Wie bekommt man Rhythmus-Verständnis?

Sag ich doch: öfter nach Tanzen.
:bier:
äh, nein.
Tanzen ist nicht verkehrt, dient aber nicht dem Verständnis.
Tanzen ist gut, um den Puls der Musik zu verinnerlichen, die ganz tiefe Grundlage.
Füe die Beherrschung des Rhythmus am Instrument ist das aber noch auf einer zu groben Ebene. Notwendig, ja, aber nicht hinreichend.
 
Also mir hilft es, meine Bassläufe ohne oder auch mit Drums aufzunehmen. (Ich höre meine Baustellen besser, wenn ich mir nur zuhöre als wenn ich spiele.) Ich überlege mir dann Variationen und Feinjustierung (Anschlag, Tonlängen, Pausen, Betonungen), probiere sie aus und höre, ob die vielleicht bässer und flüssiger grooven.
:bier:
 
gibt ne ganze menge rhüttmussschulen da draußen, alle irgendwie gut und nützlich. ich empfehle entweder einen kleinen einstieg in die welt des trommelns, das muss nicht zwingend drumset sein, und / oder die beschäftigung mit einer nicht banalisierenden rhythmussprache, die methodisch gut strukturiert ist. konnakol wäre sowas.

es geht bei dem ganzen kram immer irgendwie um multitasking: ich spreche etwas anderes, als ich mache, allerdings in einer klar definierten relation zueinander. wenn man das trainiert, verbessert sich auch die persönliche kontrolle über rhythmik. beim tanzen passiert ja sowas: zählen und bewegen, dabei mit der partnerin quatschen.
 
Meine Frau ist eine gute Tänzerin, kann sich rhythmisch gut bewegen, singen kann sie auch ganz ordentlich und ein paar Instrumente (Blockflöte, Wandergitarre und Ballade pour Adeline) hat sie auch mal rudimentär gelernt....
Unser Tanzkurs war allerdings eine Herausforderung für mich, da Tänzer eine ganz andere Betrachtungsweise von Rhythmik und Takten haben als Musiker
Beim Standard Fox zählen die 1-2 und Tip ....d.h. die zweite 1 der zweiten Figur kommt bei einem 4/4 takt auf die 3 und so weiter....
und dann reden die aber beharrlich von der 1 und ich hab beinah Schreikrämpfe bekommen bis ich kapiert hab dass wir was völlig anderes meinen und aneinander vorbei reden...
wir haben übrigens trotzdem geheiratet....!!!

lange Rede kurzer Sinn : Tanzen hilft sicher nicht beim Verstehen von Rhythmik


In unserer Band gibt es immer mal wieder nette Diskussionen darüber wie man etwas spielt, wo der Einsatz kommt etc....
da wir da keinen gemeinsamen Wortschatz haben wird es hin und wieder mühsam:confused:

kommt ein Einsatz nach einem Break bei einem 6/8 Takt im zweiten Takt auf der 3 zählt der Gitarrist laut bis 9 und hat für sich das Ding damit geklärt :bang:
- und der Sänger lacht uns aus und sagt dass man das genau fühlt wann was kommt und dass die Zählerei voll doof sei - richtige Musiker zählen nicht die haben das in den Eiern oder sonstwo....:rock:
 
Erzähl denen mal was von Analyse:

Ich hatte nicht unbedingt Foxtrott gemeint ;-)

Zählen braucht man nur, um Noten zu schreiben, nem anderen was zu erklären oder selbst erklärt zu bekommen.

Rhythmus muss man fühlen, nicht zählen. Oder zählt ihr beim Rock'n Roll echt immer bis 4?
:bier:
 
Erzähl denen mal was von Analyse:


"Don't try to mess with kids or pets."

Zählen braucht man nur, um Noten zu schreiben, nem anderen was zu erklären oder selbst erklärt zu bekommen.

"nur"?
Communication matters.
Und es geht nicht immer darum, wer wem was erklärt (das impliziert so eine machohafte Durchblickerhaltung), sondern auch einfach oft darum, unterschiedliche Auffassungen ausdrücken und austauschen zu können, bis man ein gemeinsames Verständnis entwickelt hat. Ich finde es merkwürdig, warum es von Vorteil sein soll, Sachverhalte und Gedanken NICHT artikulieren zu können.

Verstehen -> lernen -> üben -> proben -> spielen.
Du redest immer nur über das letzte. Die ganze Arbeit steckt aber den Schritten davor.

Rhythmus muss man fühlen, nicht zählen. Oder zählt ihr beim Rock'n Roll echt immer bis 4?

Nein, bis 4und, sonst wäre es ja ein 7/8.
 
