Wieviel € Eintritt bei Eurem Gig? Oder: wie viel ist (eigene) Musik noch wert?


Mit Originals bin ich froh, wenn sich jemand die eigenen Ergüsse anhört und würde die Zuhörerschaft sogar dafür bezahlen.
Vielleicht nicht dafür bezahlen, aber sich mit vielen Gigs (egal ob bezahlt oder nicht) eine Anhängerschaft aufbauen, so dass man irgendwann auch vernünftigen Eintritt und Gage berechtigt verlangen kann.


Für mich macht es eine Unterschied, ob ich mit einer Coverband, oder mit Originals unterwegs bin.
Es gibt noch eine dritte Variante, die oft vergessen wird. Diese habe ich auch gerne gemacht:
Cover, aber in völlig neuer Fassung eigenständig gespielt. Eine Mischung aus Cover und eigener Musik. Das wird auch vom Publikum so gesehen.
Bekannte Songs, die aber einen bandeigenen Charakter haben.
Eigentlich sehr dankbar zu spielen und was vom Publikum auch gut aufgenommen wird.
Damit liegt man auch sonst zwischen Cover und Originals. Weniger Risiko für Veranstalter, aber trotzdem kein 0815-Mainstream. Man bekommt sehr viele Gigs und in der Anfangszeit auch bessere Gagen als Originals, aber wird nicht an die typischen größeren Stadtfest-Top40/Oktoberfest-Bands, heran kommen, was Gagen und Gig-Größe angeht.



Die besten Gagen hatte ich allerdings (neben der Mischertätigkeit in einer Oktober(zelt)fest-Band) mit eigener Musik, nachdem wir bekannter waren (2 Nachwuchsfestivals gewonnen und CDs gemacht, im Lokalradio gespielt, usw..) Aber das wurde auch hart erspielet, mit ziemlich vielen (teilweise auch finanziell undankbaren) Gigs.
 
Ich schreibe dies mal aus Sicht eines Veranstalters. Mit unserem gemeinnützigen Verein veranstalten wir ca. 45 Konzerte im Jahr. Örtliche, überregionale und Internationale Bands.
Unsere Konzerte finden "auf Hut" statt. Das funktioniert aber nur, weil wir unser Publikum entsprechen darauf eingeschwört haben und vor jedem Aufritt wieder eine entsprechende Ansage machen. Und in der Regel unsere Mitarbeiter auch mit dem Hut sammeln gehen. Mit nur 50 € pro Person im Hut ist bei uns noch keine Band nach Hause gegangen, Dafür sorgen wir schon. Wenn natürlich eine Band mit Vollbesetzung und Bläsern auftaucht, ist das problematisch. Darauf weisen wir aber ausdrücklich hin und trotz ständiger Nachfrage lassen wir uns nicht auf mehr als 3 solcher Konzerte im Jahr ein. Deutlich zu merken ist, ob eine Band auch ihren eigenen Fankreis pflegt und motiviert. Dann ist die Bude (max. ca. 100 Zuschauer) voll und die Huteinnahmen sind sehr respektabel. Daher sind überregionale Bands leider meist auch im Nachteil (obwohl wir aus künstlerischen Aspekten sehr viel Wert auf diese legen). Nur wenige hiervon schaffen es, mehr als 50 Leute zu mobilisieren (bzw. ausschließlich wir müssen diese dann eben mobilisieren). 6 - 8 Konzerte machen wir mit internationalen Künstlern. Diese bekommen von uns eine Garantie auf die Huteinnahmen. Selbst haben wir keine Einnahmen aus den Konzerten, wir finanzieren uns aus Mitgliedern, Spenden udn Sponsoring. Damit finanzieren wir neben den - immer seltener erforderlichen - Hutgarantieen die Ton- und Lichttechnik, den Tontechniker, Marketing, Verwaltung etc. Für die (wunderschönen) Räumlichkeiten müssen wir aufgrund der engen und langen Zusammenarbeit mit dem Gastgeber nichts bezahlen, dieser übernimmt sogar Gema und KSK. Wir bringen ihm halt auch verlkässliches und gutes Publlikum. Fazit: Hut ist für unsere Belage und die unserer Künstler die beste Lösung, man muss aber für den vollen Hut beständig etwas tun.

