauft. Also kaufe ich Fender-ähnliche Bässe (keine Originale, wegen dem Preis/Leistungs-Verhältnis) und schraub und löte an denen rum, bis sie meinen Vorstellungen entsprechen. Die Ergebnisse lassen sich sehen und hören.
Ich schau mich schon seit Jahren nach einem bezahlbaren US-PJ-Fender-Bass in Sunburst mit einfacher, passiver Elektronik, leichten Mechaniken, massiver Brücke, A-Saiten-Niederhalter, flachem Ahorn-Hals und 42 mm Sattelbreite, geringem Gewicht und auch noch sehr gutem Klang, um. Hab noch keinen gefunden, der 100 % paßt. Man kann sich sowas von anderen Herstellern zusammenbauen lassen, da mach ich es dann lieber selber. Hab mir gerade einen Jazz-Bass mit diesen Merkmalen zusammengeschraubt, jetzt suche ich die Zutaten für einen PJ zusammen.
Als Fazit: ich stehe scheinbar nicht alleine mit meiner (zugegebenermaßen überspitzt formulierten) Meinung da. Man muß ja ein wenig provozieren, um das, was gerade hier passiert, zu erreichen. Ich bin immer noch der Meinung, daß Saitenwechsel und Einstellarbeiten nicht in Service-Hände gehören. Löten und Lackieren muß man nicht können, aber es bereichert und befriedigt, wenn man es kann. Bundieren und aufwändige Holzarbeiten, die Spezial-Gerät erfodern, sollte der Fachmann machen, aber auch da gibt's ein Aber, so eine Oberfräse oder eine Standbohrmaschine schaden keinem Haushalt...
 
Das ist auch noch eine andere Hausnummer als Pickups löten, Bässe komplett auseinandernehmen usw. da wird das schon suggeriert das man das zwingend können muss. Und ich mag die herablassende Art einfach nicht.
Ich erlebe das auch gar nicht so, dass das "immer schlimmer" wird. Vor 25 jahren gab es auch schon genug Leute, die das alles nicht konnten und da ist die Welt auch noch nicht geschmolzen.
Im Gegenteil finde ich sogar, das heute sich viel mehr Leute darum einen Kopf machen, wie man das Optimum aus seinem Instrument herausholt als "damals". Diese Jammerei "Mehh, niemand kann mehr was, alles ist verloren" ist einfach überheblicher und nerviger Kulturpessimismus. Diesen kann man heute ja gerne mal anwenden wenn man schlecht geschlafen hat, aber fast alle jüngeren Musiker die ich heute so kennenlerne machen ganz entspannt ihre Justage an ihrem Instrumenten selbst und können sie meistens bässer als alte Säcke, die das zwar ewig machen, aber manchmal auch einfach ewig falsch.

Ich auch nicht, eigentlich eher das Gegenteil. Dadurch, dass die Musikläden um die Ecke dicht machen und dadurch, dass es zu jedem Vorgang mindestens drei "how to" Videos pro Sprache auf Youtube gibt, sowie dadurch, dass es jedes Teil am Instrument von mehrern Firmen in mehrfacher (natürlich immer besser werdenden) Ausführung gibt, wird doch von der nachfolgenden Generation eher wieder mehr gebastelt.

Klar, "früher" wurde mehr aus Mangel gebastelt, zum Erhalt der Ware, vor allem bei Effekten und Amps, wo heute a) eher Neuware gekauft wird, anstatt zu reparieren oder b) die betreffenden Teile gar nicht mehr reparaturfähig sind.
 
Ich finde auch, dass der Thread etwas überheblich rüberkommt bzw. startet … denn früher gab es mit Sicherheit genauso viele Leute, die mit ihren zwei linken Händen keine Bierflasche öffnen konnten ;-)… egal, es ist auch nicht jedem gegeben oder man hat keinen Bock darauf, sich handwerklich zu betätigen …

Ich selbst - kein geborener Handwerker, sondern studierter Büromensch - habe mir aus Interesse/Eigennutz einfach ein paar Dinge im Laufe der Jahre angeeignet … das betrifft zum einen Reparaturen im eigenen Haus (außer Elektrik und Heizung) … zum anderen habe ich Spaß daran gefunden, an meinen Bässen auch mal die Pickups oder andere Bauteile zu wechseln (außer Holzarbeiten) … das reine Setting inklusive Saitenlage, Hals, Schrauben generell usw. sollte man m.E. als Bassist schon selbst beherrschen ….
 
