Relic Art

ein Fender heutzutage nicht mehr wegen seiner Funktion, Ausgereiftheit und Qualität gekauft wird
Da ich das Glück, oder die Erfahrung gemacht habe, dass ein 40 Jahre alter Tokai , Squier JV, Greco Super Real, usw. genauso gut, wenngleich nicht besser ist, als ein neuer Roadworn oder Am Standard, oder AVRI, dann hätte ich bestimmt auch mehr neuere Fender..
Und diese Bässe waren allesamt günstiger als die aktuellen Fender und haben alle ihre Geschichte mitgebracht. Und es gibt noch verdammt viele davon..
 
Da bin ich bei dir. Aber wenn man eine eigene Geschichte erzählen möchte, ist ein leeres Blatt doch geradezu perfekt. Ich kann aber das folgende Bedürfnis sehr gut verstehen:

Was glaube ich unterschätzt wird, ist das Gefühl "das ist meiner, der ist durch mich so geworden wie er ist" Eine Jeans, die man noch als hartes Brett gekannt hat, fühlt sich, wenn sie ausgewaschen ist, ungleich besser an, als alles, was an stonewashed und wie das alles noch so heißt, angeboten wird.

Ich betrachte meinen Bass ebenfalls als Instrument, als Gebrauchsgegenstand. Bei Sessions darf auch jeder damit spielen. Dreijährige, die mit Matchboxautos drüber fahren wollten, würde ich davon abhalten, weil ich finde, dass auch Dreijährige lernen sollten, Dinge zu respektieren. Aber das ist eine andere Geschichte.

Vielleicht ist es mein Respekt vor der Arbeit anderer Leute oder der Respekt vor einem Instrument, auf das ich lange gespart habe.

Vielleicht ist es der von mir unterstellte mangelnde Respekt vor der Arbeit anderer Leute, der mich so stört, wenn jemand mit einer rotierenden Drahtbürste oder mit was weiß ich an ein nagelneues Instrument geht. Man kann es sich halt leisten, das Ding halt zur Not nochmal zu kaufen oder das "Relic" rückgängig zu machen. Wahrscheinlich zu altmodisch, um als Argument in einer Überflussgesellschaft akzeptiert werden zu können.

Der Preis der bezahlt werden muss, ist halt die Glaubwürdigkeit der erzählten Geschichte. Bei den Macken an meinem Bass weiß ich zum Teil noch genau bei welchem Konzert das passiert ist.
Ich frag mich gerade, warum du so ein riesen Fass aufmachst!?
Jeder, so wie er kann und will.
Die Nachfrage ist da.
Und wenn ich sehe, wie gut das mittlerweile gemacht wird.


😅😉

Ich finde künstlich gealtert Sandberge und Konsorten auch völlig peinlich.
Wem es gefällt.....wohingegen ich gut gemachte CS Fenders teilweise optisch recht gefällig finde, aber auch keinen spielen würde.

Mein Traum war immer ein schwarzer 68er Tele Bass.
Wie schon schrieb, ließ ich meinen günstig erworbenen, schlecht rot lackierten, passend zum Hals, heftig altern.
Hätte ich auch nie gemacht, wenn dieser Bass nicht so einen fetten Ton hätte.

Ich stehe auf die Originale.

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Zuletzt bearbeitet:
Ich frag mich gerade, warum du so ein riesen Fass aufmachst!?
Mach ich ein Fass auf? Mich interessieren tatsächlich die Beweggründe für dieses übrigens sehr interessante Kulturphänomen. Natürlich kann jeder, wie er will. Das stelle ich doch gar nicht in Frage.

Was ich aber an so einem Forum wie Bassic wirklich interessant finde, ist zu erfahren, warum andere Leute Dinge machen, die ich nie machen würde.

Vorschriften möchte ich auch keine erlassen. Es würde sich mit Sicherheit niemand daran halten. Und mit was noch? Mit Recht.
:bier:
 
Du kannst fehlende Geschwindigkeit durch zusätzliches Gewicht (z.B. eine Waschbetonplatte) auf das Instrument kompensieren... :D
(hat mir ein Freund erzählt :D :D )
 

Außerdem sieht nicht nach Road sondern nach Rendsburger Parking Spot aus. 😎
erst den fachkundigen Rat der Community einholen, dann Gas geben.
ich hätte den Bass auch noch gewendet, damit er gleich in der ersten Linkskurve die beliebten Nutzungsspuren an der Abflachung links unten kriegt.
 
