Wie merken, was wann gespielt wird? Notizen/auswendig lernen?


Ich bin schon für einige Top40 Gruppen und auch Bands mit eigenen Stücken kurzfristig eingesprungen. Da hilft mir nur meine Hausaufgaben zu erledigen, so lange bis jeder Song sitzt. Dazu hab ich kein Geheimrezept, außer ein fleißiges Bienchen zu sein. Mein Ehrgeiz ist, den Bass zu spielen ohne mich an anderen Instrumenten oder Gesang zu orientieren, damit ist nicht das Zusammenspiel gemeint. Was mir schwer fällt, die Songtitel zu merken.
 
Notenständer gehören nicht auf die Bühne
Was auch ein selten arrogantes Statement ist...
Da fühle ich mit dir. Ganz so habe ich das Gott sei Dank nie erlebt, aber ich habe auch schon in Settings gespielt, in denen zumindest der gefühlte Anspruch da war, man solle am besten ohne Blatt spielen. Das kann einen, zumal wenn man das nicht beruflich macht, schon sehr stressen...

Nachtrag:
Zur Differenzierung: Etwas anderes wäre die Aussage "ein Notenständer passt nicht in das Setting". Je nachdem, was man als Band darstellen will, kann das vollkommen legitim sein. Nur die o.g. Aussage alleine ist halt in etwa gleichzusetzen mit "du bist nicht gut genug, bekomm deinen Kram hin oder du bist raus!". Das braucht keiner.
Kompromisse, Hilfestellungen, eine Lernphase etc. ließen sich ja i.d.R. finden, sofern man mit solchen Statements nicht jedes Gespräch im Keim erstickt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit Noten auffe Bühne find ich im Rock und Popbereich voll doof.
Klassik kann ich nicht beurteilen.
Jazz ist albern - da spielt doch eh jeder was er will
 
Was auch ein selten arrogantes Statement ist...
Das kommt ja auch hier immer wieder mal. Am besten noch mit Kommentaren wie Stevie Wonder hätte ja auch keine Noten gekonnt/gebraucht. Jeder wie er meint.

Also, ich steh gerade vor dem selben Problem, weil ich beim Singen was ich gerade angefangen habe, die Stücke wirklich gut beherrschen muss, um sie auch gut phrasieren, betonen trallala zu können.
Mit Aufzeichnungen kann typischerweise derjenige mehr anfangen und sich das Leben erleichtern, der sein Instrument schon ein Stück weit beherrscht.
Ein Programm aus halbwegs gängigen Rock oder Popsongs würde ich als Bassist auch nach einer gewissen Zeit frei spielen können wollen, vor allem wenn das ganze halbwegs frei interpretiert sein darf, und keine bandinterne Muckerpolizei darauf achtet, daß auch alle Breaks und Fills in der richtigen Reihenfolge gespielt werde. Das ist bei wilden ProgRockfuddeleien oder auch komplexen Bigbandarrangements was anderes.
Ob das jetzt ein halbes Jahr dauert oder eineinhalb, hängt von so vielen Dingen ab...wie oft proben, wie oft live, was für Stücke, was habe ich für Überoutinen.
Viel üben, wenn richtig strukturiert, hilft auch viel, da machste nix.

Was sonst noch wichtig ist, bzw. helfen kann:
Notieren (siehe oben) das hilft, den ganzen Song wirklich einmal durch zu erfassen, und nicht nur heil durchzukommen und gemeinsam wieder aufzuhören.
Bewegung soll das Verinnerlichen von gelerntem befördern. Songtexte repetiere ich beim Radfahren. Ist mit dem Bass problematisch, statt dessen ein paar coole Moves sind auch für die Bühne gut, und haben gegenüber dem Radfahren den Vorteil, daß sie auch in der Livesituation damit verknüpft werden können (Gig oder Probe).
Und natürlich auch möglichst bald weg von den Zetteln, natürlich zuerst in der Probe, den Kollegen kann man das schonmal zumuten, daß es auch schiefgehen kann. Das ist halt wie mit Krücken. Richtig laufen lernst Du auch erst (wieder), wenn Du die Teile wegpackst.
 
