Stimmen auf der Bühne

[Sunny79]

Hallo,

wir hatten letzten Dienstag ein Gig auf einer Relativ kleinen Bühne. Da wir uns recht viel bewegen ist mir der Sänger mit seinem Schädel gegen den Basskopf gerannt. Dabei verstimmte sich die H Saite. Das merkte ich erst zu Anfang des folgenden Stückes. Mein Tuner ist auf dem Effektboard vor mir, also stimmte ich eben mal schnell und setzte dann ein.
Ein Musikerkollge (aus einer anderen Band) kritisierte mich für das Stimmen und meine wort wörtlich: "Dann spiele ich das Stück eher ungestimmt als vor dem Publikum zu stimmen".
Er meinte noch es wäre besser mich umzudrehen und dann stimmen (wobei der Tuner vor meine Füssen lag)
Wie macht Ihr das?

 

[Johnny Kanone]

laut lachen und mich über die Oberflächlichkeit anderer Leute amüsieren? Nein, im Ernst. Schmeiß deinen Tuner weg!!! Weit weg!

 

[Sunny79]

mal im ernst, wenn ich merke dass das Instrument nicht Stimmt dann stimme ich es. Egal ob zwischen den Stücken oder wenn ich es merke mittendrinne. Ich würde das Argument verstehen, dass ich auf die anderen Saiten ausweichen soll. Leider basiert das Stück auf der Tiefen H.
Was mich wirklich nur wundert, der Kollege ist ein erfahrener Musiker (Sänger) in einer recht aktiven Band.

 

[ThK]

Ich stimme dann und wo es gebraucht wird. Zu Beginn eines Gigs hatte das sogar immer therapeutische Wirkung und hat mich ein wenig beruhigt. Habe dann während des Intros noch fix nachgestimmt sowie immer dann wenn ich meinte es wäre nötig.
Also stimm ruhig weiter

 

[pitsieben]

Musiker (Sänger)

Das ist nicht immer das Selbe.
Ich spiele das Stück möglichst unter Umgehung der Verstimmten Saite(n) zu Ende und stimme dann.

Was denn sonst?

 

[Melkor]

Ich halte es für viel schlimmer, mit einer verstimmten Saite das Lied absichtlich zu ende zu spielen.
Gerade beim Bass führt das doch schell dazu, dass sich der ganze Song irgendwie schräg anhört.

Eine Möglichkeit wäre höchstens gewesen, dass du anstatt auf der tiefen H-Saite eben auf der A-Saite , also eine Oktave höher gespielt hättest. Und dann erst am Ende des Liedes gestimmt hättest.
Setzt natürlich voraus, dass man schnell im Kopf umdenken kann, und es sich nicht um ein Leersaiten-Gefrickle handelt.

Aber mal ganz ernsthaft, so eine Kritik ist das typische Beispiel der sogenannten Musikerpolizei.
Die stehen dann auch noch mit verschränkten Armen und grimmigem Blick in der Ecke. Nicken nicht mal mit dem Kopf zum Takt und suchen nur dannach wo die Band musikalische Fehler machen.
Diese lächerlich kleinen Fehler zu kritisieren, sei es nur gedanklich oder auch direkt gegenüber der Band, gibt dem gemeinen Musikerpolizist ein erhabenes gefühl der bessere Musiker zu sein.

Dabei kannst du sicher sein, dass 99% der Leute im Publikum das Stimmen nicht aufgefallen ist.
Ein schräger Klang durch "nichtstimmen" wären dagegen den Meisten wohl eher indirekt aufgefallen.


edit:
Wo mir gerade gewahr wird, dass der Kritiker ein Sänger ist:
Der Konter wäre eigentlich gewesen, wenn du ihn gefragt hättest, ob er, wenn er einen falschen Ton singt, auch das Lied mit falschen Tönen zuende singt, oder entsprechend seine gesungene Tonhöhe korrigiert (stimmen)

 

[KneffBass]

