Warum sagen Musiker eigentlich nie die Wahrheit?

Wir haben mal einen Keyboarder gesucht.
Da hat sich dann einer gemeldet, Termin gemacht, der kam hereinspaziert und hat uns in den ersten 10 Minuten gleich erklärt, was wir ab nun zu spielen haben :-/
Da habe ich mir die Bemerkung erlaubt, dass wir schon ein 3 Stunden Programm am Start haben und das weitestgehend beibehalten wollen, so wie ich es ihm am Telefon auch schon erklärt hatte.
Dann fing der wieder an zu erzählen, dass das alles Mumpitz ist und wir doch andere Dinge spielen können.:O!
Da hab ich (noch freundlich) gesagt: "Es könnte sein, dass du hier in der falschen Truppe bist."
Der hat mich nur angeglotzt und fing wieder an aufzuzählen, was wir alles spielen müssen.:-O
Da hat es mir dann gereicht und hab ihm gesagt: "Hast du mir eben mal zugehört??? Du bist definitiv hier in der falschen Band!!! Guck mal, dort ist die Tür! Soll ich dir tragen helfen? Tschüss!!" :(!
Der war dann ganz schnell verschwunden... ;-) im Laufschritt....
Das war das kürzeste Vorstellungsgespräch, das ich jemals geführt habe. Aber es war ehrlich.

Wie soll so was gut gehen? Da hätten wir doch nur Zeit verschwendet und uns spätestens nach ein paar Monaten getrennt.
Wenn man irgendwo neu hinzu kommt, dann macht man doch erst mal "flache Bälle", oder?
 
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Dann fing der wieder an zu erzählen, dass das alles Mumpitz ist und wir doch andere Dinge spielen können.:O!
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Hmja - es gibt schon auch Deppen.

Manchmal ist es allerdings auch ganz heilsam, wenn ein Außenstehender einfach mal seine unverblümte Meinung sagt. Man selbst hat sich als Band ja schon lange an die eigene Musik und den eigenen Sound gewöhnt und geht aus vielerlei Gründen unkritisch und nachsichtig damit um.

Ich entsinne mich z.B. an eine Situation, als wir als Blues-Band mal einen wirklich guten Harp-Spieler eingeladen hatten. Der hörte sich unsere Musik an und meinte dann recht trocken: "Das geht aber auch anders!". Und dann hat er hier und dort und überhaupt Änderungen vorgeschlagen, das Programm umgeschmissen, den Johnny-Winter-isierten Gitarristen in seine Schranken verwiesen, den Drummer aufgebaut - kurz: Alles verändert. Ok, wir waren eine Schülerband, alle so um die 18-19, aber nachdem Mojo Kilian (so hieß der Harpspieler, manche aus dem Frankfurter Raum werden ihn kennen) uns umgebaut hatte, waren wir eine geile Band. Leider nur für zwei oder drei Gigs - danach kam Abi, Zivildienst oder Bundeswehr und somit Band-Ende. Aber unterm Strich war unser Kritiker eine Super-Erfahrung!
Und das war nicht das einzge mal, dass ich das erlebt habe. Ich denke, dass ideenreiche Neu-Mitglieder für die Band besser sind als Ballflachhalter, auch wenn - oder gerade weil - die komplette alte Besetzung dann ihre Komfort-Zone verlassen muss. Stichwort Horizont erweitern.

Ich höre also genau hin, wenn Leute halbwegs kompetente Ktitik an unserer Musik oder Performance anbringen. Und wenn wir Gast-Musiker in der Band haben (übrigens auch eine gute Art, sich Feedback zu holen!), dann sollen die sich bitteschön auch richtig einbringen und dürfen auch unzensiert kritisieren.
Aber leider: Musiker sagen nur selten die Wahrheit!
 
Wenn man einen Dienstleister sucht, dann muss man ihn bezahlen!
In einer Band war ich neu und meinte auch dort Potenzial zu erkennen. Aber die kamen auch nicht aus ihrer Komfortzone heraus. Immer den alten, eingespielten Soft-Cover-Rock. Lieder, die kein Mensch mehr hören kann. Die hatten auch ein paar fetzige Eigenkompositionen. Doch monatelanges Loben ihrer eigenen Lieder, konnte die nicht dazu bewegen, mehr in diese Richtung zu tun.
Dabei hatten die einen irre guten Metalschlagzeuger an Bord. Der kam mir immer wie ein Gefangener, ein Sklave, vor.
Bei meinem Abschied konnte ich dann nur den Drummer wirklich hervor heben...und die Sängerin, die ich mit brachte.
Immerhin konnte ich sie davon überzeugen, sich von ihrer jungen, unzuverlässigen, mittelmäßigen Sängerin zu trennen.

