Melodyne (Stimmkorrektur) LOL

Zitat:Original erstellt von: alice303


ich vermarkte demnächst holzhacken als wochenend-selbstfindungskurs an manager.

Du hast heute meinen Tag extremst aufgewertet [:D]
Noch eine kleine Anekdote zu dem Studio: Als ich da das erste mal aufgekreuzt bin (gerade erst zur Tür rein), meinte der Chef sofort zu seinen Jungs - "Oh Gott, ein Musiker! Viel Spaß beim Nachbearbeiten." [ooo]

 
Zitat:Original erstellt von: alice303

künstliche musik, künstliches essen, künstliche körper, künstlicher sex, künstliches wetter, künstlicher sport, künstliche emotionen, künstliches leben...

die künstliche musik kauen wir hier gerade durch. am ende kommen wir mit unserem preci ins studio und der fritze da winkt ab "das machen wir lieber mit synthesizer, das wird genauer..."
beim essen hab ich mir neulich berichten lassen, welche auswüchse das in den us of a schon hat, da ist buchstäblich jedes einzelne lebensmittel verarbeitet. milch? nur in fünf bunten geschmacksrichtungen. mehl? gibts nicht, aber welcher fertigteig mit geschmacksverstärker soll es sein? gemüse? da hinten, im kühlregal auf der pizza oder pürriert zwischen den lasagneplatten. saft? welchen wollen sie? cola oder doc peppers? ach, echter saft? klar, ananas mit vitamin b12 komplex, oder kunstkirsche mit wellnesspansche...
botox und silikon in jeder oma. der kracher: wadenimplantate für bodybuilder. weil die wade der einzige muskel im körper ist, den man nicht effektiv trainieren kann und aufgepumpte sprechmuskeln eh schon aussehen wie die parodie einer karotte. die jugend pimpt sich gleich mit den ethnologischen erungenschaften jedes dem westen bekannten naturvolkes. ich bin gespannt, wann ich den ersten teeny mit tellerlippe sehe. im großstadtjungel kann man sich ja sowieso schon nicht mehr bewegen, wenn man seinen körper nicht mit hightech-mount-everest-tauglichem-goretex-weltraum-outdoor-scheiß umhüllt und das gehen an sich mit 25 verschiedenen sorten gummi und plaste zu einem außersinnlichen erlebniss macht, von dem die füße als hauptakteure gar nichts mehr mitbekommen. falls man nicht sowieso mit dem zeckway oder dem klappbaren elektrorad unterwegs ist. bis der orthopäde an einem menschen fünf verschiedene füße findet, jedem teeny drei verschiedene spangen verordnen kann und wir mit unseren zivilisationskrankheiten zu einer lebenden ausgabe des psyrembel verkümmern.
die japsen machen uns beim künstlichen sex schon lange vor, wie es geht. kuschelroboter, penetrationsroboter... nenn eine körperöffnung und es gibt weltraumtaugliches high-tech mit prickelperlen und fünf vorwählbaren programmen dafür.
bei der letzten doping-messe hat china ja schon vorgemacht, wie das mit dem künstlichen wetter geht.
wenn man schon nicht bei fussball, formel 1 oder sonstigem müll feist vor der heimischen riesenglotze sitzt, wird die wii angeschlossen und sich eingeredet, daß eine runde virtuelles golfen einen jetzt aber mal so was von fit gemacht hat. aber kleine kinder können nicht mal mehr rückwärts laufen und sind nicht in der lage, in der grundschule ohne gefahr für sich und die umwelt fahrrad zu fahren.
jede verschissene pseudo-reality-soap quillt über vor künstlichen emotionen. eine 3/4 stunde sendezeit, davon 15 minuten werbung (wir wollen mal nicht den plastefaktor von der scheiße analysieren), bleibt eine halbe stunde, in der menschen sterben, heulen, sich verlieben, sich betrügen, bescheißen und kurz gesagt mehr erleben als ein durchnittsmensch in einem jahr. am ende wird das silikontittenmonster urwaldkönigin und die telefongespräche weiblicher teenager in der bahn sind komplette drehbücher für reality-soaps.
das künstliche leben findet auch schon statt. die einen bekommen auf der netzwerksession mit wow gar nicht mehr mit, wenn ihr nachbar im realen computerraum ganz real stirbt. menschen reden nicht mehr miteinander, sie chatten oder twittern. es gibt angeblich schon ein fachwort für unfälle, die durch menschen verursacht werden, die nur auf ihr smartphone schauen, ich selbst renn täglich am bahnhof mindestens fünf von diesen fritzen um. ein bekannter von mir schafft es, ein ganzes wochenende dem schauen einer serie zu opfern, der saugt sich dann 48 stunden am stück die scheiße staffelweise rein. you name it, he's seen it.

