Welches theoretische Wissen ist sinnvoll

Naja, es gibt sicher eine gewisse Bandbreite von Beethoven, der noch fast taub eine Sinfonie geschrieben hat, bis Johnny Ramone, der sich eigens eine Gitarre gekauft hat, um bei dem Ramones mitspielen zu können.

Hätten Bluesmusiker ursprünglich eine vernünftige klassische Ausbildung bekommen, hätte es den Blues nie gegeben.

Trotzdem erleichtert ein gewisses Maß an Theoriewissen doch die Zusammenarbeit. Dur/Moll, wie heißen Leersaiten, wie die gegriffenen Töne, was ist Quinte, kleine/große Terz etc.

Der ganze Theoriekram ist ja ähnlich entstanden wie die Schrift. Man mußte Ideen irgendwie festhalten und fertige Stücke reproduzierbar machen, ohne daß der Pianist sich die Aufnahme vom Mozart vom MP3-Player raushören könnte. Da blieb halt nur eine irgendwie genormte Notation auf Papier.

Ich erwarte z. B. von einem Gitarristen, daß er weiß, was ein A-Dur oder D7 Akkord ist. Andererseits hab ich mir noch nie nen Kopf darüber gemacht, wie ein Drummer es hinbekommt, Highway to Hell zu lernen. Hat der Noten? Kopiert er einfach, was er hört? Was weiß ich, Hauptsache es läuft, ist im Timing, und er spielt keinen Shuffle.
 
Ich kenne mich im Prinzip gut mit Harmonielehre als, kann recht schnell eigene Sachen zu Leadsheets improvisieren und Melodielinien sehr gut raushören und nachspielen. Dennoch beneide ich jene Musiker, denen man einfach ein Notenblatt hinlegt und spontan ohne vorher geprobt zu haben, danach spielen.
Gestern wieder auf einem Jamming auf einer Polterabendfeier (unserer Klarinettistin) erlebt. Da etliche aus unsere Truppe keine Zeit hatten, sind dein paar Mucker der Feuerwehrkapelle kurzerhand eingesprungen und es hat ungeprobt richtig gut funktioniert.
O.K. Vielen dieser Leute, die ich kenne, kann man nachsagen " Nimm ihnen die Noten weg, und es kommt gar nichts mehr" , aber trotzdem komme ich mir unter ihnen vor wie ein Legastheniker. Ich kann zwar Noten lesen, aber Realtime Sightreading ist extrem defizitär. Das macht mir das Leben in der Big Band nicht immer einfach. Während die Kollegen einfach ihre Noten bekommen und drauf losen spielen, brauch ich da immer ein- zwei Wochen Vorlauf. Dafür bin ich aber auch der Einzige in der Truppe, der ohne Noten beim Auftritt auskommt :-)

Technisches Wissen... Man sollte schon wissen, was man mit seinen Gerätschaften anstellt.
Unsere Keyboarderin in der Big Band (kommt vom Klavier) hat eigentlich gar kein Interesse daran, sich tiefer mit ihrem Digitalpiano zu beschäftigen. Sie hat das Ding schon seit Jahren und war völlig baff , dass ich bei einer Probe mal Rhodes-Sounds, ne Orgel und nen Streichersatz rausgeholt habe...
 
Im Jazz kenne ich keine Musiker, dir "nur" aus den Bauch heraus spielen. Kenne mich da aber auch mehr im Bereich Klavier aus. Bass hab ich im Jazz noch nie gespielt..
Genau genommen ist es doch das Ziel, Jazz aus dem Bauch heraus zu spielen. Ich kenne wiederum keinen, der sich im Impro part vornimmt "uffbasse, gleich wenn die Dominante kommt spiel ich melodisch moll 7"
Natürlich hat man das irgendwann mal als musiktheoretische Maßnahme erlernt, aber die Anwendung ist doch intuitiv automatisiert, ohne theoretische on the fly Rückkontrolle. Ich denke da immer an das berühmte Zitat von Bird... first you learn the instrument, then you learn the music, then you'll forget all that shit and just play.
Welche chords/lines man dann spielt und wieder spielt/gut findet geht nur übers eigene Gehör, den eigenen Geschmack und Feedback von außen.
Ich weiß aber wie du es gemeint hast.

