"Charakter"...was soll das sein?

Will man als Musiker wirklich Entscheidungen auf dieser Basis treffen um damit dann Erfolg zu haben? Oder macht man es lieber auf die eigene Art und versucht das so gut wie möglich zu machen, um damit dann hoffentlich auch Erfolg zu haben? Wenn man damit seinen Lebensunterhalt verdienen möchte muss man das bestimmt kalkulieren, zumindest ein bisschen. Das tut aber einfach nicht jedem gut.
Ich sage nicht, dass man auf dieser Grundlage Entscheidungen treffen oder Strategien festlegen sollte. Es geht mehr um eine systematische Beschreibung der Phänomene. Und die ist grundsätzlich interessant.
 
Ich meine, es haben Alle Recht!

Zunächst mal gibt es die rein wissenschaftlichen Begriffe. Da kann man von Frequenzen, von Equalizern, von Dynamik, von Aussehen, von Erscheinung usw. sprechen. Manchmal will man aber etwas beschreiben, was man - imho zumeist aus eigener Unfähigkeit - eben nicht exakt genug analytisch beschreiben kann. Dann kommt es zu solchen Begriffen wie Character oder Authenzität. Ich selbst benutze solche Begriffe manchmal recht gerne - eben aus vorher beschriebener Unfähigkeit, muss aber auch gestehen, dass sie völlig wertlos sind. Ich hatte mal einen Gitarristen, einen Bass, ein Bühnenoutfit, der/das auch Character hatte - nur eben einen beschissenen. Im Prinzip sind diese Begriffe schnell schwachsinnig. Wenn man sie moderat anwendet, können sie mit Wohlwollen aber auch gut verstanden werden. Das Hauptprob liegt imho daran, dass sie zu inflationär verwandt werden und dann gerne aus Faulheit, oder eigener Beschreibungsunfähigkeit übernommen werden. Irgendwo las ich ein offizielles Review des Hartke LH500. Sein Fender-Tone-Stack-EQ wurde dort als "musikalisch" beschrieben. Wie oft ich diesen adjektivischen Wortmüll schon rezitiert gelesen habe (einschliesslich von mir selbst - hüstl), bringt mich auch auf die Seite der Kritker dieser Hülsensprache.

Will sagen: Ihr habt Alle Character, bleibt musikalisch, authentisch und durstig!
 
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Will sagen: Ihr habt Alle Character, bleibt musikalisch, authentisch und durstig!

ho-i-ho und ne buddel voll rum!

das ist alles schwer zu bewerten, deshalb gibt es ja grad diesen thread.
ob cellkirk im hasenkostüm oder ich im fummel auf der bühne stehen... das kann von individuell über authentisch bis bad fashion choice alles mögliche sein. die begründbarkeit ist in jedem fall schwierig.
mein gitarrist geht im typischen kostüm des ü45-mannes (kappe, karohemd, kargohose, quietschbunte turnschuhe) auf die bühne. ich sage: das ist so unrockig wie nur irgendwas. er sagt: das ist authentisch, ich seh immer so aus und ich will mich auch nicht vom publikum abheben. ich bin sicher: jeder von uns kann seinen standpunkt auf 10 seiten schlüssig verteidigen. um einen recht kleinen harten kernbereich ästhetischer/modischer/etc. lehre bleibt halt immer eine große wolke persönlichen geschmacks. wirklich reiche menschen erkennt man beispielsweise gerne an:
  • wirklich exquisitem geschmack - für den sie oft berater bezahlen.
  • eine derartige verachtung von geschmack, daß man sie für penner halten könnte
  • oder eine groteske mischung aus beidem
ich denke, auch daraus kann man was lernen. man sollte sich einfach eine schlüssige philosophie zusammenbauen und ihr gerecht werden. vielleicht ist das der kern der authetizität.
und von charakter sowieso.
von musikalität vielleicht auch.
 
