Kritik im Proberaum

wodaso

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Neulich wurde das Thema mal in einem anderen Thread angesprochen, war dort aber eher am Rande erwähnt: Es ist durchaus hilfreich, immer wieder mal einen 'neutralen' Beobachter zu den Proben einzuladen, der das Gespielte quasi als Außenstehender anders wahrnimmt als die einzelnen Musiker. Idealerweise jemand, der die Band und das Programm kennt und selbst auch Ahnung von der Sache hat; in unserem Fall liegt es also nahe, die Soundtechniker (wir haben zwei, die sich nach Bedarf abwechseln) hin und wieder zu den Probenterminen zu bitten.

Nachdem wir das nun ein paar mal gemacht haben, ist die Erfahrung mit Kritikern im Proberaum durchweg positiv. Denn diese Leute hören ja das Gesamtpaket und achten auf andere Dinge wie die Musiker selbst, hier mal einige Beispiele:

1. Abstimmen der Gitarrensounds: Rhythmus- und Leadgitarrist spielen zwar grundsätzlich unterschiedliche Sounds, aber je nach Kombination fehlt dem einen oder anderen manchmal das Durchsetzungsvermögen. Wenn es aber nicht lauter werden soll, muss man dann mit etwas Feingefühl an den Sounds arrangieren, und das macht ein 'Externer' eben besser als die Eierschneider, die vor ihren Amps stehen und das Ganze anders wahrnehmen.

2. Mitsprache beim Transponieren: Als reine Coverband mit recht breitem Songspektrum ist es eigentlich unvermeidbar, dass mal ein Stück auf die Stimmlage der Sänger angepasst werden muss. Das ist zwar rein musikalisch kein großer Akt, aber u.U. leidet dabei aber manchmal der Charakter des Songs. Was für die Band selber noch bühnentauglich klingt, ist von außen betrachtet nämlilch nicht immer auch gut - als Konsequenz haben wir neulich erst wieder zwei Songs gekippt.

3. Tipps zur Spielweise: Wenn eine Band recht lange zusammenspielt, dann schleichen sich fast zwangsläufig Gewohnheiten ein, die man als Musiker oft gar nicht mehr wahrnimmt. So war ich neulich doch überrascht, als unser Techniker meinte ich solle in einem Stück mal weniger spielen [:O!], obwohl ich mich selbst eher schon als Wenigspieler betrachte ... Die Nummer gehört zu den Klassikern im Programm, und ich hatte mir angewöhnt während der Gitarrensoli mehr Teppich zu spielen; nun haben wir aber seit fast zwei Jahren einen zweiten Gitarristen, sodass der Bass an diesen Stellen einfach nicht mehr so prägnant nötig ist. Ohne den Hinweis hätte ich also auch weiterhin mehr als nötig gespielt, obwohl ich es eh lieber nach Billy Gibbons halte: Never play a second tone where one would do.

Unterm Strich ist es also durchaus sinnvoll, sich mal konkrete Kritik ins Haus zu holen. Aber es ist eben auch wichtig, dass sie von jemandem kommt, der etwas davon versteht; in unserem Fall sind beide Techniker selbst Musiker mit langjähriger Erfahrung. Letzten Endes profitieren ja auch alle davon, die Band und auch die Techniker, die sich mit ihren Tipps zum Proberaum- bzw. auch Bühnensound ja auch selber die Arbeit an den Reglern erleichtern [:o)]
 
Die Idee ist gut mit einer unabhängigen Person,
auch das Aufnehmen haben wir schon gemacht!!!
Besonders mit dem KLEINEN von BOSS ist das TOP, reicht völlig aus um
sich das gespielte mal anzuhören.
 
In meiner damaligen Band hatte mal der Schlagzeuger seinen Schlagzeuglehrer mitgebracht. Der hat auch gute Anregungen gegeben. Trotzdem hab ich nach der nächsten Probe meinen Ausstieg verkündet[...]

Überhaupt ist aufnehmen eine Offenbarung. Wir haben mal ein Konzert gespielt, dass von einem Filmteam gefilmt wurde. Eigentlich gings nur um die Band nach uns, aber die haben uns auch gefilmt. Naja, und wenn man sich das dann mal anguckt - da sind mir Sachen an mir aufgefallen...

Vielleicht sollte ich doch mal nen Lehrer aufsuchen[...]
 
Ja. Aufnehmen ist eine Offenbarung.
Allerdings sollte man von Mischern/Technikern nicht unbedingt immer ein musikalisch qualifiziertes Urteil erwarten.
Die sagen sowieso meistens, der Bass soll pauschal weniger spielen (Siehe meine Signatur) - genauso wie Rock-Sologitarreros. Gerade live haben viele Mischer beim Bass die Angewohnheit, außer viel Bässen nichts durch die Boxen zu lassen. Da ist kaum noch ein gerade für Funk wichtiger Anschlag - geschweige denn ne Deadnote zu hören. (Merke: Es gibt Mischer, die sind wichtig - und Mischer, die sind gut.;-))
was anderes ist, wenn ein sehr guter Techniker im Studio weniger Töne will. Das hängt nicht selten damit zusammen, dass der Basser mit "viel" an die Grenzen von Technik, Timing und Sound stößt, und man ihn durch die Blume zu einer "zeitgemäßeren", sparsameren Linie bringen will.