Im Ernst, als ich mit einer Bulgarin so ganz abgefahrene Rhythmen geprobt habe, also 2 Takte 7/8 dann einen Takt 5/4 usw. hat die mir das per Tanz erklärt und plötzlich habe ich auch verstanden, warum es auf dem Balkan so viele krumme Takte gibt. Bei dem Tempo, das die draufhaben, kommt man mit Zählen nicht weit. Auch komplizierte Salsa-Rhythmen, Bass immer vorgezogen und Piano spielt ne Tetris-Figur (immer in die Lücken) bin ich zumindest draußen, wenn ich anfange zu zählen.
:bier:
 
Zuletzt bearbeitet:
Und es geht nicht immer darum, wer wem was erklärt (das impliziert so eine machohafte Durchblickerhaltung)
Wenn ich jemandem eine rhythmische Figur erkläre, die ich mir vielleicht ausgedacht habe oder jemand anders erklärt mir seine rhythmische Figur, ist das sicher keine machohafte Durchblickerhaltung, sondern normale Kommunikation zwischen Musikerinnen und/oder Musikern.
Nein, bis 4und, sonst wäre es ja ein 7/8.
Vielleicht sogar bis 4-e-und-e? Ich zähle gar nicht. Ich muss beim Würfeln auch nicht die Augen zählen. Ich sehe das auf einen Blick obwohl ich weiß, dass ich mit Sicherheit nicht hochbegabt bin.
 

Rhythmus muss man fühlen, nicht zählen.

ich will keine überflüssige scheindebatte vom lattenzaun brechen, muss da aber kurz was klären: du sprichst von "man", meinst aber dich. ich glaube dir zu 1000 prozent, dass du mit deinem "rhythmusgefühl"** klarkommst. da grätsche ich nicht rein! aber: übertrage das nicht auf andere. was für einen gilt, wird nicht automatisch zur allgemeingültigkeit.

**sternchen: ich bin sicher (!!!), dass dein von dir als "gefühl" empfundenes verhältnis zur rhythmik auf erlernten strukturen fußt. das mag lange her sein, das mag unbewusst passiert sein. passiert ist es auf jeden fall. intuition oder bauchgefühl basiert immer (!!) auf erfahrungswerten.

Ich sehe das auf einen Blick

weil du es oft genug gesehen hast. ich habe 100 - 200 telefonnummern im kopf, auch absurde kombinationen. ich kann mir so 'ne scheiße merken, nachdem ich sie einmal eingetippt habe. in heutigen zeiten eine vollkommen nutzlose fähigkeit! smiley. und sie hat mit hochbegabt nix zum duan!

obwohl ich weiß, dass ich mit Sicherheit nicht hochbegabt bin.
 
@EADG
cooles Video - da geht einem das Herz auf!!

Ich bin mit Ilja Richter und Dieter Thomas Heck aufgewachsen - hab mir 1973 mit 9 Jahren die Dark Side Of The Moon gekauft und Made in Japan fast jeden Tag gehört......familiär gab es aber keinerlei musikalische Interessen und Gitarrespielen hat man zu Jungscharliedern gelernt

Da ist man gnadenlos beim Klatschen auf die 1 und 3 programmiert und das bekomm ich auch mein ganzes Leben nicht mehr raus
Was diese Kinder an natürlichem Rhythmusgefühl rüberbringen werde ich nie und nimmer haben - find ich inzwischen aber auch nicht mehr schlimm
Ich steh zu meiner musikalischen Sozialisation und freu mich über jeden Schritt den ich weiterkomme, andere Dinge entdecken, verstehen und evtl. sogar musikalisch nachvollziehen kann

Ich hab schon mit Musikern gespielt die sich über viele Dinge die ich mir mühsam erarbeiten mußte keinerlei Gedanken machen mußten und die bei rhythmischen und tonalen Fehlern anderer sich einen abgelacht haben, völlig entgeistert reagiert haben (" sach mal, hörst du das denn nicht ????!!!!!") oder den anderen mal kurz und knapp niedergemacht haben..........
hat mich vor vielen Jahren ziemlich verunsichert
heute würde ich sagen, dass es zur musikalischen Qualität auch noch eine menschliche und soziale Qualität gibt und dass diese Volldeppen mir auch im nachhinein noch kräftig den Buckel runterrutschen dürfen...

Ich kann nur jedem empfehlen sich viel mit Rhythmuslernen zu beschäftigen - und zwar ganz egal ob mit tanzen, zählen oder sonstwie - alles ist legitim - Hauptsache man macht es!!
 
Erzähl denen mal was von Analyse:

Ich hatte nicht unbedingt Foxtrott gemeint ;-)

Zählen braucht man nur, um Noten zu schreiben, nem anderen was zu erklären oder selbst erklärt zu bekommen.

Rhythmus muss man fühlen, nicht zählen. Oder zählt ihr beim Rock'n Roll echt immer bis 4?
:bier:

Wenn ich zählen würde, dann würde ich mich sofort verspielen...
 
