Bluesskalen

[Walkingbass]

Hallo,

spiele schon seit nen paar Jahren Bass. Mich faszinieren immer wieder Bassisten die (mehr oder weniger) aus dem Stehgreif Walkingbasslines spielen.

Wie lernt man sowas? Die unterschiedlichen Skalen durchspielen und die Abstände auf dem Griffbrett merken? Gibt es da nützliche Hilfen?

Wie wende ich sie an? Beispiel Gitarrist spielt G-Dur/Moll/Maj7, dann spiel ich eine von mir gewählte Abfolge der Töne der Bluesline in G (gibts da dann auch Dur Moll usw. oder eben nur die eine?)...also man kann ja auch Töne die nicht drin sind einfügen, aber ich beschränke mich doch erst mal auf die Bassics

[]

 

[alice d.]

walkingbass ist eigentlich ganz einfach... ich beschäftige mich da auch grade mit. ich versuch es mal ohne das übliche wirre fachchinesisch, grundlage sind einfach
1. wo liegen welche noten auf dem griffbrett?
2. intervalle zwischen noten
du hast eine tonleiter, aus der die akkorde abgeleitet sind. in der regel wird ein akkord über einen gewissen zeitraum hinweg gespielt, beispielsweise ein takt. jetzt spielst du in diesem takt viertel, die alle aus dem jeweils gespielten akkord stammen, also grundton auf 1, dann terz, quinte, terz. das wäre ein einfaches schema, mit dem du nirgendwo anecken kannst. wichtig wäre also nicht die kenntnis der tonleiter, sondern
3. die kenntnis, woraus die akkorde bestehen.
akkorde sind erst mal dreiklänge aus drei terzen übereinander, mit diversen abweichungen und besonderheiten, die sich wiederum im namen niederschlagen. wenn du das verinnerlicht hast (was ist der unterschied zwischen dur und moll, wann wird welche terz vermindert/erhöht...), kannst du auf zuruf auf jedem akkord erst mal viertel mit drei tönen spielen, die passen und eine line aufbauen können.
dann gibt es akkorde, die aus vier tönen bestehen, da kann man dann noch einen draufsetzen.

und es gibt die möglichkeit, den letzten ton vor der 1, also bevor der nächste (andere) akkord kommt, anders zu gestalten. zu beispiel als chromatische (mit einer sekunde) oder dominante (mit einer quinte) durchgangsnote, bezogen auf die zielnote, den grundton des neuen akkordes. oder aber, was im blues gerne gemacht wird, im letzten takt vor dem akkordwechsel (in dem fall am ende der 12-taktigen form) in form von kleinen sekunden auf den neuen "zielton" zuzulaufen (dabei nutzt du unweigerlich noten, die weder zur leiter noch zum akkord gehören).

das sind erst mal rudimentär die grundlagen, so weit ich sie bisher begriffen hab. wenn jemand fehler findet, was ich ja fast erwarte, bitte bei der musikerpolizei zur anzeige bringen, die wird mir dann ein lebenslanges jazzverbot erteilen.
zudem änder ich das dann...

 

[Frankie5000]

So ist es. Im Prinzip kann man alle Töne in drei Kategorien einteilen:
1: Töne aus dem Akkord (Beispiel Cmaj7 C E G
2: Töne aus der Skala (D F A)
3: Chromatische Zwischentöne
Du kannst alle Töne benutzen, aber gut klingt es vorallem wenn du auf die Zählzeiten 1 und 3 Töne aus der ersten Kategorie spielst. (Am Anfang am besten auf die Eins immer den Grundton spielen). Und eine schöne Linie entsteht dann von selbst wenn du weißt, zu welchem Ton du hin willst (die nächste 1).
Beispiel Dm7 | G7 | Cmja7:
D E F F# | G Ab A B | C ....

Töne der ersten Kategorie passen immer, Töne der zweiten Kategorie eher auf 2 und 4 und manchmal 3, lieber nicht auf die 1. Töne der dritten Kategorie immer nur auf 2 und 4.

Mit B meine ich das deutsche H!


Man kann natürlich noch viel tiefer gehen, aber das ist schonmal einiges womit man arbeiten kann.
Was sehr wichtig ist, ist Ahnung von den Harmonien. Die Akkorde hängen meistens harmonisch zusammen. Wie bei dem Beispiel, denke nicht von Akkord zu Akkord sondern mache dir klar, dass du in diesem drei Takten die ganze Zeit in C Dur bist.

