Welches theoretische Wissen ist sinnvoll

ferner finde ich es witzig, wenn von uns raushören und theorie verlangt wird.
ich hab noch nie bei einer band vorgespielt, bei der was anderes als raushören gefragt war. leadsheet? hammernett. was spielst du da im refrain für ne tonart? ja hier so... mir erschien das immer so, als ob die bands sämtliche arbeit gerne auf den neuen abwälzen würden. hörs dir raus, schaffs dir drauf - und geh uns blos nicht mit irgendwelchen fragen zur tonart auf den sack.
meine meinung: wenn man weiß, was man da tut, ist ein leadsheet in der gleichen zeit zusammengeschmiert, in der man den song bei dropbox hochgeladen hat.
 
Das deckt sich, zum Teil, mit meiner Erfahrung. Bis zu meiner jetzigen Band, in der einfach nur gute Menschen sind. Da wurde ich als damals mit Abstand schlechtester Bassist gefragt ob ich Lust hab in ner Band Bass zu spielen, weil kein anderer Bassist in unserem Freundeskreis noch Kapazitäten für noch ne Band frei hatte.

Der Gitarrist stellte sich als, wie man auf bayrisch so sagt, "brudals Viech" heraus. Studierter Jazzer und Arrangeur, Gitarrenlehrer, nur halt mit Hang zum Krach. Da war ich dann als E-Saiten Grundtonhacker erstmal überfordert. Meine ersten Basslines da hat der mir dann geschrieben und ich hab sie 1:1 so gespielt. Bis dann so nach und nach immer mehr von mir kam. Heute ist es meist so:

Song 2-3 mal in der Probe hören,
dann 2-3 mal ungeschickt die Grundtöne mitspielen beim raushören
und dann eben immer mehr hinzufügen oder gar wegnehmen.
Das ist bei nem neuen Song ein Prozess von vielleicht zwei Proben bis mein Part im Großen und Ganzen steht. Die größte Entwicklung macht das zwischen den Proben, wo ich Zeit habe mir komplexere Melodien zu überlegen, falls nötig. Musiktheorie findet dabei über Pentatoniken und einfache Akkord-Zusammensetzungen hinaus, eher keine Anwendung.

Nur wenn ich selbst einen Song schreibe sieht das vielleicht manchmal etwas anders aus.
 
Ich kenn da alles. Von " Ich weiss auch nicht, was ich da spiel", über Leadsheets, die ein so wirres Gekritzel sind, dass ich es lieber selber heraushöre, bis zu kompletten Packages aus Leadsheets, evtl. sogar Noten, CD mit allen Tracks und Texten. Schön, wenn man mit allem zurechtkommt, aber das kommt mit der Zeit und Erfahrung.
 
Ich kenn da alles. Von " Ich weiss auch nicht, was ich da spiel", über Leadsheets, die ein so wirres Gekritzel sind, dass ich es lieber selber heraushöre, bis zu kompletten Packages aus Leadsheets, evtl. sogar Noten, CD mit allen Tracks und Texten. Schön, wenn man mit allem zurechtkommt, aber das kommt mit der Zeit und Erfahrung.
Ich habe von allen Stücken ordentliche Leadsheets oder Noten. Ich habe ein paar Jahre häufiger Sub gemacht, aber damit aufgehört, weil es nur selten Leadsheets etc. gab und ich irgendwann keine Lust mehr hatte nur für einen Gig 20 Songs rauszuschreiben. Einer sagte mir mal, sorry aber wir können ja jetzt nicht wegen einem Gig mal eben 20 Songs aufschreiben. Ich sagte dann: Ich sehe das genauso wie du ... und bin gegangen. Sie guckten ungefähr so :O!:eek::confused::rolleyes:
 
Hm, in meinem persönlichen Fortkommen und der musikalischen Entwicklung, naja, alles und nix, viel verschiedenes Zeugs hören und spielen.
Was mir allerdings schon Aushilfsgigs (keine Cover) beschert hat, ist die Kenntnis und das Nutzen von GuitarPro, was zumindest im Metal und artverwandten Genres immer noch Standard ist.
Dreimal war die Ansage, "hier, das Ding ist, in zwei Monaten kann unser Basser nicht, wir haben auch keine Zeit zum proben, aber wir haben alles in GP". Das waren drei Gigs mit jeweils maximal zwei Proben.
Nun ist das ja mehr ein "Wissen" auf Seiten der suchenden Band, aber ich habe für meine Bands auch immer alle Songs notiert, falls ich mal nicht kann.
 
