In-Ear-Monitoring - erste Erfahrung

JimmyZee

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Hi, liebe Kollegen,

ich habe ja schon desöfteren in meiner Eigenschaft als hauptberuflicher Knöppchendreher In-ear-Monitoring gemischt. Und jeder, der den Weg von der Monitorbox hin zum Mann-im-Ohr gegangen ist, hat mir gesagt, er will nie wieder was Anderes!!!

Heute war's bei uns in der Band soweit. Die In-Ears sind zwar schon ein paar Wochen da, aber heute hatten wir die erste Probe nach der Urlaubspause - mit Mann-im-Ohr.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich will nie wieder was Anderes!!!
So klar und deutlich hab ich weder mich selbst noch die Band je gehört. Man glaubt ja gar nicht, was für Schlampigkeiten sich so einschleichen, wenn man's nicht richtig hört. Jeder kleine Artikulationsfehler ist sofort zu hören - sei es beim Singen oder Spielen. Aber das ist gut so - ich glaube, heute haben wir unsere drei- und vierstimmigen Sätze das erste Mal wirklich sauber gesungen. Und es war ein hammergeiles Gefühl!
Man braucht etwa ein bis anderthalb Stunden um sich daran zu gewöhnen und um seinen Mix zu finden . . . aber dann!!! Dann schlägt der Suchtfaktor erbarmungslos zu.

Ihr merkt schon, ich bin noch etwas aus dem Häuschen . . . deshalb nachfolgend eine kleine, halbwegs nüchterne Review über das von uns verwendete System:

Das System ist das MEI 100 von LD Systems, einer Handelsmarke vom Beschläge-Grossisten Adam Hall.

Wichtigstes Feature sind die 160 wählbaren Frequenzen (10 Anlagen können intermodulationsfrei betrieben werden), die es einem ermöglichen, auch in einer Festival-Situation oder auf einem Volksfest, wo viele Funkstrecken im Einsatz sind, flexibel auf freie Kanäle auszuweichen, und somit seinen Monitor störungsfrei zu halten.

Die Geräte kommen in einer robusten, roadtauglichen Metall-Ausführung und sind mechanisch sehr gut konzipiert und verarbeitet - mit einer kleinen Einschränkung: Die Antenne des Taschenempfängers ist etwas dünn und fragil. Aus der langjährigen Erfahrung mit der eW-Serie von Sennheiser weiß ich, dass die Kupferseele im Plastikmantel bei längerer Einsatzdauer auch gern mal bricht, was sich in deutlich verminderter Reichweite und gelegentlichem Knacksen bemerkbar macht. Bei Sennheiser sind die Antennen aufgeschraubt und damit User-Serviceable austauschbar (bei uns im Theater hab ich die Antennen pro Taschensender in den letzten 8 Jahren bestimmt 2-3 mal gewechselt). Bei LD Systems ist das leider nicht so.

Beim Klang der mitgelieferten Ohrhörer war ich am Anfang etwas enttäuscht. Nachdem mir unser Techniker seine Sony-Ohrhörer vom MP3-Player geliehen hat, wusste ich, warum. Das ist der Punkt wo gespart wurde. Nicht, dass die Original-Ohrhörer besonders schlecht geklungen hätten - aber es gibt in der Preisklasse 30-60€ deutlich Bässeres (im wahrsten Sinne des Wortes). Wenn man sich für eine solche In-Ear-Strecke entscheidet, sollte man den Gang zum Media-Markt oder Saturn oder Fachhändler mit einkalkulieren, der Zugewinn mit einem guten Ohrhörer von Markenherstellern ist enorm. Ich meine, man muß auch immer den extrem günstigen Anschaffungspreis von 299,00 € empf. VK berücksichtigen!

Ein dritter kleiner Kritikpunkt trübt den ansonsten sehr positiven Gesamteindruck. Im Hintergrund macht sich ein Aufrauschen bei ausklingenden Tönen mit lauten Transienten bemerkbar. Nicht dass es sehr störend wäre - es klingt etwa, als ob weit im Hintergrund der Snareteppich mit vibriert. Ich kann damit leben - aber man hört es.
Ich vermute, dass es vom - ansonsten sehr zuverlässigen - Compressor/Limiter herrührt.