Über einen Gm maj7 Akkord kannst du zb das Tonmaterial aus G melodisch Moll benutzen. Es kommt auf das gesamte Harmonische Bild an. Bluesskala in G hat aber eigentlich eine kleine Septim, darum passt die über diesen Akkord nicht.

 

[Frankie5000]

Zitat:Original erstellt von: Walkingbass

Wie lernt man sowas?

Die Antwort klingt plump, aber so ist es: einfach machen. Nach obigem Prinzip ganz viele Standards durchspielen. Da kommen einem einige Akkordverbindungen immer wieder entgegen und irgendwann kann man dann "aus dem Stehgreif" walken. Also Standards spielen spielen spielen. Viel Erfolg!

 

[pesche]

Zitat:Original erstellt von: Frankie5000

irgendwann kann man dann "aus dem Stehgreif" walken.

Nur eins versteh ich nicht: Warum im Stehen greifen, wenn es doch Walking-Bass heisst? []
... SCNR []

 

[alice d.]

von sitting- über standing- bis zu walking-bass. am ende steht der freakishly jumping, dancing and banging bass.
im moment bin ich bei einem freudig erregten wippen. bangen will ich meinem gitarristen nicht zumuten. der steht in der probe einen meter vor mir. meine haare sind aber über einen meter lang...

 

[Walkingbass]

also schonmal Danke für die Antworten
@ Frankie: Wo bekomm ich denn die Standarts her? Kannst du da was empfehlen? Vielen Dank !!!!

 

[alice d.]

tja, was ist ein standard...
im jazz und blues ein song, der häufig rezipiert wurde. beispielsweise "born under a bad sign" von albert king. kaum ein blueser, der das nicht gespielt hat. oder im jazz eben so krams wie "autumn leaves" oder "take the a train".
beim jazz gibt es die real-books (und es gibt auch ein buch dieses namens zum thema blues). da könntest du dir die namen der songs abgreifen und bei youtube nach geeigneten interpretationen suchen. oder einen sampler mit "classics" kaufen. oder gleich die real books besorgen.
wobei man sagen muß: walking-bass ist EINE möglichkeit der begleitung bei diesen sachen. bei vielen blues-stücken wie beispielsweise "born under a bad sign" spielt der bass eine tragende rolle, er spielt nicht einfach grundtöne und macht die akkordwechsel mit (dann könntest du ja walken), sondern eben die melodie und sorgt damit für die wiedererkennbarkeit des stücks. walking-bass ist also quasi die möglichkeit, als basser spaß zu haben, auch wenn du in dem lied nicht als jemand eingeplant bist, der spaß haben soll. du könntest dir also zum üben durchaus jeden beliebigen song raussichen, der beim bass mit stupiden vierteln begleitet wird, "boulevard of broken dreams" beispielsweise.

 

[Frankie5000]

Standards findet man, wie hier ja schon gesagt, zB in den Realbooks. Wenn es aber erst mal nur um ein paar Lieder geht brauchst du nicht direkt ein Buch mit 400 Sheets. Da kann ich http://www.wikifonia.org/ empfehlen.
Aber Achtung, sowohl auf Wikifonia, wie auch in den Realbooks, gibt es immer wieder Fehler. Am besten ist es darum eigentlich, die Melodie und die Akkorde bei den alten Meistern rauszuhören. Oder zumindest die Akkorde von dem Leadsheet mal dazu mitspielen, richtig verkehrte Akkorde wirst du dann schon bemerken. Praktisch ist an Wikifonia auch, dass du die Songs transponieren kannst.

 

[basshans123]

hallo,
interessant ist, daß man beim Lernen anfangs quasi in Zeitlupe einen Walkingbass mit etlichen Gedankenpausen spielt, plötzlich von einem Moment auf den nächsten Walkingbasslinien ad hoc spielt, ein netter Sprung... hier ein Beispiel:




viel Erfolg...[][]

 

[jhbass]

Zitat:Original erstellt von: Walkingbass



Wie lernt man sowas? Die unterschiedlichen Skalen durchspielen und die Abstände auf dem Griffbrett merken? Gibt es da nützliche Hilfen?
[]

Hi,

check mal dieses Link vom IIB http://www.instituteofbass.com/lessons/ dort gibt es von Jim Stinett mehrere kleine Workshops zum Thema Walking Bass. Von ganz einfachen Bassic Begleitungen bis hin zu etwas harmonisch fortgeschrittenen Beispielen. Kann ich nur sehr empfehlen.

viel Spass damit.