am ende leben wir freiwillig in der matrix.

verdammt, ich will echtes leder, reine baumwolle, ein durchwachsenes steak und naturtrüben apfelwein mit speierling. alten gouda ohne beta-carotin. schokolade ohne emüllgator.

ich vermarkte demnächst holzhacken als wochenend-selbstfindungskurs an manager.

Lass dir den Text schützen und auf Poster drucken! Er hätte es verdient.
 
Zitat:Original erstellt von: HenrySalayne

Da musste ich sofort an die Star Wars Trilogy von Family Guy denken:

genau da hab ichs auch her. und genau so hört sich die hälfte aller grunge-platten an.

Zitat:Original erstellt von: Masl

Lass dir den Text schützen und auf Poster drucken! Er hätte es verdient.

danke. was wieder mal beweist, daß ich mit schaum vor dem mund erst so richtig warm werde. wenn der ganze kram doch nur satire wäre...
aber es ist die gottverdammte realität, die mir da täglich einen riesigen stinkenden haufen ins gesicht scheißt.
wann immer ich irgendwas will, bekomme ich zu spüren, daß ich zu den ein prozent gehöre. die standart-antwort jedes zweiten verkäufers mir gegenüber ist: gibts nicht, so was will doch heute kein mensch mehr. doch. ich will es. und ich kenne jede menge leute, die es auch wollen.
kompletter realitätsverlust der werbeindustrie, der trendsetter, der firmenbosse... klar ist analogkäse wirtschaftlich geil. ich will ihn aber nicht. klar ist es geil, ein 16-jähriges bohlen-würstchen in einer stunde durchs studio, dann einen monat durch die charts und ein jahr durch die möbelmarkteröffnungen der republik zu prügeln. die industrie wird dummerweise nicht satt davon, daß jemand sich eine led zep platte kauft und die drei jahre jeden zweiten tag hört und sich nen ast freut. die industrie wird satt davon, daß jeder depp seinen dreck mit melusine schön glatt gebügelt über ih-tunes verhökert.
bei nahrungsmitteln ist erwiesen, daß eine bestimmte zeit mit künstlichen aromen und geschmacksverstärkern ausreicht, um die geschmacksnerven für immer zu versauen. selbst paul bocuse würde am experiment scheitern, einem durchschnittsami mit seinen meisterlichsten creationen einen einzigen michelinstern abzuringen. es freut sich basf, merck, dr. oettger... am ende wahrscheinlich eh alles ein großes multinationales scheiß-industrie-konglomerat.
und mit musik wird es das gleiche sein. die fette bassdrum, sample nummer drei in jedem discounter-keyboard, eine althergebrachte funk-bassline aus der looper-konserve, dazu glattgebügelter gesang. mords komprimiert und maßgeschneidert für fettes wummern im opel astra, fertig ist das massenprodukt. und da der künstler kaum noch geld kostet, die techniker eh billig sind und es kaum studiozeit zu bezahlen gibt, wird alles zu schöner dutzendware zusammengedengelt. club-kompatibilität nennt sich das dann. f***. in den 90ern wollte techno individualität und innovation. wer da einen track gebracht hat, der sich angehört hat wie ein anderer, war kommerz, war out. heute gibt es software, die einen song auf charttauglichkeit analysiert. led zeppelins viertes album würde heute keine einzige plattenfirma anfassen.