Ach ja, das ist ein Lob-Punkt: Der Limiter funktioniert sehr zuverlässig. Wir hatten eine sehr furchtbare Rückkopplung im Raum, weil unser Gitarrist (noch) In-Ear-Verweigerer ist. Der Einzige, der danach halbtaub war, war unser Gitarrist [:I] . Ungewollt haben wir das System damit einem Härtetest unterzogen, den es mit Bravour bestanden hat - unsere Ohren sind noch heile . . .
[8D]

Nachdem ich mir jetzt soviel von der Seele geschrieben habe, seid ihr dran. Was sind Eure Erfahrungen mit In-Ear, Gut oder Schlecht, Fragen, Hinweise, Gegenargumente? . . .
 
Mein Schlagzeuger hat sich vor Kurzem was angeschafft. Irgendeine Marke... [:D]
Will sich für den Hocker noch einen Shaker zulegen.
Letztens habe ich ihm den "Jungfernflug" versaut, denn als Tonmann und Basser gleichzeitig noch ein IEM zu verwalten ist arg kompliziert.

Generell halte ich mir aber immer einen Kompressor-Kanal als Gehör-Schutz für Sänger bereit, da diese meist überraschend damit auftauchen.

Bei den Jailbreakers (AC/DC-Cover aus - ich glaube - Halle/Saale)
war der Sänger ganz erstaunt, als ich ihm erklärte, daß ich einen Kompressor/Limiter zu seinem Schutz vorklemmte.
Eigentlich dachte ich, daß das selbstverständlich sei...
Er hatte - glaube ich - auch ein LD-System...

In Ear ist geil.
Kopfhörer bei Aufnahmen auch.
Gewöhnungsbedürftig ist beides.
Aber man hört alles.
Ich kenne Bands (z.B. Stones-Cover), die nur so proben (Kopfhörer), live aber mit Monitoren absolut original klingen.
Schon schön, wenn man weiß, was man spielt, ohne, daß der akustisch begrenzte Proberaum alles "schön" malt...
Aber auch schön, wenn man so einen Proberaum hat... [:o)]
 
Area spielt auch mit In-ear-Monitoren, und ist begeistert! Ich habe sie Life gesehen/gehört und sie klangen Klasse!
 
Servus,

sehr interessanter Bericht, Jimmy, danke!
Eines würde mich noch brennend interessieren: Ist man nicht "von der Außenwelt abgeschnitten" mit den Kopfhörern im Ohr?
Ich könnte mir vorstellen, daß man sich untereinander nicht mehr schnell ein paar Worte zuwerfen kann, und ist man außerdem nicht auch vom Publikum 'abgeschnitten'?
Wie ist das?
Grüße,
Oli
 
Richtig, sowas baut man da hin.

Wir hatten das gestern nicht und haben uns dabei ertappt, wie wir - obwohl wir nur einen Meter auseinander standen - uns zum Mikro gebeugt haben, um miteinander zu reden.
[:D][:D][:D]

(man hätte ja auch den Hörer aus dem Ohr nehmen können . . .)
 
Bei angepassten In Ear Hörern besteht auch die Möglichkeit einer Ambience Bohrung im Passstück.
 
Servus,
ah, interessant... wobei ich die über Miktofone eingefangene 'live-Authentizität' etwas albern finde.... kommt mir ein bißchen vor wie der übers Soundsystem eingespielte, künstlich erzeugte Motorklang in den neueren Porsches.[ooo][**/]
@ Der Hörladen (hast du auch 'nen Namen?[:-)])
Ambience-Bohrung? Kann ich mir das vorstellen wie ein Loch im Gehörschutz/InEar, welches kontrolliert 'ein bißchen' was von außen durchläßt?
@ TheBass: Wenn du InEar benutzt, wofür 'brauchst' du dann nen Mywatt200 mit 4x12"? Für's flatternde Beinkleid und das wehende Haupthaar?[:D] Im Ernst, klingt so als würde trotz Spitzensound im Ohr ohne Anlage auf der Bühne irgendwas fehlen?
Grüße,
Oli
 
tiefe bassfrequenzen werden nunmal von einem inearsystem nicht so übertragen, das ist die crux...manche versuchen das mit einem bassshaker zu kompensieren. ich hab so ein ding in ibbenbüren probiert, hat mich aber nicht überzeugt: erstmal ist man doch ein wenig festgelegt auf einen platz auf der bühne, zweitens gibt es bühnen, auf denen das ding zu gross ist, drittens ist es für akustikbass untauglich, nach meinem test mit dem stoll, funktioniert einfach nicht, mit e-bass schon.
ich kann also gut verstehen, trotzdem mit bassanlage auf der bühne zu stehen, auch wenn ich die vielleicht nicht so gross dimensionieren würde, ist dann tatsächlich nicht mehr nötig.
die ambience-mikros fügen ja nicht künstlich klang hinzu, sondern machen nur den vorhandenen hörbar, um sich besser orientieren zu können und kein blödes gefühl auf der bühne zu haben, sondern ein natürliches, ist also durchaus sinnvoll und kein gimmick!
bei uns läufts zur zeit auch auf in-ear hinaus, zwei nutzen das schon, ich werde das auch machen, sobald ich recourcen frei habe, sozusagen..[ooo]
erstmal steht eine aktive bassbox an, die akustik-und elektrik-bass übertragen kann, dann sehen wir weiter..
 