Irgendwann sprachen sie davon, ihr Ex-Basser hätte sich gemeldet und angefragt. So schnell konnten die dann gar nicht schauen, wie ich die Gelegenheit elegant genutzt habe.
 
Hmja - es gibt schon auch Deppen.

Ich denke, dass ideenreiche Neu-Mitglieder für die Band besser sind als Ballflachhalter, auch wenn - oder gerade weil - die komplette alte Besetzung dann ihre Komfort-Zone verlassen muss. Stichwort Horizont erweitern.

Prinzipiell hast du ja recht, aber man kann nicht hereinspaziert kommen und aus einer bestehenden Rockband eine Schnulzen-Tanzkapelle machen wollen. Außerdem hat der tote Vogel vorher gewusst, was wir machen.
Das "Ballflachhalten" sollte jedenfalls beim ersten Kontakt halbwegs gesittet eingehalten bleiben, niemand hat was gegen ideenreiche Neumitglieder, da hast du mich falsch verstanden.
Aber "Guten Tach, ich bin der Neue, wir machen ab jetzt das was ich will!" geht nun mal nicht.
Auf so einer Basis läuft die "Horizonterweiterung" jedenfalls nicht ab!

Ich höre also genau hin, wenn Leute halbwegs kompetente Ktitik an unserer Musik oder Performance anbringen.

Logisch, da hören wir auch genau hin.
Aber wie Konfuzius sagt: So wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus!
 
Geht ja beides zusammen: freundlich seine Wahrnehmung mitteilen und das eigene Ego im Zaum halten.

Ich hatte auch mal so 'nen Vogel da, der nach 30 Minuten Mitspielen anfing, Schulnoten zu verteilen. Der brauchte dann auch zügig frische Luft.
 
Ich meine, es liegt auch daran, dass ja jeder der Musik macht, über die Musik auch seine Persönlichkeit und Gefühle zum Ausdruck bringt. Wenn man da kritisiert wird, wirkt das oft, wie eine persönliche Beleidigung oder derjenige der kritisiert wird, fühlt sich persönlich abgelehnt. Es ist also immer eine persönliche Befindlichkeit und Sensibilität mit im Spiel. Daher ist man sicherlich mit etwas Feingefühl bei Aussagen immer gut beraten. Man kann auch auch ehrlich sein, ohne sein Gegenüber zu verletzen. Das ist natürlich mühsamer, als mit der nackten Wahrheit herauszuplatzen (die ist ja in der Regel auch subjektiv und vom persönlichen Geschmack und Können abhängig).
 

Dann lasst mich euch mal eben erklären, was ihr noch zu lernen habt, um so ein herausragender Musiker wie ich zu werden... :stolz: :o)
 
Viele Musiker sind auch einfach Mimöschen und nicht kritikfähig.
Stimmt auch. Aber ich finde, man kann auch nett die Wahrheit sagen, ohne den Anderen, der sich sicherlich bemüht hat, das Beste zu geben, niederzumachen.
Oder um es für alice zu sagen: wir glauben ja, dass du dein Bestes gegeben hast, wir stellen uns aber doch vor, dass unser zukünftiger Bassmann noch höhere Anforderungen erfüllen muss. [¦)]
 
"Ich denke, wir wollen musikalisch unterschiedliches."

"Wir proben immer samstag morgens um 06:00."

"Ja cool, aber mein Schwager will auch mitmachen, und dem kann ich unmöglich absagen."

"Wenn Du hier mitmachen willst, mußt Du mir jedem von uns ins Bett."
 
und richtig heiß wird es, wenn man das auch noch linguistisch untermauern kann.
silben abgezählt, die hälfte der gerunds gestrichen, pronunciation grade gerückt, vocabeln verbessert...
da kommt richtig freude auf, bevor man sich überhaupt dem inhalt widmet...
 
Ich weiss, in deinem Fall würde das ausufern. Da würdest du ja fast ungewollt in himmlischen Sphären schweben. In deinem Fall empfehle ich einfach: Entweder sie nehmen deine gnädige Herablassung an, oder sie sollen doch blieben wo sie schon sind: Tief unten im Bandkeller, aus dem sie nie herauskommen werden, weil die Nachbarn den schon wegen des Krachs, den die Truppe erzeugt, zugemauert haben.|)
 

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