im übrigen: habt ihr euch alle brav mit wachs versorgt? paris hilton will dieses jahr ein neues album rausbringen...

tja, und der grammy wird von einer privatrechtlichen stiftung der musikindustrie, der national academy of recording arts and sciences, verliehen... der präsident war früher bei einem sublabel von sony, das sein geld mit hiphop, britney spears, backstreet boys und n sync verdiente... daraus und aus dem umstand, daß melusine einen grammy gewinnt, läßt sich doch sicher eine grandiose verschwörungstheorie basteln.
 
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Zitat:Original erstellt von: alice303

es gibt so grandiose analogmomente: einmal hört man bei led zeppelin das quietschen des fußpedals der drums. ist das unperfekt? auf jeden fall. wäre die aufnahme ohne dieses quietschen besser? nein. niemals. ich warte bei dem entsprechenden song immer auf dieses quietschen und grinse mir einen ab, wenn es kommt. quietschende pedale, greifgeräusche, scheppernde bünde und son house an gesang und mies eingestellter resonatorgitte mit messingslide können einen großartigen song nicht kaputtmachen, aber sie können ihm charm verleihen.

Yay, ich hör mir zZ. Pink Floyd Songs raus und mir ist gerade bei Echoes aufgefallen, dass man kurz vor Beginn der Strophe hört, wie Gilmour Luft hohlt [|)].
 
anfang der 80ger mußte ich mich ganz schön strecken, bis ich das geld für einen yamahacombo und einen jb-nachbau von ceymar zusammen hatte. wir mussten proben, proben, proben bis endlich mal ein song als solcher zu erkennen war, im 8-spur-demostudio wurde alles in einem rutsch eigespielt und wenn wir live mal eine pa und einen mischer hatten, dann haben wir ihm als erstes gesagt, wohin er sein neues multieffektgerät stecken kann.

heute haben wir die "demokratisierung der produktionsmittel"...fluchundsegen? ne, macht alles wieder richtig teuer, damit nur leute am ball bleiben, die es wirklich wollen, damit kunst wieder was mit können zu tun hat, das musik wieder was wert ist, das wieder songs geschrieben und aufgenommen werden und nicht "tracks produziert" werden.

okay, das mit der schwungvollen, treffsicheren polemik kann alice besser, aber ein einfaches 1+ wollte mir da nicht reichen.

musik darf nichts mehr kosten, also darf die erschaffung auch nichts mehr kosten. könner kosten aber normalerweise was, also gibt es haufenweise kleiner helferlein, die alles dilletantische quantisieren und grade rücken.

quitschendes fußpedal gibs auch auf der dogs with two heads von status quo.

ach und noch was: "Was kann ein Werkzeug dafür, wie es benutzt wird?" so argumentieren auch waffenhersteller...

ganz so schlimm ist es dann doch nicht. bei cher fand ich es ja wenigstens gut, das es als effekt zu erkennen war und auch so gemeint war. die kleinen "unauffälligen" korrekturen find ich viel abartiger, auch weil die hörer sich daran gewöhnen und dann eine hochgepitchte stimme gar nicht mehr als solche wahrnehmen...
 
Ich wollte mich eigentlich aus eurer Polemik raushalten. Aber nachdem du mich schon zitierst...

Zitat:Original erstellt von: lordbasstard


ach und noch was: "Was kann ein Werkzeug dafür, wie es benutzt wird?" so argumentieren auch waffenhersteller...

Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll.