Hallo BassTart Oli

Du darfst mich auch Heike nennen[:X][:D]

Du hast im übrigen recht, das ist eine Bohrung, die in der Grösse variabel sein kann, und je nach dem mehr oder weniger 'Umgebungslärm' reinlässt. Es gibt auch Einsätze mit verschiedengrossen Öffnungen für die Bohrung, so dass Du den Durchlass je nach Bedarf variiren kannst.
 
[:D]
@ Heike: Danke für die Erklärung, das klingt richtig gut!
@Werner: sehr nachvollziehbare Erklärung! [:D] Vor allem der Punkt mit den winselnden Gitarristen...[;-)]
Ich hab den Mywatt mal testen dürfen, genau mein Fall, wenn er nicht so schwer wäre! Dafür bin ich einfach zu kreuzlahm, und dazu wohne ich im 4. Stock ohne Lift![xx(]

Noch eine InEar-Frage: Bei dem, was man hört, ist man wahrscheinlich genauso auf Gedeih und Verderb dem Mixmann ausgeliefert wie beim Monitorsound, oder?
Ich habe es nämlich fast noch nie erlebt, daß ich genau das auf den Monitoren hatte, was ich wollte - nicht so schlimm; falls ich mich nicht höre, kann ich ja den Amp etwas lauter machen. Aber was macht man beim InEar?[:O!]
Das wäre für mich das stärkste Argument dagegen, daß ich keinerlei Kontrolle mehr über meinen Bühnensound hätte....[xx(]
Grüße,
Oli
 

habe ebenfalls bereits längere zeit knopf im ohr
zuerst mit fischer amp kabel in ear und dann umgestellt auf sennheiser
habe mir die UE-SF5Pro gekauft und dazu mein passendes plastik gießen lassen
hat sich absolut gelohnt
ist super jetzt im ohr zu tragen und natürlich der sound super
haben nur öfters mal probleme wenn wir über fremde anlagen spielen
können dann manchmal unser system nicht nutzen da aux wege fehlen usw.
kann es nur wenn man geld übrig hat .... kaufen
 
Zuletzt bearbeitet:
@Oli, Am Mischpult wird schon bestimmt, wer welchen Sound auf die Ohren bekommt. Aber je nach Monitor-Anlage, bzw. je nach Ausstattung des Empfängers (Bodypack) den Du trägst kannst Du zuweilen auch noch selber etwas regulieren. Die Sennheiser eW G2 300 beiten in der Hinsicht z.Bsp. gute Möglichkeiten
 
Zuletzt bearbeitet:
@ heike

Wenn ich eine Ambience-Bohrung 'reinmachen lasse, hebele ich damit nicht die Lärmschutzfunktion, die das In-Ear ja darstellt, aus? Ich meine, über den eingebauten Limiter habe ich eigentlich eine sehr effektive Kontrolle und Schutz vor plötzlichen Pegelspitzen, die bei einer Rückkopplung auf der Bühne oder zum Beispiel bei Crash-Becken oft auftreten. (Ich hatte früher mal einen Drummer, der hatte immer einen kompletten Beckenladen aufgebaut, den er besonders beim Song-Ende exzessiv benutzt hat. Einmal habe ich dabei die tatsächliche Schmerzgrenze erreicht, seitdem stehe ich am Schluß des Songs immer soweit weg vom Schlagzeug, wie möglich.)

@ TheBass
Zitat:Wenn die Hells Angels auf Vespas daherkommen, nimmt die auch keiner mehr Ernst
[:D][:D][:D]

@ BassTart

Ja, ich denke in der Tat darüber nach, meinen 4x12"+1x15" Turm gegen was deutlich Kleineres einzutauschen. Aber ganz ohne - nee, das geht nicht. Ich brauch schon für's gute Gefühl den Bass im Anus. [;-)] Das leistet das IEM prinzipbedingt nicht.
Einen Bass-Shaker habe ich vor einigen Jahren im Studio ausprobiert. Ich fand ihn nicht wirklich tauglich. Er war zu träge und hing immer ein bisschen hinterher. Präzision war so nicht machbar.

