Jo, also dann geb ich auch mal wieder meinen Senf dazu. Ich sag jetzt schon mal: sorry 4 Longpost (mal wieder)
Jo klar, diesen Weg kannst Du gehen. Wie Du oben schon schreibst, geht es Dir also um beide Möglichkeiten: "Live" und "Overdubs".
Um ehrlich zu sein, würde ich das Prozedere noch ein bissl abändern. Ich würde von vorn herein auf die "echte" Mehrspuraufnahme (Overdubs) hinarbeiten und damit trotzdem beide Fliegen versuchen mit einer Klappe zu erschlagen. So haben auch Deine Schüler das meiste davon.
Ich würde erst einmal - und ganz ehrlich, da würde ich auf den Sound noch ziemlich "verzichten" - eine Live-Pilotspur aufnehmen, die aus den reinen Backings besteht (also alles ohne Lead-Gesang, Soli etc.). Das würde ich so machen, dass ich die ganzen zur Verfügung stehenden Instrumente in den Mixer reinlaufen lassen würde (Drums erstmal nur die beiden Overheads), im Yamaha eine Art "Simple-Mix" anlegen würde und das ganze dann (z.B. mit den Stereo-Outs für diesen Cassettenrekorder-Ausgang, den das Pult hat) in das Audiointerface auf die ersten beiden Kanäle einlaufen lassen. Wenn Du möchtest, kannst Du die am Mischpult ankommenden Signale spasseshalber noch auf Aux 1 und 2 legen oder 3 und 4, hier bieten sich z.B. die Gitarren an. Diese beiden Aux-Outs kannst Du - wie gesagt spasseshalber - zusätzlich in dein Interface reinlaufen lassen und zusätzlich aufnehmen. So sehen Deine Schüler schon mal den "Unterschied" zwischen der reinen vorgemischten Summen-Aufnahme und den zusätzlich aufgenommenen Spuren, die bis hierhin übrigens vom Timing her noch absolut deckungsgleich sein dürften.
Von diesen zusätzlich aufgenommenen Spuren kannste vielleicht noch welche brauchen, vielleicht auch nicht. Sinn ist bis hierher erstmal, eine gute Version zu haben, zu denen Du dann im folgenden eine Overdub-Aufnahme gestalten kannst. Bis hier her hast Du jetzt wahrscheinlich folgende Spuren im Cubase:
1. Spur (stereo) = Pilot mit allen Instrumenten außer dem Gesang,
2. Spur (mono oder stereo) = Gitarre 1,
3. Spur (mono oder stereo) = Gitarre 2.
Das Ganze schaffst Du locker an sogar nur einem Nachmittag, schlimmstenfalls an den beiden Tagen.
So ginge es weiter: Im nächsten Schritt nimmst Du alle Instrumente einzeln auf. Du fängst - auch wie Black Jack es sagt - mit den Drums an. Die nimmst Du ab jetzt am besten voll ab, soll heißen: zwei Overheads, Kick, Snare, HiHat, Tom1, Tom2, Tom3. Die kannste nun gruppieren, wie Du magst. Du kannst das Grouping aber auch lassen, die Drums im Mixer vormischen und nur noch mit der Stereosumme der Drums raus in das Interface gehen und diese Stereospur in Cubase dazu aufnehmen. Die bereits aufgenommene Pilotspur spielst Du dem Drummer natürlich in einen Kopfhörer. Ich würde die Drums hier übrigens nicht groupen, weil das bei der Menge der ankommenden Signale Blödsinn ist, da die Gruppen des Mischpultes ja mono sind. Was bringt es also, z.B. die Overheads, die vom Frequenzbild natürlich voll und ganz zusammen passen und daher eine sinnvolle Gruppe bilden würden, in eine Monospur zu routen? Nix. Daher lieber im Mixer einen schönen Stereo-Mix der Drums erstellen und aufnehmen.
