Als bei EBay ein Fenix (by Young Chan) Jazzbass in Fretless zum Verkauf stand, hab ich mitgeboten. Den Zuschlag hab dann bei € 160,-- bekommen. Der Bass hat ein Palisander-Griffbrett, die Farbe würde ich als transparentes Honeyblonde bezeichnen. Der Korpus ist einteilig und aus Esche. Der Bass wiegt spürbar weniger als mein 1964er Precision Bass. Ach, um nicht komplett OT zu kommen, das Griffbrett ist nicht lackiert, ich spiele mit Rondwounds, und es sind keine Riefen zu sehen.
Leider war der Tone-Poti ausser Betrieb, war aber kein Problem, denn da war nur ein Kabel lose. Das eigentliche Problem war, dass ein Hals montiert war, der wohl für einen Bundbass gedacht war. Also keine Fret-Markierungen, nur die bekannten Punkte für den 3., 5., 7. und 12. usw. Bund. Kein wirkliches Problem, da der Fenix exakt die selben Maße hat wie ein original Jazz Bass.
Also in den Laden meines Vertrauens, und die Maße bzw. die Punkte für die Markierungen von einem Original abgenommen. Dann vorsichtig kleine Löcher in die Halsseite gebohrt und Stecknadeln mit Metallkopf vorsichtig bündig eingeschlagen. Klarlach drauf, und fertig. Manche machen auch einfache Markierungen mit Nagellack oder ähnlichem an die Halsseite, das hab ich auch versucht, aber der Lack war immer schnell wieder durch das Spielen weg gerubbelt.
Ach, und wegen der bekanntermaßen mit sehr schwachem Ausgang gesegneten PU's wurden diese gegen gegen gebrauchte EMG JVX ausgetauscht, und der Sond und Ausgang, den ich mir vorgestellt hatte, war da. Somit hat mich der Bass, bis er im jetzigen Zustand war, ziemlich genau € 200,-- gekostet. Für ein Instrument dieser Qualität ist das ein absolutes Schnäppchen.
Young Chan ist der grösste Pianohersteller in Asien. Als Fender die Produktion aus Kostengründen nach Korea verlegte, wurde ein Vertrag Young Chan geschlossen. Diese bauten nicht nur Fender Squier - Instrumente, sondern brachten 1:1 - Kopien unter dem Namen Fenix auf den Markt. Diese Bässe und Gitarrenn waren aus ausgesuchten Hölzern und besser verarbeitet als die Stücke, die im Auftrag gebaut wurden. Als Fender das bemerkte, dass Fenix eigene Instrumente auf den Markt brachte, wurde der Vertrag wieder gelöst. Das hat immerhin 2 Jahre gedauert. Wegen eines späteren Rechtstreits wurde die Kopfplatte leicht geändert, ansonsten sind die Bässe absolute 1:1 Kopien. Bis auf die bekannt schwachen PU's, sind die Bässe klasse, Bespielbarkeit und Sound sind einem guten Fender-Instrument ebenbürtig.
Als mein "Händler meines Vertrauens" den Bass in der Hand hatte, wurde er mit einem Markus Miller, den sich mein Händler für sich selbst angeschafft hat, sowie einem FGN (Fuji Gen)-Jazzbass verglichen, der Bass schnitt absolut gut ab. Es war vom Handling her kaum ein Unterschied zu bemerken, auch die Verarbeitung des Fenix ist im Vergleich zu den anderen Bässen mindestens genau so gut. Nur, dass eben die schwachen Pu's, eine Kopie einer Badass-Brücke sowie günstige Mechaniken verbaut worden sind. Die verbaute Hardware funktioniert aber, die Brücke ist OK, die Mechaniken sind leichtgängig und halten die Stimmung prima. Also, was solls.
Ich hab den Sermon nur geschrieben, da ich aufzeigen wollte, dass Fretless Bässe auch günstig zu haben sind. Leider kann hat Fenix offensichtlich nur sehr wenig Fretless-Bässe gebaut, somit handelt es sich um einen Geheimtip. Aber auch, um den Versuch zu unternehmen, mal nen Bass zu "entgräten", lohnt es sich, mal nach so einem Instrument auf dem Gebrauchtmarkt zu forschen.
Ciao
Uwe
