Groove-Erleuchtung

foobass

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Hallo,

ich hatte letzte Woche endlich die "Groove"-Erleuchtung (so nenne ich das zumindest). Ich hab so ungefaehr vor einem Monat (angestachelt von dem Groove-Buch von Ed Friedland) angefangen, an meinem Groove zu arbeiten, und letzte Woche hat es dann endgueltig "geklickt". Am Anfang hab ich sehr sehr langsam Grooves durchgespielt, wie es in dem Buch von Friedland steht, und dabei alles am Computer aufgenommen (mit Ableton Live, killersoftware). Da kann man unter anderen genau Drumpatterns einspielen, mehrer INstrmentspuren oder Bassspuren einspielen (und sie nachtraeglich langsamer oder schneller machen), und sich selbst aufnehmen und an der aufnahmen sehen (und nicht nur hoeren):

a) ob man die Zeiten richtig trifft,
b) wie laut die noten sind,
c) wie lang die noten sind.

Dann habe ich angefangen, zu merken, bei welchen Patterns und rythmischen Sachen ich nicht sauber gespielt habe, und die gezielt ueben (und im Laufe der Zeit merkt man immer schneller, wenn irgendwas nicht groovt oder nicht sitzt, jetzt merke ich "oh der letzte ton ist leicht zu spaet"). Dabei auch oft die Geschwindigkeit variieren weil sich das Feeling aendert.

Und dann hatte ich ein Unterricht mit meinem ehemaligen Gitarrenlehrer, wo ich rumjammen musste, und nach 3 Minuten meinte er: dein Problem ist, du denkst auf der 16tel Ebene, aber zuerst musst du auf der ganzen Noten ebene denken, dann auf der viertel eben, und erst spaeter rumsynkopieren. Zaehl einfach mal immer mit, wenn du spielst, auch wenn du alles andere verkackst. Also habe ich mit hingesetzt, und wirklich muehselig immer 1, 2, 3, 4 vor mich hingezaehlt. Und langsam hat sich das verfestigt. Dann hab ich von Wooten inspierert angefangen, 4 takte Drumloops einzustellen, und darueber ein Groove und Fills zu spielen. Irgendwann sitzt das richtig gut (also richtig richtig millisekunden genau gut). Dann laesst man den vierten takt weg (also drums nur auf den ersten 3 takten), bis es wieder so genau sitzt. Dann den 3. und den 4., dann den 2., 3. und 4. (also nur 1 takt drums dann 3 takte stille). Und dann schliesslich nur noch die 1 vom ersten takt, also bei 120 bpm ein Schlag alle 8 sekunden, bei 90 bpm ein Schlag alle 12 sekunden. Und oh wunder, jetzt krieg ich das auch millisekunden genau hin, und das ist ein irrer Spass. Und wenn dann die drums dauernd da sind ist das nur noch ein berauschendes Groove erlebnis, weil alles so geil sitzt.

Alternativ kann man auch ein Takt mit drums spielen, und dann in der stille irgendein chaos auf dem Bass veranstalten, voll daneben greifen, sich eine Kippe anzuenden, aber dann genau wieder auf der 1 einsetzen. Ist lustigerweise einfacher als es klingt.

Das mit dem Zaehlen setze ich jetzt dauernd ein, beim Hoeren von stuecken, beim Improvisieren, und ich muss noch viel dranarbeiten, aber langsam ist das so das ich beim Hoeren von Jazz z.b. ohne gross zu ueberlegen weiss "jetzt 7. takt 3. zaehlzeit", und das ist auch supergeil weil ich ploetzlich viel mehr mitkriege.

Klingt wohl alles ziemlich daemlich, aber fuer mich war das alles eine super fundamentale Sache, die ich nicht gepeilt hatte, und jetzt weiss ich ploetzlich das mir viele unerreichbare Sachen vorher ploetzlich in greifweite liegen, weil ich nur noch "stupide" ueben muss. sehr sehr cool :-)
 
ja dann erstma *daumenhoch* [;-)]

aber mir dafür extra nen programm besdorgen?! da zähl ich lieber auf meinungen anderer musiker zu meinem "groove"[;-)][:-)]

gruß[:-)]
 
Ne was ich meine, obs groovt oder nicht hoere ich selbst, das Problem ist eher "was, wenn es nicht groovt?". Und dann kann ich checken, worans liegt, wenn ich das nicht von selbst peile. War schon oefters sehr hilfreich, weil ich z.b. nicht gecheckt habe das die letzte 16tel in einer 16tel reihe leicht zu frueh kam. Wenn man die nach hinten schiebt, groovt das wie hoelle :-)
 
Ein sehr schöner Beitrag - lieber foobass.

Die Selbst-Aufnahme, das Mitzählen, das Spielen mit spärlichen Schlagunterstützungen .. das sind alles sehr effektive Übungen.