Also wirklich einfach Aufhören zu spielen wäre bei mir ein absolutes No-Go. Mir sind schon Saiten gerissen und von verstimmten Saiten will ich garnicht erst anfangen (hab mal nen Jazz-Gig in nem Quartett gespielt und unser Keyboarder spielte auf dem gestellten Konzertflügel, der wie sich dann während dem Auftritt rausstelle so ein paar Hz neben 440 lag... hab dann meinen Kram mit nem ziemlichen Bending spielen müssen -das vorher auszuchecken ging leider nicht, weil wir nicht der einzige Act waren)
jedenfalls hab ich nie auch nur den Anschein erweckt, dass was nicht stimmt.

Ich war letztens auf nem Workshop von nem ziemlich erfolgreichen Label und Booking-Agentur Inhaber und der meinte, dass es am besten für Live-Sets ist, wenn man ganz genau im vorhinein plant, wann wer stimmt, weil es vor Publikum total affig kommt, wenn man da ein bisschen schüchtern vor sich hin stimmt. Außerdem hören 90% der Zuhörer das sowieso nicht, wenns nich ganz stimmt.

Wenn der Song günstigerweise auf der jeweiligen, verstimmten Saiten aufbaut würde ich einfach während dem Spielen stimmen. (wenns klappt kommts dazu noch ganz cool - look at my magic fingers!)

 

[beate]

Ich stelle mir gerade vor, ich säße mit der Geige im Orchester, würde zu Beginn des Stücks bemerken, dass das blöde Ding doch wieder mal nicht die Stimmung gehalten hat und dann mitten im Stück stimmen... da hilft wirklich nur Augen zu und durch und nach Möglichkeit Kompensieren (ich durfte das schon mal....)

Es geht hier doch vor allem um die Ansprache des Publikums. Einfach was anderes zu machen, während die anderen spielen, kommt nicht besonders.

In der beschriebenen speziellen Situation wäre es vielleicht sogar besser gewesen, abzubrechen, kurz einzumoderieren und mit einer launigen "Story" über die Panne das Publikum bei Laune zu halten, während Du nachstimmst.

 

[Sunny79]

Also stück abzubrechen und neuanzufangen finde ich persönlich nicht angenehm. Das ist wie souncheck vor dem Publikum

 

[PatQ]

Ich würde versuchen den Song irgendwie zu Ende zu bringen und dann sofort stimmen. Finde die Aussagen des Sängers doch sehr belustigend.

Zum Punkt "das Publikum merkt nicht, wenns nicht 100% stimmt": Das ist im Prinzip genau wie bei handwerklich schlechtem Design. Das Publikum kann nicht sagen, WARUM es irgendwie komisch ist, aber es merkt schon dass da etwas nicht passt.

 

[Lestat]

Mach das so, wie DU es für richtig hältst. DU entscheidest, ob gestimmt werden muss oder nicht - und DU entscheidest, wie du das machst... - fertsch. Es gibt sicherlich Stücke, bei denen das nicht so einfach geht, mit dem Bass auszusetzen und dann gibts Stücke, da geht das schonmal .....- und es hängt natürlich auch vom Grad der Verstimmung ab. Aber das kannst du doch am besten beurteilen. Also mach dir keinen Kopf
Und schon garnicht würde ich mir wegen der Äußerung eines Mitglieds einer anderen Band Gedanken machen.... also Leute gibts..

Im Übrigen würd ich beim nächsten mal besser zielen.. also eher den Gitarristen ins Visier nehmen und nicht den armen Sänger..

Gruß
Les

 

[W.A.S.P.chen]

ziemlich erfolgreichen Laber und Booking-Agentur Inhaber

wie recht Du hast...

Kommt wie immer drauf an.
Wenn sich nach jedem Song die komplette Band zum Stimmen wegdreht, weil die Tuner vor/auf den Amps liegen und der Sänger sich die Flasche schnappt, die er bei den Drums gelagert hat, ist das natürlich bescheuert. Wenn es einen Entertainer gibt, der die Pausen zulabern kann, ist es auch latte, was die anderen so treiben.
Kommt halt auch drauf an, wie die Pausen sind. Bei so langen Rockshowenden, wo halt noch 'n paar mal wild geschrubbelt wird und der Drummer Tomläufe macht und dann am Ende das Bumm kommt, tu ich gerne einfach während des Lärms kurz nen Flageolett-Check rein.

Wenn der Tuner schon vor mir liegt und ich eh da rumstehe und nichts zu tun habe, wird nach jedem Song routinemäßig kurz gecheckt.
Grad bei so Schrabbel-Watz-Klampfern würde ich es zur Live-Bedingung machen, daß sie vorne(!) 'nen Polytuner haben und nach jedem(!) Song checken. Und daß sie sich nen Graphtec-Sattel besorgen. Und vernünftige Mechaniken.
Sich zum stimmen umzudrehen ist total bescheuert, wenn man nicht grad J-Lo ist, sollte der Arsch nur zum Drummer zeigen.

Bei verkackten Parts mitten im Song muß man halt souverän sein, also entweder nen Slide oder absichtlich mit der Mechanik nen Dropdown machen, neu stimmen und erst beim nächsten Part wieder auf die 1 reingehen, aber nicht dumm schauen, Panik kriegen, stimmen und dann mitten im Riff wieder irgendwie reinstolpern.

 

[Sunny79]

Na, ich hoffe nicht, dass ich dumm reingeblickt habe
Das Stück fing gleich auf der verstimmten Saite an. Kurz angeschlagen... eben mal gecheckt was vorhin passierte und sofort auf den Stimmlosen Tuner getreten. Paar Sek. gestimmt (dank Pitch Black geht das) und dann eingesetzt wo ich mich wieder fand. Die "Stimmerei" dauerte wenn man es hochrechnet 10 - 15 Sek.

 

[KneffBass]

wie recht Du hast......

Dis is mir jetzt aber peinlich

 

[alex_de_luxe]

Eine Möglichkeit wäre höchstens gewesen, dass du anstatt auf der tiefen H-Saite eben auf der A-Saite , also eine Oktave höher gespielt hättest. Und dann erst am Ende des Liedes gestimmt hättest.
Setzt natürlich voraus, dass man schnell im Kopf umdenken kann, und es sich nicht um ein Leersaiten-Gefrickle handelt.

Wo mir gerade gewahr wird, dass der Kritiker ein Sänger ist:
Der Konter wäre eigentlich gewesen, wenn du ihn gefragt hättest, ob er, wenn er einen falschen Ton singt, auch das Lied mit falschen Tönen zuende singt, oder entsprechend seine gesungene Tonhöhe korrigiert (stimmen)

Jup, eine Seite weiter oben das Zeugs spielen. Aber wenn ich auf die schnelle die Riffs "transponieren" muss, dann sehe ich erstens sehr verkrampft aus und zweitens klappts ja dann eh nich...
Während dem Stück versuchen herauszufinden was falsch war und dann schnell mal ein Dreh an der Mechanik. Das ist das tolle an Tunern die auch die ganze Zeit anzeigen, du kannst deine Stimmung während des Stückes testen.

Kommt wohl ganz auf den Musikstil an wieviel Lockerheit es am Gig verträgt. Aber ich denke wenn es an einem kleinen engen Ort war, dann wars kein Gala/Dinner-Anstellung für 2000 Euro, also drauf geschissen. Stimmen geht ja keine 15sekunden und dann steigst du mit einem fetten Lauf wieder in den Song rein. Wo ist das Problem?