 

[Walkingbass]

Dankeschön werd ich über die Tage mal anfangen durchzuarbeiten... schöne Weihnachten

 

[thilu]

Zitat:Original erstellt von: alice303

walkingbass ist eigentlich ganz einfach...

Lol, [:X]
Mein Tipp ist nach wie vor, dieses didaktisch klug aufgebaute Buch vo Eddie Arent für Tab- und Notenspieler.

http://www.garantiert-walkingbass.de/buecher.htm

 

[Drop2]

Beim Walking Bass Spielen sollte man sich außer mit Arpeggios und Tonleitern auch mit Approachnotes befassen.
Am aller wichtigsten ist es auf der Eins mit dem entsprechenden Ton rauszukommen. Dadurch entsteht Zielstrebigkeit. Erzielen tut man das indem man den Zielton durch chromatische oder/und diatonische Approachnotes erreicht.

 

[igsman]

Klingt ein bischen wie, "kannste walken-kennst'e dich mit allem gleich viel besser aus".
Ich frag mich gerade ob es mich weiter bringt sich mit dem walken zu befassen oder ob ich mich erst mit der Harmonie beschäftigen muss um ans walken zu denken.
Bin nach wie vor eine improvisations-Niete. Das belastet mich sehr. Im Grunde suche ich immer noch DIE Herangehensweise um allgemein fiter zu werden.
Mir scheint manchmal, als ob das walken da garnicht mal so verkehrt wäre, da es du Rhythmik erstmal etwas außen vor lässt?!

 

[jogurt]

jetzt spielst du in diesem takt viertel, die alle aus dem jeweils gespielten akkord stammen, also grundton auf 1, dann terz, quinte, terz. das wäre ein einfaches schema, mit dem du nirgendwo anecken kannst.

Ausser bei Jazzern, die dich meiden werden wie der Teufel das Weihwasser.

 

[tofi1]

Die sollen sich mal nicht so anstellen! Die haben auch mal klein angefangen.

 

[Elisaia1013]

Es gibt ein Buch von Eddi Andreas namens "Garantiert Walking Bass Lernen".
Das ist ein gutes Buch, wenn du rudimentäre Walking Bass Linien lernen möchtest.
Wenn du mehr einsteigen möchtest und geschmackvolle Linien kreieren möchtest, dann empfehle ich "Modern Walking Bass Techique" von Mike Richmond. Das ist so ein älteres Standardwerk für Jazzstudenten. Damit komme ich gut zu Rande.

Was natürlich sehr viel ausmacht: Wenn du die Basics verstanden hast, dann macht es Sinn sich mal ein Walking Bass Thema von den Mega-Tieren zu transkribieren. Ich denke da an Nils Henning Orsted Pedersen, Paul Chambers oder Ron Carter. Und dann mal analysieren, wenn dir eine Phrase besonders gut gefällt woran das liegen mag. Ein schönes Stück um Walking Bass zu lernen, auch wenn es total viele Changes sind, ist "All The Things You Are" weil dort alle möglichen Akkordverbindungen bzw. Akkordtypen vorkommen. Und dann mal versuchen in verschiedenen Tonarten das umzusetzten. Das kann man mit iReal Pro machen, oder man macht sich die Mühe selber zu transponieren. Übe auch verschiedene Fingerpattern. Also spiele den Grundton auch mal mit den Kleinen Finger oder mit dem Zeigefinger, checke mehrere "Wege"aus um zu deinem Zielakkord zu kommen. Das macht dich unabhängiger.

Egal wie, du wirst jedenfalls das Griffbrett nochmal besser kennen lernen. Was auch ganz wichtig ist: Übe Walking Bass auch mal in der Mitte der ersten 12 Bünde, das sind die Bereiche in denen die meisten Bassisten Probleme haben sich zu orientieren.


Viel Spaß und liebe Grüße

 

[BassDie]

Unter "Walking Bass" gibt's tatsächlich einige gute Lehrbücher. Ist immer dann eine Frage mit welchen Voraussetzungen man an so ein Lehrbuch herantritt. Zu viel Fachchinesisch kann dann auch schon mal überfordern, wenn man nicht eine solide Musiktheorieausbildung hat. Ich habe mir "I'm Walking" mal zugelegt.

Einfacher verständlich soll es noch hiermit gehen: