Gigerlebnis der besonderen Art

... was er meint ist: die Arena ist ein echt "etwas anderes" Opernerlebnis... ich war schon lange nicht mehr dort, aber Picknick während der Abendaufführung ist auch keine Seltenheit... ausserdem sitzen vorne meist die hiesigen Musikstudenten, die die komplette Partitur auswendig kennen, und jeden kleinen Fehler unbarmherzig laut kommentieren... allerdings feiern die auch echt ab, wenn jemand gut abliefert...
Genau, Mr Low, so hab' ich's gemeint. In Verona geht man nicht in die Oper sondern zu einem Event für die ganze Familie. Essen und Trinken gehören dazu.

Was Ähnliches habe ich mal vor vielen Jahren in Sevilla erlebt. Ich hatte Glück und konnte noch Karten für die Biennal de Arte Flamenco ergattern. Stargast des Abends war kein Geringerer als Paco de Lucia. Das Ganze fand statt im Teatro Lope de Vega. Als ich die Karten kaufte wurde ich ermahnt, dass nach Beginn der Veranstaltung kein Einlass mehr sei und dass man die Künstler zu respektieren hätte - vergleichbar also zu unseren Opernveranstaltungen.

Okay, meine Frau und ich also rechtzeitig hin und leise den Konzertsaal betreten. Tja, und wir haben nicht schlecht gestaunt, was nach Konzertbeginn dort abging. In den ersten Reihen vor der Bühne saßen zu 90% Gitanos mit ihren Familien. Was heißt saßen? Das Oberhaupt saß tatsächlich und verhielt sich andächtig, ab und an mal ein sparsamer Applaus. Aber die anderen rannten hin und her, holten sich zu essen und zu trinken, die Kinder spielten in den Gängen. Und niemand, absolut niemand hat sich darüber aufgeregt, weder das teils gediegene Publikum (Männer im Smoking, Frauen in Festrobe), noch die Musiker. Im Gegenteil - die Musiker befanden sich oft in reger musikalisch-non-verbaler Kommunikation mit den anwesenden Gitanos.

Auch ernste Musik muss nicht mit tierischem Ernst "konsumiert" werden.
 
das stell ich mir zu geil vor. so etwas sollte man mal fest einplanen und wagner mit spontanen polka-inlagen und einem improvisierten saufgelage mitten im publikum bringen. der bayreuter tagesanzeiger bringt dann meldungen wie "ein ansonsten erstklassiger "ring" endete, als das publikum entgeistert mitbekommen mußte, wie die burgunder einen ochsen im 12. rang brieten und die walküren eine spontane steppeinlage auf der gallerie einlegten, während hagen zur schlussarie eine weinseelige polonaise durch orchestergraben und logen führte..."
 
@alice: wieder ein göttlicher Beitrag von Dir... thx!!

Wie sich die Kommunisten auf dem Sommerfest der Linken vor 3 Wochen verhalten haben,
als wir gespielt haben, sag ich lieber nicht...
 
neulich wieder einen grandiosen gig in der provinz gehabt:
beim eintreffen im lokal waren ältere herrschaften am essen, fußball flimmerte auf jeder freien wandfläche. der wirt (den ich den rest des abends nicht mehr zu gesicht bekam) entfaltete erst mal operative hektik. diverse sofas mußten aus der ecke geräumt werden, in der wir spielen sollten. und das war die ecke neben dem klo... wir ahnen schon, was kommen muß, gell?
unser equipment wird argwöhnisch beäugt. die bedienung fragt mal nach, was für musik wir überhaupt spielen, von stoner hätte er noch nie was gehört. die akustik ist grotesk scheiße, steinboden, viele kahle wände, niedrige decke. und gespielt haben wir vor sage und schreibe vier bekannten, die zum gig gekommen waren.
nach solchen erlebnissen ist man echt maximal frustriert.
 
der laden schrieb in einem portal, daß er bands für auftritte in der kneipe suchen würde... anscheinend passiert dieser ernstfall dann allerdings eher selten.
 
hui, kommt mir bekannt vor...
und? das übliche horrorszenario?: der wirt hat keine reklame gemacht in den diversen stadtzeitungen,
(obwohl das vorher versprochen wurde) plakatieren durftet ihr und nicht mal so'n aufsteller mit
'heute live musik' stand vor der kneipe.
und nach dem gig vorm klo, wo man noch froh sein konnte, dass es da steckdosen gab,
wart ihr schuld, dass die bude nicht voll war und die gage (wenn überhaupt vorhanden)
wurde schön gemindert. freigetränke gab es pro musiker zwei, den rest musste man selbst zahlen...
ach ja: gemecker gab's auch von wegen 'zu laut', etc. - fast vergessen.