Back to topic:
Bleiben wir mal im Audiobereich. Ein Kompressor (in all seinen Inkarnationen) hat die Aufgabe, etwas zu korrigieren. Per Schnitt (ob digital oder am Band) wird schon seit Ewigkeiten korrigiert. Von Overdubs ganz zu schweigen. Es wird künstlich Raum erzeugt, mit Equalizern kann man alles komplett verbiegen. Für mich ist Melodyne und Timingkorrektur nur ein logischer Schritt in der Entwicklung der Studiotechnik.

All diese Dinge beeinflussen, wie Musik produziert (!) wird. Selbst wenn man in Zeiten zurück geht, die vor der Tonaufnahme liegen, waren technische Entwicklungen (Instrumente) oftmals ausschlaggebend für bestimmte Formen musikalischer Entwicklung. Oder denkt an die Einführung der gleichstufigen Stimmung.

Ich will nicht sagen, dass jede Entwicklung optimal verlaufen ist. Aber was wäre optimal? Wer bestimmt das?

Ich gönne euch den Spaß an der Polemik. Aber ihr regt euch über die Künstlichkeit von Musik auf? Ehrlich? Na gut. Eure Sache.
 
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In den Fünfzigerjahren baute ein gewisser Leo Fender eine Pitchkorrektur namens "Bund" in einen Bass ein, den er deshalb "Precision" nannte. Nach allem, was ich oben gelesen habe, sollte sich ein Bassist, der ohne dieses Hilfsmittel nicht richtig intonieren kann, nicht Musiker schimpfen dürfen.

 
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Letzlich lässt sich das auf die Geschmacksfrage reduzieren rab. Wobei ich für mich noch einen Schritt weitergehe und denke, dass man Produktionen mithilfe dieses Tools erheblich kostengünstiger realisieren kann. Gute Sänger od. Sängerinnen wollen bezahlt gefüttert und umsorgt werden.. es ging ja hier um "Stimmkorrektur" beim Gesang. Dass das Ding auch für jegliche andere Sounds und Instrumente verwendet werden kann is' schon klar.. aber da fällt es mir nicht so negativ auf.
 

Die Genialität der Led Zeppelin Alben liegt mMn weder in der Verwendung analoger Bandmaschinen, noch im Quietschen des Bassdrumpedals. Glaubt ihr wirklich, dass ihre Musik schlechter wäre, wenn sie mit moderner Studiotechnik produziert worden wäre?
Dass heutzutage das Radioprogramm für mich ein einziges Ärgernis darstellt, liegt vor allem mal am Mangel an guten Songs; das hat aber mit Melodyne nichts zu tun.
 
Zitat:Original erstellt von: rabarvek


Die Genialität der Led Zeppelin Alben liegt mMn weder in der Verwendung analoger Bandmaschinen, noch im Quietschen des Bassdrumpedals. Glaubt ihr wirklich, dass ihre Musik schlechter wäre, wenn sie mit moderner Studiotechnik produziert worden wäre?

Die "was wäre wenn" Frage ist rein theoretischer Natur und wird den Leuten, die den Melodyne-Effekt beim Gesang nicht mögen nicht gerecht. Akzeptiere das doch einfach [;-)]

Für mich ist bspw. die Genialität einiger Zeppelin Alben unstrittig.

Interessante Rhetorik.. Du kommts mit Led Zeppelin und haust damit auf die Melodyne-Gesangs-Kritiker.. muss man erstmal drauf kommen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Zitat:Original erstellt von: artbass

Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll.

in diesem fall: weinen.

Zitat:Original erstellt von: artbass

Bleiben wir mal im Audiobereich. Ein Kompressor (in all seinen Inkarnationen) hat die Aufgabe, etwas zu korrigieren. Per Schnitt (ob digital oder am Band) wird schon seit Ewigkeiten korrigiert. Von Overdubs ganz zu schweigen. Es wird künstlich Raum erzeugt, mit Equalizern kann man alles komplett verbiegen. Für mich ist Melodyne und Timingkorrektur nur ein logischer Schritt in der Entwicklung der Studiotechnik.