"Faktor Zeit" ist, glaube ich, ein guter Punkt.

Bei (ernsthaften) Cover Sachen notiere ich mir in erster Linie Abläufe und habe mir zu diesem Zweck ein "Kästchen Modell" geschaffen - i.d.R. 1 Kästchen = 1 Takt - in dem ich rudimentäre Infos notieren kann. Das ist dann wirklich das Einfachste vom Einfachen, ohne Chords, oft sogar oder Bass- bzw Grundtöne, dafür mit Notizen zum Arrangement (z.B. ob Vocals oder Instrumentalpart, welche Instrumente wann einsetzen etc.) und rhythmischen Details (Kicks oder Stops)
Hintergrund ist, dass a) das Material nicht sonderlich komplex ist und b) es irgendwann ohnehin auswendig gekonnt werden muss. Meine Erfahrung zeigt: Wenn man zu sehr an der detaillierten Notation klebt läuft man Gefahr das auswendig lernen zu vernachlässigen.

Was Subs angeht notierte ich in der Vergangenheit mehr, eher wie ein Jazz leadsheet, und spielte vom Blatt. Das mach ich aber nicht mehr, zu viel Arbeit, zu wenig Geld.

Bei Eigenkompositionen sind es auch solche detaillierten Sheets, mit Akkordsymbolen, aber eher knapp, keine Voicings (die ich eh nicht spiele). Zum Arbeiten ist das einfach besser, als sich auf das Gedächtnis zu verlassen (auch wenn ich in Sachen "Song memory" noch persönliches Glück habe, dass mir das anscheinend vergleichsweise leicht fällt)

kurzum => es spart ne Menge Zeit, wenn man das kann, und sei es nur für einen selbst in @rabarvek "wirrem Gekritzel" ;-)

Wenn man etwas anfertigen soll, was andere lesen können müssen, dann ist das wieder eine ganz andere Geschichte. Aber ich habe mit Musikerkollegen, die sich prinzipiell rein gar nichts festhalten, fast ausschließlich negative Erfahrungen gemacht. Wenn bei jedem Song ein "wie war das nochmal?" in Bezug auf Intro, Ende, Tonart, Tempo, Rhythmik, Ablauf etc kommt, dann irgendwann *kooootz*
 
Pino Palladino wurde ein Notenblatt hingehalten, ob er das bitte genau so nachspielen kann. Er hat gesagt er kann das nicht spielen, ich lese keine Noten...das war seine eigene Bassline.
Dafür ist der Mann aber auch einfach super gut und fix mit dem Ohr und kann das direkt umsetzen, auch live wenn improvisiert wird schwimmt der nie sondern ist immer hart am Ball.
pino ist, und hat einfach klasse...
john mayer hat ihn mal als den ehrlichsten musiker den er kennt beschrieben...
GROOVY HUGS
m.
 
in diesem Zusammenhang zitiere ich noch mal GerdO

[...]- Notenlesen hat nichts mit Musiktheorie zu tun. Es ist aber eine gefragte Fähigkeit, wenn man flüssig unbekannte Stücke vom Blatt spielen kann. Außerdem kann man sich so schnell Stücke aneignen, einfach indem man sie liest und gleichzeitig spielt.
Es gibt verschiedene Grade von "Notenlesen können". Ein Rockmusiker muss nicht unbedingt flüssig vom Blatt spielen können. Aber wenn er in der Lage ist ein Leadsheet zu lesen und sich damit zu Hause ein Stück zu erarbeiten, ist er schon deutlich weiter, als einer, dem der Gitarrist jedes Riff und jeden Lauf vorspielen und auf dem Griffbrett zeigen muss, damit er weiß, was er zu tun hat.

Notenlesen ist das eine, nach Noten vom Blatt spielen das andere.

Gerade die "I play my own basslines" Fraktion braucht eben keine notierten Basslines. In der Bigband gibt es schon mal ausnotierte Linien (während des Themas), Studio-/Sessionmusiker bekommen mal was hingelegt. Als Bläser muss man das können, wir Bassisten können uns sehr lange mit "Ohr" durchwurschteln. Und wenn nicht Ohr, dann reichen Grundtöne zum Chordsheet als Basis (ist ja oft auch das Beste ... "It ain't a C chord unless the bass player says so!")