Bis hierher hast Du also zusätzlich zu den o.g. drei Spuren noch folgendes:
4. Spur (stereo) = Drums
Jetzt machst Du das gleiche mit dem Bass. Dazu musst Du natürlich nix mehr groupen und das Teil kann eigentlich sogar direkt in das Audiointerface rein (allein schon aus Soundgründen). Der Bass landet auf Spur 5. Auch der bekommt bei der Aufnahme den Piloten und vielleicht auch schon die fertigen Drums auf die Omme. Das hängt davon ab, wie weit die Pilot-Drums von den fertigen Drums auf der einzelnen Stereospur abweichen.
Das gleiche nochmal mit Gitarre 1 auf Spur 6 (mono) und nochmal mit Gitarre 2 auf der 7 (mono).
Wenn Du das geschafft hast, kannst Du die zuerst aufgenommenen Spuren (den Piloten und die ersten beiden Test-Gitarrenspuren) erstmal schön nach hinten legen (Drag & Drop ist Dein Freund im Arrangement-Fenster) und muten. Eigentlich brauchst Du sie nicht mehr, aber wer weiß... Es gibt da so ein paar Misch-Tricks, wo sie äußerst nützlich sein könnten später. Also erstmal stumm schalten. Im Moment stören die erstmal nur.
Jetzt hast Du im Cubase fein säuberlich sortiert von vorne nach hinten: Drums (stereo), Bass (mono), Gitarre 1 (mono), Gitarre 2 (mono). Das Ganze mischt Du jetzt weiter in Cubase (!) grob vor und gibst es der/dem SängerIn auf die Ohren und lässt sie/ihn singen. Diese Mischung sollte schlichtweg auf die Wünsche des Vocalisten abgestimmt sein. Soll also nicht toll klingen, sondern das widerspiegeln, was sie/er braucht bzw. woran sie/er sich gerne orientieren möchte. Das Mikro würde ich auch direkt in das Interface laufen lassen.
Hast Du diese Aufgabe auch erfüllt, ist Deine Aufnahme eigentlich fertig. Und das Ganze ohne diese hässlichen Groups
Du kannst natürlich - wenn Du möchtest, noch Zeit hast und Deine Schüler noch Lust z.B. schöne Chöre dazu aufnehmen, oder eine Solo-Spur. Oder vielleicht findet sich noch ein Keyboarder, der auch noch zwei Spuren bepflastern möchte... All das kannst Du an diesem Punkt wunderbar noch zusätzlich erfüllen. Und höchstwahrscheinlich immer noch: ohne die Nutzung der Gruppen des Mixers, wahrscheinlich sogar ohne den Mixer überhaupt.
Ich mag die Gruppen übrigens deshalb nicht sonderlich, weil sie - wie Black Jack schon sagt - auf das "alte" Konzept von kleinen Mehrspurrekordern ausgelegt sind oder z.B. für einen Monitor-Mix ganz nützlich sind, nicht aber für die Multitrack-Aufnahmen, die Du mit Cubase machen kannst, dessen Spuren ja mehr oder weniger unbegrenzt sind. Ich erachte diese Groups als eigentlich eher hinderlich, als dass sie für den Recording-Prozess wirklich nützlich sind.
Gruppen sind beim Mixen später unerlässlich, aber da bietet Dir Cubase, in dem ich im übrigen den fertigen Mix vollständig bauen würde - also ohne das Pult! -, viel bessere Möglichkeiten. Und in Cubase hast Du es dann auch mit Stereo-Gruppen zu tun, die viel hilfreicher sind, als die mono-Groups.
Wie gesagt: sorry 4 Longpost. Ich hoffe, er hilft.
Er beschreibt auch wirklich nur, wie ICH vorgehen würde. Das soll hier nicht heißen, dass ich die Weißheit mit Löffeln gefressen habe und es gibt bestimmt 1000 andere Ansätze, die vielleicht besser sind. Aber für Deine unterrichtstechnischen Belange, Deine Zeitvorgaben und Dein Equipment würde ich so vorgehen.
LG, Doc.