@EADG wenn ich dich richtig verstanden habe, finde ich, bist du ganz nah dran an der Jugendkultur bei uns im Westen - also nicht bei den Kids oben, die über Generationen festgelegte Volkstänze einüben und zeigen, sondern hier bei unserer HipHop Kultur: wenn ich die Kids da sehen, gebe ich oft auf, den Tanz verstehen zu wollen oder mit der Hintergrundmusik zusammen zu bringen und genieße einfach nur deren Freiheit sich möglichst schnelle und möglichst komplizierte Bewegungsabläufe auszudenken und damit loszulegen. Im Tanz und in der Musik ist man komplett frei und drückt sich aus, wie man möchte.
Allerdingst haben beide Tanzkulturen gemein, die eingeweihte Gemeinschaft zu verbinden und Bewunderung für außerordentliche Gehirnleistungen des Bewegungszentrums zu bekommen.
(Unsere HipHop Kids sind da finde ich ganz in der Tradition von unserem westlichen Ballett.
Aber, um das verlässlich beurteilen zu können, müsste ich wohl für Ballett mehr Leidenschaft entwickelt haben, was mir aber nicht leicht fallen würde.) :bier:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hör ich mich so arrogant an? Mein ich gar nicht so. Ich möchte nur eine Position beziehen, deren Zugang zur Musik mehr das Gefühl ( ja, ja genau das Gefühl) betont als akademisch-technische Sperenzchen, von denen hier bei bassic schon genug die Rede ist.

dass dein von dir als "gefühl" empfundenes verhältnis zur rhythmik auf erlernten strukturen fußt.
Klar erlernt, und das ist
unbewusst passiert
, genau so wie du es sagst:
weil du es oft genug gesehen hast
Die 2 auf dem Würfel sieht anders aus als die 6. Das passiert ohne Nachdenken. Ein 3er Takt hört sich anders an als ein gerader. Ich finde, sich, dabei auf sein Gefühl zu verlassen, ist von Vorteil. Genau so wie ich irgendeine PIN ohne Nachdenken eintippe. Wenn ich zu lange drüber nachdenke, weiß ich die nicht mehr.

Wenn man Musik 1000 mal gehört hat, ist das genau so.
1973 mit 9 Jahren die Dark Side Of The Moon gekauft und Made in Japan fast jeden Tag
Wow Dark side of the moon mit 9? Das wär nicht meins gewesen. Ich hatte von älteren Brüdern Who, Stones, Beatles, das ganze 60er Zeug. Als ich ganz klein war, war Yummy, yummy mein Favorit. Eigenständig war irgendwann später auch Made in Japan, aber vorher Glam-Rock.

Das ist wie beim Fußball spielen. Mit Büchern über Taktik und Spielsysteme kann man erst wirklich was anfangen, wenn man 1000 mal den Ball aufs Scheunentor gedroschen hat und auf dem Schulhof um die Wette den Ball hochgehalten hat*. Man muss es einfach machen. Musik muss man hören und üben, proben und vor allem spielen. Hinterher kann man dann nachlesen, welchen theoretischen Hintergrund das hat, wenn man weiterkommen will. Aber Rhythmusverständnis kommt meiner festen Meinung nach in allererster Linie durch den auditiven Kanal. Um das dann besser zu verankern, ist es hilfreich, Spaß zu haben und sich dazu zu bewegen.
:bier:
*Edit: ...und gegen den höherklassigen Nachbarverein im Pokal mit viel Glück mal gewonnen hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
@EADG

Ja , ich kann dir da im Prinzip nur zustimmen
aber
jede/r ist auch ein anderer Lerntyp

wenn mir in einem Lied ein paar Akkorde unklar sind bringt es mir gar nichts wenn mir unser Keyboarder die Teile vorspielt und mich dann erwartungsvoll anschaut so nach dem Motto. " Das ist doch nu aber klar , oder?!"
Ich brauch die Namen. C D Fm ..und gut ist, damit komm ich klar
ähnlich gehts mir mit rhythmischen Problemen
da ist halt jeder anders - und wenn man sein eigenes Verständnissystem absolut setzt wird man Mühe haben mit anderen zusammenzuspielen - außer alle sind so gut dass es wurscht ist

versuch mal das Unisono Bläser/Bass Riff von Superstition nach Thirteen month old baby/Keep me in a daydream mit Bass / Gitarre und Saxophon zu synchronisieren wenn jeder ein anderes Verständnis von Rhythmus hat und Worte aus og. Gründen auch nicht funktionieren............
vielleicht tanz ich ihnen das mal vor...:opa:
 
vielleicht tanz ich ihnen das mal vor...
Keine schlechte Idee ;-)

Klar, wenn es kompliziert wird, ist es hilfreich rhythmische Dinge analysieren zu können. Ich finde aber, zu erklären "das ist ne punktierte Achtel" oder "das ist eine Triole" bringt nichts, wenn keiner weiß, wie sich sowas anhört.

Gerade ist mir eingefallen, dass Kollege*in @mb38 mich mal hier als Kaffeehaustheoretiker bezeichnet hat. Find ich in dem Zusammenhang irgendwie lustig.
:bier:
 

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