Wurde bereits gesagt und ich stimme zu, grundlegende Musiktheorie ist die Fachsprache und zu beherrschen, wenn man ernsthaft mit anderen Musik machen will. Dur/Moll, Taktarten, Notenwerte, Fachbegriffe Songstruktur etc, wie soll das gehen, wenn ein Mitmusiker völlig ahnungslos ist.

Gleichzeitig muss man nicht ALLES wissen, wichtiger ist es das, was man weiss, auch anwenden zu können.

Die Extrembeispiele des attitude blues crash Gitarristen ("Gitarre stimmen reicht") und des Klassik-Instrumentalisten, der vom Blatt alles spielt, aber keinen Song frei begleiten kann, würde ich aus der Diskussion raushalten.
 
Habt ihr einen Tipp für ein Buch oder eine Seite iminternet wo die theoretischen Grundlagen verständlich und übersichtlich vermittelt werden?
 
Das sind aber alles Lehrbücher für E-Bass.
Ich dachte eher an ein Buch oder Internetseite, bei der die Musiktheorie allgemein und gut verständlich erklärt wird.
Ich kenne aus meiner kurzen musikalischen Laufbahn schon verschieden Themen wie Tonarten, Quintenzirkel, Intervalle, usw., habe aber irgendwie das Gefühl, daß das eher so partielles Wissen ist und mir noch viele Themen und vor allem der Zusammenhang fehlt.
Hab jetzt z.B. die Seite www.theorie-musik.de gefunden. Die finde ich aber auf den ersten Blick nicht so verständlich. Vielleicht gibt es da ja was Besseres?
 
Das sind aber alles Lehrbücher für E-Bass.
Ich dachte eher an ein Buch oder Internetseite, bei der die Musiktheorie allgemein und gut verständlich erklärt wird.
Ich kenne aus meiner kurzen musikalischen Laufbahn schon verschieden Themen wie Tonarten, Quintenzirkel, Intervalle, usw., habe aber irgendwie das Gefühl, daß das eher so partielles Wissen ist und mir noch viele Themen und vor allem der Zusammenhang fehlt.
Hab jetzt z.B. die Seite www.theorie-musik.de gefunden. Die finde ich aber auf den ersten Blick nicht so verständlich. Vielleicht gibt es da ja was Besseres?

Warum übst Du das nicht direkt mit und am Bass?

Frage:

1. Warum möchtest Du das Wissen? also warum interessiert Dich die Theorie?
2. Gibt es einen Song an dem Du das direkt anwenden möchtest?

Ich möchte darauf hinaus, dass Du nicht "irgendwo" anfängst, sondern genau bei Dir und Deinem musikalischen Alltag.
 
Ich übe das gerne am Bass, aber in den Schulwerken wird wahrscheinlich eher erklärt wie man etwas spielt, nicht warum.
Mein musikalischer "Alltag" ist eigentlich der Kontrabaß in einer kleinen Volksmusikgruppe. Da ist eigentlich mein Hauptdefizit das Gehör. Da hilft jetzt die Theorie wahrscheinlich wenig, aber wenn ich da zuverlässig die 1.-, 5.- und vor allem (was mir besonders schwer fällt) die 4.-Stufe raushöre ist schon ein Riesenschritt gemacht. Die Begleitung ist ja dann eigentlich nur noch Wechselbass, Dreiklänge und Tonleitern.
Jetzt hab ich mir einen E-Bass gekauft. Ich will damit (zumindest vorerst) in keiner Band mitspielen, aber mir gefällt daran erstens daß er auch "solo" geil klingt und zweitens, daß ich damit endlich mal gemütlich im Sitzen üben kann. Ich hab vor, damit die Läufe für unsere Musikstücke auszuprobieren um sie dann auf den Kontrabaß zu übertragen, aber vor allem würde es mir gefallen, für mich ein bisschen "rumzugrooven". Läuft also immer auf´s Improvisieren raus.
Im Moment ist es so, daß ich am Kontrabaß irgendwie nach "Mustern" spiele. Ich weiß zwar, daß es so funktioniert, aber nicht, daß ich in dem Moment z.B. einen Dreiklang spiele. Ich hoffe halt, daß ich durch die Theorie verstehe was ich mache und vielleicht auch auf neue Formen der Begleitung komme die in der Volksmusik nicht so üblich sind.
 