Gary Willis schrieb mal in seiner "Ask Willis" Rubrik etwas in der Art: "If you want a good laugh, place a sheet with notes in front of me and let me play it"
Ich denke schon, dass er das grundsätzlich kann, aber es nichts ist, in dem er es - im Gegensatz zum Bassspiel an sich - zum Meister gebracht hat. Sein kompletter Werdegang ist auf improvisatorische Musik ausgelegt, in der Spätphase wesentlich mehr als zu Beginn. Aber immer war es eher ein Hören auf die Mitmusiker, dafür lieber weniger komplexe Songstukturen (Themen ausgenommen)

 
Wenn ich mit sog. Musikern was machen muss, die noch nicht mal Noten lesen können, bin ich raus. Es sollte sogar für Gitarristen elementar sein, den aktuell gespielten Ton benennen zu können. Dass es dann bei dur oder moll oftmals schon aufhört, ist man wohl langsam gewöhnt. Traurig ist es trotzdem.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich mit sog. Musikern was machen muss, die noch nicht mal Noten lesen können, bin ich raus. Es sollte sogar für Gitarristen elementar sein, den aktuell gespielten Ton benennen zu können. Dass es dann bei dur oder moll oftmals schon aufhört, ist man wohl langsam gewöhnt. Traurig ist es trotzdem.

Naja, das sind ja zwei verschiedene Dinge; Noten auf dem Griffbrett benennen zu können und flüssig Noten lesen können. Ich kann beispielsweise absolut nicht flüssig Noten lesen, ich muss mir immer das F als Fixpunkt suchen und von da aus mit Vorzeichen die gespielten Noten abzählen, um sie dann auf dem Griffbrett zu suchen. Wenn ich aber eine Line spielen kann, dann kann ich auch relativ schnell sagen welche Noten darin vorkommen. Ich muss aber auch einfach nicht vom Blatt spielen können, dafür fehlt mir ganz einfach der Anwendungsbereich. Wenn man nicht in einer Bigband oder einem Orchester spielt, hält sich die Motivation auch einfach in Grenzen, das zu lernen. Was aber durchaus wichtig ist, sind Notenwerte und Rhythmen erkennen zu können. Da kommt man nach einer Weile auch als Hobby- und Bandbassist nicht Drumherum.
 

ich frag mich immer …..warum heisst es Musik spielen und nicht Musik denken
 
ich frag mich immer …..warum heisst es Musik spielen und nicht Musik denken
Mal ernsthaft, hast Du den ganzen Fred angezettelt, um per Schwarmentscheid "beweisen" zu können, daß Theorie überbewertet ist?
Ich finde, da solltest Du erstmal richtig sitzen, beim Kacken. Da hat doch jemand theoretische Abhandlungen zu in einem anderen Fred publiziert.
Was sinnvoll ist, hängt immer davon ab, was Du willst. Für sich alleine Geräusche erzeugen, die vielleicht zufällig schön anzuhören sind, oder auch nicht braucht keine Theorie.
Reproduzierbarkeit, Austausch mit anderen und die erweiterung des geistigen Horizontes profitieren quasi endlos von dem Verständnis dessen, was man treibt. Heißt im Umkehrschluss aber auch, z.B. für eine mittelgute lokale Coverband gibt es ein "genug", für Notfallaushilfe bei McLaughlin oder Clarke ein anderes.
Für manchen ist theoretisches Wissen incl. praktischer Prüfung im Autofahren sinnvoll, weil er sonst nicht zu Proben und Gigs kommt, andere haben Chauffeure oder wohnen über der Konzerthalle. Auf alle Fälle ist für einen Musiker das Wissen um die Musik immer wichtiger, als um Instrument einstellen (da gibts andere Fachleute für), Stark oder Schwachstrom (auch da gibts andere Fachleute), das Catering hinter der Bühne....Du bemerkst das Schema?
Das ist alles kein "Darf nicht" aber was zuerst kommt, kommt zuerst.

P.S.:Was so Anekdötchen wie Pino kann keine Noten lesen angeht...
Anekdotische Evidenz beweist nichts. Ich kenn mehr gute Musiker, die auch theoretisch was drauf haben, als solche die ahnungslos gut sind. Das ist wenigstens schon mal Statistik.
Und ansonsten ein beliebter Bauernfängertrick a la Peter Bursch "Spielend leicht Gitarre lernen, garantiert ohne Noten".
 