Was ist daran schön, wenn irgendwo die Lackierung abgeschrubbelt wurde? Warum muss es so aussehen, als wäre es durch jahrelangen Gebrauch passiert? Das macht ja auch niemand mit seinem neuen Auto. Wobei das stimmt nicht es gibt dieses Rost-Design. Lustigerweise finde ich das irgendwie zumindest orginell. Aber ich denke, weil es halt den deutschen Autowahn, bei dem Versicherungen "Hagelschäden" bezahlen, die man nur unter Streiflicht feststellen kann, irgendwie auf den Kopf stellt.

Also: Was ist so unbefriedigend daran, ein Instrument umhängen zu haben, das so aussieht, wie ein Instrument halt aussieht, wenn man erst seit einem oder fünf Jahren darauf gespielt hat?

Wieso werden bei Gebrauchtkäufen "Dings und Dongs" bemängelt und nicht als "sich bereits abzeichnende Original-Relic-Spuren" angepriesen.

Ich meine das nicht irgendwie provokativ. Es interessiert mich wirklich.
Eine interessante Frage, die ich teilweise historisch beantworten würde. In der 2. Hälfte des 20 Jhrdts wollten alle neue Dinge. Das alte musste raus. 50er 60er: Gründerzeitmöbel, die so gut gebaut waren, dass sie mehrere Kriege überlebt hatten, alles Schrott (heute wieder gesucht). Dafür Nierentische, Fernseeschrankwände, Fender Strats usw.. Danach wieder alles Schrott und unmodern, jetzt schwedisches Design, Wegwerfzeugs, bunte Powerstrats (soll nicht in einem Topf mit Wegwerfzeugs sein), neue Fernseher. Dann Jahrtausendwende, geprägt von Wegwerfartikeln aber Rückbesinnung, wo sind all die Sachen hin, die Qualität hatten, lange benutzt wurde, Geschichte haben? Alles weg. Also wird künstliche Geschichte geschaffen, Shabby Chic, Relic Oldschoolgitarren usw.. Qualität wird suggeriert indem man lange Benutzung vortäuscht. Und irgendwie sehnt sich der Mensch doch nach etwas aus der Geschichte, an dem man sich orientieren kann. Da sind halt Gitarren recht gut geeignet. Wenn man keine alte in der Familie hat, wird die eben so gemacht als ob sie ein Familienerbstück ist.

Mir hat das selber lange nicht gefallen, bis heute mag ich eigentlich lieber neue Instrumente, aber als ich mal eine Fender Custonshop Relic gespielt habe, hat mich das schon überzeugt. Die liegt in der Hand wie eine alte Bekannte, als ob man auf der schon ewig gespielt hat, gerade der Hals. Auch wenn es künstlich ist, es ist doch ein tolles Spielgefühl, vor allem im Vergleich zu einem klebrigen neuen Nitrolack. Gerade Instrumenten sagt man ja außerdem nach, dass sie klanglich mit der Zeit gewinnen (ob es stimmt? https://www.zeit.de/kultur/musik/2012-01/stradivari-geigen-studie ), deshalb werden sogar neue Geigen heute optisch "geaged". Das Gefühl spielt halt mit, wir sind keine Roboter.
 
Geil, hier kann man ja noch richtig was lernen! Folly ist doch ein super Albumtitel! Kitschig, bisschen albern, ansonsten nutzlos - passt!
 
Eine interessante Frage, die ich teilweise historisch beantworten würde.
Die Faszination für Ruinen gab es ja auch in der Romantik. Neuschwanstein ist ein prominentes Beispiel dafür, wie
künstliche Geschichte geschaffen
wurde. Am Mittelrhein gibt es neben vielen mittelalterlichen Burgruinen auch jede Menge künstliche Ruinen, also
Die Romantik war ja eine Antwort auf die Entzauberung der Welt durch das Industriezeitalter.

Relic-Art wäre dann eine Antwort auf das Digitalzeitalter im Bereich Gitarren- und Bassdesign? Steampunk geht ja ebenfalls in diese Richtung.
 

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