Wenn der Drummer schlapp macht...

[Mudskipper]

...klingt komisch, ist aber leider so.

Unsere kleine Kapelle gibt es jetzt seit knapp drei Jahren. Wir hatten gute Zeiten, weniger gute Zeiten, mal eine für uns Hobbyisten okaye Gig-Situation, aber seit einem Jahr dümpelt es, trotz hervorragendem Sänger.

Einer der Gitarristen hat uns verlassen, da eher traditioneller spielen will, er hat sein Glück gefunden und wir sind immer noch gut befreundet.

Aber: Jetzt, nur noch zu viert scheint unser eh schon immer das "schwächste Glied" Drummer einen weiteren Rückschritt zu machen.
Weiteren? ja, er ist ein talentierter, supernetter Typ, ich liebe den Kerl geradezu, aber seine Formschwankungen sind dramatisch, sein Übewille äußerst rar.
Er hat sich als Autodidakt eine absolut nicht nachvollziehbare Art des Zählens angewöhnt, die man nicht mehr aus ihm herausbekommt.
Dazu läuft es wohl bei Ihm zu hause aktuell nicht sehr rund und der Mensch ist echt zu nix mehr zu gebrauchen.

Gesprächsangebote egal zu welchem Thema, Einzelsessions mit ihm, immer wieder Nachsicht, wenn ein neuer Song doch noch nicht sitzt etc pp.

Wie gesagt, ein sehr feiner Kerl, aber jetzt muss ich es mir einfach mal von der Leber schreiben, obwohl ich ein geduldiger und diplomatischer Mensch bin

Ich habe die Schnauze voll[**/].

Wir wollen jetzt noch 2-3 Proben mit ihm abwarten, schauen wie es läuft und dann mal mit ihm ernster reden.
Nicht das wir schon mehrfach im direkt gesagt haben, das er üben muss, 1000 mal Hilfe angeboten, aber ich fürchte mehr kann man nicht machen.
Rauswerfen ist auch irgendwie kacke, aber ich habe vorher über 10 Jahre hauptsächlich mit zwei richtig guten Schlagzeugern zusammengespielt und habe jetzt echt schon ne ganze Weile "ausgehalten", aber ich bin schon fast der Verzweiflung nahe.

Die anderen beiden Jungs sind der Hammer, ein mega Sänger und ein guter, bescheidener(!!!) und sehr musikalischer Gitarrist...und dann halt ein guter Freund, der aber immer mehr wie ein Klotz an der Band hängt und massiv bremst, is doch kacke ey...

 

[Ray Mahogany]

Ein ähnliches Problem hatten wir auch. Da aber hier die Gruppe aus Rücksicht auf ein Mitglied die gesteckten Ziele nicht erreichen konnte, haben wir das im Bandgespräch zu Anfang der vorletzten Probe angesprochen. Unser Drummer hat dann schon von selbst gesagt, dass er aus privaten Gründen das alles nicht mehr packt und uns nicht im Weg stehen will.
Die Angst einiger Bandmitglieder, die Ihn schon Jahrzehnte kannten, war vor dem Gespräch natürlich groß, aber das ganze ist sehr harmonisch abgelaufen und alle können sich guten Gewissens in die Augen sehen.
Offenes Ansprechen, dass es so nicht funktioniert, hat geholfen. Eine Freundschaft muss Ehrlichkeit aushalten können!

 

[Metalfist]

Ein mässiger Drummer ist echt ein Riesenproblem.

Ich leide auch seit Jahren unter so einen Exemplar.
Er übt konsequent nicht und ist leider sehr unsicher.
Bei jeden Fill spürt man wie er denken muss um das einigermassen sauber spielen zu können.
Solo? - vergiss es.

Er ist ein extrem netter, liebenswerter Mensch. Hilfsbereit und immer sehr engagiert.

Wenn ich merke, dass er zu schleppen anfängt, versuche ihn anzutreiben was aber konsequent ignoriert wird.
Unverständlich ist auch, dass er bei Swingsachen immer wieder ins gleiche Tempo zurückfällt.
Am Bass leide ich natürlich darunter extrem.
Einen Groove aufbauen ist so unmöglich.
Der Leader hat schon einige Male gesagt dass wir nicht sauber zusammenspielen. - Surprise, Surprise!!
Obwohl klar ist, wer schuld daran trägt ist, wirft es auch Schatten auf mich.