Ein Thema, bei dem ich auch schon in diversen Bands lebhafte Diskussionen hatte. Ich kriege oft die Krise, wenn sich die Musiker auf der Bühne hinter einer Wand aus Notenständern oder Tablets verschanzen und nur noch auf ihre Partituren starren. Ich spiele seit gut 45 jahren und habe mir für die Abläufe eigentlich noch nie Notizen gemacht. Aktuell sind es mehr als 200 Songs in verschiedenen Bands. Wie das geht? Pure Gewohnheit, ich habe es nie anders gemacht Wahrscheinlich habe ich ja über die Jahre dafür ein paar Extrasynapsen entwickelt, wer weiss? Aber es gibt schon ein paar Tricks:

Zum einen höre ich mir neue Songs erst mal sehr genau an und versuche die Struktur zu verstehen. Rock- und Popsongs haben meist eine relativ einfache Struktur; Intro, 1.Strophe, Refrain, 2.Strophe, Refrain, Solo (über Strophe), 2xRefrain, Outro. Hat man die einmal verstanden braucht man sich nur noch die einzelnen Teile wie Intro, Refrain, Strophe und ein paar Breaks zu merken. Bluessongs folgen meist einem 12-taktigem Muster, seltener auch 8 oder 16 Takten. Viele Jazzstandards haben nach dem Intro einen 16-taktigen A-Teil, danach einen 16-taktigen B-Teil. Dazu braucht es dann ein paar Hook Lines und schon kann man sich den Song wie einen Baukasten zusammensetzen. Hat man die Struktur einmal verstanden, kann man sich die Songs viel einfacher merken, auch wenn sie relativ lang sind.

Bei klassischen Songs funktioniert das natürlich nicht ganz so einfach, aber auch da gibt es sich wiederholende Muster und Strukturen. Im Extremfall merke ich mir die gesamte Bassstimme wie eine lange Melodielinie, quasi wie Kinderlied, dass man aus dem Gedächtnis mitsummt. Das ist ist quasi die "speicherplatzaufwendigste" Variante.

Dann muss man die Songs natürlich auch häufig bzw. regelmässig spielen - und zwar ohne Vorlage! Das trainiert das Erinnerungsvermögen und Repetition baut die Synapsen im Gehirn aus ;-) . Zudem macht es die Aufmerksamkeit frei für andere Dinge und man kann sich mehr auf besondere Läufe konzentrieren, was die anderen Musiker, vor allem der Drummer gerade spielen oder was sonst so im Publikum passiert. Man hat einfach mehr Augen und Ohren für die Bühnenperformance.

Wenn es drauf ankommt, spiele ich meine Parts auch komplett Solo, ohne Gesang oder andere Instrumente, oder noch extremer: wenn zeitgleich zudem noch ein anderer Song läuft. Das mache ich heute zwar nur noch selten. Früher habe ich das als Vorbereitung für Multitrack Recordings gemacht, um den eigenen Part wirklich im absoluten Blindflug ins nichts spielen zu können.

Ein weiteres sehr nützliches Training ist das mentale Üben, vor allem, wenn man gerade mal keinen Bass zur Hand hat. Dabei "spiele" ich den Basslauf quasi im Gedanken nach, entweder zum gerade gehörten Song oder sogar komplett ohne Audio.

Was natürlich auch nicht schaden kann ist, sich eine Playlist für's Handy oder Autoradio zusammenzustellen, um die Songs in "heavy rotation" immer wieder zu hören. Wiederholung ist king!

Den mit Abstand wichtigsten Punkt habe ich jedoch schon eingangs erwähnt: verstehe den Song - verstehe die Struktur!
Einen "Haken" hat die Sache allerdings auch: irgendwann entwickelt man eine intuitive Gewohnheit Songs beim hören automatisch zu analysieren, Takte mitzuzählen ect. Aber ich glaube, das geht vielen Musikern sowieso so.

Was ich mir nach all den Jahren jedoch trotzdem auf's Verrecken einfach nicht merken kann, sind Setlisten, selbst wenn sie noch nicht mal 10 Songs lang sind. Dafür haben meine Synapsen wohl einfach nicht mehr gerreicht.


NB: natürlich habe ich mittelerweile auch ein Tablet mit allen Noten, Abläufen, MP3s etc. Aber ich benutze es weder auf der Bühne, noch zur Probe. Es schlummert immer in meinem Koffer und es ist einfach gut zu wisseen, dass es da ist :D Könnte ja mal sein, dass ...
 
Zuletzt bearbeitet:
13" entspricht ungefähr A4.
Ich bin ja kein Profi. Das Tablet wird mir zu klein zum Lesen - deshalb A4 Ringhefter.

Niedecken hatte schon in den 80ern seine Texte vor sich stehen, später war das als Monitor getarnt, moderne Teleprompter sieht man ja kaum.