Ich bin immer noch der Meinung, daß Saitenwechsel und Einstellarbeiten nicht in Service-Hände gehören.
Aber warum? Bzw warum bist du da so "kompromisslos"? Klar ist das einfacher, schneller, billiger usw wenn man es kurz selber macht. Aber wenn einer partout nicht will, warum "muss" er das denn deiner Meinung nach selber machen? Ist doch Quatsch, lass den doch machen wie er will...
 
früher gab es mit Sicherheit genauso viele Leute, die mit ihren zwei linken Händen keine Bierflasche öffnen konnten
Ich selbst - kein geborener Handwerker, sondern studierter Büromensch
Das ist ja klar: Du bist kein Handwerker, sitzt den ganzen Tag nur rum... Woher soll denn da der Durst kommen? :stars:
:o)

Ich bin ja Handwerker und froh, dass ich "das meiste" selbst machen kann.😊
Wenn ich aber hier öfter mal lese, was für ein Aufriss für eine ausgenudelte Schraube gemacht wird...
Dann bin ich immer wieder froh, dass es Leute gibt, die ihre Grenzen kennen und sich dementsprechend zurück halten.

Natürlich ist es toll, Dinge zu können. Aber viele Leute können viele Dinge eben nicht - so what? Die können halt was anderes.

Ich zum Beispiel kann keine Haare schneiden... Dennoch war ich schon >20 Jahre nicht mehr beim Frisör. Jetzt schaut mich mal an! :O!
 

Ich gehe mit ziemlich offenen Augen durch die Welt und merke mir solche Geschichten.
Aber auch das ist nur Deine subjektive Wahrnehmung, deine Wahrheit und nicht allgemeingültig.
Dazu merkt man sich wirklich nachweislich viel mehr was negativ als positiv auffällt.
In meinem Umfeld kann jeder irgend etwas Handwerkliches von der Kleinigkeit bis zur Rocket-Science. Ich arbeite in der Jugendhilfe und die Kids
schauen sich Youtube Videos an, wie man diese mittlerweile alle im Gehäuse verklebten Akkus in den Smartphones tauscht und machen das unter Aufsicht eines Fachkundigen selbst. Hier in meinem musikalischem Umfeld sind im Proberaumkomplex Mädels und Jungs, die de Hölle aus ihren Instrumenten selbst modden, weil das:
Ich auch nicht, eigentlich eher das Gegenteil. Dadurch, dass die Musikläden um die Ecke dicht machen und dadurch, dass es zu jedem Vorgang mindestens drei "how to" Videos pro Sprache auf Youtube gibt, sowie dadurch, dass es jedes Teil am Instrument von mehrern Firmen in mehrfacher (natürlich immer besser werdenden) Ausführung gibt, wird doch von der nachfolgenden Generation eher wieder mehr gebastelt.
 
Moin,
Siehste mal. Ich auch. Deswegen verstehe ich auch nicht warum ich in dem Post verwurstet werden musste. Habe mich in keine Richtung abfällig geäussert, weder pro noch kontra.
steht da doch:
...Wenn sich Mr20Hz die Kappsäge neben seinen Fernseher stellt ist das lobenswert, manche Leute haben aber schlicht keinen Platz dafür. Jaaa, ich weiß Beate hat auch keine 200m²...
Es hat schlicht nicht jeder Platz sich Werkzeug für was auch immer zuzulegen. Natürlich braucht der 2,5mm Innensechkant keinen eigenen Schrank, aber in einer 12m² Studentenbude wird alles was man nicht dringend benötigt wegrationalisiert.
Wenn ich dann das doch gehortete Werkzeug benutze (Hals einstellen) wird das in soeinem Wohnklo schon schwierig. Du machst diese Sachen zur Entspannung nd hast offensichtlich Platz dafür, viele andere eben nicht.
Den Leatherman von Bassfritsch wird sich nicht jeder leisten wollen wenn man nur hin und wieder (1x alle 2 Jahre) mal einen Haken aus der Wand drehen möchte. GUTES Multitool ist teuer, gutes Werkzeug generell auch. Da steht immer die Kosten-Nutzen-Frage im Raum.

Mr20Hz, es war nichts gegen dich, du hast eben nur viel Werkzeug und vermutlich ein bischen Platz um etwas machen zu können (so les ich das zumindest raus), was viele nicht haben, daher hab ich dich "verwurstet". :bier:
 
Mal im Ernst jetzt: welches Werkzeug wird für den Bass in der Regel benötigt?
1 Inbus für den Halseinstellstab
1 Inbus für die Saitenreiter
1 Schlitzschraubendreher für die Oktavreinheit
1 Kreutzschlitzschraubendreher für die Halskorpusschrauben.
1 Kreutzschlitzschraubendreher für die PU-Justage. Punkt.

Als Preis sag ich mal komplett 20€. Und es passt alles in den Basskoffer. Wo ist das Problem für den Studenten im Wohnklo?
 