Und zu Sängern will ich mich nicht äussern ):

Ich hab mal an einem Konzert ein Tuner gebraucht den ich nicht kannte. Natürlich nicht ausgecheckt wie der mit Zeugs anzeigt. Stellte sich heraus, dass Boss die Halbtonschritte mit einem kleinen Punkt anzeigt. Als ich die E Saite auf ein C stimmte (mit Fender Flats geht das Problemlos ) war ich dann auf einem Cis. Das Komische war, nur unten hats iiiirrrrgendwie nicht ganz richtig geklungen, aber ab der A Saite war alles tiptop. Naja, in dem Fall wäre es deutlich besser gewesen während des Stückes schnell zu stimmen. Deutlich besser

 

[alice d.]

von hendrix gibt es lustige konzertaufnahmen. seine gitte war ja nach jedem song verstimmt... "there is a song that we play between any other songs, its called 'tune-up-time'... gimme a 'p'... aaaaah..."

damit musik sich gut anhört, muß gestimmt werden. bei extremer saitenaction, tremolos und heißen lampen um so öfter. die zuschauer haben ein recht darauf, daß sich der song "stimmig" anhört. irgendwer hier lies mal den spruch fallen, daß sein stimmgerät das wichtigste effektgerät sei. also stimme ich. in pausen kann man den leuten dabei dummes zeug erzählen oder sich kurz fürs stimmen entschuldigen, die leute haben verständnis.
wenn im song was passiert, ist das natürlich etwas doof. aber ganz am anfang ist das kein problem. lass die gitte ein intro spielen und stimm. ansonsten umgeh die saite und stimm beim nächsten partwechsel. einer befreundeten band ist mal beim auftritt eine gittensaite gerissen. während der gitarrist also nach der strophe mitten im song seine klampfe wechselt und alle saiten stimmt, spielten basser und drummer einfach ein paar minuten den groove weiter. was solls? es hat keine sau gestört. das ist geistesgegenwart. wenn man immer ein bischen gegenseitig aufeinander achtet, geht das alles. wenn man häufiger das bedürfnis hat, im song nachzustimmen, sollte man sein korg vielleicht an einen a-b-switch hängen, damit man nicht stummschalten muß. für eine saite braucht man ja in der regel nur einen takt.

im übrigen hab ich schon zwei gitarristen gesehen, die auf der bühne nach gehör mitten im song umgestimmt haben, einer ist gar von standard in open gegangen mitten im solo, um dann mit slide weiterzuspielen. ohne daß das irgendwie negativ aufgefallen wäre.

ich find es ernsthaft negativer, wenn sich der ganze song nach katzenjammer anhört.

 

[alex_de_luxe]

Beim letzten Konzert ist meinem Gittaristen die Saite im Solo gerissen. Der Typ ist einfach verflucht schnell im Instrument wechseln. Da hats kaum Zeit gehabt um ein wenig zu improvisieren

 

[U-Bass]

... sein korg vielleicht an einen a-b-switch hängen, damit man nicht stummschalten muß ...

das ist eine gute Idee, nur wie funktionierts?
Wenn ich mit dem Switch von Amp auf Korg umschalte, ist das Signal ja auch weg.
Da braucht es einen Switch, wo ich beide Ausgänge gleichzeitig schalten kann - oder?

oder so einen Anklipptuner, der oben an der Kopfplatte sitzt und immer nebenher mitläuft.
Sieht bloß ein bisschen bescheiden aus und ich weiß nicht, ob der beim Bass auch funktioniert.
Einer "meiner" Gitarristen hat so ein Teil, aber wahrscheinlich ist das Dingens nicht so schnell, denn er stimmt immer am längsten.

 

[W.A.S.P.chen]

Ich hab mal je nen Cliptuner von Planet Waves und Thomann am Preci mit Flats(!) probiert, war voll nervig. Wenn das Ding den Ton endlich mal getrackt hatte, war er schon fast wieder weg, um z.B. nen Halbton runterzustimmen hat einmal anschlagen nicht gereicht.

 

[Melkor]

Ich habe mir auch mal den günstigen Thomann Clip-On Tuner für 5 euro mitbestellt.
Für den Preis ist er ganz ok. Aber wirklich überzeugt oder gar begeistert bin ich nicht.
Er trackt wirklich sehr langsam. Die H-Saiter kriegt er sogar garnicht.
Am Besten funktioniert er natürlich mit nem Flageolett am 12. Bund.

Vielleicht sind die teueren Clip-On Tuner wesentlich besser.