Zitat:Original erstellt von: Bronco
Entschuldige, Basshole, aber seitdem ich mehrere Interviews mit Wynton Marsalis gelesen/gehört habe, ist er einfach ein rotes Tuch für mich, da geh ich sofort an die Decke, auch wenn er natürlich ein guter Trompeter usw. ist.
... symphatisch ist er mir auch nicht. Er will den Jazz eben auf eine Ebene mit der Klassik bringen. Er will Jazz ganz ernst genommen wissen. Das zeigt sich auch daran, dass Marsalis viele Klassikeinspielungen gemacht hat. Klassische Musik ist europäisch. Amerika hat als eigene Musik nur den Jazz - Jazz ist amerikanisch. Alos muss Jazz auf eine gutbürgerliche Ebene zur Klassik - so schätze ich sein Credo ein.
Eigentlich war Jazz Unterhaltungs- bzw. Tanzmusik - der Vorläufer von RocknRoll, Rock, Soul, Funk, RnB etc.. Mit dem Bebop wurde Jazz mehr und mehr intellektuell - kammermusikalischer, elitärere. Die Jugend wendete sich in den 60ern dem Rock hin, nicht dem Jazz.
Und hier hat Jazz auch einen Bruch. War doch Jazz früher immer extrem offen für alle neuen Entwicklungen, hat unendlich viele Stile, Strömungen etc. integriert, war eben auch der Motor der Musikentwicklungen, .. so ist Jazz inzwischen eher kopflastig, konservativ. Um beim Forum zu bleiben: Jazztraditionalisten rümpfen über den E-Bass die Nase.. igitt elektrisch... hat was phallusartiges, schmutziges...ist ein Rock-Prügel... Jeder Studiobassist heutzutage sollte dringend auch Grundzüge des Kontrabass beherschen, will er sich jazzig aufstellen.
Ich wage zu behaupten Jazz ist ein wenig stehen geblieben (wie auch die Klassik)... man verwaltet mehr das Erbe, als Neues zu gestalten. Und genau da ist W. Marsalis einer der Protagonisten, eben der Gralshüter.
Interessanter Weise kommmen neue Strömungen des Jazz nun eher aus Europa (gerade die skandinavischen Länder).
Jazz war früher der Melting Pot .. das New York der Musik. Man hat den Eindruck W. Marsalis willl den Jazz jetzt museal bewahren - wie ein Restaurator eines Gebäudes - alles muss authenthisch sein. Nur - was ist das authentische des Jazz ??? Dies Frage kann Marsalis nur unzureichend beantworten.
Um aber zu der Ausgangfrage zurück zu kommen. Als Einstiegsscheiben für Jazz empfehle ich folgendes Paket:
Miles Davis "Kind of blue"
Miles Davis "Sketches of spain"
John Coltrane "Giant steps, A love supreme, Blue Train"
Art Blakey and the Jazz messengers "Moanin"
Horace Silver "Song for my father"
Count Basie Orchestra "Atomic Mr. Basie"
Dave Brubeck "Time out"
Thelonius Monk "The Thelonious Monk Quartet With John Coltrane - At Carnegie Hall"
Herbie Hancock "Cantaloupe Island, Head Hunters"
Weather Report "Heavy Weather"
Branford Marsalis "Requiem"
Da ist so querbeet ein wenig durch einige Meilensteine der Jazzgeschichte. Damit bekommt man m.E. auch ein Gefühl für Entwicklungen.
Basshole