Ich würde gerne noch etwas hinzufügen. Ich konnte mein Timing entscheidend verbessern durch "Langsam-Spielen". Bspw. Viertel, Achtel, sechzehntel, jede Art von Triole, puntierte Notenwerte, Offbeats, vorgezogene 1, laid back, up front bei 40 BPM (und zwar nur Metronom, keine Drumpatterns). Besonders anspruchsvoll ist es bei 40 BPM mit Swingfeel zu spielen. Bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten ist es extrem schwierig, den Groove aufrechtzuerhalten bzw. zu entwickeln.. .
Denn - wenn es bei 40 BPM groovt, dann scheppert es richtig bei 80 oder 120 BPM.

Auch hilft es mir sehr, wenn ich meine gewöhnlichen Licks (ob nun bekannte Songs, oder eigenen Material) auch bei 40 BPM spiele - da geht mir richtig ein Licht auf, welche Unregelmäßigkeiten bei mir noch herschen. Diese Unregelmäßigkeiten fallen bei 80 oder 120 BPM gar nicht so auf.



Basshole
 
Ja basshole, das mit 40 bpm mach ich auch sehr oft, wenn es hakt oder wenn ich eine neue Spieltechnik lerne (ich mache gerade slappen volle kanone, hab jetzt halbwegs diese triplets mit linker hand schlagen drauf, jetzt mach ich diese aufgerissenen rechte hands triplets (mit anreissen von daumen, zeige- und mittelfinger)). Und es ist schon super, wie man 90 bpm mist -> 40 bpm und dann direkt auf 90 bpm wieder hoch und man fragt sich "wo war das problem?".

Ein weiterer Trick ist sich wirklich bewusst zu machen, wo jede Note landet, bzw. welche Noten auf die Beats fallen (kommt durch das mitzaehlen automatisch). Denn die zu erwischen ist was den groove richtig ausmacht, und die anderen Noten dazwischen kommen dann meistens automatisch. In bestimmten Faellen muss ich dasselbe auch fuer die Offbeats machen (also wirklich denken und fuehlen, wie der Offbeat dann landet, wenn mein Fuss oben ist). Und noch was was ich gemerkt habe, gerade wenns ans rumgefille geht, mein Fokus auf meinen Fuss zu legen (also auf den Puls). Dann mach ich vielleicht mehr Fehler beim Spielen, werd dadurch aber nicht schneller (wenn ich an die Noten denke) bzw. langsamer (wenn ich an die Technik denke)

Eine Frage zum Zaehlen, ich hab super Schwierigkeiten bei Synkopen 1, 2, 3, 4 zu zaehlen und zaehle dann entsprechend eher

Code:
Takt     :  1 . . . 2 . . . 3 . . . 4 . . .
Bass     :  X   X X     X X   X X X     X
Zaehlen:    1   & e 2   & e 3 e & e 4   &

Also ich zaehle sozusagen 1, 2, 3, 4 plus die Noten die ich am Bassspiele, weil sonst verhaspel ich. Ist das ok so oder sollte ich mir muehe machen ganz regelmaessig 1, 2, 3, 4 zu zaehlen (weil man dadurch eigentlich eher den Puls fuehlt).
Code:
 
Zuletzt bearbeitet:
drunkenjelzin: doch das sehe ich genauso. nur habe ich erst jetzt ueberhaupt angefangen zu peilen, wie das mit dem sauberen spielen funktionnieren soll. Und ich glaube auch nicht, das man das hinkriegt, in dem man erstmal nur versucht saubere vierteln zu spielen oder so :-)
 
Ich glaube ich bin auch ein unbarmherziger kopf-mensch, ich muss erstmal alles zerlegen und verstehen und dann das angehen. Die Bauchkomponente ist in dem Sinne nicht wirklich entwickelt, glaube ich.

Ah sonst, joerg ich hab den beitrag zur kunst des groovens gelesen, und da muss ich als eingefleischter Elektronikfreak doch anmerken, dass elektronische Basslines und drumcomputer beats ungemein grooven koennen, gerade weil sie so praezise sind. Das mag im langsamen bereich nicht unbedingt stimmen (da muss man dann lange an den klaengen und der programmierung rumfeilen), aber sobald es schnell wird (16tel grooves > 130 bpm) ist die hauptkomponente die praezision. Eine meiner lieblingsuebungen im Moment sind elektrobasslines raushoeren und soweit es geht versuchen nachzuspielen (natuerlich viel langsamer). Gute Beispiele sind Derrick May, oder Acidwolf (bzw. generell die ganze Detroit schiene die zuviel Motown gehoert hat). Oder z.b. ein Lied was das zeigt (eine sture bassline mit ein paar synkopen):


Ich glaub das gefaellt nicht jedem aber ich finde das groovt dicke :-)
 

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