Ich finde es schwierig, das eine oder das andere als besser zu bezeichnen.. Das soll doch jeder so machen, wir er es möchte, ganz ohne Wertung! Ich bin handwerklich zum Beispiel nicht sonderlich begabt, sträube mich aber auch nicht dagegen, mal etwas selbst zu versuchen. Oftmals fehlt mir aber auch die Lust oder die Zeit dazu.

Bei den Bässen habe ich meine auch schon selbst eingestellt, obwohl ich da eher unerfahren bin. Ein anderes Mal habe ich zwei aber auch schonmal komplett zum Setup in ein (mittlerweile geschlossenes) Fachgeschäft gebracht. Ich finde auch, dass der Saitenwechsel eigentlich zum Können gehören sollte, wenn jemand das aber nicht selbst machen möchte, ist er deshalb kein schlechterer Musiker oder Mensch.

Bei meinem Ibanez 5-Saiter ist die Mechanik der höchsten Saite gerade kaputt gegangen, ich habe nicht die Zeit und Lust, die passende Mechanik zu suchen und zu montieren, deshalb habe ich den Bass auch direkt zum Fachmann gebracht.
 
Saiten wechseln lassen erstaunt mich jetzt. Da braucht man ja nen Roady, wenn eine reißt. Saitenlage und Bundreinheit oder (ganz vorsichtig) Halskrümmung einstellen sollte auch jeder können. Beim Auto muss ich auch einen Reifen wechseln können oder Wischwasser nachfüllen. Bremsen lass ich in der Werkstatt machen.
Aber grundlos einen Hals abschrauben ist Unfug. Die Schraubverbindung im Holz ist nicht beliebig oft lösbar und wieder zusammenfügbar. Wenn da was faul ist, kaufe ich den nicht. Ich würde auch nie ein wertvolles altes Instrument kaufen, an dem ein Amateur herumgebastelt hat. Tonabnehmer wechseln etc scheint mir, wie bei Autotunern (also jetzt KFZ) ein Hobby zu sein. Das Auto oder das Instrument gewinnt alleine einen Mehrwert für denjenigen, der es gemacht hat. Objektiv verliert es an Wert.

Edit: Die Steigerung zum Saiten wechseln lassen wäre stimmen lassen.
Mittlerweile gibt es ja Mechaniken, die das machen. Da, oder vielleicht auch schon beim nicht mehr ohne Stimmgerät stimmen können, hört's bei mir auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber warum? Bzw warum bist du da so "kompromisslos"? Klar ist das einfacher, schneller, billiger usw wenn man es kurz selber macht. Aber wenn einer partout nicht will, warum "muss" er das denn deiner Meinung nach selber machen? Ist doch Quatsch, lass den doch machen wie er will...

Für mich gesprochen, ich möchte meinen Bass so eingestellt haben wie ich das benötige. Saitenlage so niedrig wie möglich und so hoch wie nötig, jemand anderes spielt viel härter und braucht eine höhere Saitenlage und der nächste streichelt die Saiten nur und kann weiter runter gehen. Das findet man doch nur durch Probieren raus, da kann einem m.M.n. keiner bei helfen.

Und wie sieht das denn aus wenn man im Proberaum sagt "Sorry Leute, mir ist ne Saite gerissen. Ich hoffe die macht mir nächste Woche einer neu, ich melde mich wenn er wieder heile ist - tschüüsss"

Ist ja auch keine Rakete die gewartet wird und wie schon geschrieben findet man super Anleitungen im Netz.
 
Mal im Ernst jetzt: welches Werkzeug wird für den Bass in der Regel benötigt?
1 Inbus für den Halseinstellstab
1 Inbus für die Saitenreiter
1 Schlitzschraubendreher für die Oktavreinheit
1 Kreutzschlitzschraubendreher für die Halskorpusschrauben.
1 Kreutzschlitzschraubendreher für die PU-Justage. Punkt.

Als Preis sag ich mal komplett 20€. Und es passt alles in den Basskoffer. Wo ist das Problem für den Studenten im Wohnklo?
[Klugscheißmodus an]
Einen kleinen Seitenschneider zum Kürzen der Saiten, ein Fläschchen Alkohol zum Reinigen der Saiten (gibts in der Apotheke), einen kleinen Lappen und Schmuckpoliertücher (gibts beim Discounter für kleines Geld), um beim Saitenwechsel die Bunddrähte zu reinigen. Evtl. noch Griffbrettöl, falls man kein lackiertes Griffbrett hat.

Dann ist man bässtens und komplett ausgerüstet.
[Klugscheißmodus aus]
 

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