Gigerlebnis der besonderen Art

ich weiß zwar nicht, ob das Thema zur "Kategorie Musicbusiness" passt, hatte aber keine geeignetere gefunden...Muss das mal loswerden, weils mir immer noch keine Ruhe lässt...
Wir sind eine Band mit ausschließlich eigenen Songs, zwar wenig erfolgreich aber wir stecken viel Herzblut in die Sache um das bestmögliche rauszuholen. Jedenfalls hatten wir heute ein Gigerlebnis der besonderen Art. Gig auf einem Straßenfest, Veranstalter eine alternative Kneipe, Ort war direkt vor der Kneipe auf einem überdachten Bereich, eigentliche Bühne war nicht aufgebaut. An der Seite des Bühnenbereiches waren die Eingänge für die Kneipe selber (hatte drinnen eigentlich geschlossen, nur der Sanitärbereich war zugänglich) und das Getränkelager. Dass Musikanlage, Monitoring, Sound etc. nicht vom allerfeinsten waren wussten wir, war auch o.k. für uns. Dass der Eingang zu den Toiletten und dem Getränkelager während des Gigs zugänglich bleiben sollte war uns vom Veranstalter nicht mitgeteilt worden. Als wir dann anfingen zu spielen (das ganze Set war etwa 45 Minuten) begannen die Zuschauer dann vermehrt über unsere Bühne zu laufen um auf Toilette zu gehen, ich als Basser hatte die Position direkt in der Einflugschneise (viel Platz war nicht, etwa ein knapper Meter links von Effektboard und Mikro, rechts ebenso). Nach dem zweiten Song habe ich dann ironischerweise gesagt, dass ruhig Alle bei mir über die Bühne laufen können um pissen zu gehen, die Ironie wurde aber nicht verstanden, es wurden noch mehr. Insgesamt sind während des Gigs bestimmt 50 Leute rein und raus gegangen, manche sogar mehrmals. Gegen Ende des Gigs sagte unser Sänger dann ins Publikum, dass alle Konfirmantenblasen ja jetzt auch noch 10 Minuten warten könnten, worauf sich dann ein angetrunkener Gast in der ersten Reihe sehr aufgeregt hat (wer glaubt ihr denn wer ihr überhaupt seid, ich habe hier schon 100 Bands gesehen und noch keiner hat sich beschwert, jeder dürfte hier pissen gehen und er macht das jetzt auch, wir sollten lieber im Kindergarten spielen....). Zu den Toilettengängern gesellten sich dann auch noch die Getränkeverkäufer vom Veranstalter, die alle paar Minuten ins Getränkelager gingen um Wasser und Weinkisten rauszuschleppen, wenn ich beim Spielen während dem Song "im Weg" stand wurde ich dann an der Schulter von Hinten angetippt (nach dem Motto "Kannste mal gerade Platz machen"). Ich hatte dann jedenfalls genug und habe nur noch versucht den Rest des Gigs so professionell wie möglich abzureissen, viel Spass dabei hatte ich nicht mehr.

Wenn ich mir als Zuschauer andere Bands anhöre gehört für die Zeit eines Gigs die Bühne der Band und vielleicht noch dem Roadie, sonst hat da keiner was zu suchen. Wenn ich spiele möchte ich eigentlich unsere Musik und Performance so gut wie möglich rüberbringen, kann ich aber nicht, wenn ich ständig "im Weg" stehe ! Selbst als nachfolgende Band würde ich es mir aus Respekt nie erlauben noch während dem Gig der vorherigen Band auf die Bühne zu laufen um aufzubauen oder Sachen abzustellen. Ich bin gerade ein Wenig verwirrt, wir in der Band sind alle umgängliche Leute mit denen man reden kann, besitzen keine Starallüren (...woher denn auch...) und sind auch nicht cholerisch und schnell reizbar.
Vom Veranstalter hätte man im Vorfeld vieles besser machen können (uns darauf hinweisen, dass eine Gasse freibleiben muss, Platz genug wäre gewesen, oder genügend Getränke im Vorfeld rauskramen etc.)

Wie seht ihr das ?
Ist das Alles volkommen normal und ich nur ein blöder Spießer ?
Ist euch schonmal ähnliches passiert ?
Wie sollte man mit so Situationen umgehen ?

Danke schonmal für eure Meinungen,
irocco


ich hätte mit sowas null probleme, kann man doch immer mal ein witzchen machen und das publikum einbeziehen.
lass die pisser pissen und gut is.
einfach locker bleiben, auch wenns nervt!

der aufgeregte gast hat eigentlich doch recht, oder?
bitte nicht falsch verstehen jetzt, ist kein angriff!
wer seid ihr, wer ist die beliebige garagenband, wer ist die lokal gut gebuchte coverband, die auf stadtfesten zigtausende leute zieht, wer sind wir "normalen" musiker denn?
wichtiger, wozu sind wir, die musiker da?
um die leute zu unterhalten, überwiegend nebenbei.
wir sind nicht die stars, weswegen jeder anwesende gekommen ist. einige, oder viele mögen genau zur jeweiligen band kommen, andere kommen einfach zu einem event, wo halt irgendeine band spielt, so nebenbei, zur unterhaltung...
sind wir echt soooo schrecklich wichtig, bzw. müssen wir uns so wichtig nehmen?
nur mein fliegenschiss zu dem thema, aber lass die leutz halt pissen (wenns denn schee macht ;-) )
:bier:
 