schauen wir uns mal an, wie das in zeiten war, als nach meinem gefühl noch alles in ordnung war. bei motown stand ein unglaublicher röhrenkompressor für die stimmen herum, mit einer gigantischen anzahl an röhren, genau fällt es mir nicht mehr ein, aber es waren mehr als in einem ampeg svt. irgendwie hört sich das ergebniss aber überzeugender an als der digitalquark von gestern und auch wie vieles von heute.

beim thema hall kannst du mal die eigentlich in jedem geordneten haushalt auffindbare bvsc cd mit einem beliebigen pop-scheiß vergleichen. einen raum kannst du digital erzeugen, er ist aber nicht überzeugend. zumindest nicht so verdammt überzeugend. das ist kein subtiler unterschied, daß ist ein hammer.

und dann noch das overduben und sampeln und so. früher wurde mit jeder spur das magnetband breiter bis zu 16 spuren. da waren wir bei 2 zoll. dann fing es an, daß jemand 24 spuren auf den gleichen raum gepresst hat. ich oute mich jetzt als einer jener nörgler, die das nicht gut finden. es gibt viele, die den klang der 16-spur-bänder schätzen als viel voller und dynamischer...
und das overduben und sampeln und so war eine verdammte kunst. wenn man mit vier spuren auskommen mußte, war jedes overdub eine heikle angelegenheit, bei der man sich erst mal überlegt hat, ob man das braucht. zudem macht die primitivität des vorgangs für mich hendrix 1983 nur zu einem noch größeren kunstwerk.

es ist logisch, digital zu werden, arbeitsschritte zu vereinfachen. aber ich muß es nicht unbedingt mögen. ich bin jung und oldschool. ok. aber wenn es um etwas emotionales wie musik geht, will ich selber persönlich einer charmanten aber wiedrigen technik abtrotzen, was ich aussagen will. zumindest ist das mein anspruch, weil ich das gefühl habe, daß es der musik gut tat, wenn es gemacht wurde.

Zitat:Original erstellt von: artbass

All diese Dinge beeinflussen, wie Musik produziert (!) wird. Selbst wenn man in Zeiten zurück geht, die vor der Tonaufnahme liegen, waren technische Entwicklungen (Instrumente) oftmals ausschlaggebend für bestimmte Formen musikalischer Entwicklung. Oder denkt an die Einführung der gleichstufigen Stimmung.

Ich will nicht sagen, dass jede Entwicklung optimal verlaufen ist. Aber was wäre optimal? Wer bestimmt das?

Ich gönne euch den Spaß an der Polemik. Aber ihr regt euch über die Künstlichkeit von Musik auf? Ehrlich? Na gut. Eure Sache.

das "golden age of rock and roll". die 50er und 60er jahre. elvis, chuck berry, bo diddley, the doors, jefferson airplane, james brown, die frühen pink floyd und led zeppelin, hendrix, die stones, beatles... motown, stax... das sind nur vereinzelte spitzen der eisberge. damals wurde rockgeschichte geschrieben. und das mit vorsintflutlicher dampftechnik. heute leben wir im weltraumzeitalter, von dem all diese leute träumten und bekommen nur noch mittelmäßige scheiße hin.

