Saitenlage bei Vintage Instrumenten

Tillofant

Tillofant

Well-Known Member
Beiträge
196
Ort
DE
Bassix
ß9.373
Kuckuck,

Ich brauche mal Expertenrat in folgendem Zusammenhang:

Ich interessiere mich für einen älteren JazzBass und fragte den Verkäufer, ob mit dem Hals alles in Ordnung sei und ob es möglich wäre, eine ordentlich tiefe Saitenlage einzustellen.

Antwort:

"the neck is fully adjustable with no warp at all; and the fretworks is really good
So, yes it's possible to set it lower, as low as a vintage fender with no problem can"

Der letzte Satz bringt mich ein wenig zum nachdenken - wie würdet ihr das interpretieren? Soll das heißen, dass die meisten älteren Instrumente für tiefe Saitenlagen wenig geeignet sind? Sollte ich lieber die Finger davon lassen? Ich möchte einerseits einen JazzBass mit einem echten Vintagesound, aber mag einfach möglichst flache Saitenlagen. Sollte ich lieber nach etwas anderem schauen, vielleicht ein AVRI oder ähnliches? Ich weiß, hierauf gibt es wahrscheinlich keine Antworten mit absoluter Gültigkeit, ich würde einfach gern ein paar Einschätzungen von Leuten hören, die Erfahrung auf dem Gebiet haben.

Vielen Dank schonmal,

Der Tillofant
 
Das hat mit dem Alter definitiv nichts zu tun. Ich spiele ausschließlich sehr niedrige Saitenlagen und habe Instrumente aus den Baujahren 1976 bis 2017. Instrumente, mit intaktem Hals, die sauber bundiert sind lassen sich niedrig einstellen. Sowas kann man i.d.R. auch nachbearbeiten oder den Hals neu bundieren lassen, wenn es denn preislich Sinn macht.
 
Damit spielt der Verkäufer evtl. auf den berüchtigten Fenderbuckel an, der bei älteren Instrumenten gehäuft auftreten kann (aber nicht muss!). Oder dass der Spannstab bei alten Hobeln manchmal am Anschlag ist. Außerdem ist die sehr sportliche superflache Saitenlage auch erst in der moderneren Stilistik Thema geworden, als der Bass zum Soloinstrument wurde. Das heißt aber nicht, dass man mit älteren Instrumenten nicht auch flach spielen kann. Verallgemeinern kann man das also sicher nicht.
 
Ich möchte einerseits einen JazzBass mit einem echten Vintagesound, aber mag einfach möglichst flache Saitenlagen

ein teil des vintagesounds sind dickere flats und eine nicht so flache saitenlage. schau mal im netz, was z. b. für drähte jamerson gespielt hat - ich glaube auch mal einen artikel hinsichtlich seiner hohen saitenlage gelesen zu haben.

das heißt nicht, dass olle fender nicht auch flach können (wenn denn die hälse in ordnung sind) aber sowas war eben damals eher nicht üblich und hat den sound doch auch geprägt.

da du mit dem verkäufer englisch kommunizierst gehe ich davon aus, dass der prügel nicht um die ecke geparkt ist und anspielen nicht in frage kommt? dann wirst du für dich entscheiden müssen, ob du das wagnis eingehst, das ding blind und ungetestet zu kaufen - ich würde das nicht machen
 
tatsächlich war eine Klappersaitenlage noch bis in die 70ger nicht üblich. Daher kann es schon sein, dass es allen aufgrund der Höhen von Bridge und Hals da Grenzen gibt. Vom Sound her ist das völlig gerechtfertigt, weil bei passiven Instrumenten eine sehr niedrige Saitenlage eigentlich immer schlechter klingt als ein leichter bow und genug Abstand zum PU.
 
tatsächlich war eine Klappersaitenlage noch bis in die 70ger nicht üblich. Daher kann es schon sein, dass es allen aufgrund der Höhen von Bridge und Hals da Grenzen gibt. Vom Sound her ist das völlig gerechtfertigt, weil bei passiven Instrumenten eine sehr niedrige Saitenlage eigentlich immer schlechter klingt als ein leichter bow und genug Abstand zum PU.
Das eine sehr niedrige Saitenlager schlechter klingt, kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen.
 
Ich interessiere mich für einen älteren JazzBass und fragte den Verkäufer, ob mit dem Hals alles in Ordnung sei und ob es möglich wäre, eine ordentlich tiefe Saitenlage einzustellen.

Antwort:

"the neck is fully adjustable with no warp at all; and the fretworks is really good
So, yes it's possible to set it lower, as low as a vintage fender with no problem can"

In Deiner Frage, ist eine Variable enthalten. Was bedeutet für Dich "Jazz Bass mit ordentlich tiefer Saitenlage"?
Von daher kann ich nachvollziehen, wie sich der Verkäufer äußert. Er bestätigt, dass der Spannstab und Hals, Bundierung in Ordnung sind. Mehr kann er nicht tun.

Stell doch mal Fotos von dem Bass ein und sag mal, was "älter" bedeutet und um welchen Kaufpreis es geht, wenn Du magst.
Einen Bass ohne persönliches Antesten zu kaufen, ist natürlich immer ein Risiko.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Tillofant ,

das Angebot erscheint seriös. Hinzu kommt, dass dieser Bass besonders in der Farbe nicht so häufig angeboten wird. Sofern der Zustand so ist, wie beschrieben, erscheint mir der Preis ok.