Nur eine einzige Band hat in den letzten 13 Jahren nicht nach einem Folgeauftritt angefragt. Leider ist die Warteliste aber mittlerweile auch sehr lang.
 
Es macht aus meiner Sicht nicht viel Sinn den "Markt" durch Gestaltung der Eintrittspreise beeinflussen zu wollen. Aus meiner Erfahrung zahlen die Leute auch allerhöchste Eintrittspreise, wenn sie den Künstler unbedingt sehen wollen. Drei- teils vierstellige Eintrittspreise und trotzdem ausverkaufte Hallen bei internationalen Acts beweisen das. Entscheidend ist aber der Promifaktor bzw. welche Medienpräsenz ein Künstler hat. Je bekannter, umso höhere Gagen und Eintrittspreise kann man abrufen. Nachfrage = Eintrittspreis. Mit der künstlerischen Qualität - wie auch immer man die definieren will - hat das wenig zu tun. Deshalb kann man jeder Band nur raten, möglichst viel - eigentlich alles - für den eigenen Bekanntheitsgrad zu tun, Online, Print ect. wo auch immer. Der Bekanntheitsgrad definiert den kommerziellen Erfolg, gnadenlos.

Wer wie ich, von den Musik nicht leben muss, braucht sich um so einen Scheiss natürlich nicht zu kümmern. Ich spiele gerne auf Hut - wenig Ärger mit GEMA und oft geben die Leute freiwillig viel mehr, als an der Abendkasse. Wir hatten auch schon Fuffis im Hut - die aus Papier meine ich ;-). Einige geben auch nichts - ist eben so. Da hat jeder eben seine eigene Schwelle. Draufgezahlt haben wir jedenfalls noch nie und freie Beköstigung + Sprit bis zur Leberkolik gibt's eh kostenlos.

Nach diesen Kriterien kann man als Profi, bzw. jemand, der von der Musik leben muss bzw. will natürlich nicht leben. Aber ich denke, dass man als Profi sowieso einen Plan B braucht und sich darüber Gedanken machen sollte, wie man seinen eigenen "Marktfaktor" über die Musik hinaus steigern kann (siehe oben).
 
Zuletzt bearbeitet:
Es macht aus meiner Sicht nicht viel Sinn den "Markt" durch Gestaltung der Eintrittspreise beeinflussen zu wollen. Aus meiner Erfahrung zahlen die Leute auch allerhöchste Eintrittspreise, wenn sie den Künstler unbedingt sehen wollen. Drei- teils vierstellige Eintrittspreise und trotzdem ausverkaufte Hallen bei internationalen Acts beweisen das. Entscheidend ist aber der Promifaktor bzw. welche Medienpräsenz ein Künstler hat. Je bekannter, umso höhere Gagen und Eintrittspreise kann man abrufen. Nachfrage = Eintrittspreis. Mit der künstlerischen Qualität - wie auch immer man die definieren will - hat das wenig zu tun. Deshalb kann man jeder Band nur raten, möglichst viel - eigentlich alles - für den eigenen Bekanntheitsgrad zu tun, Online, Print ect. wo auch immer. Der Bekanntheitsgrad definiert den kommerziellen Erfolg, gnadenlos.

Wer wie ich, von den Musik nicht leben muss, braucht sich um so einen Scheiss natürlich nicht zu kümmern. Ich spiele gerne auf Hut - wenig Ärger mit GEMA und oft geben die Leute freiwillig viel mehr, als an der Abendkasse. Wir hatten auch schon Fuffis im Hut - die aus Papier meine ich ;-). Einige geben auch nichts - ist eben so. Da hat jeder eben seine eigene Schwelle. Draufgezahlt haben wir jedenfalls noch nie und freie Beköstigung + Sprit bis zur Leberkolik gibt's eh kostenlos.