dutzende und tausende labels und record-companies wollen am globalen markt absahnen trotz downloads. jedes jahr suchen zig castingformate nach der stimme des jahres. ist bei dsds außer bohlen überhaupt schon einer volljährig?
die technik hat dafür gesorgt, daß man jeden dreck mal eben so schnell aufnehmen kann und irgendwo, und sei es als klingelton, verscherbeln kann. fast food, fast audio. der dreck wird uns mittlerweile in jede körperöffnung gepresst. komplett künstliche lebensmittel, e-zigaretten mit unbekanntem inhalt, plastikmöpse, gerendertes 3d-kino und am ende noch dieters neuste entdeckung aus den hochhaussiedlungen von köln-porz oder sonstigen assovierteln. kann kaum einen deutschen satz, singt aber wie celine dione auf hustenlöser.
ohne i-phone und i-pad kann man doch heute keine musik machen, oder? im letzten jahr sind mir in der gitte und warwick mindestens zwei dinge ins auge gefallen, die mit diesem apple-quark arbeiten. einfach seinen passiven viersaiter in den röhrenamp stecken und musik machen iss nicht, gell. muß alles analog zu digital gewandelt werden, gesampelt, gemoddelt und digital zu analog gewandelt werden. is ja immer noch viel geiler als der alleinunterhalter mit buffta-rhythmus, billigem keyboard und hingeknödeltem gesang bei der betriebsfeier letztes jahr.
ich schalte das radio an und werde nicht befriedigt. von fernsehen bekomme ich ausschlag und juckende exzeme. ich lege eine vorsintflutliche schallplatte auf und bekomme großes geboten. richtig großes. das ist nicht nur einfach ignoranz oder ewig-gestrigkeit, senilität, "mir gefällt nicht, waf diefe jugendlichen da drüben machen..." ich suche einfach nach emotionen und kunstfertigkeiten, die mir die welt heute nicht bieten kann. hendrix hat mit seiner gitarre gesprochen, heute sind wir schon viel weiter. die ganzen schreddergötter brauchen für ein stupides skalenarpeggio nur eine halbe sekunde. aus dieser armseligen zutat wird nicht nur ein solo zusammengeknöppert, das ist nicht nur ein song, das ist ein album. das schaffen einer ganzen band, eine musikrichtung, gefüllte stadien, japsen, die einen steifen bekommen, wenn sie auf youtube "flight of the bumblebee" in 2,3 sekunden runterrubbeln. f***ing bullshit.

am ende bin ich froh, wenn ich ein paar perlen irgendwo am strand finde. jack white, sharon jones, black keys, dan bern, seasick steve. es leibt wenig übrig heutzutage, was noch echte handwerkliche und emotionale qualität hat. läuft das zeug im radio?

Zitat:Original erstellt von: artbass

Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll.

ich finde wirklich, man sollte auch mal weinen. ehrlich. das tut gut. es ist der ausdruck von emotion. pur, unverfälscht. die meisten menschen können ein lachen fälschen, aber kein weinen. die meisten haben weinen komplett verlernt. und wenn man in diesem moment einen song schreibt oder bass spielt, ist man keiner mehr von diesen arschlöchern da draußen, die uns die gehörgänge mit dutzendware vergiften. dann ist man nicht mehr im gleichen sport, nicht mehr im gleichen stadion, man tritt nicht mal gegen einen ähnlichen ball. dann ist man da draußen alleine mit göttern und giganten.
ich wollte nie woanders sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll."

vor allen dingen mögest du mir diesen total übertriebenen vergleich nicht krumm nehmen und auch nicht persönlich. auch wenn ich deine meinung vielleicht nicht teile, so sollte ich nicht soooo sehr auf die kacke hauen!

zurück zum thema: es geht ja nicht wirklich darum, ob irgendein typ irgendeinen preis für irgendeine software bekommen hat. für mich geht es darum, was musik wert ist (ich meine jetzt nicht nur monetär). musik ist für viele nur noch kulisse, vermeidung von stille, weißes rauschen (und bei vielen "tracks" bleibt dieser eindruck). sie muss immer und überall verfügbar sein und wird dadurch beliebig.

das hat auch zur folge, das sie billig "produziert" werden muss...und massenhaft. ganz wichtig ist dabei auch der kleinste gemeinsame nenner, simple akkorde, eine gefällige melodie, simples arrangement. nichts darf irritieren! und alles schön gleichlaut ohne dynamik.