Bei anderen Zeuglern funktioniert es hingegen gut. Das ist ein Gefühl wie wenn man in einen Zug einsteigt. Man steigt ein kann sich bis zu einen gewissen Grad frei bewegen (laid back oder treibend Spielen), aber der Zug fährt weiter.
Ein guter Zeugler führt, ist sicher und bildet die Basis.

 

[Mudskipper]

Zitat:Original erstellt von: badmatafaka
Bei anderen Zeuglern funktioniert es hingegen gut. Das ist ein Gefühl wie wenn man in einen Zug einsteigt. Man steigt ein kann sich bis zu einen gewissen Grad frei bewegen (laid back oder treibend Spielen), aber der Zug fährt weiter.
Ein guter Zeugler führt, ist sicher und bildet die Basis.

Ja, genau daran denke ich immer mehr, der wehmütige Blick an vergangene Tage mit guten Drummern.

Aber er ist halt auch ein Freund.Wir werden uns nächste Woche zu dritt treffen und darüber beraten, wie wir es dem Mann gut aber auch deutlich sagen können.
Ach ist das shyce.

 

[Grga]

Als ex-Drummer, der eins- zweimal im Jahr nochmal 'nen Gig mitspielt in 'ner Oldie Band.. musikalisch nicht mein Ding.. aber der "alt Herren Club" spielte die letzen Jahre ohne festen Drummer.. und kann man ja ruhig mal machen, hatte ich immer Probleme mit "schwachen" Drummern.. ich kenne hier aus der Gegend auch nur drei, mit welchen es mir Freude macht zu spielen, eine Fügung führte dann einer von ihnen und mich zusammen, und so enstand nach und nach 'ne Rasselbande in welcher es richtig Sbass macht zu spielen. Das Problem ist immer die zwischenmenschliche Komponente.. die unsicheren Drummer waren nette Kerle, aber die Defizite sorgten dafür, dass es einfach keinen Spass machte mit ihnen zu spielen.. das sorgte tlw. für handfesten Streit, Kraftausdrücke flogen durch die Proberäume und so kommt man ja auch nicht weiter.
Besonders hart fand ich die Trennung von einem, welcher ein Thrombose Problem hatte.. war ein irre netter Kerl.. aber sein eines Bein machte nicht das was es sollte.. die Syncronisierung mit den anderen drei beteiligten Gliedmassen klappte nicht mehr.. das tat mir sehr leid damals. Ich riet ihm mit 'nem Instrument anzufangen bei welchem er keine Beine einsetzen muss.. ob er's gemacht hat weiss ich nicht. Also immer schwierig.. aber man darf sich nicht "zurückwerfen" lassen.. und sollte "sein Ding" verfolgen.. man wird ja auch nicht jünger.. und wenn da die Entwicklung stehen bleibt od. gar zurück geht ist es imo Zeit die Reissleine zu ziehen.

 

[cellkirk74]

Unserer ist auf den Proben immer todmüde, obwohl er als Lehrer (grundschule Jahre 1 und 2)mit den softesten Job bei uns in der Band hat. Der pennt regelmäßig fast beim Spielen ein...

 

[Grga]

[]

 

[Mudskipper]

Zitat:Original erstellt von: Grga
Also immer schwierig.. aber man darf sich nicht "zurückwerfen" lassen.. und sollte "sein Ding" verfolgen.. man wird ja auch nicht jünger.. und wenn da die Entwicklung stehen bleibt od. sich gar zurück geht ist es imo Zeit die Reissleine zu ziehen.

Grga, das ist eigentlich das was wir konsequent machen müssen, wir haben wohl nur Angst vor diesem Schritt.
Ich überlege sogar, ob man den Drummer davon überzeugen könnte als Techniker in der Band zu bleiben. Da ist er nicht der Übelste bzw. kann sich in solche Sachen sehr gut reinfuchsen und da auch am Ball bleiben.

 

[Grga]

Zitat:Original erstellt von: Mudskipper
Ich überlege sogar, ob man den Drummer davon überzeugen könnte als Techniker in der Band zu bleiben. Da ist er nicht der Übelste bzw. kann sich in solche Sachen sehr gut reinfuchsen und da auch am Ball bleiben.

Ist eigentlich ein guter Ansatz.. falls nicht doch üble Stimmungen aufkommen und er sich zurückgesetzt fühlt.. aber Du kennst ihn ja.

 

[Ebkor]

Das mit dem Techniker ist natürlich ein guter Ansatz, jedoch ist es, gerade nach einer Trennung, doch schwierig sachlich zu bleiben. Vor allem er könnte sich gefrustet und ausgestossen vorkommen, und er könnte es so empfinden dass ihr ihn da wo er nicht gut ist ersetzen wollt aber ihn als anscheinend guten Techniker weiterhin von ihm profitieren wollt. Müsst ihr also aufpassen wie ihr ihm das sagt, aber da solltet ihr ihn ja gut genug kennen.