Ich hab mal so nen ganz netten Gig gehabt...
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Ich hab auch nicht so das Problem damit, ich mag eigentlich direkten Kontakt mit dem Publikum sehr gerne. Unser Sänger hat am liebsten ein richtig langes Mikkabel, mit dem er dann durch das Publikum läuft und so alle dazu bringt, zu verhindern, dass ihm erstens sein Kabel ausgeht und zweitens jemand stolpert. Gibt ne gute Stimmung :D
 
wir sind nicht die stars, weswegen jeder anwesende gekommen ist. einige, oder viele mögen genau zur jeweiligen band kommen, andere kommen einfach zu einem event, wo halt irgendeine band spielt, so nebenbei, zur unterhaltung...
Wahre, wenn auch betrübliche Worte. Wer hätte das nicht gerne, dass alle Anwesenden genau wegen der eigenen Band gekommen sind? Ist aber meistens nicht so. Wenn man das will und nicht gerade einen sehr bekannten Namen hat, muss man damit leben. Wer das nicht will, sollte vielleicht Kunst machen - sowas wie Jazz oder Klassik spielen. Da kommen die Leute zum bestuhlten aufmerksamen Zuhören.

Wir gehen mit dem teils aufdringlichen Publikumskontakt auch sehr relaxed um. Wenn mir da mal jemand (zu) nah kommt - so what? Solange er oder sie mich bzw. meinen Bass nicht berührt wenn ich spiele...

Die Toilettenläufer kennen wir auch. Haben hier so eine kleine Kneipe, wo die Toilettentüren auch direkt neben der Bühne sind (wenn denn eine Bühne da ist, manchmal vergessen die Betreiber, eine Bühne zu organisieren). Wir stellen uns in dem Laden so auf, dass unser Saxofonierer neben den Türen steht. Sein Instrument steht nicht nach links über, er spielt mit Clip-Micro und kann so ohne Probs mal eben einen Schritt vor oder zur Seite gehen.

Man muss sich nur zu helfen wissen.
 
Stimmt, noch gar nicht drüber nachgedacht. Wenn wir da wieder auftreten, werde ich das mal schnell ansagen: "Sehr verehrte Herren, das Urinal befindet sich heute der Einfachheit halber links von der Klotür. Der Veranstalter hat keine Kosten und Mühen gescheut, Ihnen diesmal ein sehr edles Becken aus Messing im Retro-Design zur Verfügung zu stellen. Einen besonderen Applaus für den Wirt, bitte sehr."
 
Dieses jahr hatte ich was ähnliches erlebt, zum "Glück" nur als Gast. Beim Parkfest gab es unzählige weitverstreute Locations mit den verschiedensten Darbietungen. Der Eintritt war mit 18 Euro sehr moderat, aber trotzdem rausgeschmissenes Geld. Organisiert wurde der Horror von einer professionellen Eventgedönsfirma. Es gab so Zeugs wie mehr oder weniger authentischen Folklorekram (Tanz und Musik) aus Uigurien, Türkei und Indien etc., eine große Showbühne mit glattgebügelten Covers (Kotz), 2 Seebühnen usw. Zuerst hatten wir uns ne Bigband am See gegeben. Leider war das nur populäres Zeug, das zudem sehr omatauglich interpretiert wurde.
Wirklich gut fand ich das klassische Konzert mit Kammermusikbesetzung . Das fand eher bischen Abseits statt, auf einer kleinen Bühne im Freien. Jetzt kommt der Hammer- Zwischen dem bestuhlten Publikumsbereich und Bühne befand sich ein Weg.. das hatte zur Folge das ständig Leute mit Zuckerwatte, Bier und Wurst vor der Bühne vorbeigelatscht sind, ganze Familienverbände mit schrecklichen Kindern,natürlich in Festlaune lärmend.. Im Publikum hat sich gefühlt der Großteil ebenso unterhalten und zwar lautstark oder war mit Essen beschäftigt und das bei nur moderat verstärkter Musik. Dazu kamen noch die Leute die kommen und gehen, da man von Location zu Location frei pendeln konnte. Die Musiker taten mir leid, das waren professionelle und semiprofessionelle Orchestermusiker.
 
Stimmt, noch gar nicht drüber nachgedacht. Wenn wir da wieder auftreten, werde ich das mal schnell ansagen: "Sehr verehrte Herren, das Urinal befindet sich heute der Einfachheit halber links von der Klotür. Der Veranstalter hat keine Kosten und Mühen gescheut, Ihnen diesmal ein sehr edles Becken aus Messing im Retro-Design zur Verfügung zu stellen. Einen besonderen Applaus für den Wirt, bitte sehr."
...im retro design, mit recycling geschmack...
 