Bei dem Preis würde ich aber mal nach Frankreich fahren. Der Versand aus Frankreich wird sicher gut 70 Euro kosten. Das wird für den Sprit schon mal reichen.
 

also ich habe in langen Versuchsreihen mit diversen Precis aller Altewrsklassen schon die Erfahrung gemacht dass es ganz erhebliche Unterschiede gibt. Klar kann man da einiges wieder durch die Pickupjustage ausgleichen, aber je nach Stilistik finde ich kann eine hohe Saitenlage mit leichten oder starken Anschlag viel variabler sein als ein sehr flach eingestellter, allein schon wegen des eingeschränkten Schwingbereichs der Saiten...
 
Das würde ich aber im Bereich von Nuancen ansiedeln. Ich stelle regelmäßig Schüler -und eigene Instrumente z.T. deutlich tiefer ein ohne das da deutliche Klangunterschiede auftreten und es hat sich in über 40 Jahren noch nie ! jemand über Klangunterschiede geäußert.

du näherst dich bei deiner einstellung, aber auch jedesmal einem optimalzustand an und provozierst keine bewußte soundveränderung... am besten kann man die soundveränderung denke ich am fretless veranschaulichen:

kerzen gerader hals 1,5mm auf der e-saite = schön singender, schnurrender aber auch knackiger, schneller sound
gekrümmter hals, 3-4mm auf der e-saite = voluminöser, dicker etwas träger kontrabass ähnlicher sound

es kommt letztendlich natürlich auch darauf an wie man das instrument spielt und in welchem kontext man es einsetzt...
 
also ich habe in langen Versuchsreihen mit diversen Precis aller Altewrsklassen schon die Erfahrung gemacht dass es ganz erhebliche Unterschiede gibt. Klar kann man da einiges wieder durch die Pickupjustage ausgleichen, aber je nach Stilistik finde ich kann eine hohe Saitenlage mit leichten oder starken Anschlag viel variabler sein als ein sehr flach eingestellter, allein schon wegen des eingeschränkten Schwingbereichs der Saiten...
Das mag sein, wenn man sehr fest anschlägt. Bei durchschnittlichem oder leichterem Anschlag schwingt die Saite so oder so frei und Klangunterschiede entstehen dann höchstens durch den verändertem Abstand zum Pickkup, den man je nach Bedarf ausgleichen kann.
 
du näherst dich bei deiner einstellung, aber auch jedesmal einem optimalzustand an und provozierst keine bewußte soundveränderung... am besten kann man die soundveränderung denke ich am fretless veranschaulichen:

kerzen gerader hals 1,5mm auf der e-saite = schön singender, schnurrender aber auch knackiger, schneller sound
gekrümmter hals, 3-4mm auf der e-saite = voluminöser, dicker etwas träger kontrabass ähnlicher sound

es kommt letztendlich natürlich auch darauf an wie man das instrument spielt und in welchem kontext man es einsetzt...

Beim Fretless stimme ich dir zu, da je nach Saitenlage die Saite entsprechend länger oder kürzer am Griffbrett anliegt, aber kaum bei bundierten Bässen. (siehe auch meinen Post davor)
 
Beim Fretless stimme ich dir zu, da je nach Saitenlage die Saite entsprechend länger oder kürzer am Griffbrett anliegt, aber kaum bei bundierten Bässen. (siehe auch meinen Post davor)

das zusammenspiel aus krümmung und hoher saitenlage machen imho auch beim bundierten bass, das instrument träger und voller (auch unverstärkt) - so kommt es mir jedenfalls vor, evtl. liegts es aber auch an der summe aller übrigen faktoren wie höherer kraftaufwand bei greif- und zupfhand, man spielt ja auch irgendwie anders, nutzt automatisch andere ausdrucksmittel, zupft nicht mehr so weit am steg etc...

in meinem konkreten fall war es immer so, dass sich eine niedrige saitenlage immer wie angezogene handbremse angefühlt hat und eine hohe dann plötzlich ungeahnte energien freigesetzt hat (nicht nur bei mir als spieler, sondern auch beim instrument selbst) - aber das ist natürlich rein persönlich und subjektiv...
 
Keine Ahnung warum, aber ich schlage bei hoher Saitenlage erstmal unbewußt auch mit der rechten Hand deutlich fester an und das schlägt sich natürlich auch im Sound nieder. Wenn ich das merke und mit der rechten Hand dann wieder zahmer spiele ist der Effekt aber wieder weg.
 
in meinem konkreten fall war es immer so, dass sich eine niedrige saitenlage immer wie angezogene handbremse angefühlt hat und eine hohe dann plötzlich ungeahnte energien freigesetzt hat (nicht nur bei mir als spieler, sondern auch beim instrument selbst) - aber das ist natürlich rein persönlich und subjektiv...
so geht es mir auch. Und ich finde der Klang wird offener obenrum (in Ermangelung besserer Beschreibung)
 
Du kannst den Händler doch einfach um Maßangaben zur Saitenlage bitten. Sowohl die Halskrümmung als auch der Abstand der Saiten lassen sich doch exakt angeben.

"Niedere Saitenlage" ist schon variabel auslegbar. Bei dem Bass, den du möchtest, sollte jedenfalls irgendwas zwischen 2 und 3 mm Saitenabstand der E-Saite zum letzten Bund drin sein.

Es kommt auch deutlich auf den Zug der verwendeten Saiten an - bei straffen Flats kann man viel niedriger schnarrfrei einstellen als bei weichen Rounds.
 

Zurück
Oben Unten