Selbst, wenn's im Jazz nur für die Melodie ne ausgeschriebene Linie gibt, sind Leadsheets hilfreich, um die Form verfolgen zu können...
Mit Noten auffe Bühne find ich im Rock und Popbereich voll doof.
Jazz ist albern - da spielt doch eh jeder was er will

Aufnahmen ohne Bass helfen natürlich beim Üben, aber die kann man mit izotope RX oder Steinberg Spectralayers mittlerweile ja schnell selbst erstellen.
 
Hello

Ich habe nun erste Bandproben hinter mir und mir stellt sich folgende Frage.

Wie bekommt ihr es hin immer das Richtige zur Richtigen Zeit zu spielen?

Unsere Sängerin hat die Songtexte vor sich. Der Gitarrist scheint das alles in den Fingern zu haben, ebenso der Schlagzeuger, die spielen ganz ohne Notizen. Man merkt aber schon ab und an, dass einer von beiden vor allem an Übergängen einen kurzen Hänger hat und nicht in realtime abrufen kann was eigtl als nächstes kommt.

Ich tue mir jedenfalls schwer damit mir das alles zu merken. Wann und wie oft der Verse, wann und wie oft der Chorus, wo der Break und was genau soll ich da eigtl spielen. Vieles hab ich im Bauch aber umso länger die Playlist wird desto eher habe ich Aussetzer.

Ich werde mir jetzt wohl zu jedem Song möglichst knappe Notizen machen die mir als Wegweiser durch den Song dienen sollen. Die pack ich auf einen Notenständer. Sicherlich unbeliebt und uncool aber immer noch cooler als einen Break zu versemmeln, einen Chorus zu ünerziehen usw.

Wie macht ihr das?
Kontext: Coverband. Ich orientiere mich an Leadsheets, die der Gitarrist macht. Das ist Text mit den Akkorden und farbige Trennung von Strophe usw.
Das nehme ich und etwas YouTube und übe bis es sitzt. Meist gibt es irgendwann eine passable Aufnahme vom Proberaum, mit der ich weiter mache. Besonders die Songstruktur ist da das Ding. Viele Lieder kenne ich halbwegs aus dem Radio.
Und dann verspiele ich mich in der Probe ab und an…
 
im idealfall natürlich auswendig aber wenn das nich geht warum kein tablet mit grobem auflauf und hier und da notierten hinweisen? kann man ganz gut so platzieren dass es nich auffällt es sei denn du starrst die ganze Zeit hin
 

Ich würde die Komplexität des "Notenmaterials" nicht ganz außer Acht lassen... :II :gruebel: bei einem klassischen Blues-Konzert würde ich vermutlich auch auf Notenständer verzichten und "notfalls" einfach (große) Lead-Sheets auf den Boden legen...;-) bei der 2. Sinfonie von Rachmaninoff in E-Moll würde ich nur ungern auf Noten und Notenständer verzichten... und bei John Coltrane-Stücken wie z.B. "Countdown" oder "Naima" sind Lead-Sheets oder Noten auch immer noch hilfreich, wenn man die Stücke zum 67.Mal spielt... wie gesagt.. it depends...:-) wenn es eine klare, gut memorierbare Form und der Harmonieverlauf klar ist, gern ohne Noten und Sheets.. wenn es komplexer wird ( und diese Grenze ist durchaus individuell...) gern auch mit "Erinnerungshilfen"...;-)
 
häufig bzw. regelmässig spielen - und zwar ohne Vorlage!
Bässte Übung: Den Song/schwierigere Parts zu Hause im Kopf mitspielen.
Was natürlich auch nicht schaden kann ist, sich eine Playlist für's Handy oder Autoradio zusammenzustellen, um die Songs in "heavy rotation" immer wieder zu hören. Wiederholung ist king!
Mach ich auch gerne, vor allem wenn ich zu Probe fahre und ein Song noch neu ist. Der wird dann auf der 25minütigen Fahrt auf Repeat gestellt.

Den mit Abstand wichtigsten Punkt habe ich jedoch schon eingangs erwähnt: verstehe den Song - verstehe die Struktur!
Unbedingt!

Was ich mir nach all den Jahren jedoch trotzdem auf's Verrecken einfach nicht merken kann, sind Setlisten, selbst wenn sie noch nicht mal 10 Songs lang sind. Dafür haben meine Synapsen wohl einfach nicht mehr gerreicht.
:D hier auch exakt das Gleiche! Ohne Setlist(wenn vergessen) bin ich der Honk auf der Bühne, der immer wieder fragt: "Watt kommt jetz?"
 