 

[Jack in the green]

Zitat:Original erstellt von: Mudskipper

Wir werden uns nächste Woche zu dritt treffen und darüber beraten, wie wir es dem Mann gut aber auch deutlich sagen können.

Das finde ich eine ganz schlechte Idee! Zu sagen, "wir drei haben uns letzte Woche zusammen gesetzt und über dich geredet", würde ich als Mobbing empfinden.
Sprecht ohne vorherige Absprachen mit ihm. Dann wird er auch keine breite Front gegen sich ausmachen können. Allein steht er doch auf verlorenem Posten.
Aus deinem Posts entnehme ich, dass ihr drei euch aber schon einig seid. Finde ich persönlich sehr unkollegial.

 

[Grga]

Zitat:Original erstellt von: AmPrayer
Finde ich persönlich sehr unkollegial.

Na ja.. die drei treffen sich doch um eine Möglichkeit zu finden es ihm schonend beizubringen.. wie man's macht ist es verkehrt [ooo][]

 

[Mudskipper]

Zitat:Original erstellt von: AmPrayer
Aus deinem Posts entnehme ich, dass ihr drei euch aber schon einig seid. Finde ich persönlich sehr unkollegial.

Ich finde es sogar sehr kollegial, wir wollen uns ja nur abstimmen und kein "Urteil" in Abwesenheit fällen, quasi eine Gesprächsvorbereitung.

Wie man ein Krisengespräch dann mit Demjenigen führt weiß ich wohl, ist schliesslich mein täglich Brot, aber bei unserem Drummer müssen wir einfach gut abgestimmt in das Gespräch gehen, da er sensibel ist, ein schlechtes Selbstwertgefühl hat und einfach unfassbar nett ist.

 

[Metalfist]

Bei unserer Sängerin war es leider auch sehr schwierig.

Ein Wahnsinnstalent und gesegnet mit einer kristallklaren Stimme und sehr kreativ.
Leider happerte es an Disziplin (Absagen eine halbe Stunde nach Probenbeginn, demotivierende Bühnenpräsenz,...).
Da sie jeder eigentlich menschlich sehr gut leiden konnte, aber vor allem da sie wirklich supergeil Singen konnte, konnten wir uns lange nicht zu dem Entschluss durchringen.
Letztenendes war es aber für uns nur noch demotivierend nichts von unserem Potenzial nützen zu können.
Wäre es so weitergelaufen, hätten wir uns sicher schon vollständig aufgelöst.

Daher haben wir die Notbremse.
Eigentlich wollten wir uns mit ihr Treffen und von Angesicht zu Angesicht mit ihr das klären.
Nachdem sie uns aber leider wieder einige Wochen lang versetzt hat, haben wir ihr das schriftlich unsere Entscheidung mitgeteilt.
Leider war das zwar die mieseste Art wie man nur jemanden rauswerfen kann, aber ihr war es auch immer ziemlich egal, wenn sie uns versetzt hat. Was wäre uns sonst übrig geblieben.


Dann haben wir einen neuen Sänger gesucht und gefunden.
Auch wenn er leider nicht das Gesangsniveau von ihr hat, ist er kreativ und es läuft sehr gut mit ihm und wir kommen sehr gut voran.

 

[BassHead]

@faka
Was verstehst du unter einer "demotivierenden Bühnenpräsenz"?

 

[Masl]

Solche Situationen sind immer blöd. Bei uns ist es gerade ein Gitarrist, der Ärger macht. Übt eh jobbedingt wenig, hatte dann private Probleme, die er aber nicht mit der Band geteilt hat. Das war ein großer Fehler! Wenn man schlechte Laune verbreitet und keine Leistung (mehr) bringt und alle merken, dass etwas nicht stimmt, dann muss man drüber reden. Wenn selbst mehrere klärende Gespräche nichts bringen, muss man den Schnitt machen. Bei uns wird es wohl bald so weit sein, wenn sich nichts ändert. Es ist immer hart, wenn das schwächste Bandmitglied rausgeworfen wird. Aber wenn der oder die einfach nicht mitzieht und sich auch kein Stück weiterentwickelt, dann ist muss man diesen Weg wohl leider gehen...