Und live . . . wie sieht das denn aus, wenn man sich so ein Ding da hinten dranschnallt?!! (Mugger-Dildo?)

[:D][:D][:D]
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat: Für's flatternde Beinkleid und das wehende Haupthaar?

Du bringst mich da auf 'ne Idee . . .

Jetzt weiß ich, was ich aus meinem ollen Monitor baue! Ventilator 'rein - für den einen Hardrock-Song, den wir im Programm haben. Damit mein Filmhaar richtig zur Geltung kommt . . .
[8D][:D]

Edit: Na gut, Trickfilmhaar . . .
 
@ JimmyZee. Natürlich geht mit einer Bohrung ein Teil der Schutzwirkung verloren, je grösser die Bohrung um so mehr und auch das Frequenzverhalten im Gehörgang ändert sich. Man beachte die Grundlagen aus Physik/Akustik von Wellen in geschlossenen oder einseitig offenen Röhrensystemen. (z.Bsp. Summation, negation bestimmter Frequenzen bei bestimmtne Pegeln könnten im Extremfall auftreten, stehende Wellen ect.)
Darum werden von Haus aus die Earplugs auch ohne Bohrung gefertigt. Als Hörgeräteakustiker weiss man aber wie man mit Zusatzbohrungen und ihren Folgen umzugehen hat, damit dennoch ein Optimum an Frequenz und Pegel ans Trommelfell gelangt, da eine Zusatzbohrung bei Hörgeräten die Regel ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vorausgesetzt, der Mischmann kann/darf entsprechend laut machen, bzw. die Anlage gibt's her. Das hatte ich bei den 12 Muggen im letzten halben Jahr ganze 2 (zwei) Mal. Leider . . .

Edit: @ Heike

Ich wollte um Gottes willen nicht deine Kompetenz anzweifeln . . .
[;-)]
 
Zuletzt bearbeitet:
@JimmyZee: Der Gedanke (also das mit der Kompetenz) ist mir bis ich es von Dir gelesen habe gar nicht gekommen!
(Ob das evtl. auf ein übersteigertes Selbstwertbewusstein hinweisst?...Mal gedanken machen...[8D])
 
Guten Morgen,

ah, das ist sehr erhellend, danke vor allem an Heike und Werner!
Mit zwei Kanälen ist's dann prakatisch wie ohne InEar - Die Bänd "irgendwie" plus Bass wie ich will![:D]
Das klingt echt gut, insbesondere da man die Fliegen "Gehörschutz" und "Bühnensound" mit einer Klappe schlägt! Klingt echt verführerisch!
Zumal ich Jimmys Erfahrung mit ausflippenden Beckenquälerdrummern teile...[xx(] da ziehe ich so 'ne gepflegte Rückkopplung meines Rectifier-bewaffneten Gitarristen jederzeit vor![:O!]
Grüße,
Oli
 
Zitat:Ich mache es so: auf dem ersten Kanal habe ich nur meinen Bass, genauso wie er am DI Out auch zur Stagebox/Mischer geht. Auf dem zweiten Kanal habe ich einen Monitormix. Im Idealfall bekomme ich einen eigenen Monitormix, was aber leider nur selten passiert. In der Regel bekomme ich irgendeinen Monitormix. Mit dem Bodypack kann ich in der Betriebsart Dual-Mono nun diese beiden Signale jeweils auf beiden Ohren hören und das Mischungsverhältnis zwischen beiden mit dem Balanceregler einstellen. Damit kann ich die Basslautstärke im Verhältnis zum Rest nun völlig unabhängig vom Mischer direkt am Bodypack einstellen. Das hilft schon eine ganze Menge.

Achja, das vergaß ich, zu erwähnen. Die MEI 100 sind natürlich Stereo, haben Kombi-Buchsen im Eingang (Klinke+XLR) und einen Umschalter auf Mono-Betrieb. Das heißt, das oben beschriebene Verfahren ist grundsätzlich auch damit möglich. Ob es da noch eine Balance-Regelung softwareseitig gibt, weiß ich nicht. So weit bin ich noch nicht in die Bedienungsanleitung eingestiegen.

Für uns ist dieses Verfahren nicht tauglich, da wir alle zusätzlich auch noch singen. Wir kommen also um einen guten Tonmann nicht drumherum. Den haben wir ja meistens auch dabei. Und im Zweifelsfall, bei Bühnen mit separatem Monitormix, würde ich ihn eher unseren Monitor mischen lassen und den Frontsound dem örtlichen Tonmann überlassen. Der freut sich auch, wenn er seine Knöpfe mal selber anfassen darf . . . [8D]
 

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