Stimmt, noch gar nicht drüber nachgedacht. Wenn wir da wieder auftreten, werde ich das mal schnell ansagen: "Sehr verehrte Herren, das Urinal befindet sich heute der Einfachheit halber links von der Klotür. Der Veranstalter hat keine Kosten und Mühen gescheut, Ihnen diesmal ein sehr edles Becken aus Messing im Retro-Design zur Verfügung zu stellen. Einen besonderen Applaus für den Wirt, bitte sehr."

du willst deinen sacksophonisten rausekeln? kann ich verstehen. ich hab ne liveplatte von johnny winter, da tutet sein bruder edgar bei ein paar songs auf so was rum... unhörbar. abseits von james brown sollten die dinger verboten werden.

oder den kanaldeckel auf der straße heben

das cubanische dixi. da wird in havanna auch einfach ein kleiner bretterverschlag über den gully gestellt. das ist 1. so reduziert, daß man nur zu zweit gehen kann, da einer als tür fungieren sollte und 2. ein hygienisches desaster, daß eine französische autobahn-stehtoilette zu einem hort der sauberkeit und geruchsfreiheit werden läßt.

Der Eintritt war mit 18 Euro sehr moderat,

das nennst du moderat?

professionellen Eventgedönsfirma

ok, für so einen verein ist das moderat. solchen firmen gehört von der stadt immer ein typ beigegeben, der ohrfeigen verteilt.
 
Das hört sich nach der Opernarena in Verona an :D
ich hab die arena nur mal tagsüber besichtigt, gut zu wissen.

Ich kam mir so bürgerlich vor :rolleyes:, trotz durchnässten chucks und zerissenen Hosen.. wir sind nach dem Konzert zur Hauptbühne auf ein Bier rübergelatscht.
Es geht weiter.. die Band spielte grade ein Rammsteincover "du hast" glaube ich und zwar mit E-drums, Synthies und einem Bass.. keine Gitarre, es war furchtbar. Das Publikum hat mitgegröhlt, schätze so ca 2000 leute werden das schon gewesen sein.

wir haben uns dann auf nem hügel niedergelassen, dort trafen wir auf angetrunkene Dorfbewohner die auf Campingsstühlen saßen und mit selbst mitgebrachtem Wein bewaffnet waren. Als die FeuertänzerInnen auf der Bühne auftauchten fingen die alten Säcke mit dummen sexistischen Witzen an, selbstverständlich neben ihren Frauen. Das hat die offenbar nicht gestört. Irgendwie war diese groteske Veranstaltung dann doch lustig, auf jeden Fall ne krasse Fremdheitserfahrung.

Dagegen sind doch diese Pinkler harmlos, ehrlich
 
"fear and loathing... auf dem dorffest"
oder:
"the dorffest is decadent and depraved"
 
dorffest bleibt dorffest, auch wenn das dorf ne stadt ist. die symptome sind die gleichen. auf dem dorf wissen die leute fast eher, wie viel sie vertragen und wo oberkante unterlippe ist...
 
ich hab die arena nur mal tagsüber besichtigt, gut zu wissen.

Ich kam mir so bürgerlich vor :rolleyes:, trotz durchnässten chucks und zerissenen Hosen.. wir sind nach dem Konzert zur Hauptbühne auf ein Bier rübergelatscht.
Es geht weiter.. die Band spielte grade ein Rammsteincover "du hast" glaube ich und zwar mit E-drums, Synthies und einem Bass.. keine Gitarre, es war furchtbar. Das Publikum hat mitgegröhlt, schätze so ca 2000 leute werden das schon gewesen sein.

wir haben uns dann auf nem hügel niedergelassen, dort trafen wir auf angetrunkene Dorfbewohner die auf Campingsstühlen saßen und mit selbst mitgebrachtem Wein bewaffnet waren. Als die FeuertänzerInnen auf der Bühne auftauchten fingen die alten Säcke mit dummen sexistischen Witzen an, selbstverständlich neben ihren Frauen. Das hat die offenbar nicht gestört. Irgendwie war diese groteske Veranstaltung dann doch lustig, auf jeden Fall ne krasse Fremdheitserfahrung.

Dagegen sind doch diese Pinkler harmlos, ehrlich
... was er meint ist: die Arena ist ein echt "etwas anderes" Opernerlebnis... ich war schon lange nicht mehr dort, aber Picknick während der Abendaufführung ist auch keine Seltenheit... ausserdem sitzen vorne meist die hiesigen Musikstudenten, die die komplette Partitur auswendig kennen, und jeden kleinen Fehler unbarmherzig laut kommentieren... allerdings feiern die auch echt ab, wenn jemand gut abliefert...
 
Im Grunde ist es nicht Schuld der Pinkler, sondern des Veranstalters.

Ich hab grundsätzlich kein Problem wenn jemand vorbeigeht, nur wenn es komplett besoffene Typen sind, übermütig sind oder motorisch eingeschränkt.

Einfache Regel:
Niemand ist auf der Bühne mehr besoffen als ich!;-)
 

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