Nach diesen Kriterien kann man als Profi, bzw. jemand, der von der Musik leben muss bzw. will natürlich nicht. Aber ich denke, dass man als Profi sowieso einen Plan B braucht und sich darüber Gedanken machen sollte, wie man seinen eigenen "Marktfaktor" über die Musik hinaus steigern kann (siehe oben).
Sehe ich genauso. 👍

Darüber hinaus gibt es noch diejenigen, die zwar kein Profi sind, aber ihr Gehalt aufbessern möchten.
Für diejenigen gilt der letzte Absatz allerdings auch, in abgespeckter Version.
 
Zum ursprünglichen Thema kann ich nichts beitragen, den letzten Gig vor zahlendem Publikum habe ich in den 80ern gespielt.
Was mich aber verwundert ist der Anspruch von Hobbymusikern für ihr Hobby bezahlt zu werden. Mag bei einigen Amateurligen im Fußball so sein, doch die meisten Hobbysportler zahlen für "Auftritte" in Form von Startgebühren.
 
Die haben auch keine Zuschauer.
Hä?! Jeder Dorf-Fußballberein hat seinen festen Stamm an Zuschauern. Bei unserem Fußballclub im Ort sind es auch schon schnell 100 Leute. Und wenn die örtlichen Turn- oder Leichtathletik-Veranstaltungen stattfinden, sind locker die dreifache Anzahl an Zuschauer ...
Ganz so schlecht finde ich den Vergleich von @Loki daher nicht. Solche Termine sind übrigens auch eine gute Auftrittsgelegenheit. Machen wir dieses Jahr bei einem Sportevent auch noch, übrigens für den Hut ...
 
Zum ursprünglichen Thema kann ich nichts beitragen, den letzten Gig vor zahlendem Publikum habe ich in den 80ern gespielt.
Was mich aber verwundert ist der Anspruch von Hobbymusikern für ihr Hobby bezahlt zu werden. Mag bei einigen Amateurligen im Fußball so sein, doch die meisten Hobbysportler zahlen für "Auftritte" in Form von Startgebühren.
Und das ist doch nicht geil oder findest du das erstrebenswert, dass es auch für Bands so wäre?
Ich wiederum verstehe Musiker nicht, dass sie so demütig gegenüber Veranstaltern sind. Es muss sich natürlich für alle Seiten lohnen, aber eben auch für Musiker.
Ich bin aber auch in einem Alter, wo man nicht mehr an jeder Steckdose spielen will.
 
Hä?! Jeder Dorf-Fußballberein hat seinen festen Stamm an Zuschauern. Bei unserem Fußballclub im Ort sind es auch schon schnell 100 Leute. Und wenn die örtlichen Turn- oder Leichtathletik-Veranstaltungen stattfinden, sind locker die dreifache Anzahl an Zuschauer ...
Ganz so schlecht finde ich den Vergleich von @Loki daher nicht. Solche Termine sind übrigens auch eine gute Auftrittsgelegenheit. Machen wir dieses Jahr bei einem Sportevent auch noch, übrigens für den Hut ...
Wir sind in der Hinsicht offensichtlich ganz verschiedener Ansicht.
Sportevent: wenn es nicht irgendein Vereinsheim ist und alles von Vereinmitgliedern für umme gemacht wird, kostet die Lokalität, kosten Reinigungskräfte, kosten die Bedienungen, kostet die PA, kostet der Tonmensch etc. machen die das alle fürn Hut? Und wenn nein, warum dann ihr?
 