und? war's so? :rolleyes:
 
so ungefähr.
klar waren wir zu laut. es gab zwei steckdosen. an der kneipentür hing ein plakat. die bude war halbwegs gut besucht: im raucherraum, wo weiterhin fußball lief. gage??? was ist das??? ich trink so viel und was ich will und wenn ein wirt dafür geld sehen will sollte er sich das gut überlegt haben.

nun gut, der gig hatte was positives: wir haben mal eine änderung unserer taktik besprochen. so geht das nicht weiter. gefühlt alle drei wochen ein gig, der dann aber in obskuren provinzkneipen abläuft, wo sich nie jemand hin verirrt... und das alles für umme. einfach nur, um mal aufzutreten.
 

ach ja alice, das kenn' ich auch. kneipengigs...
wir haben damals auch öfter auf motorradtreffen gespielt. das war mal 'ne nette abwechslung.
hartes, aber herzliches publikum und 'n bischen kohle gab's auch immer. (war allerdings coverrock...)

oder am besten gleich in die vollen:
bewerben beim burg herzberg und bei allen stonerrockfestivals die es gibt.
(muss ja nicht gleich die hauptbühne sein)
aber da passt ihr doch ganz gut hin, gell!? :-)
 
nun gut, der gig hatte was positives: wir haben mal eine änderung unserer taktik besprochen. so geht das nicht weiter. gefühlt alle drei wochen ein gig, der dann aber in obskuren provinzkneipen abläuft, wo sich nie jemand hin verirrt... und das alles für umme. einfach nur, um mal aufzutreten.

Das ist bitter, mir geht es gerade genauso.
Vor allem haben wir vor ein paar Jahren bei einigen sehr coolen Festivals gespielt und die Sache kam richtig ins Laufen.
Leider machen dann die alte Sängerin Zicken und so gut es begann, so schnell war es auch schon wieder vorbei.

Momentan kommt es wieder einigermassen ins Laufen, aber es ist harte Arbeit.
Ich habe mich entschlossen nicht mehr in sinnlosen Lokalen mit stundenlanger Anreise zu spielen. Ich brauch nicht davon zu leben und kann es mir leisten die Lokale zu selektieren.

Kopf hoch, und nicht unterkriegen lassen!
 
bei den ersten konzerten einer band ist das alles als training ok, irgendwann kommt aber der punkt an dem ne band sich abwertet, wenn sie ewig in miesen kneipen spielt. es ist auch ein riesenunterschied zwischen provinzkneipen in denen nix los ist und kneipen in denen sich sowieso genrepublikum sammelt. gigs in letzteren machen meistens spaß.
 
Ich habe mich entschlossen nicht mehr in sinnlosen Lokalen mit stundenlanger Anreise zu spielen. Ich brauch nicht davon zu leben und kann es mir leisten die Lokale zu selektieren.

Kopf hoch, und nicht unterkriegen lassen!

Sehe ich auch so - wir sind keine 16 mehr, wo es noch egal war, wie man seine Zeit verbringt. Damals war es cool, viele gigs an möglichst obskuren Orten zu spielen. Heute (bin > 40...) haben wir eine Mindestgage, und schauen uns die locations erst an. Wir sind dann aber auch weit weniger on stage, was der Preis dafür ist.
 
Wir hatten am Samstag einen völlig unfähigen Tonmensch, der im Prinzip fast die gesamte Veranstaltung gesprengt hätte.
Der hat erstmal den Soundcheck wegen offenkundiger Unkenntnis des (für ihn) neuen Digitalpultes um geschlagenen 3 (!) Stunden verzögert, nur um dann bei 7 Bands am abend die Micros nicht mehr zu finden. Also hatten wir bei 1,5 von 4 Songs dummer Weise keinen richtigen Leadgesang auf der Front (!)

So mussten wir optisch abräumen was ging:

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(ich bin leider gerade verdeckt, was von mir reichen ich nach :D)

http://www.echo-online.de/region/ru...-drei-Jahren-Pause-wieder-auf;art1232,5607615
 

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