Ich hatte nach ner längeren Pause mal wieder angefangen Bass zu spielen und dachte, vielleicht wäre so‘n bißchen Unterricht nicht verkehrt.

1. Stunde.
Er: Spiel mal ne E-Tonleiter...
Ich: dududududududududududududududu.
Er: Gut, jetzt F...
Ich: dududududududududududududududu.

Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich einfach wieder gehen sollte.

Er: Ok, gut. Nochmal, und sag‘ mir die Töne, die Du spielst.
Ich: F






G







A







C
...
 
Wir haben solche Diskussionen hier ja regelmäßig... und ich muss regelmäßig den Kopf schütteln. Immer wieder poppt die Meinung auf, Unwissenheit sei ein Vorteil (zumindest in manchen Bereichen) und Wissen sei hinderlich.
So ein Quark! Sorry, ist nicht persönlich oder beleidigend gemeint.
Ich kenne keinen Bereich meines Lebens, in dem Wissen von Nachteil wäre. Wissen ist immer wichtig und wertvoll. Lebenslanges Lernen ist wichtig. Natürlich kann niemand alles wissen, muss ja auch keiner. Aber man muss immer offen und interessiert sein - insbesondere in Bereichen, die wichtig sind - und dazu gehört bei uns die Musik.
:prost:
 
Wir haben solche Diskussionen hier ja regelmäßig... und ich muss regelmäßig den Kopf schütteln. Immer wieder poppt die Meinung auf, Unwissenheit sei ein Vorteil (zumindest in manchen Bereichen) und Wissen sei hinderlich.
So ein Quark! Sorry, ist nicht persönlich oder beleidigend gemeint.
Naja...ich kenn ja auch die Fraktion, die meint, ohne die Theorie und am besten amtlich geprüft sei man weder berechtigt, über Musik zu reden, geschweige denn welche zu machen. Und ich bin noch in einer Zeit gross geworden, in der man es für einen pädagogisch richtigen Ansatz hielt, Musikuntericht damit zu beginnen eine C-Dur-Tonleiter an die Tafel zu malen.
Beides ist natürlich Humbug.
Ob die auch von Dir beobachtete häufige Ansicht, Theorie sei bei "guter" sic Musik eher von Nachteil eine Gegenreaktion darauf ist, oder der Versuch fehlendes Wissen zu verschleiern (lass Dir mal von einem Latino erklären, was Du bei Salsa zu spielen hast) ist aber letztlich egal, sie ist schlicht Quark. Recht so.

Btw.: viel interessanter finde ich ja die Frage hinter der Frage. Der liebe TE hat, so deucht es mich zumindest, in letzter Zeit verstärkt den Drang, Freds zu weltbewegenden Fragestellungen aufzumachen. So wie @Mister Mo den Witzefred konstant mit Brennstoff versorgt, so schein @Suicidal Tendencies zu fürchten, daß das Forum zum Stillstand kommt, wenn nicht wenigstens einmal die Woche ein neuer Faden zu solch grundsätzlichen Themen aufgemacht wird. Spült das jetzt das Forum durch oder sollte man nach kurzer Ruhe noch Elektronen sparen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Der liebe TE hat, so deucht es mich zumindest, in letzter Zeit verstärkt den Drang, Freds zu weltbewegenden Fragestellungen aufzumachen.
Was du alles weisst.
Btw......is der Thread fast nen Jahr alt....also zwingend "neuerdings" würde ich das nicht bezeichnen.
Auch wäre es nicht schlecht wenn du schon auf mich eingehst mal zu schauen warum ich den hier aufgemacht habe.
Es ging mir darum, dass es für viele zu Beginn (und ja hier: Tipps für Anfänger) einfach oft übers Ziel hinausgeschossen wird.

Ich hab auch nix davon geschrieben das Theorie hinderlich wäre oder sogar fehl am Platze.

Aber eins ist sicher:
Musik lerne ich in aller erster Linie durch spielen und nicht durch Tonleitern, Notenwerte oder whatever büffeln.
Theorie kann ab einem gewissen Level und in verschiedenen Situationen sicherlich hilfreich und auch notwendig sein
aber dann ist derjenige oder vielmehr sollte er aus dem Anfängerstadium raus sein.
 

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