1. Musiker, die von ihren Auftritten leben müssen, brauchen natürlich deutlich höhere Gagen, als Bands, bei denen alle Musiker ihren Lebensunterhalt mit einem anderen Beruf verdienen. Und dann beschweren sich die Profis nicht immer zu unrecht, dass die ganzen Semiprofi - und Amateurbands die Gagen, die bezahlt werden nach unten treiben.
✔️
2. Die GEMA wird von vielen von uns als Mafia bezeichnet, garantiert aber, dass Komponist und Songschreiber wenigstens etwas verdienen, was ja heute, wo Musik überwiegend gestreamt wird nicht mehr so einfach ist. Andererseits macht die GEMA auf Veranstalter mächtig Druck, wenn Coverbands unterwegs sind, sodass dann von einer vielleicht vorher angedachten Gage nur noch Reste über bleiben, weil der Veranstalter schon heftig für Gemagebühren in die Tasche greifen musste.

3. Steuern. Wenn man für Musik machen Eintritt nimmt, hält natürlich auch Vater Staat gerne die Hand auf, da die Gesetze im Steuerrecht das so bestimmen. Und wer sich nicht dran hält, kann ernsthaft Probleme bekommen.
Das hat sich ganz schnell, wenn man die kosten gegenüberstellt:
- proberaummiete
- fahrten zur probe, zu auftritten
- verbrauchsmaterialien (saiten)
- kabel, effekte, instrument (bei letzterem hatte das finanzamt bei mir mal gezickt, am ende durft ich den bass dich abschreiben)

Und ich hab nie im sinne von verdienst professionell gespielt, war also nie mein haupteinkommen.
Im gegenteil, hab so jahrelang geld erstattet bekommen.
Weil unter Kurs sollten auch Amateurbands sich nicht verkaufen.
da geht es vielen ums spielen “hab ja eh n job für mein einkommen”.
Meine Erfahrung mit ner guten Liveband:

Um so mehr eigene Songs, um so weniger Probleme hat der Veranstalter mit Gemagebühren.
Die fallen da ebenso an, nur daß die band einen teil davon wieder bekommt.
Wir hatten da ab und an einfach n paar songs mehr mit drauf genommen.

Mit Amateur- und Semiprofessionellen Bands lässt sich aktuell für einen 90 min.Konzertabend durchaus 300 bis 500 Euro aushandeln.
was ja recht wenig ist, nehmen wir mal eine 5 köpfige band.
an-/abfahrt (auch die zeit), da bleibt kaum für saiten was über.
 
Wir sind in der Hinsicht offensichtlich ganz verschiedener Ansicht.
Augenscheinlich ja. Was allerdings auch am persönlichen Erfahrungsschatz liegen mag. Ich bin derzeit (ehrenamtlicher) Präsident eines Basketballvereins, habe also einen genauen Überblick, was es bedeutet 28 Mannschaften und rund 600 Mitglieder "zu unterhalten". Ohne einen entsprechende Jahresbeitrag könnten wir die eigne Halle nicht finanzieren. Natürlich sind wir auf auf Sponsoren angewiesen.
Ach ja, ohne Ehrenamtler geht gar nichts. Warum die Menschen ihr Freizeit opfern und dafür noch bezahlen? Gute Frage, machen in unserer Gesellschaft meiner Meinung nach noch viel zu wenige.
Und das ist doch nicht geil oder findest du das erstrebenswert, dass es auch für Bands so wäre?
@Loki wollte nach meinem Verständnis lediglich den Unterschied zwischen Amateur und Profi verdeutlichen. In dem Zusammenhang: Ich war selbst Semi-Professioneller Sportler und eben ambitionierter Bassist. Und der Unterschied ist in der Tat nicht groß. Für beides musst du viel Liebe, Zeit, Blut, Schweiß und eben auch Geld investieren, so du denn am Ende des Tages vor Menschen performen möchtest. Der Aufwand wird größer, je größer die "Bühnen" werden sollen. Ich bin aufgrund meiner Historie vielleicht ein wenig leidensfähiger, auf jeden Fall jedoch Realist, was wenn es darum geht, erreichbare Ziele einzuordnen.
Geil oder erstrebenswert ist das bestimmt nicht, aber Realität.
 

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