Ansonsten gilt natürlich: Eine gute Groove mit wenig Tönen und fettem Sound ist besser, als viel bauchloses Gefuddel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat:Original erstellt von: Obiwotz
was anderes ist, wenn ein sehr guter Techniker im Studio weniger Töne will. Das hängt nicht selten damit zusammen, dass der Basser mit "viel" an die Grenzen von Technik, Timing und Sound stößt, und man ihn durch die Blume zu einer "zeitgemäßeren", sparsameren Linie bringen will.
göttlich, göttlich. "hey, less is more. probier's mal." [:D]
 
Wichtig ist m.E. ,dass Mischpulter vom Fach sind. D.h. selbst Banderfahrung haben. Ich habe meinen Sound immer off Stage kontrolliert solange ich die PA-Leute nicht gekannt habe. Und generell ist es immer gut bei den Proben Zuhörer zu haben, die einem ein Feedback geben. Btw spornt das auf den Proben auch an.
 
Das hatte ich ja bereits erwähnt, idealerweise kennen sich die Mischer aus: Unsere beiden sind auch Musiker, mit dem einen hab ich in der alten Band lange zusammengespielt, der andere hat früher mit unserem Drummer gespielt - die wissen beide, was sie tun. Dazu kommt, dass beide die Band und auch das Programm gut kennen; das ist eh wichtig, damit sie ihren Job an den Reglern gescheit machen können. Beide haben inzwischen gelernt, was für unseren (!) Sound wichtig ist - sonst würden wir ja bei jedem Gig je nach Mischer anders klingen. Im Gegenzug nehmen wir aber auch deren Kritik an; denn wie gesagt, deren Ohren sind eher auf das Gesamtpaket geschult, während die Musiker sich meist anders wahrnehmen: Man hört in erster Linie auf das, was man selbst spielt, und dann noch auf jeweils die Instrumente, die fürs eigene Spiel wichtig sind; bei mir sind das neben dem Gesang hauptsächlich Schlagzeug und das jeweilige Lead-Instrument, während z.B. unser Lead-Gitarrist auf Drums und Keys achtet, der Rhythmusgitarrist dagegen eher auf Bass und Gesang achtet. Aber keiner hat immer den Kopf frei auch auf den Gesamtsound zu achten - das kann jemand, der eben den immer hört logischerweise am besten, und das sind bei uns halt die Techniker unseres Vertrauens ...
 
Moin,

jau, einen Techniker/Mischer/Kritiker zu haben ist gar nicht verkehrt, aber kann auch zu witzigen "Soundvorstellungskämpfen" führen!
Ich habe ewig gebraucht unserem Mann beizubringen was fürn Basssound ich gut finde:"Nein, ich brauche KEINE Höhen dazu und auch keinen Subbass", lass den EQ in Ruhe, lass es, PFOTEN WEG[:D]
Insgesamt waren wir auch eine recht relaxte Band, ohne Egofreaks - aber Solche kann ein zusätzliches Paar Ohren gut vom Trip runterholen - das kann Gold wert sein[;-)]!

 
Genau aus diesem Grund sollen die Mischer ja mal im Proberaum hören, wie sich das Ganze ohne PA anhört: Der Sound wird ja von der Band auf der Bühne gemacht, und genau diese Signal bekommt er ins Pult; die PA soll ja grundsätzlich nichts anderes machen als eben diesen Sound einfach nur zu verstärken und die Monitore anzusteuern. Das Einzige, was am FOH am Sound geändert wird, sind hier und da ein paar Kompressoren z.B. fürs Drumset, und die Effekte für die Vocals - letztere sind schließlich auch fürs Monitoring wichtig, und im Prinzip dieselben, wie sie auch im Proberaum aus der Gesangsanlage kommen ;-)
 
Stimmt! Hilfreich sind zum einen Musikerkollegen aus anderen Bands, Techniker oder Mischer, aber auch mal jemand aus´m ganz normalen Publikum, der kein Instrument spielt und das ganze als reine Spaßveranstaltung sieht, denn wir Musiker sehen oft nur die Rafinessen der Musik und vergessen oftmals, dass das ganze für Otto-Normal-Musikfans oft zu überladen ist.

Daher ist es wirklich sinnvoll, sich mehrere verschiedene, aber nicht zu viele Kritiker ins Boot zu holen.
 
^^Wenn man sich außerdem jmd. einläd kommt das Gitarristen Ego auch nicht so raus!
 

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