ich würde mir wünschen, das die leute wieder bewußt musik hören würden, das sie ihren bescheuerten ipod zuhause lassen, das auf der arbeit das radio auf einen sender gestellt wird, der nur wortbeiträge sendet (gibt es das überhaupt noch?). beim einkaufen den chefs im laden mal sagen, das sie diese beknackte "hintergrundmusik" ausmachen sollen! und dann sollen die leute nach hause gehen, sich vernünftige musik aussuchen, kopfhörer aufsetzen und BEWUSST hinhören.

dann würde sich schlechte musik irgendwann von selbst erledigen, weil die leute merken würden, was für eine grütze sie da hören und nach guter musik suchen!

dann wär es mir auch egal, mit welchen mitteln die musik eingespielt gemixt und gemastert wurde.

wird natürlich alles nicht passieren...aber träumen wird man ja wohl noch mal dürfen...?
 
Zitat:Original erstellt von alice303

und was ist "genial produziert"?
Wir haben mal in einem Seminar einen DSDS-Gewinner-Song (fragt mich nicht, ich kann die auch nicht auseinander halten - soviel Snobismus erlaube ich mir) analysiert. Da waren hervorragende Sounds ausgewählt, die absolut sauber bearbeitet waren. Das Arrangement war auch nicht schlecht (nichts ausgefallenes, aber funktional). Es gab eine Gitarrenspur, die von einem hervorragenden Gitarristen sauber und mit gutem Sound virtuos eingespielt war. Der Gesang war sauber und nicht emotionsbefreit. Nachbearbeitet vielleicht, aber auch das so gemacht, dass keine störenden Artefakte aufgetreten sind. Handwerklich ist diesem Song nichts vorzuwerfen. Kann man einem Popsong vorwerfen, dass er massenkompatibel ist? Wohl kaum. Diese Songs werden produziert um verkauft zu werden. Das ist auch nicht neu. Wem das Stichwort [url="http://de.wikipedia.org/wiki/Tin_Pan_Alley"]Tin Pan Alley[/url] etwas sagt, der wird mir da Recht geben müssen.

Man muss in meinen Augen zwei Sachen auseinander halten: Die Qualität von Kompositionen und die Produktionsbedingungen. Erstere ist eine Frage des Geschmacks (und des Zeitgeistes), die zweite ist auch Zeitabhängig, aber eher auf einer rein technischen Ebene (welche technischen Möglichkeiten gibt es).
 
Zitat:Original erstellt von: artbass
Wem das Stichwort [url="http://de.wikipedia.org/wiki/Tin_Pan_Alley"]Tin Pan Alley[/url] etwas sagt, der wird mir da Recht geben müssen.

SRV hat da 'nen klasse Blues über die Gegend gemacht.

Ansonsten wird eben Massenware für entsprechende Radiostationen mit enstprechenden Hörern mit entsprechenden Hirnen produziert... als Auffüller zwischen den Werbeblöcken.
 



"sehr schön!
und was ist schlechte musik? und wieso stört es dich wenn leute sie hören?
(ich steh auch nicht auf radiomusik, aber viele sachen sind nicht schlecht sondern genial produziert!)"

was gute musik ist, diese frage sollte jeder für sich selber entscheiden. mich stört auch nicht wenn die leute sie hören. das ist ja das problem. sie hören nicht hin! sie lassen sich berieseln, es läuft nebenher.

aber was bitteschön ist genial produziert? wenn ich kacke in goldfolie wickel wird noch lange kein roche draus
 
@artbass: natürlich wird musik produziert um verkauft zu werden. das ist ja auch völlig legitim, wer träumt nicht davon, einen riesenhit zu landen? ich hab mich früher schon immer darüber aufgeregt, wenn irgendeiner band "ausverkauf" vorgeworfen wurde, nur weil sie nicht mehr in autonomen jugendzentren spielt, sondern stattdessen in der großen freiheit. die frage ist, wie weit man geht: analysier ich david guetta und noch irgend ein song zum autoscootern um dann den ultimativen dancefloorfiller zu basteln, oder geb ich mir die mühe und versuch was eigenes zu machen, vielleicht sogar was kreatives? wie unerhört...
 

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