Ich bin der einen, viel gebuchten Coverband der am wenigsten eingespielte Bassist. Die anderen machen ca. 30 Gigs p.a. mit der Band - ich etwa nur 10-15 (weil ich neben Familie auch noch einen Fulltime-Job habe). Bei dieser Band gilt die Prämisse, dass möglichst ohne Tablets gespielt werden soll, weil es in der Tat von unten betrachtet Kacke aussieht, wenn man auf Tablets/Notenständer schaut. Da die Band sehr viele Mashup-Medleys spielt und auch in der Saison Titel kürzt, rauswirft, austauscht usw. ist das echt schwer. Ich habe mir angewöhnt eine rudimentäre Ablaufhilfe zu notieren. Die Songs muss man freilich drauf haben bzw. das verstehen, auf was es bei den Songs ankommt. Ich nehme mir die Freiheit, mein Basspiel dem Song aufzudrücken und spiele nicht 1:1 die Originalen Lines - es sei denn, sie sind absolut prägnant für den Song. Dann habe ich ein nur 8 Zoll großes Tab mit schwarzer Hülle und einem sehr kompakten Halter am Mikroständer. Das sieht man wirklich nicht, da ich auch noch in vielen Fällen einen Bass-Synthesizer vor mir bediene. Und in vielen Fällen reicht mir sowieso ne kleine Notiz auf der Setlist zu den Songs aus (Tonarten sind wichtig).
Meine Uralt-Coverband hält das anders. Da stehen 6 Bläser, die zwar die SOngs seit teilweise 49 Jahren spielen und sie immer noch nicht auswendig können. Dicke Ordner stehen auch bei der Gesangsfront und ich sehe das als zunehmend unprofessionell an. Bigband/Galaband - da mag das in Ordnung sein. Aber nicht bei 2-Stunden-Konzerten. Da kann man definitiv versuchen, das Programm im Griff zu haben.
 
Wir basteln gerade soetwas für den Sänger ;-)
Das ist per se ne sehr gute Lösung, wenn der Sänger nur mal ab und zu spicken muss. Fällt null auf! Ausnahmen bestätigen die Regel... ich hab einen Sänger erlebt der hatte am Morgen nach dem Gig ein steifes Genick, weil er den ganzen Gig lang nur den Kopf nach unten auf den Bildfschirm gerichtet und abgelesen hatte... Das sah auch fürs Publikum doof aus!
 
Mein Gefühl:
auswendig ohne Noten o. ä. sollte schon das Ziel sein. Dass es beim Publikum insgesamt (wenn auch nur unbewusst) besser wirkt wenn die Musiker nirgendwo drauf schauen müssen sehe ich schon so.
Wenn es allerdings partout nicht mit dem Auswendiglernen klappen will, dann ist das kein Beinbruch! Aber je dezenter desto besser. Tablets sind da in der Tat eine deutliche Verbesserung, und nach meinem persönlichen Empfinden sieht man diese mittlerweile gar nicht so selten auch auf den Bühnen der Profis wo früher im Lebtag kein Notenständer seinen Platz gefunden hätte. Auf Hüfthöhe ans Mikrostativ angeklemmt ist heutzutage absolut kein exotischer Anblick mehr.
Band und Gig-Rahmen kommen hinzu: in der Punkband sollte man alles versuchen ohne auszukommen, in der Bigband haben alle Noten vor sich. Im Hochzeits/Gala-Band Bereich: bei der Löffelmusik interessiert es keinen wenn man mal aus Blatt o.ä. schaut, wenn man später nachts um eins die Hütte abreisst wär's schon geiler wenn der visuellen Interaktion mit dem Publikum nichts "im Wege steht"....

Wie gesagt, ist kein Beinbruch wenn's ohne nicht geht. Und ganz ehrlich, es gibt Spieler die zwar keine Noten o. ä. auf der Bühne haben aber nirgendwo anders als auf ihr Griffbrett schauen - ist jetzt aus Publikumsperspektive auch nicht besser....

WENN Du allerdings zum Auswendigspielen kommen willst, dann musst Du ausprobieren was für Dich am besten ist. Lee Sklar hat erwähnt als er in fünf Tage das komplette Toto-Set lernen musste ist er erstmal viel herumgefahren und hat sich die Nummern wiederholt angehört. ER kann wenn er einmal mit Leadsheets angefangen hat nur sehr schwer von diesen loskommen. Wie das bei Dir ist musst Du selbst herausfinden - genug sehr gute Möglichkeiten wie Du dir nach notieren kannst wurden hier ja schon erwähnt....
 

Beliebte Themen



Zurück
Oben Unten