Eines der für mein Empfinden besten Bücher über Harmonielehre ist das hier auch schon oft erwähnte Buch von Frank Sikora über "Jazz-Harmonielehre:
Dabei würde ich mich von dem "Jazz" im Titel nicht abschrecken lassen.. ;-) das Buch führt sehr weit auch in die "Jazz-Harmonik", aber es vermittelt auch sehr gut und nachvollziehbar die Grundlagen...:-)
 
Ciao @LaFaro , ciao @Mr.Mingus

ja, Frank hatte ich damals als Lehrer und habe ihn sehr geschätzt, auch weil er immer gerne über den Tellerrand geschaut hat. Ein richtig guter Dozent!

Gruss
claudio
 
Ciao @LaFaro , ciao @Mr.Mingus

ja, Frank hatte ich damals als Lehrer und habe ihn sehr geschätzt, auch weil er immer gerne über den Tellerrand geschaut hat. Ein richtig guter Dozent!

Gruss
claudio
Ich habe ihn mal auf einem Workshop erlebt und war extremst beeindruckt. :-) Das Buch hat er dann Gott sei Dank später geschrieben, so dass man auf diese Weise zumindest einen Zugang zu dem im Workshop "angedeuteten" Wissen bekommt. :-)
 
Ich weiß zwar, daß es so funktioniert, aber nicht, daß ich in dem Moment z.B. einen Dreiklang spiele. Ich hoffe halt, daß ich durch die Theorie verstehe was ich mache...

Es kann ganz sicher nicht schaden wenn man sich
einiges an musiktheorie, insbesondere an harmonielehre,
draufschafft.

Sicher, man kann nach dem gehör, intuitiv spielen,
und auch komponieren, aber es erweitert ungemein
die möglichkeiten wenn man auch weiß was man macht,
und warum man es macht.
Oder wenn man versteht wie stücke aufgebaut sind.

Kannst du ein bisschen klavierspielen ?

Die anschaffung eines keyboards wäre schon
mal dringend angeraten :-)

Im netz gibts natürlich massen an infos und abhandlungen dazu.
Muss man halt das geeignete erst mal finden.

In der google suche :
zb "musiktheorie pdf" oder "harmonielehre pdf" ...

...und natürlich auf youtube.
 
Klavierspielen kann ich leider nicht, aber ich hab so ein kleines 2-oktaviges MIDI-Keyboard rumliegen.
 
Technisches Wissen... Man sollte schon wissen, was man mit seinen Gerätschaften anstellt

oder mit den gerätschaften der anderen. nicht daß man dem keyboarder in sein instrument pinkelt und man einen stromschlag bekommt weil das ding noch angeschlossen ist...

Klavierspielen kann ich leider nicht, aber ich hab so ein kleines 2-oktaviges MIDI-Keyboard rumliegen.

ich kann auch nicht gitarre spielen aber ich hab eine e-gitarre hier rumliegen.
aber:

Das reicht eigentlich
 
Hallo, für Harmonielehre allgemein finde ich auch das schon genannte Buch von Frank Sikora gut und sinnvoll - er geht relativ viel auf die klanglichen Wirkungen von Harmonien und Tonleitern ein - das ist ja eigentlich der entscheidende Aspekt, der kompt leider in vielen Harmonielehren etwas zu kurz.
Aber - das Problem beim Sikora ist eben, dass es recht weit vom Instrument Bass ist, ist eher alles vom Klavier her aufgebaut, d.h. Du wirst Dich auch mit dem Klavier beschäftigen müssen. Es gibt dabei aber viele Aspekte der Harmonielehre, die direkt am Instrument Bass viel leichter und verständlicher vermittelt werden könnten - eben weil der Bass keine schwarzen und weissen Tasten hat, gleiche Intervalle überall auf dem Griffbrett gleich aussehen etc. - in diesem Punkt ist der E-Bass wirklich sensationell einfach aufgebaut! Hinzu kommt noch, dass man dann - wenn man die ganze Harmonielehre vom Standpunkt der Pianisten etwas kennengelernt hat, auch noch die Transferarbeit zum Bass hin leisten muss, was auch nicht so ganz einfach ist. Wäre also vielleicht eher ein Umweg für Dich.
Ein Buch - das einzige, was mir gerade einfällt - welches die Harmonielehre am Bass relativ gut ausleuchtet, ist soweit ich mich erinnere das Buch 'E-Bass-Praxis' von Tom Bornemann. Es gibt glaube ich noch einige Walking-Bass-Bücher, in denen wird auch viel Harmonielehre am Bass erklärt, aber die sind sehr Jazz/Walking-Bass-spezifisch, ich weiss nicht ob das das Richtige wäre.
 

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