So ziemlich alles was ich an Musik jemals gut fand ist das Ergebnis von Imperfektion und Unzulänglichkeiten. Das ist Charakter bei Instrumenten. Auffällige Imperfektion die Handling und Sound vom Durchschnitt merkbar abweichen lassen ohne alles Bekannte bis zur Unkenntlichkeit zu verzerren. Charakterlos ist wenn diese Abweichungen nicht besonders ausgeprägt sind.
Absolute Zustimmung! das trifft's! 1+
 
gerne mal in Tierkostümen oder sonstwie

Na erlaubt ist, was bockt und funktioniert würde ich sagen. Auch wenn man das selbst nicht machen würde, bei anderen ist es vielleicht cool. Aus diesem Grund halte ich mich immer bei Bandoutfit Diskussionen schön zurück..man muss es erstmal besser machen. Ich finde Outfit ja echt Nebensache. Peinliche Bühnenshows habe ich hingegen schon öfters erlebt.

Charakter? Da fängt gleich die Precidiskussion an. Ja, unsere Hörgewohnheiten sind (mehr oder weniger) durch Preci mitgeprägt, es sei denn, man hat seit den 80ern nur Metal gehört (..wobei da ja noch Steve Harris ist). Ob man Bock hat so ein Ding zu spielen, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Charakter ist für mich schlicht eine Art Wiedererkennungswert, aber den hatte auch mein China-Jaguar Bass. Hätte den zwischen 100 Bässen blind erkannt (glaube ich). Das auf Preci, Rick, Bird und co. zu begrenzen halte ich für sehr engstirnig. Da wird wiede viel der eigene Musikgeschmack und die Vorlieben projiziert und Vieles außen vorgelassen. Ein Warwick Thumb hat auch einen Charakter...ob man den mag ist eine andere Sache. Von Stingrays brauche ich nicht anfangen...die erkennt man immer, vorausgesetzt der Basser kann den EQ bedienen oder hat sich einreden lassen am Amp ne totale Badewanne zu fahren. Den Charakter von MM bekommt man wirklich schlecht bis garnicht rausgedreht. Jazzbass (oder Bässe mit 2 Singlecoils) erkennt man auch, da kann man den Charakter aber relativ leicht glätten. However..
 
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Das sind wirklich sehr interessante Beiträge,hab mir mal mit Vergnügen alles durchgelesen,muss sagen: da steckt ne Menge Erfahrung und philosophisches Potential drin,hat Spass gemacht und Respekt!
Wenn man zum ursprünglichen Anliegen zurückkommen möchte, hätte ich zu sagen,
Das man sicherlich von "Charakter" sprechen kann bzgl.
typischer Bassounds wie Jazz/preci/Thunderbird/musicman.....
Meiner Meinung nach entsteht aber Charakter,um den Begriff ein weiteres mal zu missbrauchen,
In den Händen des jeweiligen Bassisten,das beinhaltet natürlich einiges:
Persöhnlichkeit,Attitude,Spieltechnik,Amps,Effekte ect.
Die Summe aller Dinge machts.......
 
Je älter ich werde, desto mehr fällt mir auf, daß viele Bands und Musiker oft stereotyp klingen und aussehen. Im Shouter Bereich ist es ganz extrem, da kann ich Songs manchmal kaum noch unterscheiden und überlege z.B. bei Festivals nach zwei Stunden ob es schon die zweite Band ist oder ob die erste Band immer noch das erste Stück spielt. :O! (und ich bin ziemlich nüchtern, hm.. vielleicht ist das der Fehler ?) :nix:
 
ich und meine mitstreiter haben beim musikmachen mächtig spass und in der jeweiligen band klingt der bass genial. also mache ich authentische musik und der bass klingt für mich charaktervoll. geht das so durch oder muss ich jetzt auch einen philosophischen diskurs starten? :D
 
...auf jeden fall! wo kommen wir denn dahin wenn hier einfach spaß ohne theoretischen unterbau gehabt wird?:D;-)


oookkkeeeyy....

„… da der Imperativ außer dem Gesetze nur die Notwendigkeit der Maxime enthält, diesem Gesetze gemäß zu sein, das Gesetz aber keine Bedingung enthält, auf die es eingeschränkt war, so bleibt nichts als die Allgemeinheit eines Gesetzes überhaupt übrig, welchem die Maxime der Handlung gemäß sein soll, und welche Gemäßheit allein der Imperativ eigentlich als notwendig vorstellt.“ I. K.

reicht das?
 

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