 

[Jack in the green]

Zitat:Original erstellt von: Grga

wie man's macht ist es verkehrt [ooo][]

Leider ja!
Aber hinten rum schon irgendwas in die Wege leiten, finde ich ganz verkehrt

 

[alice d.]

die erfahrungen aus meiner ex-band zeigen, daß es da wenig zeitverlust geben sollte.
wir haben vier jahre lang herumgekrebst mit völligem mist. einen schlechten gitarristen haben wir (da er bandgründer und proberaummieter war) mit zusammengebissenen zähnen immer mitgeschleift, dann gab es eine sängerin, die wir lange hatten und die unrockbar war (und zudem das seltene phänomen erzeugte, im proberaum mit der performance zu überzeugen, auf den aufnahmen allerdings immer schief zu singen... wir waren halt alle zu sehr mit uns beschäftigt). letztlich hat uns das alles immer wieder heruntergezogen und es gab regelmäßige aussprachen mit hau-ruck-apellen.
das ist komplett für den arsch. wenn man solche apelle braucht, läuft etwas gravierend falsch und dann sollte man ganz ernsthaft nach den ursachen suchen und die beseitigen. dazu gehört es, namen zu nennen und probleme aufzuzeigen. wenn man ein zweites mal zusammensitzen muß und die gleichen namen genannt werden mit den gleichen problemen... dann sollte man ernsthaft überlegen, ob der betreffende kopf nicht zu rollen hat. denn demotivation bekommt man nur schwer wieder los. man macht ein problem immer an einer person fest, und wenn das nur im eigenen hinterkopf ist. der typ kommt in den proberaum und egal ob er heute vorbereitet ist und so, man verdreht innerlich die augen und macht sich gefasst auf die nächste unterirdische performance. wenn die schlechte performance eingerissen ist, ist das gefälle in der band einerseits zu groß, andererseits ist es schwierig, sich dann sowohl vom übeverhalten als auch von der erwartungshaltung zu ändern.

die situation rund ums ende meiner band war, daß ich absolut keinen bock mehr hatte, für irgendwas das instrument anzufassen. man ist aus gewohnheit in den proberaum getappt, hat sich gefreut, wenn die problemperson nicht da war (obwohl eine probe mit unvollständiger band nicht sinnvoll ist) und hat seinen part abgeliefert. fertig. das ist für alle beteiligten traurig.
wie anders ist die situation jetzt: zwei proben in der woche statt einer. ich freu mich auf die nächste probe, kaum daß die eine fertig ist. wenn ich um 23 uhr gehen muß, um den letzten zug nach hause zu erwischen, bin ich traurig und frage mich, wo die zeit geblieben ist und würde eigentlich gerne noch ein paar stunden weiter machen. ich hab wieder jeden tag den bass in der hand und das mit größter freude.

lieber ein ende mit schrecken als ein schrecken ohne ende.
die letzte aussprache mit der alten band war allerdings erstaunlich sachlich und freundlich.

 

[Mudskipper]

Zitat:Original erstellt von: AmPrayer
Leider ja!
Aber hinten rum schon irgendwas in die Wege leiten, finde ich ganz verkehrt

Bitte lesen was ich geschrieben habe, wir müssen uns nur vorher abstimmen, da der Herr Drummer sehr sensibel ist, in meinem Beruf bereite ich mich auch mit Anderen auf Problemgespräche vor, das hat mit "hinten rum" nix zu tun.

 

[Metalfist]

Zitat:Original erstellt von: BassHead

@faka
Was verstehst du unter einer "demotivierenden Bühnenpräsenz"?

Wenn man selbst gut aufgelegt ist und sich schon sehr auf das Konzert freut und die betroffene Person:
-) mit einem faden Aug ankommt und unverblümt sagt "am liebsten würde ich gleich wieder nach Haus fahren"
-) mit jeder Geste und Wort spüren lässt, dass es ihr einfach keinen Spass macht
-) das Konzert beinhart in einer extrem unvorteilhaften Strickweste spielt
-) kein Anflug von Emotionen/Tanz/Mitschwingen zur eigenen Musik
-) null, aber wirklich null Konversation mit Publikum
-) ...

Irgendwie kann ich bei soetwas gar nicht gut genug aufgelegt und aufgeputscht sein, um so ein Verhalten auch nur ansatzweise zu kompensieren.



Grundsätzlich gebe ich auch Alice recht mit dem Ende, wenn es nicht passt.
Allerdings sollte man es auch nicht übereilen jemanden rauszukicken.

Wichtig ist mir persönlich, dass alle am selben Strang ziehen, aber das musikalische Niveau muss natürlich auch passen.